Buchanfang

Von „darf“ war nicht die Rede. Von „sollte“ kann man schon sprechen. 50 Bücher ist … sagen wir mal, um Einsicht ins Schreiben zu erlangen, ein Fliegenschiss.
Das heißt nicht, dass man nicht auch mit zwei, drei gelesenen Büchern Großes leisten, vielleicht sogar schreiben kann. Die Wahrscheinlichkeit allerdings ist gering.
Übung macht den Meister. Lesen gehört meines Erachtens dringendst zum Üben. Sofern man dabei analysiert, erkennt, bemerkt, wir jemand, der es kann, gut schreibt. Leichter geht’s kaum - und leichter sind andere Meisterwerke der Kunst nicht durchleuchtbar.
Bis man begriffen hat, warum ein Bild genial ist, vergehen Äonen. Ein Damast-Schwert wird man erst durch intensive Forschung begreifen. Für eine Statue bedarf es des Materials, Werkzeugs und vielem mehr, ehe man selbst derlei erreichen wird können.
Beim Schreiben bedarf es „nur“ der Erkenntnis des Offensichtlichen. Ganz einfach, also :slight_smile:

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Das erinnert mich an Murakami‘s 1Q84 „Die Puppe aus Luft“. Wie liest sich ein Buch eines Menschen der weder lesen noch schreiben kann?

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Mag sein … ist das Fleisch jedoch willig und wach der Geist, so werden die Mühen des Machers belohnt.
Belohnung liegt im flüchtigen Moment des Vergessens des Gemachten hinter Verschluss. Zu aller Anderen Erleichterung.

Auf Deutsch und frei nach Loriot: „Schreiben ohne Lesen ist möglich, aber sinnlos.“

Sicherheitshalber: Das war ein Scherz!

3 „Gefällt mir“

Mit großem Respekt ziehe ich stets meinen imaginären Hut der Anerkennung, über den Mut eines jeden Schriftstellers, der sein Werk einer virtuellen Gemeinschaft zur kritischen Betrachtung anvertraut. Von der Euphorie über die ersten gelungenen Zeilen und der Vorfreude auf das ein oder andere lobende Wort. Ich leide da stets ein wenig mit, im Augenblick der Ernüchterung, gefolgt vom Gefühl einer niederschmetternden Kritik, die vielleicht genau jene Stellen des Textes betrifft von denen man restlos überzeugt und begeistert war. Könnte man sich einfach lächelnd dafür bedanken und weiter wie gehabt ans Tagewerk gehen? Das Werk unter einem anderen Blickwinkel betrachten und neu entdecken?
Der Umgang mit Kritik ist in jeder Phase unseres Handwerks von großer Bedeutung und entscheidend für den Erfolg unserer Werke.

6 „Gefällt mir“

Wie man durchs Leben gehen kann, ohne zu lesen, ist mir ein völliges Rätsel. Die Vorstellung, dass man zwar nicht gerne liest, aber unbedingt ein Buch schreiben möchte, ist zwar irgendwie faszinierend, nachvollziehen kann ichs aber nicht.

Dein Schreibstil liest sich flüssig, man versteht, worum’s geht und die Orthographie ist in Ordnung, aber das sind gerade mal die allernotwendigsten Voraussetzungen.
Irgendein Buch würden wohl eine ganze Menge Leute hinbekommen, aber die eigentliche Kunst an der Sache besteht darin, eines zu schreiben, dass auch möglichst viele Menschen lesen wollen. In der Belletristik muss es spannend und unterhaltsam sein, es braucht einen tragfähigen, möglichst originellen Plot, Charaktere, in die man sich hineinversetzen kann und so weiter.

Bei aller sprachlichen Begabung, die man mitbringt, wenn man sich nicht lange und ausführlich damit beschäftigt, wie man all diese Dinge erreicht, werden sich nicht viele Interessenten am eigenen Geschreibsel finden. Und das geht nun einmal nur über den Weg, andere Werke zu lesen und zu analysieren. Warum bekam z.B. Hemmingway für ‘der alte Mann und das Meer’ den Nobelpreis, warum ist bei Melvilles ‘Moby Dick’ der erste Satz so genial, was macht Stephen King so erfolgreich, worin liegt der Reiz von Harry Potter … auch hier ein und so weiter.
Man findet in der Weltliteratur tonnenweise Beispiele für gelungene und weniger gelungene Werke, man hat Auswahl aus allen möglichen Genres und man kann sich wundervoll unterhalten lassen, während man neues lernt.
Anders gefragt, wo und wie soll man es sonst lernen?

Das ist jetzt aber nicht ernst gemeint - oder?
Dass man an einem Satz auch mal mehrere Minuten feilt, ist nicht nur normal, sondern auch ein verdammt guter Schnitt. Wichtige Sätze können Stunden in Anspruch nehmen, bis man sie zum Schluss möglicherweise doch komplett über den Haufen schmeißt und völlig anders formuliert.

