Ich bin völlig neu in diesem Forum und auch in der Schriftstellerei.
Seit ca. 10 Jahre plotte ich einen Roman, alle paar Monate schrieb ich hier und da auch ein paar Seiten. Ich habe mich entschieden diesen Roman endlich anzugehen. Volles Commitment!
Deswegen hab ich jetzt Geld in die Hand genommen und Papyrus besorgt, damit ich endlich Nägel mit Köpfen mache.
Da ich davon ausgehe das ich hier Menschen finde, die mit Liebe und Leidenschaft schreiben, hoffe ich das sich jemand findet der mir vielleicht aus eigener Erfahrung ein bisschen erzählen kann bzw. mir die eine oder andere Frage beantworten kann.
Da ich weder studiert habe, noch einen Autor zum Freund habe beschäftigt mich die Frage: Woher weiß ich das das was ich schreibe überhaupt neutral bis ok ist. Was wenn ich jetzt 300 Seiten schreibe und am Schluss kommt raus, das der Text schlicht und ergreifend schlecht ist? Unangenehm zu lesen, keinen Spannungsbogen, lückenhafter Faden oder einfach Stumpf?
Der Plot ist super da hab ich keinen Zweifel, aber sich eine Geschichte auszudenken ist etwas völlig anderes als sie danach zu schreiben. Wie eine Melodie zu pfeifen und danach auf der Gitarre zu spielen. Sprich da kommen nur schiefe Töne raus wenn man es nicht kann. Das Problem dabei ist, ich würde es nicht einmal merken.
Welche Ressourcen habt ihr genutzt um euren Schreibstil zu trainieren oder wie in meinem Fall ihn erstmal zu finden? Habt ihr einfach los geschrieben? Konnte euch jemand Feedback geben?
Vielleicht habt ihr Lust ein bisschen über euren Einstieg in die Literatur zu erzählen, ich würde mich sehr darüber freuen.
Erstmal Hallo
spannende Frage(n). Woher weiß ich, dass das, was ich schreibe, lesenswert ist. Ehrlicher erster Impuls: ich weiß es nicht. Aber ich schreibe, einfach schon immer. Vielleich weil mein Kopf sonst platzt. In erster Linie schreibe ich, weil es „raus will“ - das Risiko, dass das dann keiner lesen mag, besteht.
Ich habe schon als Kind geschrieben, Rückmeldungen von Familie und Freundeninnen anfangs, dann von Lehrerinnen bekommen. Ich habe dann an Schülerliteraturwettbewerben teilgenommen. Und ich habe seit meiner Jugend sehr sehr viel ins Internet geschrieben, Foren, Website, Instagram, Blog… Kritiker*innen sind wertvoll. Feedback ist definitiv wichtig, und am besten von Leuten, die man nicht persönlich kennt.
Aber vor allem, so mein Gefühl, trainiert man Schreiben und findet seinen Stil durchs Schreiben selbst
Lieber Raphael, ich kann dir da eigentlich nur einen Rat geben: Fang einfach an.
Offenbar hast du eine Geschichte ‚in dir‘, die hinaus will, also setzt dich hin und schreib sie auf. Wenn du dann ein Stück weit gekommen bist und dich immer noch völlig verunsichert fühlst, kannst du hier eine Leseprobe einstellen und wirst Feedback bekommen, genauso wie Hilfe, wenns an so Sachen wie Spannungsbogen, fehlender roter Faden u.s.w. hängen sollte.
Genau so trainiert man seinen Schreibstil, es kommt niemand auf die Welt und kann aus dem Stand einen druckreifen Bestseller verfassen.
Du schreibst 300 Seiten für die Tonne? ok, kann passieren, Lehrgeld zahlt man überall. Da muss man durch, ist hier wohl auch schon den meisten passiert, die länger schreiben. Man darf sich davon dann nicht entmutigen lassen und es vielmehr als Lernprozess betrachten.
Außerdem wird es immer jemanden geben, der deine Story schlecht findet, einfach, weil die Geschmäcker unendlich verschieden sind.
Ob es dann letztendlich passt, lässt sich deshalb niemals zu 100% beantworten, du hast aber schon ein gutes Stück geschafft, wenn du damit zufrieden bist.
In welchem Genre bist du denn unterwegs?
Wir warten jetzt mit Spannung, wie es bei dir weitergeht, also hab Mut und ein bisschen Selbstvertrauen und leg los!
Was mir als Perfektionistin am Schreibhobby besonders gut gefällt, ist, dass man alles jederzeit noch verändern, überarbeiten und verbessern kann.
