Bin ich unsensibel, oder alt? Oder beides?

@Lusmore - Sind deine Fragen jetzt eigentlich beantwortet?

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Wow. Ich habe noch nie so viele Bekenntnisse zum Wunsch nach Happy End auf einmal gesehen. Das macht mich richtig nachdenklich, ganz im Ernst.

In Verlagen kursiert übrigens als Ratschlag an Autoren: “Möglichst viel Blut und Splatter reinpacken, gern auch abgeschnittene Körperteile, je grausiger, desto besser – vor allem Frauen stehen da total drauf!” Wobei ich mich damit auch nicht anfreunden kann (nur, weil ich ein Mann bin, womöglich?), ich mag sowas meistens auch nicht so gern lesen.

Bücher erfüllen deutlich ganz verschiedene Funktionen; das sollte man beim Marketing besser berücksichtigen.

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Es sind nicht wirklich viele. Die, die es sich wünschen, pochen „nur“ vehement darauf. :slight_smile: Zumindest in diesem Thread.

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Ich hatte immer schon den Eindruck, die Leute wollten Happy Ends.Vor allem auch bei Filmen.
Als ich vor Jahren einen Schreibkurs mitgemacht habe, hatte ich den Eindruck, die Kursleiterin wollte mich auch in Richtung Happy End bei meinem historischen Roman drängen. Sie meinte, Verlage hätten das lieber. Bei meiner Romanidee fände ich das kitschig.
Vielleicht ist es auch eine Frage der Definition? Bei „Ein ganzes halbes Jahr“ hatte ich gar nicht den Eindruck, dass das Ende so schlecht ist. Er kriegt, was er die ganze Zeit wollte, und sie bekommt einen guten Start ins Leben.
Vielleicht denke ich so, weil ich auch so entschieden hätte wie Will Traynor. Vielleicht auch, weil ich es nicht per se als happy betrachte, wenn zwei Personen am Ende zusammenkommen.

Au weia. Hier bin ich ja mal über eine Tücke der deutschen Rechtschreibung gestolpert. Das kann ich einfach nicht unkommentiert lassen.
Ich stelle beim Lesen von Internetbeiträgen aber auch in Texten meiner Schüler immer wieder fest, dass Zusammen- und Getrenntschreibung ein echtes Problem ist.
Was ist der Unterschied, ob zwei Menschen zusammenkommen, oder ob sie zusammen kommen?

Ich sage nur so viel: Wenn man es getrennt schreibt, bedeutet „zusammen“ gemeinsam. Das wäre dann definitiv nicht meine Definition von einem Happy End … :rofl:

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Für mich persönlich nicht, weil ich mir das Buch schon wegen des Covers nicht näher angesehen hätte. Hetero-Romanzen reizen mich nicht. Bei Klappentext selbst wären es begriffe wie “politisch interessiert” und “Mission”, die mir sagen, dass das Buch für mich nichts ist.

Nicht jede Kleinigkeit. Plotrelevantes, was erfahrungsgemäß ja schon einen großen Teil der Geschichte in Anspruch nimmt, aber schon. Ich will ja wissen, worum es in der Geschichte geht, und wenn maßgebliche Themen beim Klappentext ausgespart werden, aus welchem Grund auch immer, dann sehe ich mich als Leser, vor allem aber auch als KUNDE, der sein sauer verdientes Geld für das Buch ausgegeben und seine mühsam abgknappste Freizeit dafür “geopfert” hat, als betrogen an. Genauso, wie wenn ich mir ein Gerät kaufe, dem eine maßgebliche Funktion fehlt.
Cover, Klappentext und Leseprobe sind ein Versprechen an den Leser. Oder zumindest sollte es so sein. Wenn der Autor dieses Versprechen nicht hält, dann ist das ein Vertrauensbruch. Insbesondere, wenn ich eine Absicht dahinter erkenne, oder nur zu erkennen glaube (“Haha! Verarscht!”), dann kriegt dieser Autor bei mir auch keinen Fuß mehr in die Tür. Für einen Verlag gilt das gleiche. Als Leser haben mich dann beide verloren und sehen mich auch nicht wieder.
Jetzt kann man sagen, pfff, ein Leser, was kümmerts mich? Aber ein Leser hat Kontakte, redet mit anderen. Manche haben Rezensionsblogs, sind in Facebookgruppen und Leserforen aktiv, wo dann darauf hingewiesen wird, was für eine Mogelpackung das Buch ist, und so weiter. Da ist es dann schnell nicht mehr nur ein verprellter Leser, sondern zehn, die die gleichen Kreise ziehen und die dem Buch oder dem Autor oder dem Verlag keine Chance geben wollen.

