Ich lese gerade die Anfäge meines Werkes neu und Papyrus kreidet mir regelmäßig “als” an.
Ich habe viel experimentiert und umgeschrieben, um das “als” zu umgehen. Entweder der Sinn des Satzes ändert sich grundlegend oder klingt bescheiden konstruiert.
Ich habe meine Frau gebeten, jedes mal, wenn ich “als” sage mir einen Stupser zu geben. Zum Glück ist sie sanft bei der Sache, sonst würde ich nur noch aus blaue Flecken bestehen.
Nun grübel ich schon seit zwei Stunden, was “als” ab und zu ersetzen kann.
Kleines Beispiel:
Anders als alles zuvor, klein, heiß und lecker.
Das macht sie besser als jeder Mann, sie fordert nicht, sie bietet an.
Gibt es da Tricks, die ich bisher nicht kennengelernt habe?
Gruß Alexander
PS: Mit der Stupsmethode habe ich meiner Frau, auf ihrem Wunsch, “eigentlich” abgewöhnt.
Vielleicht wäre es sinnvoll, einfach mal ein paar Seiten Text in der Plauderecke einzustellen. Deine Beispielsätze für sich allein klingen für mich erst mal unproblematisch.
In deinem Beispiel stehen die “als” im Zusammenhang mit dem Komparativ, sie drücken damit die Ungleichheit aus. Das ist richtig und vermutlich gar nicht dein eigentliches Problem (du kannst es natürlich dennoch umschreiben, wenn es dich stört).
Papyrus meckert bei “als” stets an, dass du prüfen solltest, ob es sich um eine Zeitgleichheit handeln könne. Es will dich vor dem “Als-Heimer” in diesen Fällen bewahren: “Als ich aufwachte, saß die Eule schon auf der Fensterbank. Als ich dann nochmal hinsah, hatte sie schon einen Brief im Schnabel. Und dann kam auch noch Susi in den Raum als ich mich anzog.”
Ja, genau um dieses als-Konstrukt geht’s. Die als mit Komparativ sind nicht die Bösen. Aber Papyrus kann die beiden verschiedenen Nutzungen nicht so gut voneinander unterscheiden. Deshalb bekommst du alle ‘als’ angestrichen, damit du bei jedem unterscheiden kannst, ob es ein gutes oder ein böses ‘als’ ist. Die Stilanalyse gibt sowieso nur Hinweise, da mal genauer hinzugucken. Sie empfiehlt nur, zwingt nicht. Man soll halt nochmal über die Satzkonstruktion nachdenken. Wenn man sie für genial hält, darf sie auch so bleiben.
Papyrus kann leider nicht zwischen dem temporalen “bösen” als und dem komparativen als (was natürlich OK ist) unterscheiden. Dafür braucht’s deutlich mehr Sprach-KI, daran arbeiten wir.
Wenn du doch gern einen Trick hättest, für alle Fälle: Das wäre die sog. Asyndese, also Verknüpfung ohne – in diesem Fall – Vergleichspartikel. Also etwa:
[INDENT]Jetzt ist alles anders: Klein, heiß und lecker.
Sie fordert nicht, sie bietet an. Klasse, das macht kein Mann so.[/INDENT]
Keine Sorge. Die Version von Papyrus, die Romane von alleine schreibt, wird sowieso nie zur Auslieferung kommen; die läuft dann nur hundertfach auf einem Rechnerpark bei Ulli und lädt stündlich neue Bestseller in die einschlägigen Portale hoch …
Das klingt in der Presse immer so aufregend. Im Moment ist es noch kein Grund zur Sorge.
Die Ergebnisse stehen bei GitHub, falls jemand mal reinschauen möchte.
Möchte an dieser Stelle mal kurz einwerfen, dass auch ein temporales „als“ nicht böse ist! Bei gehäuftem Auftreten gilt es als schlechter Stil, aber per se böse ist es nicht, es ist ja nur ein Wort/eine Satzkonstruktion.
Als ich angefangen habe, meine ersten Kapitel zu überarbeiten, ist mir aufgefallen, dass ich es zu Beginn sehr häufig verwendet habe. An manchen Stellen kann man es easy weglassen oder umgehen, bei anderen leidet einfach der Fluss für mein Empfinden zu sehr.
Die Option, die Papyrus anbietet, nämlich jedes einzelne noch mal durchzugehen und zu überprüfen, ob es an dieser Stelle sinnvoll ist, finde ich gut. Nur diese Verabsolutierung „Ein temporales ‚als‘ ist böse“ mag ich nicht so gern.
Vielleicht sehe ich das in vier Jahren oder so anders, das kann sein. Bis dahin wird sich weiterhin das eine oder andere temporale „als“ in meinen Texten finden, auch auf die Gefahr hin, dass manche Leser jedes Mal zusammenzucken (oder das Buch am Ende ganz zuklappen).
Hmmm.
*Als Herr Bilbo Beutlin von Beutelsend ankündigte, dass er demnächst zur Feier seines einundelfzigsten Geburtstages ein besonders prächtiges Fest geben wolle, war des Geredes und der Aufregung in Hobbingen kein Ende.
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Offensichtlich kann man mit einem »Als« als erstes Wort eines Romans trotzdem Bestseller schreiben…