Hallo verehrte Autoren-Gemeinschaft, ich habe lange hin und her überlegt, wie eine Prüfung für eine Art Monsterjäger Schule, die magische Künste, aber auch Schwertkampf lehrt, aussehen könne, wenn es noch andere magisch begabte Menschen in dieser Fantasywelt gibt, aber nicht jeder den Mut oder die Lust aufbringt, sein Leben einem so gefährlichen Beruf zu widmen. Heute hatte ich einen spontanen Einfall, zu dem ich gerne ein paar Meinungen hören würde.
Dies war sie also, die alles entscheidende Prüfung, die seinen weiteren Lebenslauf bestimmte. Gwyn ahnte, dass diese Probe keine Leichte sein würde. Es gab viele Magischbegabte auf der Welt, doch nur ein Bruchteil von ihnen verdingte sich als Hexenritter, dies hatte Gründe und sie verbargen sich hinter dieser Tür. Was würden sie auf ihn loslassen? Einen Ghul, einen Mantikor oder gar einen Drachen? Gwyn hatte viele Gerüchte über diese Prüfung gehört: Man würde sich einem Monster stellen müssen behaupteten einige, andere wiederum sprachen davon, dass man seinem schlimmsten Albtraum begegnete, für wieder andere gab es da keinen Unterschied, es sei ein und dasselbe.
Vor was hab ich am meisten Angst, fragte sich Gwyn. Untote? Menschenfresser? Wesen aus der Tiefe des Ozeans?
Der Prüfer gab ihm ein Zeichen, die Tür schwang von magischer Hand auf. Gwyn betrat den Raum. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Zuerst herrschte Dunkelheit, doch da fiel ein einzelner weißer Lichtkegel aus einem Loch in der Decke und beleuchtete ihn. Er saß hier wie auf dem Präsentierteller. Furchtsam spähte er umher. Er war allein, zumindest wirkte es so, aber gewiss verbarg sich etwas in der Finsternis. Aus welcher Richtung würde sich der Feind annähern?
Obwohl er wachsam blieb, trat die Gestalt so geräuschlos in sein Sichtfeld, dass er sie, da war er sich gewiss, für eine beängstigend lange Spanne nicht wahrnahm, doch da war sie, schlagartig wie ein Blitz, direkt vor ihm und ein so boshaftes Lächeln umspielte ihre scharfen Eckzähne, dass jeder Vampir dagegen höflich und liebevoll wirkte. Ihre Haut blass wie die eines Geists war von schaurig dunklen Blutadern durchzogen, die an die Flüsse von Helheim erinnerten.
Es war eine Frau, wie Gwyn sie nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte, doch er erkannte sie auf Anhieb, denn die Furcht, die sie in ihm auslöste, war unverkennbar. Sie war der schrecklichste aller Feinde, nicht für ihn Gwyn allein, sondern für alle Menschen, die sich am Leben erfreuten.
Die Person, die ihm gegenüber stand, war niemand anderes als die Dämonengöttin Dysthymia, die personifizierte Einsamkeit, in ihrem bleichen Leib, der an abgenagte Knochen erinnerte und in eine Rüstung aus Obsidian gekleidet. Ihre schwarzen Augen, unter denen tiefe Schatten lagen, verschlangen ihn regelrecht, zogen Gwyn in einen Bann aus Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, aus dem es kein Entrinnen gab. Es fühlte sich an, als würde er in einem Sumpf versinken, erst langsam und qualvoll, doch je mehr er sich dagegen sträubte, desto tiefer und schneller sank er ein, während sich sein Herz verkrampfte und unter den Schmerzen seiner Seele aufschrie.
Sein schlimmster Albtraum erwies sich als Dämonin der höchsten Kategorie: Ein Wesen aus Fleisch und Blut aus den Emotionen der Menschen geboren. Er stand da wie gelähmt, während es ihn immer tiefer in den Abgrund zog. Bei allen Göttern, wie sollte er einem solchen Geschöpf etwas entgegensetzen? Er war verloren… Niemand besaß die Kraft, Dysthymia allein zu besiegen. Für einen solchen Feind brauchte es mindestens zwei einander zugewandte Seelen.
Er sank auf die Knie. Ihm war ein unbesiegbarer Feind entgegengetreten. Er hatte verloren, sein Traum Hexenritter zu werden zerplatzte wie eine überreife Frucht, die auf dem Boden aufschlägt, und stumme Tränen rannen über seine Wangen. Die Prüfung war für ihn zu Ende, ohne dass er in der Lage war einen Zauber über die Lippen zu bringen oder sein Übungsschwert zu ziehen.
Ein Lichtspalt öffnete sich auf der gegenüberliegenden Seite in Dysthymias Rücken und wurde wieder geschlossen. Jemanden hatte den Raum betreten. War er durch die Prüfung gefallen? Kam jemand um ihn aus seinem Elend zu erlösen?
„Keine Angst“, sagte eine weibliche Stimme, doch es war nicht Dysthymia, die sprach, denn ihre Lippen schlossen sich jäh zu einem stummen Strich und Zorn huschte über ihr furchterregend schönes Antlitz. „Du musst nicht allein gegen sie kämpfen.“ Eine junge Frau trat neben Gwyn ins Licht, goldenes Haar und eine gutmütige Miene wie ein Engel, trotz der Gefahr, in der sie beide schwebten. Offenbar hatte sie einen Bogen um Dysthymia geschlagen und hielt ihm nun eine helfende Hand hin um ihn auf die Beine zuziehen.
Dies war eine Doppelprüfung! Er würde sich nicht allein diesem Ungeheuer stellen, denn die Prüfer in all ihrer Weisheit wussten, dass dies unmöglich war.
Gwyn ergriff, die ihm dargebotene Hand. Er kannte dieses Mädchen nicht, aber sie war bereit, an seiner Seite zu kämpfen. Wenn ich nur tapfer genug bin, sagte er sich, werden wir gemeinsam bestehen. Er erhob sich und es war, als würde er aus der Tiefe emporsteigen, wie eine Robbe, die an die Oberfläche schnellt, um Luft zu schnappen. Diese Prüfung hatte so eben eine entscheidende Wendung genommen. Er war nun befähigt und entschlossen zu kämpfen.
„Zeige Mut im Angesicht der Gefahr, und kein Feind wird dich je überwinden“, wiederholte er den Ratschlag, den er vor so vielen Jahren von einem reisenden Hexenritter hörte, doch nun verstand er auch dessen nachfolgende Worte: „Kein Mensch allein kann die Last der Welt auf seinen Schultern tragen.“