Wie werden Gedanken dargestellt ?

Hallo,

gibt es es eine Vorgabe oder eine verbreitete Vorgehensweise, wie Gedanken in der Literatur dargestellt werden ? Gefunden habe ich Kursivschrift oder die Darstellung in Anführungszeichen wie bei der normalen wörtlichen Rede.
Erfolgt die Darstellung dann auch mit Einrückung ?

Viele Grüße,
Dirk

Hallo Dirk,
normalerweise entscheidet ein Verlag, wie er Gedanken darstellt. Wenn Du selbst veröffentlichen willst, hast Du das natürlich in der Hand.
Ich würde von einer Darstellung mit Anführungszeichen wie bei der wörtlichen Rede absehen, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Sehr oft findet man die Kursivschrift für Gedanken. Ich nutze sie meistens auch. Aber es ist auch möglich (und es gibt viele Befürworter dafür), Gedanken gar nicht durch besonderen Schriftsatz oder ähnliches hervorzuheben, sondern den Leser aus dem Kontext merken zu lassen, dass es sich um Gedanken handelt. Häufig schreibt man ohnehin “dachte er” oder so etwas dahinter, sodass es dann eigentlich klar ist. Ich ziehe den Kursivdruck vor, weil ich manchmal darauf verzichte, “dachte er” dahinterzuschreiben.
Eine Darstellung mit Einrückung kenne ich nicht. Entweder, die Gedanken nehmen einen eigenen Absatz ein, dann ist nur die erste Zeile leicht eingerückt, so, wie Papyrus das ohnehin immer für jeden Absatz (außer denen nach einer Überschrift oder Leerzeile) formatiert, oder es handelt sich nur um einen Satz im Fließtext. Der passt sich dem übrigen Absatz an und ist evtl. nur durch die Kursivschrift hervorgehoben.
Ich würde möglichst wenig Formatierung in einem Roman verwenden, schon gar nicht für Aspekte, die der Leser am besten aus dem Kontext herauslesen soll. Wenn das nicht auf Anhieb gelingt, solltest Du lieber die Formulierungen überarbeiten, anstatt noch eine Einrückung oder so etwas hinzuzufügen.

LG
Pamina

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Da gibt es keine festen Vorschriften und sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten. Um Gedanken von wörtlicher Rede abzusetzen, werden klassischerweise einfache Anführungszeichen gesetzt:

‘Hat der noch alle Tassen im Schrank?’, dachte Peter. Laut sagte er: “Na, das freut mich aber!”.

Kursivschrift geht auch:

Fred hangelte sich an der Hauswand entlang. Seine Hände befühlten den bröckeligen Stuck der Fassade, der ihm den einzigen Halt bot. Weit unter ihm hupten die Autos auf der Straße. Einige Schaulustige hatten sich versammelt. Er fühlte, wie seine Finger klamm und steif wurden.
*Nicht loslassen. Jetzt bloß nicht loslassen!
*
Man kann Gedanken auch frei fließen lassen:

Sylvia betrachtete die Rose, die Lieblingsblume ihrer Mutter. Sie dachte an die unbeschwerten Kinderjahre und den Geburtstag, an dem ihre Mutter ihr gesagt hatte, dass ihr Vater ab jetzt nicht mehr bei ihnen wohnen würde.

Wichtig ist, dass man bei der Schilderung von Gedanken die Perspektive beibehält. Also nicht:

“Wir nehmen zweimal den Chardonnay”, sagte Mike zum Ober. Dann nahm er Lucys Hand und dachte: ‘Sie ist wirklich entzückend. Eine Traumfrau!’ Laut sagte er: “Magst du Chardonnay?”
“Kommt drauf an, mit wem ich ihn trinke”, antwortete Lucy und dachte: ‘Was für eine Pissnelke - wo bleibt denn bloß Rita?’

Man sollte sich immer auf eine Person beschränken, aus deren Perspektive man die Gedanken schildert.
*
*

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Vielen Dank für die Hinweise. Jetzt kann ich mir ja die für mich optimale Version aussuchen. Bisher hatte ich die Gedanken im Fließtext ohne besonderen Hinweis geschrieben. Das hat Vor- und Nachteile.

Davon würde ich aber abraten, weil das eigentlich der Situation vorbehalten ist, dass innerhalb einer wörtlichen Rede nochmals wörtliche Rede zitiert wird. Wenn also eine Figur ausführlich von ihren Erlebnissen berichtet, ohne ein Ich-Erzähler zu sein, wird das in wörtlicher Rede dargestellt. Wenn diese Figur dann innerhalb ihrer wörtlichen Rede wieder wörtliche Rede benutzt, weil ihre Erlebnisse szenisch dargestellt werden, setzt man diese in einfache Anführungszeichen.

