Oh, das ist aber nett, Christa. Haben Sie einen Bezug zum Norden? „Feuer in der Hafenstadt“ hieß ja in der ersten Fassung „Fortunas Schatten“ und kam 2012 im Dryas Verlag heraus. Es ist mein allerallererstes Buch! Seither habe ich fast 20 geschrieben. Aber ich liebe meinen Hauke Sötje (Prota) noch immer.
A. Marschall
Oh danke für die lange Antwort. Wow 70h/Woche ist krass, selbst wenn man dafür brennt wäre es mir zu heavy… bei mir gehört halt zum Schreiben auch immer krass viel Muße dazu, ich brauch einen ruhigen Alltag ohne viel zusätzliche ToDos und Ablenkungen. Zwischen Hauptjob und Freizeitaktivität ne halbe Stunde am Roman schreiben is nicht meins.
Aber man muss ja mal irgendwie anfangen und solange man noch nicht den Durchbruch hatte, finanziell über die Runden kommen. Wie hast du das anfangs gemacht… nen anderen Job und dann step by step reduziert und mehr geschrieben?
Ich prokrastiniere auch … müsste ein Modul proggen. Uff.
Spannend von Autoren zu lesen, die von dieser Arbeit leben. Auf jeden Fall hat dein Weg funktioniert und du kannst Bücher veröffentlichen. Super
Obwohl ich sehr gut mit Computer kann, bin ich leider überhaupt nicht der Netzwerker. Lenkt mich alles ab. In dieser Situation kann man sich den Agenten fast nicht aussuchen - neue Autoren nehmen, was sie kriegen können (wo sie nicht selber draufzahlen müssen).
Aber das soll niemanden abschrecken, zu schreiben. Du kannst dir auch ein Portfolio aufbauen, indem du einfach selber veröffentlichst. Vielleicht hin und wieder an Wettbewerben teilnimmst (und anstrebst, sie zu gewinnen).
Viviane, ich beispielsweise, habe den Tagesablauf so gestaltet: Um schreiben zu können, wählte ich einen Beruf, der keine Wochenendarbeit/Schichtdienste (kein Medizinsektor), keine Verantwortung die dich in der Freizeit beschäftigt (Manager) und nur eine humane körperliche, psychische Belastung zulässt. (keine Arbeit mit Menschen, nicht körperlich erschöpfend wie Bauarbeiter). D.h ich bin QA in einem Technologieunternehmen und programmiere noch nebenher. Das macht mir Spaß, aber ich habe noch Potential Freizeit für mich zu nutzen…
Dadurch kann ich morgens vor der Arbeit (unter der Woche) etwa 30-60 Minuten schreiben. Manchmal auch am Abend. (Zeit mit meiner Frau und Freunden hat am Abend aber Vorrang.)
Du wirst erstaunt sein, was in „so überschaubarer Zeit“ möglich ist. Selbst wenn du täglich nur wenig schreibst (sagen wir magere 250 Wörter und du das 365 Tage durchhältst - kommt 91.250 Wörter heraus. Ein Roman von etwas über 300 Seiten hat etwa 75.000 Wörter. Also kurz: Kontinuität ist dein Freund. Ran ans weiße Papier.
Mach dich nicht fertig, wenn es am Anfang schwerer fällt. Es ist eine Gewohnheit wie 15 Liegestütze nach dem Frühstück. Es ist immer machbar, fühlt sich aber anfänglich anstrengend an. Irgendwann kehrt sich das um, wie für Leute, die gerne Joggen oder Radfahren. Man freut man sich auf seine „Schreibzeit.“
Und ja, würde ich mit meinen Büchern signifikant mehr verdienen, würde ich eventuell zunächst auf halbtags wechseln und eventuell komplett umsatteln. Allerdings ist die Interaktion mit Kollegen, anderen Leuten und Themen, durchaus hilfreich beim Schreiben.
Interessant, wie man so schreibt.
Seit meinem 3. Buch schreibe ich jeden Abend. Meine Frau weiß dann immer schon, wenn ich unruhig werde:
Ach, du hast jetzt deine Schreibzeit!
Ich schreibe jeden Abend mind. 2 Stunden, meistens mehr. Ja nachdem, wann ich anfangen kann. Da ich morgens früh raus muss und dann Unterricht habe, ist spätestens 22 Uhr Schluss. Manchmal schade, wenn gerade die Gedanken fließen.
Wenn die Alltäglichkeiten des Tages erledigt sind, verschwinde ich nach oben in mein Schreibzimmer.
Sollte ich mal nicht schreiben können, weil Besuch da ist oder etwas dazwischen gekommen ist, bin ich sehr missgestimmt.
Ich schreibe morgens von 10 bis 12 Uhr und nachmittags von 14 bis 16 Uhr. Insgesamt kommen so pro Woche 20 Normseiten zusammen.
