Zulassungsprüfung für meine Hexenritter-Akademie

Hallo verehrte Autoren-Gemeinschaft, ich habe lange hin und her überlegt, wie eine Prüfung für eine Art Monsterjäger Schule, die magische Künste, aber auch Schwertkampf lehrt, aussehen könne, wenn es noch andere magisch begabte Menschen in dieser Fantasywelt gibt, aber nicht jeder den Mut oder die Lust aufbringt, sein Leben einem so gefährlichen Beruf zu widmen. Heute hatte ich einen spontanen Einfall, zu dem ich gerne ein paar Meinungen hören würde.

Dies war sie also, die alles entscheidende Prüfung, die seinen weiteren Lebenslauf bestimmte. Gwyn ahnte, dass diese Probe keine Leichte sein würde. Es gab viele Magischbegabte auf der Welt, doch nur ein Bruchteil von ihnen verdingte sich als Hexenritter, dies hatte Gründe und sie verbargen sich hinter dieser Tür. Was würden sie auf ihn loslassen? Einen Ghul, einen Mantikor oder gar einen Drachen? Gwyn hatte viele Gerüchte über diese Prüfung gehört: Man würde sich einem Monster stellen müssen behaupteten einige, andere wiederum sprachen davon, dass man seinem schlimmsten Albtraum begegnete, für wieder andere gab es da keinen Unterschied, es sei ein und dasselbe.
Vor was hab ich am meisten Angst, fragte sich Gwyn. Untote? Menschenfresser? Wesen aus der Tiefe des Ozeans?
Der Prüfer gab ihm ein Zeichen, die Tür schwang von magischer Hand auf. Gwyn betrat den Raum. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Zuerst herrschte Dunkelheit, doch da fiel ein einzelner weißer Lichtkegel aus einem Loch in der Decke und beleuchtete ihn. Er saß hier wie auf dem Präsentierteller. Furchtsam spähte er umher. Er war allein, zumindest wirkte es so, aber gewiss verbarg sich etwas in der Finsternis. Aus welcher Richtung würde sich der Feind annähern?
Obwohl er wachsam blieb, trat die Gestalt so geräuschlos in sein Sichtfeld, dass er sie, da war er sich gewiss, für eine beängstigend lange Spanne nicht wahrnahm, doch da war sie, schlagartig wie ein Blitz, direkt vor ihm und ein so boshaftes Lächeln umspielte ihre scharfen Eckzähne, dass jeder Vampir dagegen höflich und liebevoll wirkte. Ihre Haut blass wie die eines Geists war von schaurig dunklen Blutadern durchzogen, die an die Flüsse von Helheim erinnerten.
Es war eine Frau, wie Gwyn sie nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte, doch er erkannte sie auf Anhieb, denn die Furcht, die sie in ihm auslöste, war unverkennbar. Sie war der schrecklichste aller Feinde, nicht für ihn Gwyn allein, sondern für alle Menschen, die sich am Leben erfreuten.
Die Person, die ihm gegenüber stand, war niemand anderes als die Dämonengöttin Dysthymia, die personifizierte Einsamkeit, in ihrem bleichen Leib, der an abgenagte Knochen erinnerte und in eine Rüstung aus Obsidian gekleidet. Ihre schwarzen Augen, unter denen tiefe Schatten lagen, verschlangen ihn regelrecht, zogen Gwyn in einen Bann aus Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, aus dem es kein Entrinnen gab. Es fühlte sich an, als würde er in einem Sumpf versinken, erst langsam und qualvoll, doch je mehr er sich dagegen sträubte, desto tiefer und schneller sank er ein, während sich sein Herz verkrampfte und unter den Schmerzen seiner Seele aufschrie.
Sein schlimmster Albtraum erwies sich als Dämonin der höchsten Kategorie: Ein Wesen aus Fleisch und Blut aus den Emotionen der Menschen geboren. Er stand da wie gelähmt, während es ihn immer tiefer in den Abgrund zog. Bei allen Göttern, wie sollte er einem solchen Geschöpf etwas entgegensetzen? Er war verloren… Niemand besaß die Kraft, Dysthymia allein zu besiegen. Für einen solchen Feind brauchte es mindestens zwei einander zugewandte Seelen.
Er sank auf die Knie. Ihm war ein unbesiegbarer Feind entgegengetreten. Er hatte verloren, sein Traum Hexenritter zu werden zerplatzte wie eine überreife Frucht, die auf dem Boden aufschlägt, und stumme Tränen rannen über seine Wangen. Die Prüfung war für ihn zu Ende, ohne dass er in der Lage war einen Zauber über die Lippen zu bringen oder sein Übungsschwert zu ziehen.
Ein Lichtspalt öffnete sich auf der gegenüberliegenden Seite in Dysthymias Rücken und wurde wieder geschlossen. Jemanden hatte den Raum betreten. War er durch die Prüfung gefallen? Kam jemand um ihn aus seinem Elend zu erlösen?
„Keine Angst“, sagte eine weibliche Stimme, doch es war nicht Dysthymia, die sprach, denn ihre Lippen schlossen sich jäh zu einem stummen Strich und Zorn huschte über ihr furchterregend schönes Antlitz. „Du musst nicht allein gegen sie kämpfen.“ Eine junge Frau trat neben Gwyn ins Licht, goldenes Haar und eine gutmütige Miene wie ein Engel, trotz der Gefahr, in der sie beide schwebten. Offenbar hatte sie einen Bogen um Dysthymia geschlagen und hielt ihm nun eine helfende Hand hin um ihn auf die Beine zuziehen.
Dies war eine Doppelprüfung! Er würde sich nicht allein diesem Ungeheuer stellen, denn die Prüfer in all ihrer Weisheit wussten, dass dies unmöglich war.
Gwyn ergriff, die ihm dargebotene Hand. Er kannte dieses Mädchen nicht, aber sie war bereit, an seiner Seite zu kämpfen. Wenn ich nur tapfer genug bin, sagte er sich, werden wir gemeinsam bestehen. Er erhob sich und es war, als würde er aus der Tiefe emporsteigen, wie eine Robbe, die an die Oberfläche schnellt, um Luft zu schnappen. Diese Prüfung hatte so eben eine entscheidende Wendung genommen. Er war nun befähigt und entschlossen zu kämpfen.
„Zeige Mut im Angesicht der Gefahr, und kein Feind wird dich je überwinden“, wiederholte er den Ratschlag, den er vor so vielen Jahren von einem reisenden Hexenritter hörte, doch nun verstand er auch dessen nachfolgende Worte: „Kein Mensch allein kann die Last der Welt auf seinen Schultern tragen.“

