Wie lange recherchiert Ihr?

Also wieder Recherche. :star_struck:

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Ich liebe sowas zu recherchieren xD und hoffe keine Behörde schaut auf meinen Suchverlauf :joy::ok_hand:

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Herrlich, ich mag es in diesem Forum, wenn sich zwar (meistens) grob ans Thema gehalten wird, aber trotzdem auch ein Austausch auf anderer Ebene stattfindet.

@michel Danke für Deinen kritischen Blick und Deinen Rückschluss. Da nimmst Du mir etwas Naivität und Druck glaube ich. Psychologie und Pharmazie könnte ich im erweiterten Bekanntenkreis noch halbwegs abdecken. Aber dann ist mit echten Fachleuten, die meinen Text überhaupt prüfen könnten, so sie denn Lust dazu haben, auch schon Schluss. Wie schon von den anderen geschrieben, geht es am Ende ja auch um Unterhaltung und nicht um eine echte wissenschaftliche Abhandlung.

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Ich glaube, das ist das Entscheidende.
Und ganze Genres existieren, obwohl sie nicht 100% logisch sind. Science Thriller gehören da wohl eher nicht zu.
Also mehr Mut zur Story und weniger in die Authentizität. Auch bei SciFi geht es meist mehr um die Menschen, als um die echte Technik.
Ich lasse mir meist lieber eine gute Lüge erzählen, als eine langweilige Wahrheit.
Und Wissenschaft erklärt meist ohnehin heute die Fehler von morgen.

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Genau das ist der Punkt. Ich muss meine Lüge so verpacken, dass sie als Realität durchgeht. Das wiederum erreiche ich nur mit entsprechender Recherche und/oder Fachwissen, um abschätzen zu können, was noch zu „verkaufen“ ist oder was dermaßen absurd anmaßt, dass es dem Leser eben keinen Spaß mehr macht. Doch auch hier gibt es Ausnahmen. Siehe „Der fliegende Ferdinand“. Da regen sich sogar Figuren auf, in dem sie sagen: „Schauen Sie mal! Ferdinand verstößt gegen die physikalischen Gesetze!“ (als eben dieser an einem Klassenzimmer vorbeifliegt, weil er an einer Blume gerochen hat, die Menschen flugfähig machen).
Also: Alles ist erlaubt, solange es eine vernünftige Erklärung dafür gibt, egal wie banal diese ist. Wenn eine Figur sagt, eine andere verstoße gegen die physikalischen Gesetze, dann muss ich als Erfinder dieser Figur unbedingt wissen, dass gegen die physikalischen Gesetze verstoßen wird. Dazu muss ich wiederum das Wissen haben oder die entsprechenden physikalischen Gesetze recherchieren.
Man kann es also drehen und wenden, wie man will: Recherche ist notwendig.

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Damit hast Du es perfekt auf den Punkt gebracht glaube ich :+1:

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… oder zumindest werkimmanent schlüssig ist.

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Darüber habe ich mich auch immer gewundert. Bis mich ein Filmmensch aufgeklärt hat. Die Entscheidung, hier nicht „realistisch“ sondern „dramatisch“ zu agieren ist bewußt gefällt. „Ist ja keine Doku sondern Unterhaltung“

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Recherche … da rennst Du offene Türen bei mir ein. Ich habe dazu schon an Seminaren zu gerichtsmedizinischen Themen und Vorträgen von Kriminalisten aus der operativen Fallanalyse besucht, stehe im engen Austausch mit Kripobeamten aus dem Dezernat für Tötungsdelikt und neuerdings sogar mit einer Psychologin, die in einer forensischen Klinik mit Kapitalverbrechern arbeitet , die aufgrund ihrer Erkrankung nicht verurteilt, aber in Sicherheitsverwahrung untergebracht werden. Dazu habe ich noch eine Staatsanwältin als sichere Quelle, die ich ebenfalls bei Unklarheiten nerve. Insgesamt betrachtet ist das völlig überzogen, um noch als sinnvolle Recherche für Kriminalromane durchzugehen. Werde ich in meinen Manuskripten zu fachlich, streicht mir das regelmäßig meine Lektorin, aber mir verleiht das zum einen Sicherheit und zum anderen stoße ich dadurch immer wieder auf neue Ideen. In deinem Fall, könntest du evtl. einen Mediziner aus dem Fachbereich der Endokrinologie befragen. Manchmal reicht es schon, jemanden entsprechende Teile deine Manuskripts mit der Bitte um fachliche Prüfung zu geben. So habe ich das schonmal mit einer Szene gemacht, die in einem Domina-Studio spielte. Über einen Verband für Sexarbeiterinnen bin ich auf eine echte Domina gestoßen, die mir bei der fachlichen Überarbeitung sehr geholfen hat. Insgesamt finde ich es schon wichtig, möglichst realitätsnah zu schreiben. Im Falle der Domina war mir z.B. daran gelegen, nichts falsch dazustellen, was am Ende eine Dame aus dieser Berufsgruppe sogar diskriminieren könnte.
Fazit: meine Erfahrung ist, dass fundierte Recherche hilft, tiefer in deine Geschichte einzutauchen, Spaß macht und hilft, plumpe Fehler zu vermeiden, auch wenn du am Ende nur einen Bruchteil der erworbenen Fachkenntnisse literarisch verwenden kannst.