Der (jeweilige) Roman ist kapitelweise geplottet. Ich weiß also, wie es weitergeht, wenn es weitergeht. Obwohl hin und wieder Protagonisten und/oder Antagonisten ihren eigenen Willen zu entwickeln scheinen. Manchmal lasse ich sie gewähren, manchmal nicht.
Da ich mittlerweile Herr meiner Zeit bin und finanziell halbwegs unabhängig, kann ich diesen Schreibtakt problemlos einhalten. Was, wie ich weiß, ein großes Privileg ist.
LG aus dem Taunus
Orlando
Für das Jahr 2022 muss ich eine Ausnahme machen, da habe ich kaum geschrieben. Aber in den vier Jahren davor war das meine Morgenbeschäftigung: Ich bin gegen 5.00 Uhr aufgestanden und habe geschrieben, etwa eine Stunde lang. Den Morgen habe ich bevorzugt, weil einen da wirklich niemand stört - wer ruft schon morgens um halb sechs irgendwo an?
So habe ich über vier Jahre hinweg insgesamt etwa 1500 Stunden in meinen Roman investiert, bis er fertig war.
Für meinen nächsten Roman (hoffentlich ab Januar 2023) schwebt mir die gleiche Vorgehensweise vor.
Nun ja, ich habe 24h Zeit am Tag und kann daher zu jeder Tages- und Nachtzeit schreiben. Manchmal tatsächlich nachts, wenn mir im Halbschlaf Gedanken, Szenen und Ideen durch die Synapsen ballern, die am nächsten Morgen weg wären. Meist aber tagsüber zwischen 8:30 und 12:30 und nachmittags so ab 14:00 Uhr bis in den Abend.
nolimit
Schwierig, da ich keinen geregelten Alltag habe. Ich lebe seit 10 Jahren nomadisch, bin seit 5 Jahren mit Fahrrad und Zelt unterwegs und das Schreiben hängt von sehr vielen Faktoren ab. Habe ich Strom, ist es arschkalt oder angenehm warm etc. Danach richtet sich auch das aktuelle Manuskript: Kurzgeschichte, Novelle, Kurzroman oder Roman. Derzeit nutze ich noch die Winterpause und schreibe so 8 bis 10 Stunden am Tag. Bin ich wieder unterwegs, werden es natürlich weniger Stunden sein. Nach einer anstrengenden Tagesetappe schaffe ich oft nur noch die Artikel für meinen Reiseblog.
Ich schreibe in der (Touristen-) Saison mit der Hand im Laden, was ich dann im Winter auf den PC übertrage. Das sind dann so im Schnitt pro Roman 7, 8 sog. Collegeblöcke. Von Oktober bis April arbeite ich etwas völlig anderes und bin 24/7 zuhause. Feste Zeiten gibt es nicht, je nachdem. Letztes Jahr bin ich oft um vier Uhr nachts aufgestanden und saß eine halbe Stunde später an der Kiste. Zur Zeit bin ich eher vormittags oder/und abends voll dabei.
Aber schreiben ist ja nur ein Teil des Autorendaseins. Für mich gilt: Recherche is allways and evrywhere. Menschliche Verhaltensweisen, psychische Abgründe, alles sehr spannend.Krasse Locations, komische Namen. Ich habe doch tatsächich einen Kunden, der Hassdenteufel heißt. Kein Sheiss, ich hab mir den Perso zeigen lassen…
Ich habe im Schnitt in einer Saison ca. 5000 Menschen im Laden, Mäner und Frauen in allen Alterstufen,da ist Material genug. Sehr spannend zu beobachten, wie Vati mit seinem pubertierenden Sohn Testikelkämpfe ausführt, oder Ehepaare miteinander reden. Da tun sich Abgründe auf. Manchmal habe ich auch die Funktion, die man früher einmal dem Friseur zugeschrieben hat, und Menschen schütten ihr Herzelein bei mir aus. Von - bis. Jeder - jeder! - hat seine Geschichte und da ist eine oft unglaublicher als die andere.
Schreibhemmungen gibt es eigentlich so nicht. Es gibt mal eine Pause, aber da ich immer an mehreren Sachen gleichzeitig arbeite, geht immer was.
Mit der Muse hab ich das ganz einfach geregelt: Ich habe sie dazu gebracht, mich zu heiraten.
Blockzitat Mit der Muse hab ich das ganz einfach geregelt: Ich habe sie dazu gebracht, mich zu heiraten.
Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit! Aber wenn ich etwas darüber nachdenke … Bist DU etwa schuld daran, dass die sich bei mir in letzter Zeit so selten blicken lässt? Du solltest deiner Frau ganz dringend erlauben, ab und zu auch andere Männer zu küssen!
Hey, Joh! Du hast da etwas falsch verstanden.
