Wie strukturiert ihr eure Bücher?

Nein, nicht in Gänze. Aber so ungefähr schon. Der Endsatz wird häufiger geändert als der erste Satz.

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Ja, das ist mein allererstes Schreibprojekt, ich arbeite daran schon seit zweieinhalb Jahren.
Ich muss meine Ideen so nehmen, wie sie kommen - und sie kommen eben unsortiert als Puzzleteile.

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Hut ab. Das du die Puzzleteilchen dann so hinkriegst…Aber interessant das jeder unterschiedlich agiert.

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Ich kann hier nicht wirklich mitreden. Die paar Seitenwind-Miniaturen sind alles, was ich bislang zustande gebracht habe. Hat auch mit beruflichem und privatem Zeitmangel zu tun, wobei ich hier Licht am Horizont sehe.

Ich habe mir (der Einstieg hier bei Papyrus ist ein Anfang) jedenfalls vorgenommen, ernsthafter am Ball zu bleiben. Zunächst habe ich mir diverse, m.E. sehr gute, Bücher besorgt, angefangen natürlich mit der Heldenreise (wirklich faszinierend!) von Joseph Campbell, von der hoch verehrten Patricia Highsmith „wie man einen Thriller schreibt“ - und verschiedene andere solcher Ratgeberwerke -, um überhaupt einmal mehr Vorstellung vom „Handwerk“ zu bekommen.
Was bei mir schlecht klappt, das habe ich schon probiert: einfach loslegen. Ich fürchte vor allem, dann das Gefühl für den Rhythmus und die Spannungsbögen zu verlieren.

Mit den diversen Tools, die Papyrus wohl vorhält (Zeitleiste usw.) bin ich bislang noch überfordert, hier müsste ich mich viel mehr einarbeiten. Eine aktuelle Roman-Idee, die mir durch den Kopf schwirrt, versuche ich nun erst einmal ausgehend von einem Exposé, das ich immer mehr ausarbeite, zu strukturieren und dabei innerlich „Fäden zu spinnen“. Mir sehr wichtig ist die Entwicklung der Figuren, ich kann auch nicht einfach loslegen und einen Charakter „kommen lassen“, so wie einige von Euch das offenbar schaffen (ich habe gehört, dass auch Stephen King - „über das Leben und das Schreiben“ ist übrigens großartig - das macht) - aber naja. Das sind alles Gedanken.

Ich stehe mir, fürchte ich, vor allem selbst im Weg. Ich bin leider ein etwas zwanghafter Perfektionist, das habe ich mir zumindest schon sehr oft anhören müssen - und fürchte, dass da was dran ist. Ein bißchen der Joseph Grand aus Albert Camus‘ „Die Pest“. Der zwanghaft am Einstiegssatz seines geplanten (natürlich „perfekten“) Romans feilt - und nie darüber hinauskommt … Beruflich ist etwas perfektionistische Zwanghaftigkeit durchaus hilfreich, aber: wie „gut“ das ist, wenn man kreativ arbeiten will? Ich fürchte: weniger gut.

Jedenfalls hilft es mir sehr, die Diskussionen hier im Forum mitzulesen, manchmal etwas Senf abzusondern und in Fettnäpfchen zu treten, aber vor allem ein Gefühl dafür zu bekommen, wie „alte Hasen“ mit ihrer Kreativität und ihren Projekten umgehen.

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Es ist wahrscheinlich so, dass jeder seinen ganz eigenen Pfad durch den Dschungel der Gedanken finden muss, Irrwege mitinbegriffen. Auch Rezeptbücher sind nur bedingt hilfreich.
Ein Rezept, vier Menschen, die es zubereiten - alles schmackhaft, aber keine 100pro Übereinstimmung - und ich kann nur sagen: Dem Himmel sei Dank für diese Nuancen, die das Leben vielfältiger gestalten.

