Für mich persönlich nicht, weil ich mir das Buch schon wegen des Covers nicht näher angesehen hätte. Hetero-Romanzen reizen mich nicht. Bei Klappentext selbst wären es begriffe wie “politisch interessiert” und “Mission”, die mir sagen, dass das Buch für mich nichts ist.
Nicht jede Kleinigkeit. Plotrelevantes, was erfahrungsgemäß ja schon einen großen Teil der Geschichte in Anspruch nimmt, aber schon. Ich will ja wissen, worum es in der Geschichte geht, und wenn maßgebliche Themen beim Klappentext ausgespart werden, aus welchem Grund auch immer, dann sehe ich mich als Leser, vor allem aber auch als KUNDE, der sein sauer verdientes Geld für das Buch ausgegeben und seine mühsam abgknappste Freizeit dafür “geopfert” hat, als betrogen an. Genauso, wie wenn ich mir ein Gerät kaufe, dem eine maßgebliche Funktion fehlt.
Cover, Klappentext und Leseprobe sind ein Versprechen an den Leser. Oder zumindest sollte es so sein. Wenn der Autor dieses Versprechen nicht hält, dann ist das ein Vertrauensbruch. Insbesondere, wenn ich eine Absicht dahinter erkenne, oder nur zu erkennen glaube (“Haha! Verarscht!”), dann kriegt dieser Autor bei mir auch keinen Fuß mehr in die Tür. Für einen Verlag gilt das gleiche. Als Leser haben mich dann beide verloren und sehen mich auch nicht wieder.
Jetzt kann man sagen, pfff, ein Leser, was kümmerts mich? Aber ein Leser hat Kontakte, redet mit anderen. Manche haben Rezensionsblogs, sind in Facebookgruppen und Leserforen aktiv, wo dann darauf hingewiesen wird, was für eine Mogelpackung das Buch ist, und so weiter. Da ist es dann schnell nicht mehr nur ein verprellter Leser, sondern zehn, die die gleichen Kreise ziehen und die dem Buch oder dem Autor oder dem Verlag keine Chance geben wollen.
Wenn ich merke, der Autor hat sich Mühe gegeben und nicht bewusst versucht, mich aufs Glatteis zu führen, dann bin ich auch wesentlich versöhnlicher, wenn ich da mal ins Klo gegriffen habe.
Lesen fällt für mich nicht unter Zeitvertreib, dafür habe ich zu wenig davon. Ich gehöre da zu den Genießern, die sich gerne von der Geschichte fesseln lassen, um eine Weile der Wirklichkeit zu entfliehen. Und ja, dafür bevorzuge ich Liebesgeschichten mit Happy End. Geschichten über das, was es in meinem Leben eben leider nicht gibt.
Ich habe einen Job mit hohem Konfliktpotential, wo ich regelmäßig von anderen Menschen beleidigt, beschimpft, belogen und gerne auch bedroht werde. Vielleicht nicht jeden Tag, aber oft genug, dass es nicht ganz spurlos vorbeigeht. Ich schäme mich nicht dafür, dass ich dann in meiner wenigen Freizeit in meinen Büchern nicht auch noch von sowas lesen, sondern mich gerne mal davon ablenken lassen möchte.
Und ein Autor, der auf dem Schirm hat, dass jeder Jeck anders ist, und mir zumindest die Möglichkeit gibt, mich darauf einzustellen, was mich in seinem Buch erwartet, der hat schon von vornherein ein Bonussternchen in der Rezension.
Psychische Erkrankungen oder Instabilitäten werden immer noch gerne belächelt. Mein damaliger Hausarzt hat den Begriff “Burn-Out” im Gespräch auch schick in Anführungszeichen gesetzt und mir deutlich gemacht, für wie lächerlich er diese Moderscheinung hält. Jo. Hat mir ein super Gefühl gegeben.
Aber gut, das ist wohl okay, wenn solche Dinge, oder eben auch einfach nur eine gewisse Sensibilität ohnehin vom Gros belächelt werden, und manch einer es darauf anzulegen scheint, wie eine mit Tüll getarnte Dampfwalze darüber hinwegzurollen.
Und dieses Rumreiten darauf, dass ja jede noch so winzige Kleinigkeit Erwähnung finden müsste … Warum denn immer diese Extreme? Warum alles oder nichts? Wo ist die Empathie für die Mitmenschen hin?
Es wurde ja auch schon gesagt, wer Content Notes nicht will, soll es halt lassen.
Wer eine als Hund verkleidete Katze verkaufen will, soll es eben tun, darf sich dann aber nicht wundern, wenn es schlechte Kritiken hagelt.
Wobei, schlechte Werbung gibt es ja nicht.