Worthäufigkeit, sehr aufschlussreich

Mit “ist” statt “liegt” habt ihr vielleicht Recht. Habe jetzt mal beides hingeschrieben, bis ich mir darüber im Klaren bin.

Und in einer Rede müssen Sätze lang sein? Gerade bei einer Rede sorgen lange Sätze dafür, dass keiner mitkommt und nicht versteht um was es geht.

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Es sei denn, Du zitierst hier eine Rede, die wirklich mal jemand so gehalten hat - dann ok. Oder der Redner ist dafür bekannt, dass er sich in Bandwürmern ausdrückt…
Ansonsten - mach lieber zwei Sätze daraus

Liebe Suse, es kommt darauf an, wer spricht und wie die Figur sonst zu sprechen pflegt. Die Sätze müssen zu der Figur passen.

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Die Rede mit einigen ellenlangen Sätzen passt zu meinem Redner. Daran halte ich fest, weil der Redner intellektuell in krassem Gegensatz zu einigen steht, die sich die Rede anhören (müssen). Gehalten hat die Rede niemand außer in meiner Fantasie.

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Verstehe ich und finde ich konsequent.
Den Kommentar von deinem Mann zu dem Satz kann ich jedoch bestätigen, nur dass ich nicht die Formulierung “an der Tagesordnung” dafür verantwortlich mache, sondern die Länge des Satzes, kombiniert im Schachtelsatz und langen Wörtern. An der Tagesordnung spielt da natürlich mit.
Es klingt insgesamt unverständlich und hölzern. Ob das der Effekt ist, den du erreichen möchtest, musst du entscheiden.

… zur Entscheidungsfindung „ist“ oder „liegt“: → Uni-Leipzig](‘http://corpora.uni-leipzig.de/de/res?corpusId=deu_newscrawl_2011&word=an+der+Tagesordnung’)

In einer Rede kann ich mir einen solchen Satz durchaus vorstellen und wie ein Satz „rüberkommt“ hängt ja immer von Redner ab (und natürlich von den Zuhörern …).

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https://www.business-wissen.de/artikel/redeeinstieg-der-erste-satz-muss-begeistern/

Im Herbst 2017 hatte ich an unserem heimischen Gymnasium eine Sprachauswertung für den Informatikkurs der Q1 durchgeführt. Dabei wurden an drei Tagen alle Gespräche einer neunten Klasse aufgezeichnet. Die Aufzeichnungen erfolgten vom Schulbeginn bis zum Schulende des jeweilige Tages. Natürlich mit dem Einverständnis aller Beteiligten. Die Aufzeichnungen dienten als Darstellung der Realisierungsschwierigkeiten für einen Spracherkennungsalgorithmus.
Jedenfalls konnte man in der Analyse erkennen, dass die Sätze häufig in der Rede entweder Einzelwortsätze oder lange Schachtelwortsätze waren.
Für das Schreiben eines Romans bedeutet dies m.E., ausgefeilt grammatikalisch korrekt muss eine Rede hier nicht sein. Man sollte eher einen gesunden Mittelweg finden um realistisch zu bleiben und den Lesefluss zu erhalten.

Soweit ich es verstanden habe ging es nicht um Rede aka Dialog, sondern Rede aka Vortrag.
Für einen Vortrag muss man andere Maßstäbe setzen als für einen Dialog, denn hier hat man ordentlich Vorbereitungszeit und kann sich ganz genau im Voraus überlegen, wie was zu formulieren ist, damit es spannend und verständlich für das Publikum ist.
Unabhängig davon, dass ich an einen erwachsenen Redner andere Maßstäbe setze als an einen 9-klässler.
Nicht umsonst gibt es in Amerika ganze Debattierclubs, die sich nicht nur damit beschäftigen ein Thema verargumentieren zu können, sondern eben auch besonders an der Sprache feilen, damit jedes Argument auch wirklich wie eine Bombe und nicht wie eine Babuschka einschlägt.

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Schachtelwortsätze bei neunt Klässern?
Ich bin beeindruckt. Wenn ich denen in der Bahn zuhöre klingt es für mich eher nach:
„Ehj ich so. Dann er so. Weißt schon. Dann wieder ich so.“
„Ehj ja, ehj. Voll krass ehj.“
Die wissen offenbar von was sie reden oder senden sich den Inhalt gerade per Whatsapp.

Suse,

vielleicht kannst Du die umständliche Rede nur andeuten und währenddessen Zuhörer darüber ablästern lassen. Könnte interessanter für den Leser sein.

Gruß
MattD

Suse hat uns nach unserem Empfinden zu diesem (angefangenen) Satz gefragt.
Aus euren Statements habe ich einen Leitfaden zusammengeschustert: Was muss ich beachten, wenn ich in meinem Roman eine Figur eine Rede halten lasse zum Zeitgeist, zur politischen Lage, zur sozialen Befindlichkeit o.ä.?

  1. Verwende keine altmodischen Formulierungen!
  2. Mache keine sehr langen Sätze, sie sind schwer zu verstehen!
  3. Vermeide hölzern klingende Schachtelsätze.
  4. Zwei halblange Sätze sind besser als ein ganzlanger.
  5. Du musst in erster Linie den Lesefluss erhalten.
  6. Die Argumente (insbesondere der erste Satz) müssen einschlagen.

Bin ich auf dem richtigen Dampfer?

Sorry, ich glaube mit einem allgemeinen Leitfaden kommen wir da nicht weiter. Die Rede muss halt einfach zur Figur und der Situation passen. Im wirklichen Leben sind die Reden ja auch nicht alle gleich. Wenn Da einer vom anderen die Sätze vom Vorjahr verwendet, wird das gern in den Massenmedien breitgetreten, und mit Recht.
Schließlich sollen bei einem Vortrag die Zuhörer nicht einschlafen sondern gewöhnlich von irgendetwas überzeugt werden, und sei es auch nur von der angeblichen Intelligenz des Redners.

Ich finde, die obigen zehn Punkte gelten für jegliche Rede, Vortrag oder ähnliches.
Und es soll mir einer sagen, er fände Schachtelsätze mit ellenlangen Worten spannend oder eloquent.

Vielen Dank für eure vielen, hilfreichen Hinweise. Mein Protagonist hält die Rede vor einer Hochzeitsgesellschaft, auf die er keine Lust hat (weder auf die Hochzeitsgesellschaft, noch auf die Rede). Der kleine Teil, den ich hier veröffentlicht habe, ist mehr oder weniger aus der Mitte der Rede. Die Eröffnung ist unkompliziert, das Ende ebenfalls.