Bin ich unsensibel, oder alt? Oder beides?

Aber das ist doch ein ganz anderer Punkt, oder? Niemand hat das Recht seine Meinung umkritisiert in der Öffentlichkeit zu sehen. Alles was wir nach Außen richten (ob es unsere Bücher sind, oder einfach Meinungen) wird von anderen kommentiert und kritisiert. Das ist ja auch alles normal und richtig. Jeder hat das Recht seine Meinung zu äußern und andere haben das Recht diese Meinung kacke zu finden.

Wenn wir aber über “Triggerwarnungen” in Büchern sprechen, dann geht es nicht darum im Vorfeld vor jedem Pups zu warnen (einige Beispiele hier waren ja schon enorm absurd), sondern auf gewisse retraumatisierende Darstellungen hinzuweisen. Dazu gehört explizite Darstellung von körperlicher Gewalt (nein, keine Ohrfeige), Gore oder Vergewaltigungsszenen z.B.
Als ich das erste Mal “Die Wanderhure” von Iny Lorenz las, habe ich danach wochenlang kaum noch geschlafen, weil das sehr schreckliche Erinnerungen hochgeholt hat. Da wäre ich über eine Warnung dankbar gewesen, denn ich habe das tatsächlich nicht erwartet in dieser Art von Buch.

Ihr dürft das alle sehr gerne albern finden, aber mir persönlich ist es wichtig, dass sich Menschen nach dem Lesen meiner Geschichten nicht schlechter fühlen als vorher. Aber das ist auch nur meine Sicht der Dinge. Statt in Foren zu ranten und sich gegenseitig hochzuschaukeln ist es manchmal auch ganz cool sich in ein Thema einzulesen, bevor man sich deswegen gegenseitig zerfleischt.

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By there way: Es gibt total viele gute und wichtige Diskussionen, die man zum Thema “Triggerwarnung” führen kann. Wie sinnvoll diese Form der Angstvermeidung tatsächlich ist, inwieweit sie tatsächlich zu Zensur führen können und ob wir geisteswissenschaftliche Diskurse dadurch verzerren. Dieses "Ich bin zu cool dafür und alle, die Rücksicht fordern sind doof"Mimimimi Debatten sind wahrscheinlich nicht ganz so klug

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Dennoch durchaus realistisch (siehe Post von AndreasW).

Herzlichen Dank für das pauschale Abqualifizieren aller Diskussionsteilnehmer, die nicht deiner Meinung waren, @Marie-Spi. Auch für deine Einschätzung, dass die ganze Diskussion eine dumme und sinnlose Mimimi-Debatte war.
Ist es nicht komisch, dass Leute, die von anderen immer und überall Rücksicht und Verständnis erwarten, selbst gerne rücksichtslos und verständnislos sind? Ist es nicht sehr kühl, so hoch auf dem moralischen Ross?

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Ne passt schon, ich bin es gewohnt auf manche Menschen herabzusehen.

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Ja, das merkt man.

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Ganz ehrlich?

Was ich an diesem Forum mag, ist, dass zwar hart diskutiert wird, aber es nie zum Shitstorm verkommt. Da habe ich schon ganz andere Foren erlebt. Ich bin hier sehr gelassen und mag es wirklich, wie langjährige Mitglieder hier miteinander auskommen.

Ich verstehe nicht, warum du den hier von mir fett markierten Halbsatz überhaupt erwähnst. Der Rest des Satzes ist völlig ausreichend, deine Meinung zu äußern. Der Halbsatz davor empfinde ich eher als unnötigen Angriff auf eigentlich alle. Denn anscheinend vermutest du, dass “wir alle” (hier ist, glaube ich, jedoch jeder sein eigener Herr oder ihre eingene Herrin) das albern finden, was du sagst. Als ob wir alle auf einem Riesensofa sitzen und uns schlapplachen würden. Das ist echt eine ziemlich unfreundliche Unterstellung, zumal ich mich wirklich stets um faire Diskussionen bemühe. Du grenzt dich damit von vorneherein aus.
Wundere dich dann bitte nicht über solche Antworten:

Das ist nämlich die Schlussfolgerung, die man daraus zieht. Und das hat hier niemand nötig.

