Wo die Realität keine Schätze birgt

Ich glaube, du hast ein ‚Basisproblem‘, das du, vielleicht sogar bevor du weiter schreibst, für dich lösen musst. Einerseits schreibst du katarthisch, willst ganz offensichtlich etwas aufarbeiten, was dich schon dein Leben lang begleitet. Ein Buch darüber zu schreiben, kann hilfreich sein, aber nun kommt ein wichtiger Aspekt dazu, eine Frage, die ehrlich beantwortet werden will: Warum möchtest du es fremden Lesern erzählen? Hast du eine Message? Welchen Mehrwert haben Leser, wenn sie an deinen Erinnerungen teilhaben?

Schreibst du für dich, so hat jedes Detail seinen eigenen Stellenwert in deinem Leben. Du weißt zu Beginn, dass die Flugturbulenzen für spätere Ereignisse stehen sollen. Zu diesem Zeitpunkt weiß das der Leser jedoch nicht. Deshalb langweilt ihn diese Sequenz. Schreibst du für Leser, musst du einen Kernkonflikt im Auge behalten und ihn ‚aufbauen‘. Das trockene Berichten trauriger Lebensabschnitte alleine, reicht nicht, um Empathie und das Interesse Fremder zu wecken – wir haben alle ähnlichen Tragödien oder Konflikte erlebt. Eine gute Soße muss einreduzieren, um einen typischen Geschmack zu bekommen. Erzähle nicht tausend Dinge, sondern betrachte Weniges erst mit dem Fernglas, dann mit der Lupe, dann unter dem Mikroskop. Ziehe Leser in das Geschehen hinein. Willst du (d)eine Geschichte für Dritte schreiben, muss sie wie ein Fluss sein, gegen den man nicht anschwimmen kann. Ob Stromschnellen oder gar ein Wasserfall, ob durch schroffes Gebirge, dann wieder durch grüne, sanft gewellte Auen – aber stets dem festen Ziel, dem Meer, entgegen. Lies autobiographische Texte anderer Autoren und schau, wie sie es gemacht haben. (Nur ein kleines Beispiel: „Die Asche meiner Mutter“ von Frank McCourt.)

Entschuldige, jetzt habe ich selbst eine Story erzählt und dir ein Ohr abgekaut. Aber ich wünsche dir von Herzen, dass du die Klärung zunächst für dich erreichst und dann mit neuem Fokus weitermachen kannst!!

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Hallo Heather,

nein, deinen Text finde ich absolut berechtigt.

Auf deine Frage „Warum möchtest du es fremden Lesern erzählen?“, wenn ich darauf eine ehrliche Antwort geben soll, lautet die „Es ist halt so, keine Ahnung“. Diese für mich allein schreiben hat zwar auch was (nämlich dann könnte ich nach Herzenslust Käse schreiben), aber es wäre wie Topf mit kochendem Wasser, auf dem ich den Deckel lasse und der Dampf macht irgendwann „Puff“ und will entweichen. Ich fühle mich halt getrieben dazu. Es ist ein Bedürfnis. Und je länger ich nicht vorankomme, desto mehr wird der Topf zum pfeifenden Teekessel, den keiner abstellt.

Es stecken mehrere Messages dahinter: Im Bekanntenkreis kamen in letzter Zeit immer wieder Behauptungen auf, in den 90er Jahren hätte es an Schulen kein Mobbing gegeben. Ein weiterer Auslöser war, dass meine ehemalige, liebevolle Vorzeigeschule wegen Mobbing in der Zeitung stand, und die Facebook-Diskussionen ebenfalls steif behaupteten, Mobbing gäbe es erst seit es soziale Plattformen und WhatsApp gibt. Dass sich Gerüchte und Fotos auch prima ohne digitales Treibgut und Internet verbreiten (es gab früher Polaroid-Kameras), habe ich am eigenen Leib erlebt.

Eine weitere Message ist, dass die Erfüllung eines großen Wunsches oft in einem Alptraum enden kann, und man hinterfragen muss, was man sich wünscht. Oder dass die Dinge oft nicht so sind, wie sie scheinen.

Und: dass Ela hinter dem Verliebtheitsgefühl versteckt, um alles andere nicht so spüren zu müssen.