LG
Pamina

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Das unterschreibe ich zu 100%.
In Anführungszeichen setzen, ist ein nogo! Die aus Bequemlichkeit leider immer öfter verwendete Unsitte der Kursivschrift für Gedanken, ist ebenfalls nicht notwendig.
Es bedeutet halt einfach, dass vom Schreibenden etwas mehr Gedankenarbeit gefordert ist, damit der Leser die notwendige Info aus dem Kontext ‘nebenbei’ erfährt.

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Wie würdet Ihr das schreiben, wenn man aus einer Figurenperspektive jemanden etwas sagen und gleichzeitig etwas anderes denken lasst, was er aber aus bestimmten Gründen nicht ausspricht (so wie in meinem Beispiel)?
Das mit den Gedanken in Kursivschrift machen aber sehr viele, grade in Thrillern. Ich hab mal einen gelesen, da wurde das exzessiv auf jeder Seite 3x betrieben. Das nervt, weil es sich abnutzt. Aber wenn es sparsam und bewusst eingesetzt wird, finde ich das als Stilmittel ganz okay.

Das verstehe ich nicht ganz - meinst Du “show, don’t tell”? Das ist ja richtig - aber manchmal sind doch die Gedanken einer Figur für die Geschichte wichtig, und wie soll man die sonst dearstellen?

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Nein, sie meinte, dass die einzelnen diesem Fall vorbehalten sind: “So ein Arsch!”, ereiferte sich Sandra. “Da kommt der wirklich in den Laden und erklärt vor allen Besuchern: ‘Ihre Ware ist nicht original, sondern nur billiges Fake!’. Was erlaubt der sich eigentlich?!”

Sechseinhalb Minuten später hielt Sam dem Straßensamurai den Chip entgegen. Er musterte ihn skeptisch, aber nahm ihn schließlich mit spitzen Fingern. »Gut.« Das Wort kam ihm sichtlich schwer über die Lippen. »Gab’s Probleme?«
Sam starrte ihn weiter unverwandt an. »Nein.« Vielleicht verbesserte der Checkstick seine Stimmung noch mehr? »Hab sogar ne Zugabe mitgebracht.« Sie zog den Stick aus der Hosentasche.

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Ach soooo… verstehe. Sorry, hab ich komplett missverstanden. Natürlich, da sind einzelne Anführungszeichen absolut richtig - aber ich dachte immer, für Gedanken kann man die auch nehmen.
Dein Zitat ist eine sehr elegante Lösung, stimmt. :thumbsup:

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Wenn ich die Rohfassung schreibe, halte ich es wie Terry Pratchett: Ich lasse meine Figuren, wenn absolut nötig, kursiv denken. Nicht immer kann man seine Gedanken in erzählerischer Form in den Text einbauen. Schliesslich denken wir im realen Leben auch manchmal nur einen kurzen Satz ;-). Zu viel Formatierung finde ich allerdings auch unübersichtlich.

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Mir zumindeste geht es so.

Hier noch ein Beispiel von mir:

Mensch Lea!, schalt ich mich innerlich, so neugierig zu sein. Zu James sagte ich: “Tut mir Leid. Ich frag dich ja regelrecht aus.”

Bei mir sieht das noch einmal anders aus.
“Tut mir leid, James. Ich frag dich ja regelrecht aus.” Mensch Lea! Was bist du auch immer so neugierig.

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Die Grundregel ist halt: Missverständnisse vermeiden! Wenn man’s ohne Sonderzeichen und Kursivsetzung klar rüberkriegt, dass da jemand denkt, dann sollte man Sonderzeichen oder Kursivsetzung weglassen, im Interesse des gleichmäßigen Schriftbilds. Was man aber auf keinen Fall will, ist, dass der Leser innehalten und überlegen muss, was das jetzt zu bedeuten hat, was da steht. Dann ist er nämlich raus aus der Lektüre, und die Gefahr, dass er, Schluck!:scream:, das Buch weglegt, groß.

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Anführungszeichen sollten der direkten Rede vorbehalten sein. Kursiv ist auch nur ein Krücke. Wie @Waba schreibt, sollten Gedanken in den Text eingearbeitet werden.
Wenn ein Text vorgelesen wird, sagt der Sprecher auch nicht, der nächste Satz oder Abschnitt ist in kursiv. Sondern alles muss aus den Worten verständlich sein.

