Zitierst du bitte die Stelle, wo ich das geschrieben habe bzw. es so bei dir ankam?
Ich habe versucht sehr deutlich zu machen, dass ich mir etwas wünsche, weil es für mein persönliches Empfiden besser ist. An keiner Stelle habe ich geschrieben, dass ich etwas von Autoren einfordere. Absolut nicht. Würde nicht zu meiner Aussage passen, dass meine Liebesromane keine Triggerwarnung enthalten.
Daher bitte: zitiere die Stelle, wo ich etwas fordere.
Ich weiß nicht, ob mir die Triggerwarnung gereicht hätte. Ich kann es auch nicht nachträglich herausfinden.
Was Colleen Hoover angeht, auch sie habe ich oben erwähnt mit Verity. Liegt bei Liebesromanen, verspricht einen Liebesroman, hat das Design wie zig andere im gleichen Regal und dann hast du einen Psychothriller in der Hand. Der Inhalt entspricht nicht der Aufmachung in meinen Augen.
Ja, der Klappentext erwähnt eine Autorin von Psychothrillern und „sie findet schreckliches heraus“ (oder ähnlich). Fand ich persönlich nicht Hinweis genug. Nicht dafür, dass das Buch als Liebesroman gelistet und ausgelegt wird.
Das mit Verity ist aber eine deutsche Coverproblematik (wofür ich ja plädiere: richtig machen). Das englische ist düster, das deutsche à la new adult gestaltet. Gelistet ist es online aber zumindest unter Psychothriller.
Ansonsten empfehle ich noch, die „triggerwarningdatabase“ aufzusuchen, speziell für Bücher. Wer hat ernsthaft Lust darauf, sich mit hunderten verschiedenen Triggern auseinanderzusetzen?
Für mich taucht hier die Frage auf, weil dir Annabell ein Buch nicht gefiel, inhaltlich. Und ich vermute du hast dich vom Autor getäuscht gefühlt, was ich an deiner Stelle wohl auch so empfinden würde. Aber wozu braucht man dann eine Triggerwarnung? Wenn ich das richtig gelesen habe, bist du ja gar nicht traumatisiert, also wozu brauchst du diese Warnung? Oder entscheidest du doch für die anderen, was richtig oder falsch ist?
Das ist das Leben. Es passieren Sachen, die einem nicht schmecken.
Wahre Worte, aber die Bereitschaft, dies zu tun, scheint mir extrem nachgelassen zu haben. Ebenso wie die Bereitschaft, andere Blickwinkel, Maßstäbe, etc. zuzulassen. Aus „Leben und leben lassen“ wird zunehmend „und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein“. Zunehmend sieht sich jeder als Mittelpunkt des Universums, um den sich alle anderen und die Welt zu drehen und gefälligst Rücksicht zu nehmen haben.
Aufs Schreiben bezogen: Selbsternannte Themenpolizistinnen wollen vorschreiben, dass man nur auf eine Art über Minderheiten schreiben darf (Sensitivity Reader), historische Werke werden politisch korrekt sprachlich geglättet (Pippi Langstrumpf, Winnetou) und jetzt wird für Triggerwarnungen die große Hafenrundfahrt durch alle Befindlichkeiten gefordert:
der Protagonist heißt wie der böse Ex? Skandal, warum steht das nicht in den Triggerwarnungen,
im Roman wird bedenkenlos Auto gefahren? Skandal, der Klimawandel,
die Protagonistin erkrankt? Skandal, so ein rücksichtsloser und unempathischer Autor! Triggerwarnung!
Selbstverantwortung und Risikobereitschaft waren gestern. Man möchte nur noch den Kopf in den Sand stecken, einer infantilen Heile-Welt-Romantik frönen, um eine chaotische, nicht bis in letzte beherrschbare und nicht immer schöne Welt nicht sehen zu müssen.