Das ist bei anderen Hobbys anders. Wenn ich mit Fallschirmspringen anfangen würde und beim ersten Mal alles komplett falsch machen würde, wäre ich vielleicht tot. Dass Schreiben nicht wie Fallschirmspringen ist, finde ich sehr befreiend.
Die erste Rohfassung braucht noch nicht gut zu sein. Nimm da den inneren Druck für dich raus. Eine erste Rohfassung ist ein großer Meilenstein, auf den man stolz sein kann, weil man die Geschichte (vielleicht ganze 300 Seiten lang) bis zum Ende entwickelt und aufgeschrieben hat. Auch wenn sie noch nicht gut ist.
Und dann fängt man wieder am Anfang der Geschichte an und schreibt eine bessere zweite Fassung. Und überarbeitet nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Jedesmal wird das Manuskript besser.
Und irgendwann passt es.
Vielleicht ist der Nanowrimo etwas für dich, Raphael.
Nachdem du 10 Jahre lang geplottet hast und alle paar Monate mal ein paar Seiten geschrieben hast, ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt, den inneren Kritiker mal für einen Monat abzustellen und 50.000 Wörter runterzukloppen.
Diese 50.000 Wörter müssen noch gar nicht „passen“, das ist nicht das Ziel. Das Ziel ist, loszulegen und einen großen Schritt weiterzukommen.
Interessante Frage. Woher weiß ich dass es passt?
Das kann ich nicht beantworten. Das Schreiben ist mein Hobby und Leidenschaft.
Wenn du dich hier im Forum umschaust wirst du viele Gleichgesinnte finden, die über Jahre hinweg an ihrer Geschichte schreiben. Mein aktuelles Projekt spukt seit 2019 in meinem Kopf und ich habe auch schon viel geschrieben. ( ca. 30 k). Die Hälfte davon ist als Geistertext abgespeichert, weil ich beim Schreiben neue Ideen eingefügt habe. Aber
Ich brenne für mein Thema und das ist mein Motivator. Nicht aufgeben.
Fang an zu schreiben und sei dir sicher, dass du nicht alles in der Endfassung behältst. Schreiben ist ein Prozess und mit jeder Zeile reift auch in dir dein ganz persönlicher Stil.
Ich kann nur noch Mal auf den Nanowrimo hinweisen. Dort findest du Gleichgesinnte.
Mein erster Roman ist zum Beispiel 2019 entstanden und dieses Jahr habe ich nach mehrfacher Überarbeitung habe ich es endlich geschafft ein Druck in den Händen zu halten.
Ich danke euch für die vielen interessanten und großartigen Antworten.
Ich habe mich jetzt bei Nanowrimo angemeldet und alles eingerichtet. Nächsten Monat startet da die 50k Challenge und ich werde mitmachen. Ich habe den November Urlaub und nutze die Gelegenheit.
Danke für eure Tipps und eure Erfahrungen, wirklich spannend :>
Hi, die Anmeldung ist bestimmt ein guter Schritt. Unabhängig davon: Meine persönliche Empfehlung lautet, auf jeden Fall an deinem Projekt weiter zu schreiben. Parallel zu lesen, zu lesen, zu lesen, darauf zu achten, wie andere schreiben und warum sie es wohl wie tun. Ich sehe folgende Gefahr, wenn Du nicht parallel weiterschreibst: Die vielen Tipps, Anleitungen, strengen Experten werden Dir nicht nur helfen, sie werden Dich auch verunsichern und ausbremsen. Daher finde ich es klug, Dein Projekt weiter zu verfolgen und dann später, beim Überarbeiten, die Tipps etc., die Dich überzeugen, zu beherzigen und einfließen zu lassen.
Hallo Raphael. Man kann jetzt Kurse buchen und alles. Aber am einfachsten und besten schreibst Du mal ein paar Kapitel, und dann gibst du das einem Freund oder Freundin zum lesen und bittest um ehrliches Feed-back.
Am Anfang eignet sich am besten jemand, der nicht meint, er wisse, wie man schreibt.
So hörst du, wie es wirkt. Nicht entmutigen lassen, feed-back anhören, überlegen, ggfs. einbauen.
Wenn Du so eine oder ein paar Runden gemacht hast, suchst Du Dir ein Forum (z.B. einen Lesezirkel oder online wie hier) und bittest um Feed-back.
So kannst Du Dich etwas aufbauen, und irgendwann wird Dein Roman reifer und besser.