Satzzeichen werden normalerweise auch nicht gesprochen. Wie das tönt? Auf Youtube nach suchen. Viel Spass.

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Treffender kann man es nicht sagen :thumbsup:

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Ich habe während des Lesens dieses Verlaufs überlegt, welche Form bei mir gefühlsmäßig am besten ankäme bzw. für mich am eingängigsten wäre.
Die einfachen Anführungszeichen sind für mich dabei keine Wahl, kursiv auch nicht. In der Tat würde ich die Gedanken auch, wie hier schon verschiedentlich geäußert, einfach in den Text einarbeiten. Das Ganze im Rahmen eines Perspektivwechsels, natürlich je nach Situation, formulieren, dann wäre das kein Problem. Für mich als Leser wäre das die glatteste Form.

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Ich nutze *kursiv *nur für Texte die von den Akteuren abgelesen werden. Also SMS, Mails, Papier-Botschaften, etc.
Da diese Texte klar im Kontext stehen, muss auch kein Vorleser *kursiv *erwähnen.

Bei Gedanken kommt es bei mir auch drauf an aus welcher Perspektive ich schreibe. Der ICH-Erzähler hat es hier deutlich einfacher als die 3. Person, die den Protagonisten in den Kopf schaut.

Ich widerspreche der Meinung, das Gedanken, wenn möglich, immer eingearbeitet werden sollten.
In einer Dystopie z.B. eher nicht. Nur ein Beispiel warum: Gedanken und Sprache laufen immer weiter auseinander, bereits weil immer mehr versucht wird Gedanken mittels PC-Sprech und Framing zu steuern.
Man verliert also ggf. ein wichtiges Element, wenn man auf den direkten Gedanken verzichtet und ihn umschreibt.

Meine Antwort ist also: “Kommt darauf an…”
Wichtig ist für mich nur

  1. das auch bei “Hören statt Lesen” klar ist, ob das ein Gedanke, eine Textmitteilung oder eben ein gesprochenes Wort war.
  2. das Sonderzeichen, wenn verwendet, durchgängig sauber (also nicht mal hierfür, mal dafür) verwendet werden.

Dass sie im Fließtext nicht gekennzeichnet sind, heißt nicht, dass sie ganz und gar eingebunden und nicht mehr zu erkennen wären. Es heißt nur, dass Gedanken nicht ausgezeichnet werden sollen. Dass man sie erkennen muss, als Gedanken erkennen muss, steht außer Frage. Jedoch habe ich Kapitel, die bestehen zur Hälfte aus Gedanken, oder sogar fast ganz. Das wäre eine eklige Kursivsuppe, die man keinem Leser vorsetzen sollte. Das muss man als Autor eleganter hinbekommen.

Er stand lustlos auf, denn seit Frank zum ersten Mal aus dem Fenster sah, wurde es nicht heller, dabei war es sicher nach elf. Was für eine Scheiße. Sollte er wieder ins Bett? Weihnachten ausfallen lassen? Sich drei Tage an die Konsole hängen, Telefon aus und zwanzig Stunden am Tag zocken. Das wäre Weihnachten! Stattdessen zog er sich an. Fein! Was immer das heißen mochte, Mutter bestand darauf. Wegen Weihnachten. Na ja, wahrscheinlich hatte sie nicht mehr allzu viele Weihnachten vor sich, vielleicht war das sogar schon ihr letzes Fest. Hoffentlich.

Was soll man da auszeichnen? In einem modernen Roman sind Gedanken das einzig Neue, denn die Handlungen sind allesamt schon längst erzählt. Nichts Neues unter der Sonne. Mit den Gedanken können wir hingegen die Leser noch fesseln und begeistern. Mit innovativer Handlung schon länger kaum noch.

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Man könnte unterscheiden zwischen Gedanken der Figur (diese würde ich auch nicht weiter kennzeichnen) und einem inneren, fiktiven Monolog/Dialog. Also wörtliche Rede, die nicht ausgesprochen wird.
Ich mochte das bei Abercrombie und er hat es sich auch irgendwoher gemoppst.

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Einer, der extrem viele – oft sogar den Text unterbrechende – Gedanken seiner Figuren einarbeitet, ist Stephen King. Der arbeitet (meist) mit Kursiv. Mir als Leser gefällt’s gut. :slight_smile: