Bin nur ich verwirrt? KI-Einschätzung in diesem Forum

Mal ganz provokant gefragt, gibt es überhaupt noch neue, nie dagewesene Themen?
Es ist doch eigentlich so, dass wir beim Schreiben Dinge, die wir kennen (Erlebtes, Gesehenes, Gelesenes, Gehörtes, Geträumtes, …) zu etwas Neuem zusammenbauen. Das Ergebnis ist dann jedes Mal etwas Neues, die Bestandteile allerdings nicht.

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Genauso ist es…

Ich füge nochmal eine andere Ebene ein und komme zum Kochen:
Ein Koch hat Pilze, Zwiebeln und Sahne. Da könnte man doch behaupten: bei so wenigen Zutaten kommt immer das gleiche heraus, oder? Genau. Eben nicht.
Es kommt drauf an ob … die Zwiebeln fein oder grob geschnitten, die Pilze geviertelt oder in Scheiben und ob die Sahne viel oder (ganz modern) wenig Fettanteil hat.
Dann hat die Auswahl des Kochgeschirrs einen folgenreichen Anteil am Ergebnis. Eisenpfanne, teflonbeschichtete Pfanne oder Kupfertopf? Das macht einen riesigen Unterschied.
Zusätzlich führen auch unterschiedliche Heizsysteme (Gas, Elektro, Induktion) zu anderen Ergebnissen.
Und zu guter Letzt: hat der Koch ein Händchen für die richtigen Garzeiten? Weiß er mit den Zutaten richtig umzugehen?
Und: ich bin Konditormeister und Bäcker.
Es ist eine Wissenschaft, den richtigen Sauerteig und das entsprechende Mehl dazu auszuwählen.
Hat das Mehl viel oder wenig Kleber?
Wie lange soll die Teigruhe sein?

Und genauso empfinde ich das Schreiben:
Das richtige Wort an der richtigen Stelle kann den Kopf des Lesers regelrecht beglücken. Das falsche Wort führt vielleicht dazu, dass er das Buch sofort weglegt.
Daran zu arbeiten, die richtigen Worte in die richtige Reihenfolge zu bringen (auch Wortwiederholungen zählen dazu :wink:), ist die Kunst.
Und mal ganz ehrlich, die Autoren vor hundert Jahren konnten nicht auf eine so komplette und komplexe Auswahl an Worten zurückgreifen, wie wir das heute können.
Weniger kann eben auch mehr sein.

Und all das kann KI meiner bescheidenen Meinung nach nicht.
KI kann nur imitieren.

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Das einfachste Beispiel ist Musik. Es gibt eine begrenzte Anzahl von Tönen. Und seit hunderten von Jahren werden daraus immer wieder neue Stücke komponiert.
So ist es doch auch mit Texten. Es gibt die Buchstaben, mit denen Worte gebildet werden. Aber wie wir sie zusammenfügen, ist immer wieder anders. Und das ist doch die Magie des Schreibens.

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Auch bei der KI kommt jedes Mal etwas anderes heraus, sie liefert niemals zweimal Dasselbe. Sie hat sämtliche Werkzeuge zur Verfügung, die wir auch haben, sogar noch mehr, weil sie auf viel mehr Texte Zugriff hat. Sie kann extrapolieren, wie welche Situation auf Menschen wirkt und warum, und sie kann daran ihre Ergebnisse anpassen.

Ihr fehlt die Fähigkeit, all diese Dinge selbst zu fühlen oder selbst erlebt zu haben, aber wir [menschliche Autoren] wissen i.d.R. auch nicht, wie sich ein psychopathischer Serienkiller fühlt, oder auch nur, wie es ist, einen Mord zu begehen. Oder einen funktionierenden Zauberspruch zu kreieren. Oder in einem Raumschiff mit Überlichtgeschwindigkeit zur Andromeda zu fliegen …
Wenn wir so etwas schreiben, müssen wir genauso extrapolieren bzw. uns etwas ausdenken, und wir greifen dabei neben möglichen Recherchen auf Bilder und Texte zurück, die wir irgendwann irgendwo einmal mitbekommen haben.

Richtig. Ich kann auch Sauerteig ansetzen und daraus leckeres Brot backen, das Wissen dazu habe ich mir angelesen und es funktioniert.