Hm, also, diese Art Fantasy ist ohnehin nicht mein Genre, aber falls ich je Rittergeschichten lesen wollte, dann bitte über *tapfere *Ritter, nicht über einen Mann, der im Angesicht der Gefahr sofort heulend zusammenbricht und mit tränenüberströmten Gesicht auf die Knie fällt, statt sein Schwert zu ziehen. [Aber da ich ohnehin nicht zur Zielgruppe gehöre, ist mein persönlicher Geschmack vermutlich irrelevant für dich.]

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Es geht ja um jemanden, der am Anfang seiner Ausbildung steht. Also eher ein Knappe als Ritter.

Männer dürfen also keine Schwäche zeigen? Das ist ein altmodisches, leider immer noch sehr präsentes Rollenbild in unserer Gesellschaft.

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Dürfen Männer Schwäche zeigen? Ja!
Habe ich Lust, ein Buch über einen schwachen Mann zu lesen? Nein!

P.S.: Ich meinte gar nicht speziell Männer. Mein Buchgeschmack gilt für Romanheldinnen generell. Über eine Frau, die sofort heulend zusammenbricht, würde ich auch kein Buch lesen wollen. *

Helden werden nicht geboren, sie wachsen und reifen heran. Wenn der Protagonist am Anfang zu stark und mutig ist, ist dass unrealistisch und langweilig. Es geht darum die Angst zu überwinden, da kann die Figur doch zwischenzeitlich kurz einknicken, wenn ihr das Ausmaß der Gefahr und die anmutende Unüberwindbarkeit des Gegners bewusst wird.