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@Carlo-Valentino Danke für Deine Einblicke. Ich kann Dich gut verstehen, denn auch ich neige dazu mir viele Gedanken zu machen. Deshalb ist es gut, dass Du eine Domina … Äh, eine Lektorin hast :wink:, die Dich einbremst. Ich finde Deinen Beitrag sehr wertvoll und kann daraus viel ziehen :+1:

Ich habe keine offizielle Lektorin oder einen Lektor. Ich versuche gerade nur erstmals ein ganzes Buch zustande zu bringen. An Ideen mangelt es nicht. Aber so ein Buch-Projekt ist schon sehr schwer umzusetzen finde ich. Ich denke bereits bei kürzeren Texten darüber nach, ob die wirklich wiedergeben, was ich sagen wollte. Dabei schreibe ich sehr intuitiv. Vermutlich läuft es bisher auf das Navigationssystem von Douglas Adams für Dirk Gentley hinaus (kein wörtliches Zitat):

Ich hab ein Navigationssystem. Nicht im klassischen Sinn. Ich entscheide mich dafür einem Auto hinterher zu fahren. Selten komme ich da an wo ich hin will. Aber meistens da, wo ich gebraucht werde.

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Richtig. Lass dich nicht verrückt machen. Schreib erstmal, denn es viel wichtiger, die Erfahrung zu machen ein Projekt fertig zu stellen.

Der Detailgrad an „Fachinformationen“ den du brauchst, ergibt sich manchmal aus der Story. Markiere dir vielleicht Stellen, an denen du Fachinformationen erklärst (das ist oft gar nicht so häufig der Fall), und prüfe sie nachträglich bei der Überarbeitung im Sinn (keine gravierenden Fehler gemacht? Gut.)

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Ich recherchiere tendenziel zu viel und erliege dann der angesprochenen Info-Dump-Gefahr.

Beispiel: Klimakrise ist ja in aller Munde, aber ich bin da noch zwei drei Schritte weiter gegangen. Ähnlich wie in Ministry of the Future. Was sind beängstigende Szenarien, die aber plausibel sind? Das erfrodert ein gewisses Fundament und Verständnis für die Materie. Also nicht einfach: na, die Polkappen sind abgeschmolzen, oder „es ist halt sehr heiß“.

Ebenso bei meinem Magiesystem. Hier spielt definitiv mein Rollenspiel-Hintergrund mit rein, was die Effekte betrifft. Die Möglichkeiten enstammen aber eine physikalischen Welt. Hier habe ich mich viele Stunden mit meinem Bruder (Physiker) hingehockt, um hier die Wirkungen zu verplausibilisieren.

Schlussendlich ist es einfach wichtig zu wissen, in welchem Genre du schreibst und was deine Zielgruppe erwartet. In einem Military-Sci-Fi-Setting, kannst du davon ausgehen, dass du nicht erklären musst, was eine MP5 ist. In einer Space-Opera muss ich vermutlich keinen Neuro-Link in die Matrix erklären und in einem Krimi musst du wohl auch nicht erklären, was eine Obduktion ist. Ist diese aber relevant für den Plot und muss detailliert darauf eingegangen werden, sollte hier schon doppelt gecheckt werden imho.

Die Netzwelt / Leser, sind voller Experten, die sich an Einzelheiten aufhängen können/mögen. Aber eben auch speziell in den Genres.

Ausgangspunkt für deine weiteren Überlegungen sollte also tatsächlich dein Leser sein. Was ist deine gewünschte Leserschaft? Wen willst du erreichen? Und was wollen die lesen? Aufgrund dessen, kannst du dann deine Recherche in FB-Gruppen lostreten.