Stimmt. Und diese Magie wird eine KI wohl niemals selbst nachvollziehen können, ich denke, das ist der Knackpunkt. Was die Buchstaben- und Wortkombinationen angeht, wird sie uns bald überlegen sein, einfach weil sie mehr Kombinationsmöglichkeiten hat.

KI kann ihre Sandkuchen nur mit dem backen, das es schon gibt. Nur der Mensch kann neue Rezepte erfinden. Momentan. In Anbetracht dessen, dass alle Mächtigen und Reichen alles was sie haben in den Ring werfen, um das menschliche Bewusstsein einzufangen, zu regulieren, zu konditionieren und für alle möglichen Zwecke zu missbrauchen, sollten wir froh sein, dass wir unseren Gedanken noch freien Lauf lassen können und uns mehr oder weniger perfekt dieser Berufung hingeben können.

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Jein. Auch beim Erfinden neuer Rezepte können wir lediglich auf die Zutaten zurückgreifen, die wir bereits kennen.
Es wäre jetzt interessant zu sehen, was passieren würde, wenn man eine KI anweist, ein Essen zu entwickeln, dessen Zutaten in dieser Kombination noch nie dagewesen sind.
Da stellt sich die Frage, ob das überhaupt möglich ist, weil es keine unbekannten Zutaten mehr gibt.

Ja, wenn das so ist … aber ist es das, was man als Autor will?
Man kann gerne einen alten weißen Mann in mir sehen.
Doch wenn die Dinge so sind, wie du (und andere) sie hier beschreiben, sollte ich mit dem Schreiben aufhören und mich auf das Konsumieren verlegen.

Und wenn ich dann ganz alt bin, werde ich nur noch Imitate zu lesen bekommen.
Ich hoffe nur, dass ich das nicht bemerke.
Oder ich lese nur noch die Klassiker. Da weiß ich wenigstens, was ich habe.

Ihr merkt, ich lege großen Wert auf Originalität.
Sich in logischen Belangen helfen zu lassen, ok.
In kreativen Belangen sollten wir uns unsere Unabhängigkeit erhalten.

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Liest du vielleicht noch mal meinen Text, wie viele Faktoren alleine Rahmchampignons zu einer Delikatesse oder zu einer undefinierbaren Pampe werden lassen kann?

hab ich. All diese Faktoren kann man in Kochbüchern nachlesen, finden sich in Erfahrungsvideos auf Youtube und wer weiß wo noch alles. Und auf all das hat die KI genauso Zugriff.
Sie könnte genau sagen, ob das Essen gelungen ist oder nicht, sie kann es halt nicht selbst schmecken.

Und vor allem würde sie von alleine wohl nicht auf die Idee kommen, Rahmchampignons zuzubereiten, man müsste es ihr schon sagen.

Dann bist du ein gesegnetes Naturtalent.
(Entschuldige den zynischen Unterton)
Aber man lernt einen Beruf nicht über Jahre und bildet sich weiter, um sich dann erklären zu lassen, dass Sauerteig gleich Sauerteig ist. Da gehört schon mehr dazu.

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Und damit bist du befähigt, zu kochen?

Sorry, ich bin bei dem Thema jetzt mal raus. Melde mich bei anderen Themen wieder.

ich wage mal zu sagen, eine gute Anleitung und mehr oder weniger Übung, und ich kann kochen. So hab ichs jedenfalls gelernt.

schon klar, hab ich auch nicht behauptet, und der Beruf des Bäckers besteht ja auch aus mehr als nur Sauerteig. (Aber ich kaufe mittlerweile kein Brot mehr im Laden, sondern backe selbst.)

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Früher malten die Menschen mit ihren Fingern an Höhlenwände. Sehr viel später malte Michelangelo Fresken, die Menschen noch heute bewundern. Im grünen Gewölbe hängen Gemälde der alten Meister, die so perfekt gezeichnet sind, dass sie (für mich) jedes Foto blass aussehen lassen.
Doch Fotos wurden zu Kunst…
Und alles, was je gezeichnet, gemalt oder fotografiert wurde und wird stammt aus persönlichen Erleben, aus der Welt die uns umgibt. Es wird nur durch die Fantasie, die Persönlichkeit des Künstlers zu etwas Besonderem. Es ist eben keine Kopie, sondern eine Komposition.