Ich habe es hier schon mehrfach geschrieben: Jeder darf seine Meinung haben und sie wird auch respektiert. Vielleicht ist nicht jeder damit einverstanden, aber das ist sein Sichtfeld und das darf er haben. Aber pauschal allen (!) Mitgliedern hier zu unterstellen, sie würden deine Meinung albern finden, ist einfach gedankenlos formuliert.

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Genau das ist ein gewaltiges Manko, denn irgendwann ist die Story dann zu Tode gespoilert und man kann sich das Lesen schenken, weil sämtliche Überraschungseffekte bereits vorher verraten werden, bzw. werden müssen.

Sehe ich genauso. Diese ‘neue Empfindlichkeit’ finde ich sogar irgendwie besorgniserregend, denn wenn sich die Leute schon vom Lesen einer mehr oder weniger heftigen Szene überfordert fühlen und nach Triggerwarnungen schreien, wie gehen sie dann mit dem Leben um, wo man von einem Moment zum nächsten und ohne jegliche Vorwarnungen vom Schicksal (oder wie auch immer man es nennen will) gewaltig und brutal auf die Schnauze kriegen kann.

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Was mich an der Forderung nach Triggerwarnungen stört, ist das damit verbundene Machtspielchen: “Ich bin soo empfindlich, du musst auf mich Rücksicht nehmen, und zwar so, wie ich es dir vorschreibe, sonst bist du ein ganz böser, rücksichtsloser Mensch”.

Wie schon gesagt: Die Aufmachung eines Buches reicht für gewöhnlich aus, um zu wissen, was auf einen zukommt. Und wenn was drin doch was passiert, das einen schockiert, kann man das Buch zumachen. Weglegen. Wegwerfen. (Und Himmel noch mal, es ist nur ein Buch.)

Und schon bevor es Bücher gab, haben Geschichten so angefangen: “Ich erzähl euch jetzt, was ich im Krieg erlebt habe …” – und dann konnten die, die nix vom Krieg hören wollten, rausgehen.

Also: Man konnte sich schon immer ziemlich gut davor schützen, Sachen zu hören/zu lesen, die man nicht hören oder lesen wollte.

Aber – man musste es selber tun.

Hatte sozusagen selber die Verantwortung für sich.

Uh, uh – will man heutzutage ja nicht mehr haben müssen. Heutzutage hat man es lieber, andere sorgen für einen. Nein, man hat es nicht nur lieber, man verlangt es.

Ich erinnere mich an ein lange zurückliegendes Jahrtausend, da wäre man für solche Forderungen ausgelacht worden.

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Jetzt muss ich die, glaube ich, noch mal lesen. Wäre nicht im Traum darauf gekommen, dass es darin etwas Traumatisierendes geben könnte.
Als ich in der 9. Klasse im Reli-Unterricht den Fim zu dem Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo von Christiane F. sehen musste, hat meine Lehrerin sicher auch nicht im Traum daran gedacht, dass ich danach drei Nächte lang schlecht träumen würde.

Und als ich neulich im Unterricht eine Atemübung zum Thema Brustatmung mit den Schülern durchgeführt habe, die einfach nur ein paar tiefe Atemzüge mit den Händen auf dem Brustkorb umfasste, hätte ich auch nicht gedacht, dass ein Schüler davon ohnmächtig werden und umkippen würde. Ich hatte den Finger schon über der Notruftaste, aber er ist dann schnell wieder aufgewacht. Wenn er aber mal Zeuge eines Verkehrsunfalls wird, sehe ich schwarz für ihn …

Das ist das Problem mit den Triggerwarnungen: Die Bedürfnisse der Empfänger liegen oft meilenweit von dem entfernt, was der Autor vorhersehen kann.
Was soll man da machen? Das Leben ist eben lebensgefährlich. Vielleicht sind wir auch nur zu zartbesaitet? Im Zweifelsfall hilft immer noch der geniale Vorschlag "Buch im entscheidenden Moment zuklappen ".

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Oh ja! Hier! Ich hatte auch ziemlich viel Alpträume von dem Film, fand ihn aber echt gut. Manche Szenen sind mir heute noch sehr plastisch vor Augen.