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Obwohl ich kaum etwas über die auftretenden Figuren oder deren Welt erfahre, gefällt mir die Idee hinter deiner Prüfungsgeschichte. Ich vermute mal um die ging es dir vor allem.

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In der Geschichte wird es einige Hexenritter geben, die vorzugsweise zu zweit kämpfen. Das wollt ich bei Gwyns Prüfung einbauen.

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Hm, zunächst stellt sich mir die Frage, warum die mächtige Dämonengöttin so freundlich sein sollte, ihren Gegnern behilflich zu sein und neue Hexenritter heranzuzüchten? Ich würde eine niedrigere Kreatur als Prüfstein wählen, wo es für den Leser glaubhaft ist, dass man sie dazu zwingen kann bzw. ein rein instinktgetriebenes Wesen.

Vielleicht wäre auch eine “psychologischere” Prüfung passender, welche Motive des künftigen Hexenritters für seine Ausbildung tatsächlich gegeben sind (Wunsch, zu helfen, Wunsch, berühmt zu sein, Rache, etc.) bzw. welche ihn mit seinen Ängsten konfrontiert. Dabei könnte man offen lassen, ob dies durch magische Mittel oder durch den eigenen Geist verursacht wird (Trugbilder, Stimmen längst vergangener Situationen und Personen, so dass jeder für sich eine andere Antwort auf die Frage “Was sucht der Suchende?” finden muss. Damit gingen zwar erst einmal der “Wingman”-Aspekt der Prüfung verloren, aber verdeutlicht, dass es nicht nur eine einzige richtige Antwort auf die Frage gibt und dem Leser für eigene Interpretationen/Spekulationen mehr Raum und vielleicht mehr Identifikationspotential lässt. Um bei dem Beispiel Einsamkeit zu bleiben: Manche gehen daran zugrunde, manche mögen Einsamkeit oder benötigen sie zuweilen gar.

Außerdem ist mir die o. g. Retterin etwas zu abgeklärt und wissend, es ist ein bisschen deus ex machina. Da würde ich eher zwei Prüflinge auf gleichem Niveau zusammenbringen, die in etwa gleich unsicher sind und mit nichts als auf sich selbst gestellt, sich durch die Prüfung dilettieren. Das bietet dir die Möglichkeit, auch noch etwas mit dem Spannungsniveau zu spielen.

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An sich sind dss sehr gute Einwände und Vorschläge, die du da nennst, danke dafür. Du verwechselst aber Einsamkeit und Alleinsein. Natürlich gibt es Menschen, die gerne allein sind. Einsamkeit ist aber ein Gefühl, das bestimmt kein Mensch gerne spürt. Natürlich kann man es genießen fern der Zivilisation auf einem einsamen Berg zustehen und die Stille zu genießen. Das ist aber keine Einsamkeit, sondern schlicht alleinsein. Einsamkeit ist laut Definition: die wahrgenommene Diskrepanz zwischen den gewünschten und den tatsächlichen sozialen Beziehungen.

Fortsetzung (hoffe das entkräftigt ein wenig die Kritik bezüglich abgeklärte Retterin).