Die KI kann all das auch. Bilder, Musik, Texte erschaffen.

Aber ich glaube nicht, dass jemals KI Bilder im Grünen Gewölbe hängen, Mozart nicht mehr aufgeführt wird oder es keine Livekonzerte mehr gibt, dass keine Klassiker gelesen oder entstehen werden. Leute gehen ins Theater, um Shakespeare zu sehen. Andere ins Kino und schauen Action oder was weiß ich und noch heute zeichnen Künstler mit Farbe und Pinsel. Noch heute werden Dinge handgefertigt, die eine Maschine so viel schneller und effizienter herstellen könnte. Dennoch hat Handwerk ein höheres Ansehen (und kostet mehr) als Massenware.

Ich erwarte durchaus, dass KI - Werke massenhaft produziert werden und ihre Anhängerschaft finden. Doch es wird immer Leute geben, die „Echtheit“ schätzen.

Ich sehe mich nicht in Konkurrenz dazu und schon gar nicht unterlegen oder bedroht.
Ich benutze ein Werkzeug oder eben nicht, ganz nach meinem Willen.
Wenn jemand damit zufrieden ist, einen KI Text als seine Leistung anzusehen, dann ist das seine Sache.
Ich wäre es nicht. Und ich werde mir weder den Spaß am " rumspinnen" nehmen lassen noch den Stolz auf meine Leistung .

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Ich ebenso, Brötchen und Brot. Und wisst ihr was? Uns schmecken die selbst gebackenen Sachen besser als die vom Bäcker.

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Schön, wenn man das kann und auch die Zeit dafür findet. Wir werden es am Wochenende mal mit einem selbstgebackenen Kastanienbrot versuchen, selbstverständlich mit eigenen Kastanien.

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Ich finde, bei dieser Diskussion werden zwei Dinge durcheinander gewürfelt.

Texte schreiben durch KI und schreiben mit KI. Das sind zwei unterschiedliche Dinge.

Als jemand, der auch beruflich KI einsetzt, muss ich sagen, KI kann keine guten Texte schreiben. Das wird sie auch nie. Höchstens für Großverlage.
1.) KI kann keine Gedanken lesen. Um ihr beizubringen, was ich im Kopf habe, würde es länger dauern als selbst zu schreiben.
2.) Bei Gewallt und Sex streiken die LLMs, da die KI-Firmen diese unterbinden. Großverlagen werden das vielleicht nach Einwurf kleinerer Münzen umgehen können.

Aber KI kann hilfreich. Nur zwei Beispiele bei mir.
1.) Ich habe als Hintergrundinformationen zur Zeit ein Dokument über Spezies und ihre Planeten das 102 Word-Seiten lang ist und 14 Sonnensysteme beschreibt. Das hat mir in den letzten zwei Jahren vielleicht ein oder zwei Wochen Arbeitszeit gekostet. Ohne KI hätte es Monate gedauert, in der sicheren Erkenntnis, dass bestenfalls 5% in den Roman kommen.
2.) In einer Szene wollte einen Rückblick am Anfang bringen, was zwischen den Szenen passiert war. Ich hatte keine Ahnung wie. Also habe ich einen Text mit KI generiert. Natürlich habe ich ihn nicht per Copy-Paste eingefügt. Figurenbeschreibung waren falsch und ansonsten war er auch schlecht. Aber der Text hat mir ein Vorbild gegeben, wie man es macht. Natürlich hätte ich auch vor dem Weiterschreiben einen Schreibkurs für viel Geld machen können.

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Natürlich. Es gibt ja fast keine kleinen, unabhängigen Bäckereien mehr. Sobald irgendwo eine (meist altershalber) aufhört, steht schon eine der Ketten vor der Tür. Und was produzieren die? Richtig - Industriemüll. Brot in vielen Variationen, Brötchen, Laugenstangen, Käswecken - alles wird selbst gebacken. Da weiß ich was drin ist.

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Kann sie, ja. Es wird immer wieder Szenen geben, an denen man tagelang feilt und doch keine gefälige Lösung aufs Papier bringt. Eine KI könnte das. Man muss ja nicht die komplette Lösung übernehmen, oft liegt es nur an einem Wort, das einem nicht selbst eingefallen ist.