ich bin neu im Papyrus-Universum und habe noch keine Erfahrungen als Autor gesammelt.
Besonders gut finde ich bei Papyrus die Stilanalyse, doch die kann manchmal auch irgendwie frustrierend sein.
Daher habe ich mal eine Frage zum Thema Verbfaulheit:
In Stufe 1 zeigt mit die Stilanalyse alle Sätze mit “XXXX war XXXX” als verbfaul an. Mir ist klar, dass die Stilanalyse nur eine Hilfe sein soll, die den Autor oder Lektor auf mögliche Fehler oder Schwächen hinweist. Allerdings iriitiert mich die Tatsache, dass all diese Sätze bereits in Stufe 1 markiert werden, was ich als “sehr schwach” oder “fatal” interpretiere.
Auch weiß ich ja, dass z.B. solche Sätze wie “Die Jacke war grün und unangenehm zu tragen” typisch verbfaul sind und besser “Die grüne Jacke empfand er als unangenehm zu tragen” lauten könnten.
Dennoch gibt es manche Sätze, die meiner Meinung nach nicht auf dieses verbfaule “war” verzichten können.
Zum Beispiel:
“Anna war nicht mehr zu Zuhause.” oder “Nichts war mehr wie vorher” oder “XXX war sich gleich darüber bewusst, dass …”
Sind solche Sätze ein absolutes No-Go? Also muss man die umformulieren, oder ist Verbfaulheit in Maßen okay oder manchmal unumgänglich?
Über eine kleine Hilfestellung würde ich mich sehr freuen
Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort.
Die Stilanalyse von PA ist ein Werkzeug, dass dir dabei helfen soll deinen Text analysieren. Es würde mich aber erschrecken, wenn die Korrektur durch den Autor immer zu dem selben Ergenbis führen würde.
Die Stilanalyse zeigt dir auch Adjektive an. Aber deshalb ist nicht jedes fehl am Platz.
Wenn du also eine Formulierung in Ordnung findest, dann ist es doch in Ordnung
Wenn du Spaß daran hast, stattdessen eine lebhaftere Formulierung zu finden: dann los!
Du gibst dir eigentlich hier schon die Antwort. Die Stilanalyse ist ein Hilfsmittel. Ein tolles Hilfsmittel, aber mit Distanz anzunehmen. Nicht alles ist deshalb im augenblicklichen Textteil falsch, da braucht es den Kopf des Autors dazu, was an dieser Stelle wirklich sinnvoll ist.
Nur um das vermeintliche Unwort ‘war’ wegzubekommen, den Satz so hinzubiegen, wie es im Beispiel ist, ist meiner Meinung nach kontraproduktiv. Der Satz: “Die grüne Jacke empfand er als unangenehm zu tragen” empfinde ich als zu gestelzt.
Überhaupt nicht No-Go! In Maßen absolut okay.
Es ist natürlich auch stark abhängig, um was für eine Art von Text es sich handelt. In einem Unterhaltungsroman kann/darf/soll der Text näher an unserem Alltagsdenken/-sprechen und -handeln liegen als es in einem literarisch anspruchsvollen Text ist.
Aber wie weiter oben schon geschrieben: Was und wieviel von dem was dir die Stilanalyse vorzeigt, letztlich zu verwenden, darüber bestimmst du als Autor. Es soll doch schliesslich die Emotionen, das Denken und die Sicht beim Leser bewirken, die du ihm vermitteln willst. Mit einer konsequenten Anwendung des Vorgeschlagenen kriegst du das aber nicht hin.
Okay, vielen Dank! Dann hat mich die Stilanalyse umsonst erschreckt
Genau das war nämlich mein Gedanke - Wenn man in jedem Satz das böse “war” vermeiden müsste, ginge viel von dem eigentlichen Schreibstil verloren. Gut also, dass man ab und an ein wenig verbfaul sein darf, wenn der Satz sonst verschlimmbessert würde
@ JMP (und alle anderen)
ich kann nur unterstützen, was der offensichtliche Schweizer (“Gruss Waba”, Er darf das, weil es auf der Schweizer Tastatur kein “ß” gibt. Der Platz wird da für andere Sonderzeichen gebraucht.) Dir schreibt.
Auch ich war, als ich mit Papyrus 7 begann, von diesem kategorischen Gemecker der Stilanalyse etwas schockiert. Bald aber bin ich dahinter gekommen, dass dies nur Vorschläge sind. Ohne derartige Worte sind Texte schlichtweg nicht lesbar oder verfälschen Ihren Sinn.
Wie angenehm sich das anhört! Dieses “Sinn machen” geht mir seit langem (1989) auf den Geist, obwohl es schon zu Goethes Zeiten benutzt wurde (Arabesken/Münchhausen von Karl Immermann). Auch mit “An Ostern”, “An Weihnachten” usw. geht mir das so. Wir Nord- und Ostdeutschen sagten schon immer “Zu Ostern” usw. Wer sich nicht festlegen oder die Klippe umfahren möchte kann ja “Am Osterfest” usw. schreiben.