Gwyn bemerkte, dass er und die Prüfungsteilnehmerin etwa gleich groß waren, denn er blickte ihr genau in die Augen. Obwohl sie lächelte, wich sie seinem Blick rasch aus, ihre Pupillen huschten unruhig hin und her wie ein flackerndes Feuer. Sie war genauso nervös wie er! Die Selbstsicherheit, die sie zur Schau stellte, war ein Schutzschild, hinter dem sie ihre eigene Angst verbarg und zugleich das Rettungsseil, das sie ihm zuwarf, damit er selbst neuen Mut fasste.
“Du fühlst das gleiche wie ich, oder?”, fragte Gwyn leise.
“Wenn du die Angst meinst, die mein Herz umklammert und meine Beine zu lähmen droht, stimme ich dir zu.” Sie versuchte abermals zu lächeln, aber es wirkte wie eine steinerne Grimasse.
Gwyn kannte genug Geschichten über edle Ritter, die verheulte Prinzessinnen aus den Fängen eines Drachen retteten. Bis eben hatte es auf ihn gewirkt als wären ihre Rollen vertauscht, doch nun wurde ihm klar, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gab. Sie beide waren der Ritter und zugleich die Prinzessin und Dysthymia war der Drache, der sie beide verschlingen würde, wenn sie nicht füreinander einstanden.
Gwyn sah zu dem Schrecken hinüber. Dysthymia hob stumm eine Hand. Der Lichtkegel erlosch als sich die Öffnung in der Decke rumpelnd schloss, tiefste Dunkelheit senkte sich über die drei, den Jungen, das Mädchen und die dämonische Kreatur, die versuchte sich ihres Verstandes zu bemächtigen und ihre Körper zu lähmen.
“Beherrscht du Feuermagie?”, unterbrach Gwyn die Stille.
“Jede Hexe kann Feuer wirken”, antwortete das Mädchen.
“Gut. Ich bin Gwyn und du?”
“Faedi.” Eine Flammenkugel warf ein warmes Licht auf die beiden, die sich wirbelnd in der Hand der Anwärterin drehte. Gwyn tat es ihr nach.
Die Helligkeit genügte um Dysthymias Züge zu beleuchten, sie lächelte nicht, sondern fuhr langsam ihre Krallen auf Dolchlänge aus.
“Wir greifen sie mit Flamme, Schwert und am besten Blitzmagie an, dann sehen wir etwas und ich glaube, sie scheut warmes Licht”, schlug Faedis vor.
Tatsächlich hatte sich der Lichtkegel aus der Decke kalt angefühlt. Was war Faedis noch aufgefallen?
“Vertrau mir”, sagte das Mädchen. Gwyn löste den Blick von Dysthymias Krallen und bemerkte, dass Faedis ihn musterte. “Du vertraust mir doch?”, fragte sie zögern.
“Natürlich tue ich das.”
Sie nickte erleichtert. “Gut, ich verlasse mich auf dich. Und jetzt lass uns kämpfen, denn ich glaube, ihre Geduld hat ein Ende.”
Gwyn wandte sich gerade noch rechtzeitig zu Dysthymia um, um zu sehen wie die Dämonin schnell wie der Wind auf sie zuschoss. Beide Anwärter warfen ihr die Flammen entgegen, sie wich aus, in gedruckter Haltung, sprungbereit wie eine Katze. Gwyn zog sein Schwert und lud es mit der Kraft eines Gewitterbitzes, den er bei Dysthymias nächsten Angriff in den Boden stieß, so dass alle drei auseinander geschleudert wurden und es ihm sein Schwert aus der Hand riss.
Der Kampf hatte begonnen und nun in der Dunkelheit wusste Gwyn nicht zu sagen, in welche Richtung es Dysthymia und Faedis geworfen hatte.
Die Angst kehrte zu ihm zurück, unerwartet und doch heftig wie ein Rammbock, der gegen das Burgtor klopft. Sein Herz schlug so laut, dass er glaubte es in seinen Ohren hämmern zu hören und die aufsteigende Panik drohte ihn zu überwältigen. Er wäre wohl davongelaufen, wenn er die Hand vor Augen gesehen hätte, so jedoch besann er sich, schloss die Augen und horchte in sich selbst und in die Welt um ihm herum hinein.
Das Stöhnen zu seiner Rechten kam von Faedis, der schlurfende Gang zu seiner Linken musste demnach Dysthymia ankündigen.
Gwyn warf einen Feuerball in Dysthymias Richtung und hob einen zweiten über seinen Kopf, um den Weg zu Faedis zu erhellen. Hoffentlich hatte er sie in seinem Übereifer nicht verletzt, sie vertraute ihm doch und er brauchte sie um diesen Kampf zu gewinnen. Außerdem mochte er sie. Es war lange her, dass sich jemand anderes für ihn eingesetzt hatte und dieses Mädchen hatte dabei nicht eine Sekunde gezögert, obwohl sie einander völlig Fremde waren.
“Faedis!”, rief er. “Ich komme zu dir. Gib mir deine Hand.” Sie reckte sie ihm entgegen, Dysthymia war dicht hinter ihm, er konnte ihren kalten Atem in seinem Nacken spüren. Er packte Faedis Hand, zog sie auf die Beine, umschlang ihre Taille und drehte sich mit ihr in einer wilden Pirouette, während Feuer und Blitz in alle Richtungen zischten, derweil sich das Mädchen an ihn klammerte und ihre Magie Funken sprühte.
Ein Schrei, wie nicht von dieser Welt erschütterte den Raum und als die beiden Arm in Arm zu Boden fielen, flutete eine behagliche Wärme und Helligkeit den Raum und Dysthymia verschwand wie ein Schatten, der vor dem Licht flüchtet in einen Winkel außerhalb seines Sichtfeldes. Der Prüfer betrat den Raum und klaschte in die Hände.
“Mut und Vertrauen im Angesicht der Finsternis und tödlichen Gefahr, mehr kann sich unsere Akademie nicht wünschen. Steht auf, angehende Helden, ihr habt die Prüfung bestanden.”