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Ja, ich auch. Für mich funktioniert es ziemlich gut, mir mein Projekt als eine Art von Treppe vorzustellen. Auf der obersten Treppenstufe will ich die größtmögliche Perfektion erreicht haben, aber der Schritt von der zwanzigsten zur einundzwanzigsten Stufe ist vielleicht nur, eine Szene in Rohfassung zu skizzieren. Dabei direkt schon auf sprachliche Feinheiten und Wortwiederholungen zu achten, würde meine Kreativität total ausbremsen, also sage ich meinem inneren Kritiker, er soll zum Sprachstil bis mindestens zur hundertsten Treppenstufe einfach die Klappe halten. Auf die Art habe ich tatsächlich eine Rohfassung mit über 100.000 Wörtern bis zum Ende fertiggekriegt.

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Ich bin eher der entdeckende Schreiber, wie man so schön sagt. Ich habe eine Idee. Setze den Grundrahmen fest in Notizen, wer ist was, worum geht es im ganzen. Dann fang ich an, ohne Ziel. Bis jetzt hat es immer gut geklappt.

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Grobe Idee ist vorhanden - dann gehts los. Meine Figuren leben ihr eigenes Leben, auf das ich nicht immer Einfluss nehmen kann. Die tun oft was sie wollen und ich kann es dann nur noch aufschreiben. Kann auch passieren, dass ich weit nach der Mitte merke, dass es so nicht weitergeht - dann fliegen die letzten Kapitel raus und werden neu geschrieben.

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@corinna

Guter Einwand. Daran muss ich arbeiten.

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Hallo!

Ich strukturiere nicht. Die Struktur entsteht von selbst. Ich komme auch komplett ohne jede Planung aus. Das funktioniert so:

Als Kind musste ich mal unter ein Schiff tauchen und ein Seil heraussägen, das sich in der Schiffsschraube verfangen hatte. Es gab keine Taucherausrüstung, ich musste die Luft anhalten. Das, was ich als Kind sowieso gerne tat, Schwimmen und Tauchen, was mir Spaß machte, war auf einmal notwendig geworden. Sonst hätte das Schiff nicht weiterfahren können.

Warum nicht genau so vorgehen, wenn man eine Romanszene schreibt?

Du schreibst ein Erlebnis aus deiner Kindheit auf. Und dann denkst du dir ein Problem aus, das es zwingend notwendig ist, das zu tun, um das große Ziel zu erreichen.

Ich versuche mal, es an einem Beispiel zu erklären:

Nehmen wir an, du erinnerst dich an zehn Kindheitserlebnisse, die dir als Kind Spaß machten, und schreibst sie auf:

Burg besichtigt.

Verstecken gespielt.

Mit einem Ballon geflogen.

Mit einem Flugzeug geflogen.

Mit Holz gebastelt.

Feuerwerk angezündet.

Haustier gehabt.

Auf einer Insel übernachtet.

Eine Bude gebaut.

Mit einem Segelschiff gefahren.

Jetzt nimmst du das erste Kindheitserlebnis: Burg besichtigt. Dazu denkst du dir ein Problem aus: Du bekommst einen Brief. Eine entführte Person wird in der Burg gefangen gehalten. Du musst die Burg besichtigen (durchsuchen), um sie zu befreien.

Die Handlung deiner kurzen Geschichte sieht so aus:

Brief - Burg - Befreiung.

Du nimmt das zweite Kindheitserlebnis deiner Liste: Verstecken gespielt. Warum ist das zwingend notwendig, um die entführte Person zu befreien? Die Burg wird bewacht. Du und deine Freunde, ihr versteckt euch in den Kanonen, die in die Burg gebracht werden, um unbemerkt hinein zu gelangen.

Jetzt ist die Geschichte etwas länger:

Brief - Verstecken - Burg - Befreiung.

Bevor der Schritt eingefügt wurde, war es eine geschlossene Handlung, die vom Anfang bis zum Ziel führt. Jetzt ist es noch immer eine geschlossene Handlung.