Ebenso getriggert hat mich der Psychotrip “The Wall” von Pink Floyd. Aber es war damals Kult, ihn zu sehen, und natürlich war ich dabei! Ich weiß nicht, wie oft ich ihn gesehen habe, aber ich denke, ich kann heute noch von vorne bis hinten mitsingen. - War halt eine Geschichte eines Psychopathen, irgendwie ziemlich verschwurbelt und mit Rätseln erzählt. Aber die Zeichentrickszenen über den 2. Weltkrieg waren schon ziemlich eindrucksvoll, gerade auch, weil es so bizarr war. Teilweise finde ich Krieg dadurch sehr gut interpretiert. Für mich ist der Film ein Zeitzeugnis.

Reli-Unterricht! Oh, da gibt es auch zwei Themen, die mich lange nicht schlafen ließen.
Das Schlimmste war, als wir durchgenommen haben, was passieren würde, wenn ich Landau eine Atomrakete runterkommen würde. Der Ort ist etwa 25 km von uns entfernt und hatte damals eine amerikanische Base. Da hieß es dann auch, dass wir vom Lichtblitz erblinden und kurz darauf später von der heißen Druckwelle pulverisiert werden würden. Tolle Vorstellung für eine 13-Jährige im Kalten Krieg. Ich weiß schon, warum ich damals dachte, nicht älter als 15 Jahre zu werden. DAS war wirklich grenzwertig! Ich meine, was macht das, wenn ich das weiß? Ich kann es eh nicht ändern, was sie die Supermächte ausdenken wollten. Muss man das Kindern IN DER SCHULE eintrichtern? Es macht nur Angst. Kein Kind kann an dieser Tatsache etwas ändern.
Nummer 2 war nicht ganz so schlimm, hat mich aber ähnlich beschäftigt. Da bekamen wir vor Augen geführt, was jemand durchlebt, der an Darmkrebs stirbt. Die ganze Packung. Von den ersten Anzeichen, bis zum künstlichen Darmausgang mit Metastasen und Zeuch. Echt schlimm war das für mich. Und etwas 30 Jahre später erkranke ich dann tatsächlich an Darmkrebs. Perfekte Vorstellung! Aber bei mir war es sehr, sehr früh erkannt und das Biest hatte meinen Körper noch nicht durchsetzt. Ich gelte jetzt als vollständig geheilt (bin aber in engmaschiger Kontrolle). Die Diagnose- und Heilmethoden sind also schon viel besser geworden.

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Twitterbeitrag zum Film Twister. Nur, um mal zu zeigen, wo wir enden werden, denn was heute in Amerika Usus ist, kommt morgen garantiert zu uns. Schlechtes Wetter braucht eine Triggerwarnung, kommt als nächstes.

Der Film ist dort für ab 13 freigegeben. Darunter steht die Begründung. Auch bei Amazon Video etc steht am Beginn eines Films oder Serie, ab welchem Alter freigegeben ist, und warum bzw was in dem Film/der Serie zu sehen ist, was nicht für jede/n geeignet ist (Gewalt, Drogen, Sexszenen etc.). Und heftige Sturmszenarien können Kindern und Jugendlichen Angst machen, und daher wohl das Rating.

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Na hoffentlich halten sich Stürme IRL an die Altersfreigabe.
Und wer überrascht ist, dass in einem Film mit dem Titel „Twister“ Sturmszenen vorkommen, benötigt auch ein Headset, das in Endlosschleife „Einatmen … ausatmen …“ abspielt, um nicht zu ersticken.
Gegen die „klassischen“ Triggerwarnungen Gewalt, Sex, Drogen will ich nichts sagen, aber diese große Hafenrundfahrt durch jegliche Befindlichkeiten wird allmählich albern. Ich habe bei Amazon Video auch schon Warnhinweise auf „laute Geräusche“ gesehen - wohlgemerkt bei einem Actionfilm. Was kommt als nächstes? Warnungen vor Grillszenen, weil es einen Veganer triggern könnte? Warnungen vor schmuddeligen Haushalten, weil ein Putzteufel sich aufregen könnte? Oder Warnungen vor sauberen Wohnungen, weil ein Messi davon Schuldkomplexe bekommt?
Abgesehen davon möchte ich gar nicht wissen, was 13jährige, die vor Sturmdarstellungen geschützt werden sollen, sich auf ihren Handys und im Internet schon alles angeschaut haben.
Diese paternalistische Überbehütung entmündigt Menschen und führt zu lebensuntüchtigen Individuen.