Wenn ich merke, der Autor hat sich Mühe gegeben und nicht bewusst versucht, mich aufs Glatteis zu führen, dann bin ich auch wesentlich versöhnlicher, wenn ich da mal ins Klo gegriffen habe.

Lesen fällt für mich nicht unter Zeitvertreib, dafür habe ich zu wenig davon. Ich gehöre da zu den Genießern, die sich gerne von der Geschichte fesseln lassen, um eine Weile der Wirklichkeit zu entfliehen. Und ja, dafür bevorzuge ich Liebesgeschichten mit Happy End. Geschichten über das, was es in meinem Leben eben leider nicht gibt.
Ich habe einen Job mit hohem Konfliktpotential, wo ich regelmäßig von anderen Menschen beleidigt, beschimpft, belogen und gerne auch bedroht werde. Vielleicht nicht jeden Tag, aber oft genug, dass es nicht ganz spurlos vorbeigeht. Ich schäme mich nicht dafür, dass ich dann in meiner wenigen Freizeit in meinen Büchern nicht auch noch von sowas lesen, sondern mich gerne mal davon ablenken lassen möchte.
Und ein Autor, der auf dem Schirm hat, dass jeder Jeck anders ist, und mir zumindest die Möglichkeit gibt, mich darauf einzustellen, was mich in seinem Buch erwartet, der hat schon von vornherein ein Bonussternchen in der Rezension.
Psychische Erkrankungen oder Instabilitäten werden immer noch gerne belächelt. Mein damaliger Hausarzt hat den Begriff “Burn-Out” im Gespräch auch schick in Anführungszeichen gesetzt und mir deutlich gemacht, für wie lächerlich er diese Moderscheinung hält. Jo. Hat mir ein super Gefühl gegeben.
Aber gut, das ist wohl okay, wenn solche Dinge, oder eben auch einfach nur eine gewisse Sensibilität ohnehin vom Gros belächelt werden, und manch einer es darauf anzulegen scheint, wie eine mit Tüll getarnte Dampfwalze darüber hinwegzurollen.
Und dieses Rumreiten darauf, dass ja jede noch so winzige Kleinigkeit Erwähnung finden müsste … Warum denn immer diese Extreme? Warum alles oder nichts? Wo ist die Empathie für die Mitmenschen hin?
Es wurde ja auch schon gesagt, wer Content Notes nicht will, soll es halt lassen.
Wer eine als Hund verkleidete Katze verkaufen will, soll es eben tun, darf sich dann aber nicht wundern, wenn es schlechte Kritiken hagelt.
Wobei, schlechte Werbung gibt es ja nicht.

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Für mich muss es kein Happy End geben. ‘Das Jesus-Video’ (der Name des Autors will mir gerade nicht einfallen ;)) ist ein atemlos spannendes Buch, dessen Ende zwar befriedigend ist, aber wohl nichts, was man mit Happy End bezeichnen würde.

Dann muss es bei mir wohl auch daran liegen, dass ich ein Mann bin. ‘Der dunkle Turm’ von Stephen King ist eine meiner liebsten Romanreihen. Ich sehe das als Märchen für Erwachsene. Obwohl sie durchaus stellenweise grausam ist (ich will nicht spoilern, aber Jakes Satz „Dann geh’, es gibt andere Welten als diese.“ werde ich wohl nie mehr vergessen), gefällt mir die Reihe sehr gut. Dagegen konnte ich ‘Die Feldscher Chroniken’ von Greg Walters nicht lesen. Diese Reihe ist preisgekrönt, aber wenn schon im ersten Teil in der Schlacht Gliedmaßen ohne Betäubung amputiert werden, ist das einfach nichts für mich. Meine große Vorstellungskraft (“Der Junge hat eine lebhafte Phantasie.”) sorgt dafür, dass ich die Bilder plastisch in meine Kopf habe.