! Das ist meine bescheidene Meinung. Ich habe noch kein Buch herausgebracht :smiley: Diese Herangehensweise hat mir aber z.B. enooorm geholfen für mein Cyberpunk-Projekt. In der Community mitlesen, aktiv sein, etc. dann merkt man schnell, wie hier etwaige Leser ticken und was denen gefällt.

Edit: oder du machst es wie mache Autorinnen und setzt ein kurzes Vorwort. So wie Jemisin bei Dream Blood Dilogie. (Das war z.B. für mich wichtig, da ich erweitertes Wissen in Ägyptologie habe.) Sie schreibt mehr oder weniger: Hey Leute! Ich wollte Spass haben beim Schreiben und einen coolen Roman für euch machen. Wenn ich die eine oder andere Schriftrolle nicht gelesen habe - sorry :wink:

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Das sehe ich genauso.

Schwierig wird es zu definieren, was „wenig“ ist und wo es doch noch nicht genug ist, ohne dass es zu viel wird.

Ich bin in einem aktuellen Krimi über das Laden einer Pistole gestolpert, als das Magazin in den „Knauf“ derselben einrastete. Ein Schwert hat einen Knauf als ein Gegengewicht zur Klinge; eine Pistole hat ein Griffstück, in das das Magazin eingeführt wird.

Für einen Krimi, in dem auch geschossen wird, muss man nicht selbst zum Schützen und Waffenexperten werden. Aber man kann jemanden mit Expertise bitten, sich die entsprechenden Passagen anzuschauen. Im konkreten Fall sollte man beim Fragen aber beachten, dass ein Sportschütze etwas anders schießt als ein Soldat und dieser auch anders als ein Polizist. Das betrifft aber dann eher den Gebrauch der Waffe und nicht die Technik.

Aber auch jenseits der Technik kann man stolpern: Bei der Bezeichnung „Montblancs Kleines Meisterstück“ ist schon die Schreibweise „Kleines Meisterstück“ falsch, da es kein feststehender Ausdruck ist wie beim Sternbild „Großer Wagen“. Auch „kleines Meisterstück“ ist nicht hilfreich. Es gibt vom sogenannten Meisterstück mehrere Größen, doch wie wichtig ist eine Typenbezeichnung wie 144 bzw. 145, 146, LeGrand oder 149 für den Leser wirklich? Um sich da nicht zu verheddern, reicht es meines Erachtens, von einem „kleinen Montblanc-Füller“ zu sprechen, vielleicht auch einem „kleinen schwarzen Montblanc-Füller“.

Das reicht und birgt nicht das Risiko, es zu gut machen zu wollen und dabei über das Ziel hinauszuschießen.

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Das nervt mich oft so hart, wenn ich mir Reanimationsversuche angucken muss. Die Situationen sind in Filmen und Serien öfter völlig an den Haaren herbeigezogen, als sie einigermaßen der Realität entsprechen.

Mir ist es daher in Büchern tatsächlich lieber, wenn das Thema oberflächlich bleibt, als wenn der Autor nach einer nur mäßigen Recherche in die Tiefe gehen möchte. Natürlich geht das manchmal nicht, je nachdem wie relevant Szene und Ablauf für das Buch sind. Das funktioniert auch nicht, wenn sich der Protagonist aus Gründen gut auskennen muss.
Um beim Beispiel zu bleiben: Schreibst Du aus Sicht eines Kardiologen über die Reanimation eines Infarktpatienten, erwarte ich, dass der Mann Ahnung hat, entsprechend reagiert und handelt. Hier sollte, meiner Meinung nach, möglichst viel und eingehend recherchiert werden. Beschreibst Du die Szene aus Sicht eines zufälligen Besuchers im Krankenhaus, wäre es völlig legitim, wenn die Beschreibung der Szene laienhaft bleibt, der Protagonist mit der Situation überfordert ist und eventuell sogar einiges missversteht.

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So habe ich mich bei „Hela und Korian“ gerettet. Als Mystery Krimi musste ich vage etwas Polizeiarbeit beschreiben, die ich hauptsächlich aus Dokumentationen kenne. Aber weil Korian ein Privatermittler ist und sich an keine Handlungskette halten muss ((wie bei Mord ist ihr Hobby) und dann noch die Geistergeschichte hineinspielt) nahmen das meine Testleser positiv auf.