Zu deiner Story:
Wie gesagt, man kann gut folgen und es liest sich locker weg, mir fehlt dabei aber irgendwie die Seele. Auf mich wirkt es wie eine distanzierte Aneinanderreihung diverser Ereignisse, bei denen ich mich frage, warum ich da im Eiltempo durchgeschleust werde und für die ich nicht so wirklich Interesse aufbrinen kann. Ich vermisse einen roten Faden, etwas Emotionalität und einen packenden Anfang, der mich in die Geschichte hineinzieht.

6 „Gefällt mir“

Natürlich. Die große Frage aber ist ja, ob man auch als Betroffener das denn wirklich will. Mir ist konstruktive Kritik immer lieber als “das haste aber toll gemacht!” (Wichtig: auf NICHTS hier bezogen! Rein theoretisch!)

Man möchte doch wachsen, wenn man sich sozusagen in eine Trainingsgruppe begibt. Wie ich schon schrieb - in Wolfenbüttel an der Bundesakademie für Autoren sitzt man da mit roten Ohren - und wird besser. Mindestens das mit den roten Ohren hatte ich auch. :wink:

2 „Gefällt mir“

Fukaeri, die Figur in 1Q84, ist eine Mischung aus Analphabetin, Legasthenikerin und Autistin. Mit ihrem Erstling gewinnt sie Japans wichtigsten Nachwuchswettbewerb für Schriftsteller. Der Roman von Haruki Murakami lässt uns hoffen …
Übrigens eines meiner Lieblingsbücher

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Seh’ ich auch so. Sonst wäre ein Autor ja auch vergleichbar mit jemandem, der Morgens andächtig Milchwölkchen in seinen Kaffee rührt und Abends beleidigt ist, dass diese immer noch nicht die Gestalt des Esels angenommen haben, den er vor dem Frühstück im Spiegelbild rasierte. Ist er aber nicht.

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Ich finde so was ja generell gut. Leute die das Original kennen werden es vielleicht bemerken. Ich lachte mich in der ersten Sherlock Folge von der BBC schlapp, Sherlock sagte, dies sei ein drei Pflaster Problem. Meine Frau schaute mich verständnislos und fragend an. Wer die Bücher gelesen hat weiß was ich meine.

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Daniel, ich schließe mich denjenigen an, die Deinen ersten Satz für einen „Unfall“ halten. Ich hätte in der Wirklichkeit kaum weitergelesen. Irgendeine geistige Verwandtschaft mit dem Originalsatz bei Flaubert sehe ich nicht.

Und auch ich erlebe den Text als seelenlos.

Wieviele Bücher mindestens muß man vorher gelesen haben, bevor man selber schreibselt? Ein klarer Fall: Einundfünfzig. Setzen, Sechs! (Es sei denn, Du bist ein Verwandter des Herumtreibers Wilhelm Tell: Bei ihm zuhause ist eine Sechs eine deutsch/österreichische Eins!)
Scherz bei Seite: Auch hier schließe ich mich den kritischen Stimmen an. Am Klarsten hat Ulli hierzu - „schuldlos“… - meine eigene Position mit-ausgedrückt. In anderen Worten, ich sehe es auch so in puncto Lektüre wie er – und manch anderer Teilnehmer an dieser Diskussion.

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Dieser Satz ist für mich nicht stimmig. Im Hauptsatz wird Plusquamperfekt benutzt und im Nebensatz Präsenz.
Meines Erachtens gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. “Es hatte in seiner Verantwortung gelegen, dass Jacob pünktlich zum Bahnhof kam …” oder
  2. “Es hat in seiner Verantwortung gelegen, dass Jacob pünktlich zum Bahnhof kommt …”

Ich bevorzuge Nr. 2, besonders mit Blick auf den nachfolgenden Satz.

Auch finde ich das “und” zwischen den beiden Teilen nicht gelungen. Vermute ich richtig, dass der Sinn des Satzes bedeutet:
Obwohl Elisabeth die beiden rechtzeitig geweckt hatte, würde Jacob jetzt nicht pünktlich zum Bahnhof kommen?

Dann lautet mein Vorschlag:

“Es hat in seiner Verantwortung gelegen, dass Jacob pünktlich zum Bahnhof kommt, zumal Elisabeth die beiden zeitig geweckt hatte, bevor sie rüber in den Betrieb gegangen war.”

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Ja, auf solche Dinge bin ich nicht mehr eingegangen, weil der Text mir insgesamt zu schepp geraten war…

Auktoriales Schreibseln sollte immer als recht ernsthafte Arbeit angesehen werden. Nichts für mehr oder weniger impressionistische Kraftakte aus der Lameng.