ChatGPT

Du sprichst mir aus der Seele!
Und nein, das ist früher auch nicht anders gewesen, schon zu meiner Schulzeit (bin Jahrgang 1964) war der Lehrplan randvoll mit irgendwelchem Mist, den man im Leben nie wieder braucht.
Handarbeitsunterricht 5./6. Klasse? Super, war für die Mädchen verpflichtend, die Jungs hatten - in Ermangelung eines Werklehrers - frei. Ich hab Jahre gebraucht, bis ich freiwillig wieder Stricknadeln in die Hand genommen habe.
Meine Aversion gegenüber der französischen Sprache bin ich bis heute nicht losgeworden (mon dieu, subjonctif mes dames, c’est barbarisme) und in der 12. hab ich mich eine Stunde lang mit unserer Physiklehrerin gestritten, weil ich wissen wollte, wie man eine kaputte Waschmaschine repariert, stattdessen aber die Heisenberg’sche Unschärferelation auf dem Programm stand. Es darf geraten werden, was davon man im späteren Leben wirklich braucht.

Die Reform unseres gesamten Schulsystems ist sowas von überfällig, oder, wie wir früher gerne gesagt haben:

Schule ist der Ort,
wo einen Lehrer von gestern
mit Methoden von vorgestern
auf die Probleme von morgen vorbereiten sollen.

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Mir nicht!
Ich bin gerne in die Schule gegangen und sehr dankbar für alles, was ich dort lernen durfte. In anderen Ländern ist das auch heute nicht selbstverständlich. Da dürfen Kinder sich auf Kakaoplantangen ausbeuten lassen oder sich gleich prostituieren …

Ich habe diese Argumente schon oft gehört, aber leider konnte mir bisher noch niemand sagen, welches Wissen wir in der Schule denn vermitteln sollten, das wichtig ist. Das dürften viele Leute sehr unterschiedlich sehen.

Fakt ist, dass das Gehirn trainiert werden sollte - und zwar möglichst früh, bevor es 25 Jahre alt wird und dann wesentlich schlechter Neues aufnimmt. An was für Inhalten man das macht, ist gar nicht so wichtig.

Wenn ich ins Fitness-Studio gehe und eine Übung mache, bei der ich die Arme mit Gewichten immer wieder hebe und senke, mache ich das auch nicht, weil ich im Alltag mit genau dieser Armbewegung herumlaufe. Ich mache das, um Muskeln zu bilden, die mir dann im Alltag auf verschiedene Weise nützen können, aber selten mit genau der Bewegung aus dem Fitness-Studio.
Mit Lerninhalten ist es ähnlich: Sie dienen in erster Linie dazu, das Gehirn im Lernen zu üben. Ich würde gar nicht erwarten (und habe das auch nie), dass ich alle Lerninhalte in meinem Leben 1:1 so verwenden werde. Aber wenn ich später (nach dem 25. Lebensjahr) etwas Neues lernen möchte, wird mir das umso leichter fallen, je mehr ich vorher schon gelernt habe.
Und es muss ja nicht Französisch sein. Es kann ja auch eine andere Sprache sein. Aber wenn man eine Sprache lernt, muss man eben auch Vokabeln lernen. Sonst kann man weder etwas sagen, noch etwas verstehen.
An unserer Schule hat mal ein Sportlehrer gesagt: „Wir könnten hier nicht mal eine freiwillige Fußball-AG anbieten. Da würde kein Schüler kommen.“
Und ich dachte immer, Fußball sei der Leib-und-Magen-Sport der Deutschen.

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Wenn ich auf meine Schulzeit zurückblicke, habe ich dort weder gelernt, wie man ‚richtig‘ lernt (das hab ich mir erst später aneignen können), noch wurde ich auf irgendetwas neugierig. Eher das Gegenteil, was mich vorher interessiert hat, wurde mir da systematisch abgewöhnt. Und ich war wirklich kein Einzelfall.
Freiwillig in der Schule hab ich dann später Werken belegt (als endlich ein Lehrer vorhanden war).

Es ist absolut richtig, dass man als Kind und Teenager noch am besten und leichtesten etwas Neues lernt - aber warum muss man es wirklich so staubtrocken und realitätsfern anbieten, dass man daran kaum Spaß entwickeln kann?