Nicht zuletzt möchte ich die Leser mit auf die Reise in die 90er Jahre mitnehmen, in der ich auch ohne WhatsApp, Netflix und co auskommen musste.
Musik. Meine Lieblingssängerin hieß Corona. Oder Paddy Kelly hat mir mit Why, why, why direkt aus dem Herzen gesungen. Ein Kinofilm war Outbreak (Viruspandemie)

Ich bin selbst Fan von Biografien (Betty Mahmoody Nicht ohne meine Tochter ) Ich habe selbst zahlreiche Biografien verschlungen, die in den 80er und 90er Jahren spielen. Ich verschlinge Erzählungen, die in der DDR spielen.
Die Internats-Reihen von Enyd Blyton, die mal in einem Interview gesagt hat, dass sie das meiste davon selbst im Internat erlebt hat. Oder auch alle nicht-biografischen Bücher, die in den 90er Jahren spielen.

Ich schicke voraus, dass meine nicht eins zu eins mit meiner eigenen Vergangenheit übereinstimmen wird. Ich baue fiktive Personen ein; wo mich meine Erinnerung im Stich lässt, überbrücke ich.

Die Asche meiner Mutter von Frank McCourt hat mich neugierig gemacht, habe ich mir aufs Kindle geladen und werde heute Abend als Bettlektüre reinschauen.

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Na, da ist doch eine lange Liste zusammen gekommen! Wenn du es schaffst, den allerwichtigsten Konflikt, deine Herzensmessage sozusagen (persönliches Mobbingerleben?), herauszufiltern, verdichtend zu entwickeln und mit deinen Empfindungen zum Höhepunkt zu pushen (evt. mit Unterstützung fiktiver Momente), ziehst du vielleicht auch Leser mit. Bleibst du hingegen zu allgemein, sagt jeder bloß: „Ach ja, auch ich wurde in der Schule gemobbt.“ (Wurde ich übrigens tatsächlich – sogar schon in den 60er/70er Jahren, was ich in meiner Biografie übrigens nur in einem Satz erwähnte, weil mein Fokus auf einem anderen Thema lag.)
Überlege, was du loslassen kannst oder musst. Manchmal muss man eine vermeintlich tolle Idee ziehen lassen, weil sie der Gesamtheit nicht dient. Vielleicht passt sie in das nächste Buch besser? :wink:

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Mahlzeit!
Bin noch ziemlich müde, denn ich habe die ganze Nacht an einem Plan für eine komplette Überarbeitung gesessen (auf Papier skizziert). Das Problem war, dass ich ohne Planung einfach drauf losgeschrieben habe.
Also Türkei, Alanya, Mustafa, Rückflug und die erste Zeit der 7. Klasse fliegen an Anfang raus, behalte ich mir aber für Rückblenden Elas vor.

Über einen Prolog mache ich mir auch noch Gedanken.

Der Anfang meines Buches hat mich auch zwei Stunden Grübeln gekostet, ich bin mit mir übereingekommen, direkt mit der ersten Begegnung mit Yallo zu beginnen. Nebenbei möchte ich auch erreichen, dass die Leser Yallo sofort in ihr Herz schließen.
So sieht der neue Anfang aus:

November 1993
Der Donnerstag, an dem die Begegnung mein Leben veränderte, war sonnig und unglaublich mild für November. Paar Tage hatte es nicht mehr geregnet und die Sonne durchflutete den Schulflur.
Ich kam mit meiner Freundin Anja aus der Mittagsstation Stilles Klassenzimmer, als ich ihn wieder im Flur stehen sah. So wie gestern.
„Vielleicht geht der“, hatte ich am Vortag gedacht, war weitergegangen, um nicht zu spät zum Nachmittagsunterricht zu kommen.
Neugierig betrachtete ich den dunkelhäutigen Jungen mit den glatten schwarzen Haaren, als er sich zu mir umdrehte. Seine schwarze Augen betrachteten mich voller Interesse. Er hatte wunderschöne volle Lippen, makellos weiße Zähne und runde, rote Wangen. Dies alles registrierte ich in diesen Sekunden. Dann öffnete er den Mund und lachte mich an. Ein Lachen, das direkt vom Herzen kam. Meine Finger krallten sich in das Holz des Treppengeländers.
„Ela, komm!“, drang Anjas Stimme wie von weit entfernt in mein Bewusstsein. Sie war schon bis zum Eingang vorgegangen, wartete ungeduldig in der halboffenen Tür.