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Volle Zustimmung, vor allem zum letzten Absatz. Es ist diese typische, angloamerikanische Bigotterie, die in den letzten Jahrzehnten zu uns herübergeschwappt ist.
Dieter Nuhr hat es in einem Programm sehr treffend auf den Punkt gebracht, was ich hier paraphrasieren möchte:

Studenten brauchen heute eine Triggerwarnung, wenn Goethe durchgenommen wird… und gehen danach verstört nach Hause, um sich alle Staffeln von „The Walking Dead“ reinzuziehen.

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Ich „oute“ mich als jemand, der Triggerwarnung bevorzugt. Ich möchte vorab wissen können, was mich erwartet.

Ich brauche sie nicht. Bei einem Thriller erwarte ich ein wie auch immer geartetes Schlachtfeld. Aber auch da gibt es Grenzen. Ich las „Rainer Löffler – Der Näher“ und mir drehte sich der sonst so robuste Magen um. Gewalt gegen Schwangere und noch schlimmer gegen (ungeborene) Kinder ist meine Grenze und die hat er überschritten. Das hätte ich gern vorher gewusst. Und da ist mir egal, wie die Realität aussieht.

Bücher stellen für mich eine Flucht aus dem Alltag dar. Und je nach Laune greife ich zu einem anderen Genre.

Wo auch absolut eine TW hätte sein müssen in meinen Augen: „Colleen Hoover - Verity“. Sie ist bekannt für Liebesromane, das Cover sieht aus wie 30 andere Romanzen auf dem Tisch. Und dann hast du einen Psychothriller in der Hand. Ja, mit Liebesgeschichte, aber einen Pschothriller.

Da ist in meinen Augen definitiv nicht drin, was das Cover oder die Abteilung im Buchladen verspricht.

Ich werde auf meine Liebesromane nicht schreiben „enthält Herzschmerz auf dem Weg zum Happy End“. Aber schaffe ich es, einen Thriller zu schreiben, bekommt der eine Triggerwarnung. Mein Krimi eventuell auch, mal sehen. Noch ist er sehr seicht für das Genre.

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Würde es denn nicht reichen „Titel XY“, ein Thriller von Annabell Bestselline? Dann weiß man doch auch Bescheid.

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„Herzschmerz“ im Sinne von Beziehungskrise lasse ich mir in Liebesromanen auch ohne Triggerwarnung gefallen. Aber wenn das Cover wie ein seichter Liebesroman daherkommt und dann in der Mitte plötzlich die beste Freundin an Krebs erkrankt, dann finde ich das gar nicht gut. Vielleicht habe ich als Leser ja deshalb zum seichten Liebesroman gegriffen, um mich von der Krankheit eines Angehörigen abzulenken…

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Nein, in meinen Augen nicht, siehe das erwähnte Buch von Rainer Löffler.

Ich würde auf die Rückseite einen Hinweis packen „Triggerwarnung vor sensiblen Inhalten siehe Seite xyz“. Das finde ich persönlich gut gelöst.

Aber: das ist meine persönliche Meinung und Einschätzung. Schwierig finde ich nur eine Abgrenzung zu finden. Was setzt man als „normal für das Genre, leb damit“ voraus und ab wann ist eine TW wirklich angebracht, weil es eben doch Grenzen überschreitet, mit denen man nicht rechnet.

Natürlich will ein Thriller schockieren. Allerdings nicht um jeden Preis in meinen Augen. Nicht um den Seelenfrieden der Person, die ihn liest. Und ja, das Buch beschäftigt mich bis heute sehr unangenehm.

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Eben, deswegen finde ich solche Themen im Liebesroman wirklich einer Warnung wert. Ich will „heile Welt“, sofern nicht anders angekündigt und ein Happy End. Ich will vergessen, was in der Realität um mich herum los ist.

Und das geht nicht, wenn ich unvorbereitet mit genau dem gleichen Mist wieder konfrontiert werde, in meiner sicheren Zone.

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