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Ich hatte einen Englisch-Leistungskurs und konnte im Abitur Shakespeare interpretieren und wusste absolut alles über Death of a Salesman. Dann habe ich in einer Firma angefangen, in der nahezu ausschließlich Englisch geredet wurde. Ich war vollkommen aufgeschmissen, weil ich keinen einzigen Menschen verstanden habe und Panik bekam, wenn das Telefon läutete. Es wäre nützlicher gewesen, wenn ich gelernt hätte, wie man Leute am Telefon vertröstet oder schlichtweg sagt, dass man eben zum Chef durchstellt oder so. Banale Dinge, die ich nicht konnte.
Geschadet haben Shakespeare und Arthur Miller dennoch nicht. Heute halten die Schüler Shakespeare für ein Smoothie.
Was ist nun besser? Um es vorwegzunehmen: Ich weiß es nicht.
Ich bin sowieso lieber reiten gegangen als zur Schule, habe auch diverse Prüfungen im Reitsport abgelegt (Praxis UND Theorie). Am Biounterricht hatte ich keinen Spaß, mir das Interieur/Exterieur des Pferdes zu Gemüte zu führen fand ich hingegen toll und konnte nachher auch alles was ich für die Prüfungen brauchte.

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Ich würde sagen, ein Mix aus beidem würde schon sehr viel bringen.

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In anderen Ländern ist das auch heute nicht selbstverständlich. Da dürfen Kinder sich auf Kakaoplantangen ausbeuten lassen oder sich gleich prostituieren …

Das ist aber kein Argument für Stillstand.

Ich habe diese Argumente schon oft gehört, aber leider konnte mir bisher noch niemand sagen, welches Wissen wir in der Schule denn vermitteln sollten, das wichtig ist.

Das kann auch keiner in einem Satz beantworten - und es ist vielleicht auch nicht die Frage die man zuerst stellen sollte. Erstmal sollte man sich fragen nicht was gelernt werden sollte (denn das sollte vielleicht gar nicht generalisiert werden, sondern von großer Individualität geprägt sein), sondern wie gelernt werden sollte - überhaupt wie Lernen funktioniert. Und da gibt es doch schon sehr fundamentale Kritiken die man dazu lesen kann. vom Autor kann man halten was man will, aber ein gutes Buch dazu: Anna, die Schule und der liebe Gott.

Fakt ist, dass das Gehirn trainiert werden sollte - und zwar möglichst früh, bevor es 25 Jahre alt wird und dann wesentlich schlechter Neues aufnimmt. An was für Inhalten man das macht, ist gar nicht so wichtig.

Also 25 Jahre Bulimielernen, damit man dann, wenn man lernen kann was man wirklich lernen möchte, noch halbwegs trotz des Alters gut lernen kann? Willst du das damit sagen :smiley: ?

Ich hab’s versucht. Wir behandeln in der Mittelstufe, die zur Mittleren Reife führen soll, gerade das Auge. Wie jedes Jahr. Und jedes Jahr werde ich gefragt, ob wir Augen sezieren. Und wenn ich ja sage, kommt das große Geschrei, wie eklig das sei und dass verschiedene Schüler das nicht wollen.
Ich mache das auch nicht mehr.
Früher habe ich das Auge sezieren lassen, Zeichnungen anfertigen lassen und eine kleine Abhandlung darüber schreiben lassen.
Heute geht das nicht mehr. Zum einen ist es wohl mittlerweile verboten. Aber ich könnte im Landratsamt einen Sonderantrag stellen. Dort wusste nur niemand Bescheid, als ich mich darum gekümmert habe. Dann kam Corona und im Landratsamt hatten die andere Sorgen.
Aber mir ist schon zweimal im Unterricht ein Schüler umgekippt, sodass ich den Rettungswagen rufen musste. Einmal, weil wir einen Film über Blut gesehen haben. In der Szene kam zwar gar kein Blut vor, aber es dennoch gereicht, dass eine Schülerin bewusstlos vom Stuhl gekippt ist.
Das andere war noch harmloser. Wir haben nur eine einfache Atemübung gemacht. Und plopp, lag ein Schüler ohnmächtig am Boden.
Ich kriege echt langsam die Krise, wie zartbesaitet die Schüler sind. Endlose Diskussionen. Auch wenn wir Herzen o.ä. sezieren wollen. Da kommt dann: „Ich bin Vegetarier“, „Ich bin Muslime“, „Ich finde das eklig“, „Mir wird schlecht davon“ und so weiter. Hallo? Ihr sollt die Herzen nicht essen, liebe Vegetarier und Muslime!
Fazit: Ich mache es nicht mehr! Dann kriegen sie eben den staubtrockenen Unterricht, den sie haben wollen.

Ich stimme absolut mit euch überein, dass man an manchen Stellen den Lehrplan überdenken könnte. Aber sich nicht mehr für das Funktionieren des eigenen Körpers zu interessieren, was ja auch zur Gesunderhaltung beitragen könnte, finde ich schon schade.

Und was Shakespeare angeht, @Suse, das Abitur hat ja gar nicht zum Ziel, jemanden in Englisch für einen Beruf im Büro fit zu machen. Es ist dafür gedacht, auf ein Hochschulstudium vorzubereiten (zumindest ursprünglich). Und da muss man sich zwar mit der englischen Sprache auseinandersetzen, aber auf andere Weise als im Berufsleben.
Und es ist bei jeder Prüfung wie bei der Führerscheinprüfung: Wenn man sie in der Tasche hat, dann lernt man erst richtig Auto fahren.