Der Schulhof schwankte wie ein Schiff bei hohem Seegang unter meinen Füßen. Anja rüttelte mich. „Ela, ist was ist mit dir los?“ Meine Wangen wurden heiß. Ich schüttelte den Kopf. „Ach nichts.“ Ein letzter Blick in den Flur. Der unglaublich schöne Junge war verschwunden. Dann schüttelte ich mich, um zu mir zu finden. Ich musste jetzt wirklich los, wenn ich nicht zu spät zum Kunstunterricht kommen wollte….

Weiter geht der Anfang, dass Ela Yallo nach Schulschluss heimlich folgt und so rausfindet, wo er wohnt, aber sich nicht näher an ihn herantraut. Ebenso wenig möchte sie sich vorerst jemanden anvertrauen, sondern die Begegnung in ihrem Herzen festhalten.

Die folgende schöne Zeit, die Ela mit ihren Freunden uns Familie verbringt, auch mit Yallo, möchte ich enorm straffen. Aber portionsweise möchte ich Ela dem Leser über ihr Lebensumfeld erzählen lassen, also den Infodump rausnehmen. Infodump kommt immer zustande, weil ich Angst habe, zu wenig Informationen preiszugeben. Das ist genauso als wenn ich vor Feiertagen in den Supermarkt gehe und zu viel einkaufe, was hinterher im Kühlschrank vergammelt, weil die Augen größer als der Magen waren…
Tja, und warum will ich die Geschichte überhaupt teilen? Vorhin kam wieder Stumblin In im Radio. Der Song, der seit einem halben Jahr in der modernen Version rauf und runterläuft, war mit ein Auslöser. Denn die alte Version von Chris Norman & Suzi Quatro spielt ganz am Anfang und auch später in Elas und Yallos Beziehung eine wichtige Rolle. Es ist quasi IHR Lied.

Und vorauszuschicken: auch während der ach so schönen ersten Zeit brauen sich Konflilkte zusammen, die Ela zunächst auf die leichte Schulter nimmt, (Drohungen von Mädchen aus seiner Klasse, schlechte Schulnoten, Zettelchen in Elas Schultasche „Finger weg von Yallo“), bis es plötzlich eskaliert, als Ela am wenigsten damit rechnet.

Ich muss euch nochmal stören, aber ich erkläre mal kurz, worum es in meinem Buch geht, damit eine Vorstellung über mein gesamtes Projekt ersichtlich ist.

Genre: Jugendroman / Coming-of-Age

Setting: Deutschland, 1993-1995

Zusammenfassung:

Herbst 1993: Die 12-jährige Ela erlebt ein ödes Schuljahr mit schlechten Noten und Liebeskummer, da ihr Freund Mustafa aus dem Türkeiurlaub fehlt. Ihr Onkel ist schwer krank, und zu Hause gibt es Streit wegen schlechter Schulnoten. Im November verliebt sich Ela in den dunkelhäutigen Yallo, den sie im Schulflur sieht, was ihr Leben sofort erhellt, wie ein Sonnenstrahl nach einer dunklen Nacht. Weihnachten und Silvester verlebt Ela als schöne Ereignisse, da ihre Familie immer ein liebevolles Fest gestaltet.

Januar 1994: Ela vertraut sich ihrer Freundin Anja an, die sie mit Yallo zusammenbringt. Ela ist glücklich, aber auch schüchtern.

Altweiberfeier 1994: Ela lernt die Kellnerin Marga in der Pizzeria ihrer Bekannten kennen. Zuerst mag sie Marga nicht, doch später merkt sie, dass diese Frau sie fasziniert. Diese neue, unerwartete Faszination fügt eine weitere Ebene zu Elas emotionalem Leben hinzu.