Der Ballonflug ist notwendig, weil die Burg in einem fernen Land steht. Mit dem Flugzeug zu fliegen, ist notwendig, weil der Ballon schlapp macht. Das Basteln mit Holz ist notwendig, um an ein Flugzeug zu gelangen. Ihr baut das Flugzeug selber.

Die Handlung wird immer länger:

Brief - Ballon - Basteln - Flugzeug - Verstecken - Burg - Befreiung.

Fünf Kindheitserlebnisse hast du verarbeitet, und es ist und bleibt eine geschlossene Handlung, die vom Anfang bis zum Ende führt. Du baust die Erlebnisse nicht der Reihe nach ein, sondern Stück für Stück jeweils an der Stelle, wo es am besten passt.

Das Feuerwerk ist notwendig, um ein Loch in die Burg zu sprengen, das Haustier hält nachts Wache, damit der Ballon nicht zu tief sinkt, auf der Insel müsst ihr notlanden, weil das Flugzeug kaputt geht, die Bude schützt euch vor wilden Tieren, und mit dem Segelschiff fahrt ihr von der Insel zur Burg.

Spätestens jetzt merkst du, dass ich für dieses Beispiel die Handlung eines bekannten und erfolgreichen Kinderfilms verarbeitet habe. Und die sieht so aus:

Brief - Ballon - Haustier - Basteln - Flugzeug - Insel - Segeln - Verstecken - Burg - Sprengung - Befreiung.

Jeder der elf Schritte ist notwendig, um das Ziel zu erreichen: Die entführte Person zu befreien.

Wenn du beim Schreiben nicht weiter weißt, schreib irgendein Kindheitserlebnis auf, das dir gerade einfällt, was du als Kind getan hast, was dir Spaß gemacht hat. Oder was du gelesen oder im Film gesehen und gerne selbst getan hättest. Oder was du nie tun konntest, dir aber erträumt hast, und gern getan hättest. Mach dir keine Sorgen, ob es zur Romanhandlung passt. Mit der Zeit fällt dir ein Problem ein, das sich mit diesem Kindheitserlebnis lösen lässt. Es passt immer.

Grüße

Andreas

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Echt? Eine spannende Theorie. Glauben kann ich daran (bis jetzt noch) nicht, habe es allerdings noch nie ausprobiert.

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Servus Baumhaus, herzlich willkommen!

Deine Herangehensweise verwirrt mich ein wenig und ich hab sie offen gestanden noch nicht wirklich kapiert.

Ich habe mir in meiner Jugend gerne viele Begriffe auf Karteikarten notiert und diese in beliebiger Reihenfolge gezogen, um daraus eine Geschichte zu erfinden, ohne zu wissen, wohin diese Geschichte mich führt. Ist das bei Dir jetzt ähnlich oder hab ich das völlig falsch interpretiert?

Geht es darum, generell ein Thema für eine Geschichte und die dafür nötigen Bestandteile zu finden oder stellst Du auf diese Weise bereits das Exposè für eine vorhandene Thematik zusammen?

Oder noch anders formuliert: Schaust Du unter die Büsche, weil Du etwas suchst, ohne zu wissen, was Du suchst oder suchst Du konkret nach einem Ei, weil Ostern ist?

Grübel …

Liebe Grüße
VMK55

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Früher vorwiegend intuitiv geschrieben - inzwischen plotte ich.
Mir helfen verschiedene Techniken:
-save the cat
-Heldenreise
-7 chapter Struktur

Buchtipps hätte ich auch dazu, falls gewünscht. Für mich war es eine große Bereicherung, gegenüber dem Spontanschreiben

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Ach so, noch ein etwas schräger Tipp. Wenn ich die Hälfte des Textes fertig habe, lösche ich das erste Kapitel und schreibe es komplett neu.
Da kenne ich die Charaktere besser, den Ort, die Dynamik der Story. So kann ich besser mit foreshadowing arbeiten.