Ich schlaf ein. Dysthymia ist ein richtiges Phlegma. Die wartet geduldig, bis sich die Prüflinge kennengelernt und ausgesprochen haben. Wurde die für die Prüfung angestellt nach dem Motto: Mach Angst, aber verletze sie nicht? Das soll ein gefährliches Monster sein?
Bringe zuerst die beiden Prüflinge in die Arena, dann das Monster, das sofort angreift.

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Ich hab mir das mit Dysthymia folgendermaßen überlegt: Sie ist nicht wirklich daran interessiert Prüflinge zu töten. Ihr Name kommt nicht ohne Grund von der chronischen Depression. Sie genießt es, die jungen Hexenritter heranwachsen zu sehen, wie sie immer stärker werden und Freundschaften schließen, nur um am Ende ihrer Karriere, wenn die Hexenritter immer schwächer und gebrechlicher geworden und ihre Freundschaften im Laufe der Jahre auseinander gefallen sind und die Einsamkeit sie eingeholt hat, sie sich einem nach dem anderen zu holen und ihnen einen einsamen Tod zu bereiten (zumindest jenen, die nicht vorher im Kampf gegen Drachen und Co gefallen sind). Der Kampf gegen Dysthymia soll die Hexenritter auf ein Leben in Einsamkeit vorbereiten und dass sie sich vor allem aufeinander verlassen müssen, denn ein Teil der menschlichen Gesellschaft ist Hexenrittern nicht wohlgesonnen, ihnen soll aber auch klar sein, dass sie am Ende ihres Weges mit hoher Wahrscheinlichkeit allein in irgendeinem abgeschiedenen Wald sterben werden, zerrissen von Dysthymia oder einem anderen Monster. Da sie eine Dämonengöttin ist kann sie nicht dauerhaft vernichtet werden, sondern ersteht immer wieder von neuem.

Da gibt es aber ein Dilemma: Ist dem Leser vor der Prüfung diese Vorliebe von Dysthymia klar? Falls ja, dann ist die Prüfung langweilig. Wir wissen, dass die Dame diese Prüflinge noch reifen und altern lassen will - es passiert also ganz sicher nix schlimmes.
Oder wissen wir zum Zeitpunkt der Prüfung noch nicht von diesen Vorlieben? Dann gehts mir wie @Milar und mir fehlt die Gefahr bzw. es kommt keine bei mir an.
Das Hauptding ist aber wirklich, dass da leider kein spannender Kampf auszumachen ist. Viel Tell, aber nichts, was mir zeigt, dass da wirklich irgendwas gefährlich ist.