Liebe @Yoro, den Mix habe ich mittlerweile auch aufgegeben. Es kommt nichts dabei heraus, aber ich stehe womöglich mit einem Bein im Gefängnis. Dazu habe ich auch keine Lust.

Eines der schlechtesten Bücher, die ich je gelesen habe.

Nein. Von Bulimielernen war bei mir nie die Rede.

Ohne Shakespeare hätte mir der Unterricht aber mehr Spaß gemacht. Und mit mehr Spaß an der Sache hätte ich auch mehr gelernt.

Findest du das Buch schlecht, oder die Analyse falsch? :slight_smile:

Eigentlich eine rhetorische Frage. Jemand der das Bildungssystem abfeiert, findet natürlich kein Gefallen an dem Buch. Schon klar.

q.e.d :slight_smile:

Aber man muss doch nicht gleich Augen oder sonstige Organe sezieren (das kann und muss man später im Medizinstudium machen), um Kindern das Funktionieren des eigenen Körpers interessant rüberzubringen.

Deswegen jammern ja auch so viele Uni-Professoren, dass die frischen Abiturienten in den meisten Fällen kaum eine Ahnung von ihrem gewünschten Studienfach haben, von einer guten Vorbereitung ganz zu schweigen.

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Ich feiere das Bildungssystem nicht ab. Ich würde am liebsten aussteigen!
Aber eine Gesellschaftsstruktur mit möglichst flachen Hierarchien, wie sie im 21. Jahrhundert gewünscht ist, setzt noch mehr eine gesunde (und nicht derartig verzögerte) psychische Reifeentwicklung bei jungen Menschen voraus. Wenn ich an die vielen kleinen Egozentriker denke, die in den Klassenzimmern sitzen und die alleinige Aufmerksamkeit des Lehrers beanspruchen, kann ich mir nicht vorstellen, dass das für ein Zusammenleben förderlich ist.

Das ist doch Quatsch. Aus meinen ersten Jahren als Lehrerin weiß ich, dass diese Stunden zu den beliebtesten der Schüler gehörten. Auch wenn sie sich vorher etwas überwinden mussten, fanden die meisten Schüler es hinterher total interessant.
Nur heute sind sie irgendwie total zartbesaitet und können nichts mehr ab. Und schließlich macht nicht jeder ein Medizinstudium. Da wäre die Schule ja eine gute Gelegenheit, mal etwas zu machen, was man dann in seinem Leben nie wieder machen wird. Als Gelegenheit, neue Erfahrungen zu sammeln.
Aber wenn Biologieunterricht nicht mehr heißt, dass man sich die Dinge in der Realität anschauen darf oder sollte, dann bin ich in der Schule wohl wirklich falsch. Lernen mit allen Sinnen, heißt es doch, oder? Warum soll ich mir dann eine Computeranimation von einem Auge anschauen? Da werden längst nicht alle Sinne angesprochen.
Aber ich mache es nicht mehr, weil ich keine Lust mehr habe, den Notruf wählen zu müssen.
Ach ja, und als Kinder würde ich meine Schüler nur noch im Ausnahmefall bezeichnen. Viele sind schon 18 Jahre alt. Psychisch bewegen sie sich jedoch eher im Kleinkindalter.

Aber wenn ihr es so viel besser wisst, dürft ihr euch gerne bewerben. Es herrscht ja Lehrermangel, da nehmen die auch Quereinsteiger mit Kusshand. Und der Lehrermangel wird in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen.

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Wenn du es sagst.
Wir haben damals keine Augen seziert, unser Lehrer hat uns dafür eine ganze Reihe von optischen Täuschungen gezeigt und uns daran erklärt, warum man darauf reinfällt → wie das Auge funktioniert.
Und die ganze Klasse fand es höchst spannend.

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Das haben die bestimmt nur gesagt, weil die nicht seziert werden wollten :wink:

Mache ich auch. Interessiert kaum jemanden …

Aber wenn ihr es so viel besser wisst, dürft ihr euch gerne bewerben. Es herrscht ja Lehrermangel, da > nehmen die auch Quereinsteiger mit Kusshand. Und der Lehrermangel wird in den nächsten Jahren >noch deutlich zunehmen.

Ich würde das sogar machen, wenn die Schulen flexibel genug wären und AT Gehälter zahlen können. Meine Zeit hab ich nicht zu verschenken :slight_smile:

Würde ich dieses Jahrhundert nicht mehr erwarten.

Dann ist die Not wohl noch nicht groß genug :smiley:

Aus Sicht der Politiker nicht. Und die Lehrer werden krank oder kündigen neuerdings sogar. Vielleicht wird der Beamtenstatus doch überbewertet.