Entgegen vieler Meinungen gibt es mehr als nur eine einzige Muse. Das würde zwar erlären, warum so viel Scheiss auf dem Büchermarkt ist, aber nein. Du musst Dir leider Deine eigene Muse suchen.
Oder noch besser: Lasse Dich finden…
Aus der griechischen Mythologie kenne ich neun Musen. Die waren aber jeweils für bestimmte Fachbereiche zuständig.
Für meine eher humorvollen Texte dürfte am ehesten Thalia passe, die Muse der Komödie. Solltest du also beispielsweise Tragödien (Muse: Melpomene) oder Liebesgeschichten (Muse: Erato) schreiben, dann muss ich dich nicht als musischen Nebenbuhler betrachten . Aber wehe, deine Bücher sind komödiantisch! Wenn Thalia für immer vergeben ist, habe ich ein Problem …
Leider bin ich da nah dran, ich würde mich ungefähr einordnen in, hm, tja, Krimikommödie. Nicht ganz, weil es auch ernsthafte Stellen gibt und reichlch Leichen. Nur meine Helden sind meist irgendwie bizarr am Leben gescheiterte Clowns.
Aber wie erwähnt: Es gibt Millionen von Musen, nicht neun.
Uuuuuups, bin ich ein Dödel!
Ich habe viel zu sehr in den Kategorien der antiken Mythologie gedacht, nicht in denen der Romantik. Falls meine Frau (die NATÜRLICH jede olle griechische Göttin locker in den Schatten stellt!!!) einen Blick in dieses Forum wirft, wird sie wohl wieder von ihrem ehelichen Züchtigungsrecht Gebrauch machen …
bizarr am Leben gescheiterte Clowns
Das trifft in weiten Teilen auch auf den Helden meines Fantasyromans zu. Und damit es noch etwas einfacher wurde, habe ich für ihn die Ich-Perspektive gewählt …
Oh!!! Das ist aber ein wunderbares Kompliment.
Cooll, du schreibst wie einst Thomas Mann… Der hat auch um 08 Uhr angefangen, dann Mittagspause gehalten und danach bis 18 Uhr geschrieben – jeden Tag… Ich habe nie verstanden, wie man so wie ein Beamter schreiben und auch noch so kreativ sein kann wie er… Ich versuchte einmal vor Jahren einen ähnlichen Weg zu bestreiten. Buchte einen Urlaub in den Bergen in einer Berghütte und in acht Tagen von 08 Uhr bis 22 Uhr schrieb ich 145 A4 Seiten. Also Rohfassung, einfach drauf los… Danach dachte ich mir, ja geht also doch. So betrachtet könnte ich pro Monat einen Roman mit 290 Seiten schreiben. Ich kenne einige Autoren, die machen das auch so. Nur wäre mir das zu viel Stress. Heute schreibe ich einen Roman pro Jahr. Das reicht. In zwei Jahren in der Pension könnten es durchaus mehr werden…
Ich schreibe sehr gerne frühmorgens, bevor ich ins Büro fahre. Mein Mann Richard ist dann meistens schon weg und ich habe zwischen 06:00 und 08:00 Zeit zu schreiben. Oft schreibe ich auch noch am Nachmittag mal, wenn ich nicht gerade dabei bin, mich in irgendeine Weiterbildung zu stürzen (Jetzt gerade mache ich, nachdem ich ITIL v4 managing professional gemacht habe, die USM Foundation, um im Unternehmen, für das ich tätig bin, die Businessprozesse auf die IT Prozesse neu zu mappen).
Mir ist aufgefallen, dass ich sehr gut vorankomme, wenn ich reise. Im Flugzeug, auf einem Flughafen, in einem Hotelzimmer oder in irgendeinem Café in irgendeiner Stadt. Ich war mal zwei Wochen mit einem klapprigen Dell Laptop (und Papyrus … 10 war das, glaube ich), in der kubanischen Pampas unterwegs, also irgendwo zwischen Valle Yumuri und Pinar del Rio. Solange ich Strom hatte, war ich glücklich.
Also ich meine, ich schreibe besser, wenn ich irgendwo anders bin als zu Hause. Ist irgendwie schräg, aber es ist nun mal so
Lieben Gruß!
Peter
Hoffentlich liegt das nicht an deinem Mann.
Nein, den hab ich immer dabei
„Autoren-Freizeit“ trifft es bei mir leider zu sehr. Ich würde so gerne viel mehr schreiben, aber unser Alltagswahnsinn hat uns da leider zu sehr im Griff. Ich will nicht Jammern; ich lebe ja ganz gut.
Aber das macht die „Schreibzeit“ auch zu einer ganz besonderen, wertvolleren Zeit. Und somit intensiviert es die Freude über Gelungenes, aber auch den Frust über in Syntax gegossenes Chaos. Jeder weiß es ja - Schreiben ist irgendwie eine ambivalente Liebesbeziehung…