Zitate aus Büchern

Nachdem ich den hier gelesen habe bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das, was ich mir für diesen Thread dachte, überhaupt geht. Andererseits gibt es ja einen für die 1. Sätze eines Buches. Warum sollte es also keinen Faden für Zitate aus Büchern geben?
Die Idee dahinter: Nicht immer ist es der 1. Satz, der einem in Erinnerung blieb, manchmal sind es Textstellen irgendwo im Buch, die einen nie mehr verlassen.

Mit einer meiner Lieblingsstellen aus einem meiner Lieblingsfantasybüchern würde ich mal den Anfang machen:

»Dreierlei fürchtet der Weise: Die See bei Sturm, die mondlose Nacht und den Zorn eines sanftmütigen Mannes.« - Patrick Rothfuss, „Der Name des Windes“

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„Eine Einladung in das Unsichtbare Theater erhält man nur einmal, hatte Corodiak gesagt. Erst jetzt fiel mir auf, wie unterschiedlich man diesen Spruch auslegen konnte.“ - Walter Moers, „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“

(Der Präsident der Galaxis:) „Hey, Marvin, komm schon! Da wartet ein völlig neues Leben auf uns!“

(Marvin, der paranoide Androide, dauerdepressiv:) „Oh, nein, nicht noch eins!“

(Per Anhalter durch die Galaxis, Douglas Adams)

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„Der Schnellzug lief fünf Minuten vor der fahrplanmässigen Ankuft in die Stazione Termini ein, und Ruiz-Sanchez fand ohne Schwierigkeiten einen Gepäckträger. Das Italienisch des Priesters war hinreichend, entsprach aber kaum der gewöhnlichen Umgangssprache, und der Träger musste jedesmal, wenn Ruiz-Sanchez seinen Mund öffnete, verstohlen grinsen. Mit Spanisch als Muttersprache war es Ruiz-Sanchez nicht schwergefallen, sich seine Kenntnis des Italienischen einfach durch Lesen anzueignen, aber als Lektüre hatten ihm damals nur Dantes ‚Göttliche Komödie‘ und ein paar Opernlibretti zur Verfügung gestanden. Die Folge war, dass er zu blumenreichen Phrasen und altmodischen Wendungen neigte, die sich in seinem spanischen Akzent noch seltsamer ausnehmen mussten: er war unfähig nach dem nächsten Obststand zu fragen, ohne den Eindruck zu erwecken, dass er sich in den Tiber werfen würde, wenn er keine Antwort bekäme.“ - James Blish, „Der Gewissensfall“

»Jetzt klingst du in etwa so.« Vashet stand auf, fuchtelte mit den Händen über ihrem Kopf herum und zeigte mit den Daumen auf sich. »Ich gut kämpfen.« Sie grinste dümmlich. »Mit Schwert!« Sie schlug sich mit den Fäusten an die Brust und hüpfte wie ein aufgeregtes Kind auf und ab.

»Ach komm«, protestierte ich verlegen. »So schlimm ist es nicht.«

»Aber fast«, entgegnete Vashet ernst und setzte sich wieder. »Wenn du mein Sohn wärst, würde ich dich nicht aus dem Haus lassen. Als mein Schüler ist deine einzige Entschuldigung, dass du ein Barbar bist. Es kommt mir vor, als hätte Tempi einen Hund mitgebracht, der pfeifen kann. Dass du auch noch falsch pfeifst, spielt dabei keine Rolle mehr.« - Patrick Rothfuss, „Die Furcht des Weisen“


Kilvin zuckte die Achseln und legte die Armbrust an. Vor seiner breiten Schulter sah sie geradezu klein aus. Dann zielte er und ließ sich Zeit dabei. Ich war erstaunt zu sehen, dass er ganz ruhig halb einatmete, um dann beim langsamen Ausatmen abzudrücken.

Die Armbrust zuckte, die Sehne schnellte nach vorn, und der Bolzen schoss heraus.