Übrigens: Ich habe noch nie gelesen und gehört.: “An Geburtstag”, “An Hochzeit” undsoweiter.
Mit norddeutschem Gruß
Ich verrate mich immer wieder wegen diesem Sonderzeichen. Ich meine es ja nicht böse.
In diesem Sinne die besten Grüsse aus der Schweiz hinauf zu den Nordlichtern, oder heisst es ‚an die Nordlichter‘?
Sorry: In diesem Sinne die besten Grüße aus der Schweiz hinauf zu den Nordlichtern, oder heißt es ‚an die Nordlichter‘?
Ich kenne deinen Artikel @AndreasE. Er zeigt ein sehr schönes Beispiel, Danke. Hatte ihn vor längerer Zeit gelesen.
Neu war mir aber der Nachtrag der durch Frau Rosemann ausgelöst wurde.
Der zeigt nochmals sehr deutlich, dass die Stilanalyse ‘nur’ ein Hilfsmittel ist. Die Denkweise des Autors entscheidet schließlich darüber, was davon berücksichtigt wird ohne dabei den persönlichen Stil zu verwischen.
Im Grunde ist das Funktionsprinzip der Stilanalyse, nachzufragen, “du hast hier XYZ gemacht – soll das wirklich so sein?” Und dass man darauf entweder mit “ja, das muss so” reagiert oder mit “ups, das ist mir wohl so rausgerutscht, danke für den Hinweis”. Das heißt, der Text, der am Ende dasteht, ist stets das Ergebnis der Entscheidungen des Autors, nicht das Resultat irgendwelcher Algorithmen. Es sind nur ein paar mehr (allerdings oft entscheidende) Kontrollfragen im Spiel, als einem von Haus aus einfallen würden.
@ Zioone](‚https://www.papyrus.de/forum/members/zioone.2897/‘)
Waba ist schon länger im Forum. Da lässt man ungewollt oder gewollt einiges Durchblicken. Der durchgehende Gebrauch des Doppel-S deutet unter Leuten , die sich mit dem Schreiben beschäftigen, zumindest darauf hin.
Vor allem unter uns sollte sich herumgesprochen haben, dass das „ß“ mit der letzten Rechtschreibreform nicht abgeschafft wurde …
@Berti
Ich kenne wohl zu viele Menschen im Umfeld, die eine englische Tastatur benutzen und daher auch ss schreiben. Das war für mich daher kein Grund, eindeutig anzunehmen, woher jemand kommt Daher hatte ich gefragt, ob das der einzige Grund war.
Aber wenn ihr mittlerweile wisst, woher ihr kommt, ist das auch noch was anderes.
Unter Schreibern ist das in der Tat was anders, noch gar nicht dran gedacht. Bin aber auch noch nicht so lange in den Gefilden unterwegs. Sollte vielleicht doch mal wieder darauf achten.
So habe ich die Stilanalyse zum Glück auch verstanden (bzw. ich hatte vor deren Einsatz deinen Artikel gelesen, der übrigens super ist!), war allerdings davon verunsichert, was alles bereits bei Stufe 1 angezeigt wird. Natürlich liegt alles in der Hand des Autors (sonst hätten die Texte nichts eigenes mehr), aber man möchte auch alles richtig machen. Wenn der Roman irgendwann mal fertig ist, soll er ja keine gravierenden Mängel enthalten, wegen denen er gleich durchs Raster fällt Daher war es für mich wichtig zu klären, wie verbfaul man eigentlich sein darf … Ich glaube, ich habe jetzt aber einen guten Weg für mich gefunden Super, dass man zu Papyrus auch ein passendes Forum für solche Fragen hat!
Ein Auto hat auch vier bis sechs Gänge - und ich muss passend zur gerade angemessenen Geschwindigkeit und erwünschten Beschleunigung den Richtigen wählen.
So muss ich halt auch den Text angehen, langsam oder schnell, spannend oder beschaulich, viele Adjektive oder wenige (als ein Beispiel).
Wie jedes komplexere gute Werkzeug muss ich mich ein wenig damit beschäftigen, um das Beste herauszuholen.
Nochmal kurz zurück zum OP, weil ich an einer Stelle hängen blieb:
Gerade der letzte Deiner Beispielsätze ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Stilanalyse mit individuellem Bedacht und nicht mechanisch angewendet werden sollte. Je nach Kontext wäre der Satz OK, oder aber man würde z.B. besser schreiben: “XXX wusste gleich, dass …”
Das Ziel beim Einsatz der Stilanalyse ist nicht, alle Markierungen zum Verschwinden zu bringen, sondern alle mal angeguckt und eine Entscheidung getroffen zu haben.
Bezog sich das auf mich? Falls ja, dann ist mir nicht ganz klar, was Du (mir) damit sagen willst. Denn das, was Du schreibst, habe ich ja sinngemäß auch geschrieben.