Frühling 1994:Die Monate vergehen wie im Flug, und Ela und Yallo genießen ihre Zeit zusammen. Doch im Hintergrund lauern bereits die ersten Schatten. Shirley, ein Mädchen aus Yallos Klasse, wirft neidische Blicke auf Ela und beginnt, Drohungen auszusprechen.

Sommer 1994: Vor den Sommerferien nehmen die Drohungen zu, und auch die Probleme in der Familie werden größer. Ela verbringt die Ferien ohne Yallo und wird weiterhin von den Mädchen belästigt. Nach den Ferien sieht sie Yallo wieder, aber ihre Beziehung leidet unter dem ständigen Terror. Im August verstirbt Elas Onkel, was die Familie fast auseinander sprengt, da Elas Mutter in den Alkoholismus abrutscht, was Ela lange nicht merkt.

Herbst 1994:Ela wird von den Mädchen verprügelt und fälschlicherweise beschuldigt, den Walkman eines Mädchens zerstört zu haben. Yallo wird eine Falle gestellt fast von der Schule verwiesen, und Ela wird erpresst, woraufhin sie das Geld in der Pizzeria ihrer Bekannten klaut, um Yallo zu helfen. Trotz allem trifft sie Yallo heimlich im Heizungskeller der Schule.

Herbst 1994: Yallo hat einen Unfall und kommt ins Krankenhaus. Ela wird auch dort bedroht und gemobbt. Ihre Freundin Anja drängt sie, Yallo zu vergessen. Ela wird in der Schule gemobbt und hat zu Hause ständig Streit. Sie lernt James kennen, der ihr Mathenachhilfe gibt und sich in sie verliebt. Ela lässt sich auf James ein, obwohl sie Yallo nicht vergessen kann. In dieser Zeit verschwindet auch Marga, die Kellnerin aus der Pizzeria, die Ela sehr mochte. Dagmar, die Besitzerin, hat keine Ahnung, wohin sie ist, was Ela zusätzlich belastet.

Weihnachten 1994: Das Fest ist von Familienstreit geprägt. Ela muss sich zwischen James und Yallo entscheiden, aber ihre Gefühle sind verworren.

Januar 1995: Yallos Mutter wird krank, und Yallo zieht bei Ela ein. Ihre Beziehung wird durch den ständigen Terror vergiftet, und Yallo wird launisch. Yallo deckt das Flaschendepot ihrer Mutter auf, zudem entdecken Geheimnisse über Elas Mutter, die die Familie belasten. Elas Freundinnen drängen Ela immer mehr, Yallo zu verlassen. Als sie nicht mehr weiterweiß, reißt sie sich das Herz raus und setzt Yallo vor die Tür, leidet danach unter grässlichem Liebeskummer, worauf sie sich in die Arme des viel älteren Heiko flüchtet, der sie nach kurzer Zeit fallen lässt. Ela hat den ganzen Sommer Liebeskummer und lernt dann Kalle kennen, den ihre Eltern ablehnen.

Herbst 1995: Ela hat einen Unfall und muss sich um ihre alkoholkranke Mutter kümmern, nachdem ihr Vater abgehauen ist. Ihre Eltern versöhnen sich vor Weihnachten, und Ela findet Hoffnung in einem bevorstehenden Praktikum.

Themen: Liebe, Freundschaft, Mobbing, Familienkonflikte, Vorurteile, Verlust, Erwachsenwerden

Einstiegsszene Ich spürte das Herz bis zum Hals schlagen, als ich die Drohung las, die jemand in mein Schulbuch gekritzelt hatte. „Halt dich von Yallo fern, oder du wirst es bereuen.“ Ich schaute sich nervös um, aber der Flur war leer. In diesem Moment wusste ich, dass ich ein Problem hatte.

Kürzung der ersten schönen Zeit Die Monate vergingen wie im Flug. Yallo und ich verbrachten jede freie Minute zusammen. Wir lachten und genossen die unbeschwerte Zeit. Doch im Hintergrund lauerten bereits die ersten Schatten. Shirley, das hübsche Mädchen aus Yallos Klasse, warf immer wieder neidische Blicke auf Ela. Noch nahm Ela die Drohungen nicht ernst, doch das sollte sich bald ändern.

Das ist das Gerüst. Eine Rolle spielen auch die Musik, also Marusha, Dj Bobo und Westbam werden noch ihre Auftritte haben, keine Sorge.
Ebenso verfolgt Ela, wie sich im Sommer 1995 die Gruppe Take That trennt und in der Fußball-Bundesliga ein Skandal passiert.
Auch das Erbeben in Kobe kommt vor. Der Angriffskrieg Russlands auf Tschetschenien.

Auch Dinge, wie, dass Ela Musik auf Kassetten aufnimmt.
Wie das Auto von Elas Eltern liegen bleibt und sie vom Baggersee zwei Kilometer zu Fuß zur Eisdiele laufen müssen, um den Abschleppdienst anzurufen. Elas uralter Atari-Computer.

Und, Achtung, auch Erotik kommt vor (kein Sex), erotische Momente, Fantasien, wie man sie als dreizehnjährige wahrnimmt.

Als ich las, was alles erzählt werden soll, erkannte ich einmal mehr, wie alt ich geworden bin. So viel Liebeskummer (Mustafa, Yallo, Marga, James, Heiko) mit erst dreizehn Jahren (innerhalb von nur 2 Jahren!) hatte ich mein ganzes Leben nicht! Zusammen mit dem Vorhaben Geschichte und Musikkultur der Neunziger einzubinden, erscheint mir der Happen gefährlich groß.
Gutes Gelingen, wünsche ich dir!!

Ich verstehe deine Bedenken bezüglich der vielen Liebesbeziehungen und des Liebeskummers. Mein Ziel ist es, die emotionalen Höhen und Tiefen von Elas Jugend darzustellen. Jede Beziehung spielt eine wichtige Rolle in ihrer Entwicklung und den Herausforderungen, denen sie gegenübersteht.

Ich habe mich entschieden, im Exposé nicht alle Liebesbeziehungen im Detail zu erwähnen, um die Spannung für die Leser zu bewahren. Die verschiedenen Beziehungen und Konflikte werden im Verlauf der Geschichte enthüllt, was hoffentlich die Leser neugierig macht und sie dazu bringt, weiterzulesen.

Ich werde darauf achten, dass die Geschichte nicht überladen wirkt und die typischen Begebenheiten der 90er Jahre authentisch integriert sind. Dein Feedback hat mir geholfen, den Fokus zu schärfen und sicherzustellen, dass die Handlung realistisch und nachvollziehbar bleibt.

Nochmals vielen Dank für deine Anmerkungen.

Absolut nichts zu danken – ich hatte nur das Gefühl, dass dich deine Geschichte in ‚Wildwasserstrudel‘ geführt hat und du Hilfe suchtest. Nun bin ich Lichtjahre davon entfernt, so etwas wie ein Schreibcoach zu sein. Ich selbst koche als Hobby-Autorin bloß mit Wasser, habe aber viel gelesen. Vor Profis hätten etliche meiner Texte keinen Bestand! Letztlich entscheiden Leser. Dein Résumé klingt auf jeden Fall vielversprechender und klarer. Alles, alles Gute!

Liebe @Ela81
Ich glaube es gibt wenig, das ähnlich herausfordernd ist, wie eine Coming-Off-Age-Geschichte zu schreiben, vor allem dieses permanente und entsetzliche Gefühlschaos in Teenie-Herzen und -köpfen, („passageres Irresein“ nannte mein Psychiatrielehrer die Pubertät).
Mir geht es ähnlich bei meinem Roman. Der spielt zwanzig Jahre früher als deiner und meine Protagonistin ist Vierzehn. Plötzlich werden die Freunde aus Kindheitstagen zu Objekten einer (bislang unbekannten) sexuellen Begierde, bereits bestehende (stabile) Beziehungen werden negiert und neue Formen des Miteinander-Umgehens ausprobiert, was wiederum neue und den Verstand überfordernde Gefühle auslöst. Wer ist der Richtige, gibt es überhaupt einen solchen und - wie in meinem Roman - was ist, wenn „der Richtige“ ein Mädchen ist?
Alles, wirklich alles fühlt sich falsch an, ist gleichzeitig aber auch wunderschön. Doch was macht das mit den Anforderungen, die sich meine Heldin selbst auferlegt, und die an Strenge nicht mal durch die verhassten Normen der Erwachsenen zu überbieten ist?
Als ich an diesem Punkt der Entwicklung meiner Protagonistin angelangt war, stellte ich ihr eine erfahrene Frau als Buddy zur Seite, sonst wäre die Geschichte einfach nicht weitergegangen. Das bedeutet nicht, dass meine Gabi deswegen weniger leiden wird, aber sie tut es nicht mehr alleine und dem dunkelgrauen Schatten, der sich über sie legt, wird ein Lichtstreifen Hoffnung am Horizont gegenübergestellt.
Wenn deine Zielgruppe Menschen sind, die gerade erwachsen werden, dann solltest du ihnen in deiner Geschichte diesen Lichtstreifen schenken. Die reale Welt ist schon trostlos genug.
Ansonst: Bleib dran, aber mach dich auf eine harte und schmerzhafte Reise gefasst.

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Hallo, noch einmal vielen Dank für euer Feedback und Unterstützung.

Ich habe mich noch einmal an die Planung gesetzt, ich stelle Ela ebenfalls Buddies zur Verfügung, fiktive Personen, ohne die ein Handlungsstrang unmöglich wäre. Also bei mir hat sich ja immer wieder die Mittvierzigerin zu Wort gemeldet. Dahingehend habe ich Abhilfe geschaffen, in dem ich die fiktive Mittvierzigerin „Bärbel“ mitmischen lasse, die Yallos Famille gern besucht, aber geheim hält, dass Yallo der Grund ist, immer aufzuschlagen. Weil Yallo sie an ihre eigene Jugendliebe erinnert und sie sich zu ihm hingezogen fühlt und es als kleines Geheimnis in sich trägt. Sie und ihr Mann betreiben einen kleinen Gemüseladen in der Oberstadt, die Ehe ist eingeschlafen, sie vernachlässigt das Geschäft und denkt sich immer einen Vorwand aus, Familie Santos zu besuchen. Yallos Mutter und Yallo waren immer Eins, Yallo möchte ihren Sohn am liebsten für sich, aber leidet darunter, dass er ihr zum ersten Mal nicht alles erzählt. Sie ahnt, dass ein Mädchen dahinter steckt (Ela). Auch Bärbel ist beunruhigt, dass Yallo eine Freundin haben könnte.

Ela findet Drohbriefe in ihrer Schultasche, sie und Yallo vereinbaren, sich vorsichtiger zu verhalten. Sie treffen sich nach der Schule heimlich im Wald, fahren mit ihren Fahrrädern bis über die niederländische Grenze auf einen abgelegenen Pferdehof, und vereinbaren dort, sich mit Treffen zurückzuhalten, bis sich die Wogen etwas geglättet haben, denn Shirley aus seiner Klasse ist in ihn verknallt und hasst Ela.

Elas Freundinnen vereinnahmen Ela und wollen jede Minute mit ihr verplanen. Ela traut sich nicht, ihren Eltern von Yallo zu erzählen, weil ihre Mutter neuerdings seltsam wird. Das größte Problem ist jedoch Elas Oma, die Ela sofort einsperren würde, wenn sie wüsste, dass Ela sich allein mit einem Jungen trifft.

Das war die Vorstellung in der Theorie, um meine Ursprungsgeschichte noch aufzupimpen. Ich habe mich gestern die halbe Nacht an eine Planung gesetzt. Doch egal wie ich die Handlung auch plane - nie wird sie so geeigent sein, dass ich sie dem Leser präsentieren kann. Mir ist es außerdem mit Elas familiären Problemen zu heikel.
Nach einer ausgedehnten Planung letzte Nacht, einmal drüber schlafen kam ich zum Sclhluss, dass es besser wäre, das Projekt auf Eis zu legen. Mir fehlen außerdem die Begabung zum Schreiben, ebenso wie ich kein Gefühl dafür habe, wie und wie lange ein Dialog abläuft, wie ich die Übergänge fließend gestalte. Was man ausführlich schreibt, oder wie man Zeitabschnitte überspringt. Schade. Ein Dreiviertel Jahr saß ich jetzt dran, aber ich werd und werd nicht fertig. Eher wird es nur immer schlechter.