Ein lautes, metallisches Scheppern folgte, und der Bolzen erstarrte im Flug, als wäre er an eine unsichtbare Wand geprallt. Er fiel auf den Steinboden, mitten im Raum, fünf Meter von der Vogelscheuche entfernt.

Da konnte ich nicht mehr an mich halten: Ich lachte und riss triumphierend die Hände hoch.

Kilvin hob beide Augenbrauen und sah mich an. Ich grinste wie manisch.

Der Meister hob den Bolzen vom Boden auf und betrachtete ihn erneut. Dann spannte er die Armbrust ein zweites Mal, zielte und drückte ab.

Scheppern. Der Bolzen fiel ein zweites Mal zu Boden und schlitterte ein wenig beiseite.

Diesmal entdeckte Kilvin, woher das Geräusch kam. In der von uns aus fernsten Ecke des Raums hing ein Metallgegenstand von der Decke herab. Er hatte die Ausmaße und die Form einer großen Laterne. Er bewegte sich sacht hin und her und drehte sich ein wenig, als hätte er gerade einen leichten Schlag von der Seite abbekommen.

Ich nahm den Gegenstand von seinem Haken und brachte ihn zu Meister Kilvin. »Was ist das, Re’lar Kvothe?«, fragte er neugierig.

Ich stellte das Ding auf der Werkbank ab. »Allgemein gesagt, Meister Kilvin, ist es ein automatisch reagierendes kinetisches Abwehrgerät.« Ich strahlte vor Stolz. »Genauer gesagt, es hält Pfeile ab.«

Kilvin beugte sich darüber, um es sich genauer anzuschauen, aber außer schlichten dunklen Eisenplatten gab es da nichts zu sehen. Meine Konstruktion sah tatsächlich ganz so aus wie eine große, achtseitige Laterne, die komplett aus Metall bestand.

»Und wie nennst du es?«

Das war der einzige Aspekt meiner Erfindung, für den ich bisher keine befriedigende Lösung gefunden hatte. Ich hatte mir hundert Namen dafür überlegt, aber keiner schien mir passend. »Pfeilfalle« war zu banal und unschön, »Freund des Reisenden« zu hochgestochen, »Banditen-Ruin« allzu melodramatisch. Ich hätte Kilvin nie wieder in die Augen sehen können, wenn ich versucht hätte, es so zu nennen.

»Der Name bereitet mir noch Probleme«, gestand ich. »Vorläufig nenne ich es ›Pfeilfänger‹.«

»Hmm«, machte Kilvin. »Aber es ist ja nicht so, dass es die Pfeile direkt fängt.«

»Ich weiß«, sagte ich. »Aber mir fiel nur das ein oder ›Schepper … Plumps …‹.« - Patrick Rothfuss, „Die Furcht des Weisen“

Einen habe ich noch, einen habe ich noch:

Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Mit Worten über Worte sprechen zu wollen, das ist, als würde man versuchen, mit einem Bleistift eben diesen Bleistift zu zeichnen, und zwar auf dem Bleistift selbst. Unmöglich. Verwirrend. Frustrierend.«

Der passt doch gut in dieses Forum :wink:

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Zugegeben: ich bin Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt, mein Pfleger beobachtet mich, läßt mich kaum aus dem Auge; denn in der Tür ist ein Guckloch, und meines Pflegers Auge ist von jenem Braun, welches mich, den blauäugigen, nicht durchschauen kann.
Mein Pfleger kann also gar nicht mein Feind sein. Liebgewonnen habe ich ihn, erzähle dem Gucker hinter der Tür, sobald er mein Zimmer betritt, Begebenheiten aus meinem Leben, damit er mich trotz des ihn hindernden Guckloches kennenlernt. Der Gute scheint meine Erzählungen zu schätzen, denn sobald ich ihm etwas vorgelogen habe, zeigt er mir, um sich erkenntlich zu geben, sein neuestes Knotengebilde. Ob er ein Künstler ist, bleibe dahingestellt.

Und hier mein Lieblingszitat. Allerdings nicht aus einem Buch, sondern von der Kaffeetasse, die mir mein Team zum Abschied geschenkt hat:

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Begnadet!

:heart_eyes:

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