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Nein ist nicht vorher bekannt.
Der Kampf lässt sich gewiss aufpolieren und etwas spannender gestalten, ist ja nur die erste Fassung von heute. In der Regel hab ich keine Probleme damit spannende Kampfszenen zu schreiben, mein Fokus lag erstmal auf den Emotionen, aber die lassen sich auch noch düsterer und bedrückender darstellen um dieser Antagonistin gerecht zu werden.

Dysthymia könnte ja beispielweise mit einer Kralle die Wange von einem der beiden Anwärter verletzen. Etwas Blut könnte den Ernst der Lage verdeutlichen.

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Überarbeiteter Abschnitt

Gwyn wandte sich gerade noch rechtzeitig zu Dysthymia um, um zu sehen wie die Dämonin schnell wie der Wind auf sie zuschoss. Beide Anwärter warfen ihr die Flammen entgegen, sie wich aus, in gedruckter Haltung, sprungbereit wie eine Katze. Ihr Angriff traf Gwyn ins Gesicht, Blut spritzte und er fühlte einen heißen stechenden Schmerz quer über seine linke Wange verlaufen. Faedis Schwertstoß, den Dysthymia mit einem Funkenschlag parierte, sorgte dafür dass das Ungeheuer einen Moment zurückwich.
Gwyn zog sein Schwert und lud es mit der Kraft eines Gewitterbitzes, den er bei Dysthymias nächsten Angriff in den Boden stieß, so dass alle drei auseinander geschleudert wurden und es ihm sein Schwert aus der Hand riss.
Der Kampf hatte begonnen und nun in der Dunkelheit wusste Gwyn nicht zu sagen, in welche Richtung es Dysthymia und Faedis geworfen hatte.
Die Angst kehrte zu ihm zurück, unerwartet und doch heftig wie ein Rammbock, der gegen das Burgtor klopft. Sein Herz schlug so laut, dass er glaubte es in seinen Ohren hämmern zu hören und die aufsteigende Panik drohte ihn zu überwältigen. Er wäre wohl davongelaufen, wenn er die Hand vor Augen gesehen hätte, so jedoch besann er sich, schloss die Augen und horchte in sich selbst und in die Welt um ihm herum hinein.
Blut tropfte von seiner Wange, wie Tau von den Blättern eines Baumes, der am Ufer eines Teiches wuchs, doch in der Finsternis wirkte das Geräusch laut wie Donnerschläge oder das Läuten einer Glocke.
Das Stöhnen zu seiner Rechten kam von Faedis, der schlurfende Gang zu seiner Linken musste demnach Dysthymia ankündigen.
Gwyn berührte seine Wange, tauchte die Fingerspitzen in den feuchten Lebenssaft. Dies war sein Blut, er schmeckte das Metall auf seiner Zunge. So fühlt es sich also an, wenn man um sein Leben kämpft, dachte er halb benommen, halb amüsiert. Die Angst wich von ihm. Eigentlich hätte er entsetzt sein sollen, aber war es nicht das, weswegen er hier war? Es war Zeit zu beweisen aus welchem Holz er geschnitzt war.
Gwyn hob beide Hände und ließ eine Kaskade aus Feuer und Blitz über die Dunkelheit hereinbrechen, doch die Zauber prallten wirkungslos gegen eine Barriere, die bei jedem Treffer Dysthymias Geschichtszüge erhellte, die sie mit einer Hand vor den Lichtblitzen abschirmte. Sie strecke die freie Hand aus und Gwyn fühlte wie ihre kalten Finger trotz der großen Entfernung seine Brust berührten, wie sie sich in sein Fleisch bohrten und drohten sein Herz aus seiner Brust zu reißen.
Gwyn schlug mit feuriger Faust gegen seinen Oberkörper, der Schmerz sich selbst zu verbrennen war heftig, doch Dysthymias Griff löste sich und er sah, wie sie überrascht auf ihre Finger starrte, die in Flammen standen.
Gwyn warf einen letzten Feuerball in Dysthymias Richtung und hob einen zweiten über seinen Kopf, um den Weg zu Faedis zu erhellen…

Das sehe ich genauso. Romanhelden müssen stark sein oder ihre Angst überwinden und zumindest stark agieren. Ein gutes Beispiel ist “Krümel” in “Die Brüder Löwenherz” von Astrid Lindgren. Er möchte sich auch am liebsten verkriechen, aber er überwindet seine Angst und handelt.
“… was Jonathan gesagt hatte: Manchmal müsse man etwas Gefährliches tun, weil man sonst kein Mensch sei, sondern nur ein Häuflein Dreck!”