Ideales Arbeitsmaterial für Trickbetrüger mit emotionalen honeypot-stories. Diese Klientel wird auch den Siegeszug von ChatGPT etc. befeuern, denn da können sie sich einen Roman nach ihren genauen Vorstellungen und Parametern und ohne alle Überraschungen schreiben lassen. Das Problem für Autoren werden nicht andere Autoren sein, die ChatGPT benutzen, sondern Leser, die es benutzen und als Käufer wegbrechen.
Und zum Thema „die Verantwortung, für das, was er schreibt, liegt beim Autor“: Seit wann genau ist der Autor für die Gefühle seiner Leser verantwortlich?
Die Verantwortung des Autors endet in der Erschaffung eines qualitativ hochwertigen Buches, was Plot, Figuren, Logik und Rechtschreibung angeht, aber besteht nicht darin, kontroverse Themen zu meiden. Wenn es danach ging, hätte Karl Marx, Simone de Beauvoir, Henry Miller, etc. pp. nie veröffentlicht werden dürfen und wir würden heute noch in Fürstentümern leben, Frauen für Kirche, Küche, Kinder leben und Samstagabend im Dunkeln unter der Bettdecke schamhaft ehelicher Geschlechtsverkehr zum Zwecke der Fortpflanzung durchgeführt werden.
Bei mir war es Prof. Zamorra.
Zum Glück hatte meine Mutter eine pragmatischere Einstellung.
„Hauptsache, er liest. Lesen ist wichtig, was ist egal. Außerdem stellt er nix an, solange er liest.“
Nur Opa war der Meinung, dass seien doch alles erfundene „Gespenstergeschichtchen“ und ich solle doch lieber wie er Western und Krimis lesen.
Man muss ihm allerdings zugute halten, dass er dir nicht den „Landser“ ans Herz gelegt hat.
Du kannst auf eine beneidenswerte Kindheit zurückblicken. Aus mir wäre sicher ein super Geisterjäger geworden. Nun muss die Welt eben ohne mich und meinen Kumpel zurechtkommen. Irgendwie.
Nee, mit heroischen Kriegsgeschichten konnte er nichts anfangen. „Die haben uns vorher belogen und die belügen uns danach wieder“ war sein Kommentar dazu.
Der Autor bzw. der Verlag soll für den Buchkäufer/Leser kenntlich machen, was ihn erwartet, damit jeder Leser anhand dieser Informationen für sich selbst entscheiden kann, ob er das Buch lesen möchte. Mehr wollen wir doch gar nicht.
Genau wie ich im Supermarkt erwarte, dass auf den Pizzaschachteln kenntlich gemacht wird, welche Art von Pizza verkauft wird.
Es ist meine Entscheidung, ob ich Appetit auf Salami habe oder ob ich keine Ananas essen möchte.
Da kommt auch niemand daher und fordert Überraschungspizzen für alle, mit der Begründung, dass es doch mein eigenes Problem ist, wenn ich keine Ananas mag, und dass ich mich halt an Ananas gewöhnen soll, statt Vermeidungsverhalten zu praktizieren.
Es wird deutlich gemacht, was der Supermarktkunde bekommt, und jeder Supermarktkunde kann dann für sich entscheiden, ob er das kaufen und essen möchte oder nicht.
Na gut. Gegen dein Pizza Argument fällt mir nichts ein. Ich bin vielleicht auch zu müde, weiß aber ich möchte keine Triggerwarnungen und erwarte genauso wie du, das mein Wunsche/Wille akzeptiert wird.
Also fordere ich hiermit von allen Autoren ab sofort auf Triggerwarnungen zu verzichten!
Du hast Genre (Pizza Diavolo), ein Cover (die Schachtel) und einen Klappentext (mit scharfer Salami und Pepperoni) und es reicht dir.
Davon, dass die Tomaten dafür um 06:48 Uhr in einem romantischen Gewächshaus in Santo Benedetto della Montefiori maschinell geerntet, von dem übergewichtigen Arbeiter Vunibaldo M. verladen wurde, der sich gerade in einer schweren persönlichen Krise wegen seines Haarausfalls befand, liest du da auch nichts.