Ich habe das Projekt auf Seite gepackt, werde es nur noch als privates Werk für mich selbst oder dem kleinen Freundeskreis lassen. Vielleicht klappt es irgendwann bei mir mit einem anderen Buch. Es ist ja keine Schande, wenn man sich selbst eingesteht, dass man für etwas keine Begabung hat, auch wenn man es gern gekonnt hätte.

Liebe Grüße

Die Begabung, auf Anhieb den perfekten Roman und Bestseller zu schreiben, hat wohl niemand auf der Welt. Jeder Autor muss seine Rohfassung überarbeiten. Jeder Autor muss dazulernen.

Eine Begabung dafür, dich schriftlich auszudrücken und etwas zu beschreiben, hast du doch.

Ich hatte vor meiner zweiten Testlesephase schon über zwei Jahre lang fast meine gesamte Kraft in mein Buchprojekt gesteckt, und werde wohl für die umfangreiche dritte Überarbeitungsrunde noch mehr als ein Jahr brauchen. Und dann sind noch eine vierte und fünfte Überarbeitungsrunde fest eingeplant…

Dafür sind Testleser Gold wert.

Eine Autobiographie für die Veröffentlichung zu schreiben, stelle ich mir auch wirklich schwierig vor. Das echte Leben folgt nicht den Regeln für Dramaturgie, Spannung und Plotaufbau, an die sich die Romanleser gewöhnt haben. Man kann seine Biografie nicht einfach umschreiben, damit sie den Lesern gefällt, denn dann wäre es nicht mehr die eigene Biographie. Und man kann die Geschichte auch nicht mit einem gewissen Abstand beurteilen, weil man in seiner eigenen Lebensgeschichte eben sehr tief drinsteckt.

Vielleicht ist es tatsächlich am besten, wenn du deine Autobiographie nur für dich selbst und deine engen Familienmitglieder und Freunde aufschreibst. Dann brauchst du nicht darüber nachdenken, ob und wie und wo du die Handlung am besten an den Lesegeschmack und die Erwartungen außenstehender Leser anpassen könntest.

Ob die eigene Lebensgeschichte eine gute Romanhandlung abgibt oder nicht, hat jedenfalls nicht viel mit schriftstellerischer Begabung zu tun.

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Corinna, das werde ich auch so tun: Die Biografie nur noch für den privaten Gebrauch schreiben. Es nimmt mir auch den Druck. Für ein anderes Buchprojekt fehlen mir Zeit sowie Ideen.

Aber ich muss was verrücktes erzählen: die Biografie, die ich schreiben wollte, gibt es so ähnlich schon. Eine meiner Lieblings Autorinnen Marie Louise Fischer hat ein Buch geschrieben, das meines sein könnte, fast alles kommt darin vor. Die Reihenfolge ist etwas anders und es spielt in den 80er Jahren: Das Eigene Glück.

Auch die Biografie nur noch für mich zu schreiben, macht mir Freude. Vorerst werde ich es jedoch ruhen lassen. Aber eigentlich möchte ich die Vergangenheit ruhen lassen und in einem nächsten Projekt lieber etwas modernes schreiben.

Man könnte sie jedoch entsprechend aufbereiten.

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Kommt drauf an, ob die tatsächlichen Erlebnisse einen guten Stoff dafür bieten.
Wenn ich zum Beispiel meine Geschichte der letzten Jahre aufschreiben wollte, hätte ich dreieinhalb Jahre Arbeit an einem Romanmanuskript anzubieten und ein langes Gerichtsverfahren gegen das Amt für Schwerbehinderung. Das Gerichtsverfahren habe ich ganz unspektakulär und undramatisch per Briefverkehr (ohne mündliche Verhandlung) verloren, weil die Ärzte für meine chronischen Schmerzen leider keine Ursache und keine echte Diagnose gefunden haben, so dass die Aktenlage für die Richterin keine Entscheidung zu meinen Gunsten hergab.
Wenn man das für außenstehende Romanleser interessant aufbereiten wollte, wäre das Ergebnis keine Biographie mehr, sondern Fiktion.