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Ich für meinen Teil recherchiere die Grundlagen, die notwendig sind. Für mich ist es wichtig, dass es theoretisch funktionieren kann und da kommt eben die Wissenschaft ins Spiel. Das tolle an der Wissenschaft aber ist, dass diese keine Mathematik ist, die in Stein gemeißelt wurde. Sie ist gefüllt mit Thesen, die widerlegt oder weitergesponnen werden können. Jeder Wissenschaftler braucht eine Portion Fantasterei, um sich überhaupt erst auf den Weg zu machen. Im Grunde ist er der Autor eines Fantasy-Romans, der vielleicht zur Realität wird und somit zur Wissenschaft. Unsere Geschichte sollte sich genau so für den Leser anfühlen. Wissenschaftler oder Fantast - wir sollten sie beide abholen können und mit auf unsere Reise nehmen. So bleiben wir auf diesem Weg, der mal breiter oder schmäler ist. Wenn der Weg die Informationen darstellen würde, muss man sich immer überlegen, dass dieser bequem für alle ist. Keine tiefen Schluchten der Unwissenheit dürfen diesen Kreuzen. Ebenso sollte er nicht mit dem reißenden Fluss der unnötigen Informationen kollidieren. Am Wegrand findet sich die unglaubliche Vegetation der Fantasie, ein stimmiges Biotop, das unseren kognitiven und emotionalen Horizont berührt und beflügelt.
Wie viel Recherche also nötig ist, bestimmt deine persönliche Geschichte. Die Geschichte die du mit Buchstaben so malst, dass sie in harmonischen Bildern beim Leser Einzug gewinnt.

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Ich schätze, Du wirst nicht über völlig Fremdes schreiben. Da gibt es dann doch künstlerischen Freiraum neben den wirklich harten Fakten. Was ich meine: Ich habe kürzlich über einen Brand in einer alten Villa eine Szene verfasst. Ich fühlte mich nicht ganz wohl, hatte Zweifel, ob ein Brand sich so entwickelt, wie ich es beschrieben habe. Ich habe dann die Feuerwehr bei uns im Ort befragt und sehr nützliche Infos erhalten. On top sagte der Feuerwehrmann sinngemäß: Na ja, der Laie stellt es sich so vor und völlig ausgeschlossen ist es nicht, wie Sie das beschreiben. Nicht die Regel, aber möglich." Ich habe also Unmögliches gestrichen, Mögliches drinnen gelassen und mich mit dem Text wohlgefühlt. Kann das ein Rezept sein?

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Wenn du deine Geschichte liest und du dabei das Feuer auf deiner Haut schon fast fühlst… Wenn es vor deinem Inneren Auge lodert und dir ein schauriges Unbehagen durch die Knochen fährt… Wenn dich beim Lesen Adrenalin überflutet, als hättest du es gerade in diesem Augenblick selbst gelegt, dann ist es richtig gut. Dann triffst du mit dem Feuer den potentiellen Nachbarn, den Hausbesitzer, den Feuerwehrmann und den Brandstifter gleichermaßen…

@EagenL Deine bildhaften Vergleiche sind super :+1: Vielen Dank dafür.

@JoJosson Klingt gut und die meisten Leser werden ja auch Laien sein. Aber ich habe so den Gedanken, wenn vielleicht doch der ein oder andere genau bescheid weiß, blöd. Aber Du hast Recht denke ich. Nochmal jemanden fragen zu können, der sich wirklich auskennt ist für eine Optimierung, wie Du sie vorgeschlagen und durchgeführt hast sicher hilfreich.

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@Gschichtldrucker
Ihr Feiglinge. Bei mir war es ein Haus. Natürlich nicht mit Absicht.
Heimlich geraucht mit zwei Freundinnen, Kopf guckt zum Fenster raus, droht mit Polizei.
Wertvolle Zigaretten „ausgemacht“ in die Jackentasche gesteckt, anderswo fertig geraucht.
Heim zu Dani, spielen im ersten Stock, plötzlich stinkt und qualmt es. Garderobe unten brannte lichterloh, Feuerwehr musst uns retten - vom Balkon …
Dann natürlich Polizei und der ganze Zirkus. Ich hatte damals noch Schiss vor denen. Waia!
12 scheint ein gefährliches Alter zu sein :wink:
@Gschichtldrucker Das war bevor ich zu den Bauern (Scheinheilig, Humorlos, Ungebildet, Böse) musste …