Aber warum macht er dann eine Prüfung, wenn er noch am Anfang der Ausbildung ist, und sich diese Schwierigkeit nicht zutraut? Warum übt er nicht noch ein bisschen mehr und bereitet sich besser vor? Prüfungen macht man doch eher am Ende einer Ausbildung, oder? Oder zumindest am Ende eines Lernabschnittes.
Aber selbst wenn er noch am Anfang steht, sollte er nicht zusammenbrechen. Dann ist er kein Romanheld. Romanhelden sind nicht zu 100% wie normale Menschen. Sie müssen so konzipiert sein, dass ein Leser gerne Zeit opfert, um ihnen durch ihre Abenteuer zu folgen. Und das heißt, dass sie immer am oberen Rand ihrer Möglichkeiten agieren sollten. Wenn der Leser das Buch zuschlägt, hast du verloren, auch wenn es in der Wirklichkeit natürlich Menschen gibt, die zusammenbrechen und nicht agieren. Aber die eignen sich eben nicht so gut als Romanhelden.

Es geht nicht um Männer, es geht um Romanhelden (und Heldinnen). Und es geht auch nicht um unsere Gesellschaft, sondern um die Bereitschaft von Lesern, einer Figur über mehrere hundert Seiten zu folgen und Zeit zu investieren. Auch ein Romanheld kann mal in Tränen ausbrechen. Aber das sollte er nur kurze Zeit tun und dann gefälligst wieder in die Hände spucken und handeln. Und das Weinen würde ich auch besser in ruhigere Szenen verlegen, z.B. wenn er um einen toten Freund trauert oder nach dem Kampf seine Wunden leckt. In einer Szene, in der der Leser “action” erwartet, ist das eher nicht so geeignet. Leser folgen eben lieber den Helden als den Waschlappen. Sie suchen in einem Roman ja etwas, das sie in ihrem eigenen Leben nicht haben. Sie wollen diese Romanhelden bewundern und nicht zusehen, wie jemand noch schlechter mit Schwierigkeiten fertigwird als sie selbst.

Aber sie knickt ja nicht kurz ein. Sie knickt so lange ein, dass ich mich schon gewundert habe, warum Dysthimia sich das so lange anschaut, ohne etwas zu tun. Sie hätte den Kerl doch längst mit einem Haps verspeisen können! Überhaupt fand ich es seltsam, dass so viel Zeit verging, bevor der Kampf richtig anfing. Er hatte Zeit einzuknicken, seine Mitkämpferin kennen zu lernen und sich mit ihr abzusprechen. Eigentlich hätte er auch noch Zeit gehabt, eine Pizza zu bestellen, bevor der Kampf richtig losging. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass Dysthimia fragt: “Nun, seid ihr euch endlich einig? Können wir anfangen?”
Wenn der Romanheld sich wirklich leisten kann, in einer Actionszene einzuknicken, könnte es sein, dass für ihn nicht genug auf dem Spiel steht. Dass die Fallhöhe zu niedrig ist. Dann würde ich das korrigieren. Mach die Fallhöhe so hoch, dass der Held handeln muss und sich ein Einknicken nicht leisten kann. Er kann ruhig mal scheitern und danebenhexen. Ihm dürfen auch mal die Knie zittern oder der Mund trocken werden. Aber sein Mindset sollte nicht einknicken. Nicht im Angesicht der Gefahr.