(Achtung! Absichtlicher Sexismus, oder wie man das heutzutage auch nennen mag.) Warum verwendest du dann als Avatar ein 20 Jahre altes Bild? :smiley:

Danke! Genau so sehe ich das auch. Eine meiner Geschichten beginnt mit den Worten:

Ich muss Sie warnen. Diese Geschichte hat keinen vernünftigen Anfang, keinen durchgestylten Plot und das Ende wird Ihnen vielleicht auch nicht gefallen. Ich sage es nur, nicht dass es am Ende heißt, ich hätte Sie nicht gewarnt.

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Im Ernst? Genau das will ich NICHT lesen.
Das ist genauso ein Quatsch, wie wenn jemand behauptet, dass ein Liebesroman mit einem Happy End enden muss.
Happy End oder nicht, mir ist beides recht.
Das Ende von „Ein ganzes halbes Jahr“ ist vollkommen in Ordnung.
Und Liebesgeschichten, in denen offen bleibt, ob sie sich wieder sehen, sind auch schön.

Um zum Ursprungsthema zurückkehren - dem armen @Lusmore schwirrt vermutlich schon der Kopf - : Wer mich triggern will braucht nur „amerikanisches College“ oder „Cupcake“ in den Klappentext zu schreiben :smiley:

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Weil ich es hübsch finde. Besuche meine Homepage. Da zeige ich mein “wahres” Gesicht. :slight_smile:

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Wäre vielleicht eine Geschichte wert: Im Keller eines amerikanischen Colleges backt ein verrückter Professor Cupcakes aus Leichenteilen :smiley:

Gibt es schon so ähnlich. Sweeney Todd.

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Meine unbedeutende Sicht dazu:
zwei Menschen zusammenkommen: Zwei Menschen finden sich.
zwei Menschen zusammen kommen: Zwei Menschen kommen gleichzeitig daher/an.

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In dem Fall würde man wohl noch etwas anfügen wie zusammen ankommen oder zusammen nach Hause kommen.

„Nach ihrem Flirt sind Adam und Eva zusammengekommen und zusammen gekommen.“ :kissing:

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Beides noch kein Garant für ein Happy End … :slight_smile:

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Wie Kain und Abel eindrucksvoll zeigen, vom Rest des Buches ganz zu schweigen.

Wie wohl die Triggerwarnung für die Bibel aussehen würde?

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Wenn sie zusammenkommen, sind sie danach ein Paar.
Wenn sie zusammen kommen, müssen sie dazu kein Paar sein.

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Wie auch immer - die Bibel könnte gut auf einer Liste jugendgefährdender Bücher stehen…

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Vielleicht kann mir jemand von der anderen Seite einmal erklären, was ich als eventuell Betroffener davon habe, wenn ein Streamingdienst beim Start eines (jedes) Films angibt:

Alkohol, sexuelle Inhalte, Gewalt, Schimpfworte.

Die Triggerwarnung ist komplett für den Arsch, denn sie kommt jedesmal. Da reicht ein Zungenkuss und es sind sexuelle Inhalte. Eine Ohrfeige reicht für Gewalt. Das führt das ganzes System ad absurdum, denn da es keine Abstufungen gibt, kann niemand vor nichts gewarnt werden. Ob man detailliert einen Blowjob sieht oder einen Zungenkuss, macht einen Unterschied, oder? Aber wenn die Warnung sexuelle Inhalte heißt, bringt sie nichts. Ihr könnt argumentieren, wie ihr wollt, die woke Fraktion ist auf dem Holzweg und wird dies in spätestens zehn Jahren selbst erkennen können.

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Nur wenn sie zusammen kommen, werden sie zusammenkommen. So sehen es jedenfalls viele Leute. Auch ein Holzweg, aber ein populärer.