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@Baumhaus
Auf die Art habe ich meinen ersten Roman geschrieben

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Das ist tatsächlich ein sehr geiler Vorschlag. Einfach Kindheitserlebnisse einbauen. Hammer, werde ich auch mal versuchen, bislang hab ich das nur gemacht, wenn die Geschichte an sich dazu gepasst hat. Aber man kann in der Tat auch einfach die Geschichte eben darum erweitern.
Wie sagte Yoda noch gleich? „Wahrlich wunderbar die Seele eines Kindes ist“ Wir sollten alle viel öfter unser inneres Kind schreiben lassen, denke ich.

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Servus VMK55!

Deine Idee mit den Karteikarten führt sicherlich auch zu einer Geschichte. Und es hat Ähnlichkeiten zu meiner Vorgehensweise.

Wenn ich einen Begriff auf einer Karteikarte habe, kann ich mir eine passende Szene dazu ausdenken, das ist eine der leichtesten Übungen. Aber ist es auch spannend?

Mein Vater erzählte mal von früher. Jemand hatte um Mitternacht auf einem Friedhof in einem Leichenhaus etwas so furchteinflößendes erlebt, dass er vor Schreck tot umgefallen ist. Das hat mich wirklich berührt. Hätte ich das erlebt, wäre ich wohl auch tot umgefallen. So was hätte ich mir selber nie ausdenken können. Ich habe diese wahre Begebenheit zu einem Höhepunkt meines Romans gemacht.

Als ich ein Junge war, erzählte mir ein Kind, was es gerade eben erlebt hatte. Das war spannender, als alles, was ich je gelesen hatte. Es hat mich wirlich bewegt. Es hat mich zu Tränen gerührt. Was hätte ich damals darum gegeben, dabei gewesen sein zu dürfen.

Was ich will, sind echte, wahre Begebenheiten, die mich wirklich bewegen, die wirklich Spaß machen. Begebenheiten, die viel spannender sind, als alles, was ich mir in meiner Fantasie ausdenken kann.

Es geht nicht nur darum, ein Thema zu finden oder ein Expose, sondern ich schreibe auf diese Weise den ganzen Roman in voller Länge.

Unter die Büsche schauen, ohne zu wissen, was man sucht? Das ist genau das, was ein Mordermittler in einem Krimi tut. Er hat nicht die leiseste Ahnung, was er findet. Er weiß nur, dass er irgend etwas finden muss, was ihn bei der Suche nach dem Mörder weiter bringt. Was es ist, ahnt er nicht. Ich finde das spannender, als einfach nur Ostereier zu suchen.

Grüße

Andreas

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Hallo.
Man seid ihr alle strukturiert. Manche Ideen von euch sind echt klasse andere wiederum klingen nach Arbeit. Wie schön zu sehen, dass jede Strategie jemanden findet, dem es ermöglicht ein Stück näher an seine Geschichte zu kommen. Wohlmöglich an seine Geschichte des Lebens.

Ich gehe da total planlos ran. Mache mir kaum Notizen. Ich sehe meine Geschichte fertig im Kopf und schreibe sie dann auch so auf. Wenn ich fertig bin mit einem Kapitel oder Szene, dann ist es, als würde ich den Pauseknopf betätigen und am nächsten Tag geht es weiter. Ich sehe es wenn ich die Augen schließe. Und wenn sich diese Welt einigermaßen gut anfühlt, dann weiß ich, dass die Geschichte so weiter geschrieben werden kann.

Bis jetzt waren meine Testleser glücklicherweise auch der Meinung. Sogar ganz fremde. Aber es läuft immer alles ohne Planung ab. Weil mich das irgendwie in meiner Kreativität einschränkt.

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Okay - jetzt hab ich’s. Bin stets offen für Experimente und werde das sicher versuchen - dankeschön!

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@michel

Heldenreise (Campbell) ist klar, habe ich oben auch erwähnt - hast Du Suchtipps zu save the cat/7-chapter?

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