Aus meiner Sicht erreichst du das am besten durch mehr “Show” und weniger “Tell”. Ich würde die beiden Kämpfer gleichzeitig eintreten und den Kampf gleich losgehen lassen. Sie können sich ja während des Kampfes kurze Aufforderungen zurufen, was der andere tun soll, aber die Handlung geht die ganze Zeit weiter.
Am Ende bin ich nicht sicher, wie die Situation ausgegangen ist. Ist sie mit brennenden Fingern jetzt besiegt oder nicht?

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Es wäre aus meiner Sicht erfrischend, wenn es mal anders wäre.

Während meiner Ausbildung zur Bürokauffrau musste ich nach 1,5 Jahren eine Zwischenprüfung ablegen. Bei der Ausbildung zum Koch ist das ebenso.
Bei freiwilligen Prüfungen zu einem x-beliebigen Zeitpunkt will man sich vielleicht selbst etwas beweisen.
Im Reitsport nimmt man jeden Sonntag an Turnieren teil, was ebenfalls Prüfungen entspricht. Wenn man da so lange übt bis man glaubt, zu gewinnen, stirbt das Pferd vermutlich in der Zwischenzeit an Altersschwäche.

Das finde ich auch, aber …

das ist nicht die zwingende Schlussfolgerung. Das sehe ich ganz anders. In Andreas Eschbachs Gliss ist die Hauptfigur zunächst ein Waschlappen und Looser, der stets scheitert. Und das Buch ist toll.
Andere Beispiele sind griechische Tragödien, bei denen die Helden oft deutlich anders sind als heldenhaft. Das ändert sich dann oft erst zum Schluss.

Das ist nicht allgemeingültig. Und wie lange ist “kurz”?

Sind alle Leser gleich? Ich bin anders und bezeichne mich trotzdem als Leser.

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Hallo Flixflix,

ich frage mich, ob die Dämonin wirklich eine der höchsten Stufe sein muss? Ich verstehe, dass du damit dem Leser von vornherein signalisieren willst, dass Gwyn ein Held ist/wird, aber auch aus meiner Sicht ist die Dämonin ziemlich lahm, und ich bin kein Action-Leser. :wink:

Das mit der Einstiegsprüfung finde ich gut. Im Grunde genommen ist alles okay. Klar, kann noch manches überarbeitet werden, aber es funktioniert grundsätzlich … bis auf die Dämonin. Die ist zu gemütlich, und vor allem viel zu unklar. Ist gerade so ein spontaner Gedanke von mir. Vielleicht krankt es auch daran … sie löst Panik bei Gwyn aus … ja aber was für eine Panik, was stelle ich mir darunter vor? Einsamkeit, ist ja okay, aber macht mir erst einmal keine Angst … Gwyns Reaktionen sind okay, aber vielleicht geht da noch mehr… Wie gesagt, ist nur ein spontaner Gedanke… als Anregung …

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Wo kämen wir denn hin, wenn eine Heldenreise mit einem Helden begänne!

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Ich gebe zu bedenken: Leser folgen Figuren, mit denen sie sich identifizieren können.
Und mit dem Waschlappen kann ich mich persönlich sehr gut identifizeiren :slight_smile:
Er darf nur nicht zu lange waschlappig sein. Ich möchte sehen, wie er das -gerne auch langsam- überwindet.

Doch ich glaube ihr seid viel zu streng! Und vielleicht habt ihr die Szene anders aufgefasst als ich.
Was ich an dieser Szene kritisieren würde, dann den Umstand dass viel zu wenig klar hervor geht, warum er denn einknickt. Nach meiner Lesart (ich habe jetzt die überarbeitete Fassung noch nicht gelesen und beziehe mich auf Beitrag #1) ist es eben die Fähigkeit des Dämons, ihm diese Emotionen ein zu flösen. Alle Hoffnung zu rauben. Ein bischen wie die Dementoren in Harry Potter vielleicht.
Dann zu kritisieren dass er eine Heulsuse ist, wäre nicht fair.

Aber was weiss ich schon :slight_smile:

Alex

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