Wichtigkeit von Kapitelüberschriften

Hi,

wie wichtig sind für Euch Kapitelüberschriften?

Sollten Kapitelüberschriften den Inhalt des Kapitels quasi in einem Wort zusammenfassen?
Sollten man mit der Überschrift “drumherum reden”, damit man nicht vorher schon weiß, was passiert? Banales Beispiel. Ein Kapitel heißt “Unfall”. In dem Kapitel geschieht ein tödlicher Unfall. Ist die Kapitelüberschrift dann gut gewählt oder sollte das Kapitel eher “Ein Tag wie kein anderer” heißen? Mir fällt grad als Beispiel nichts besseres ein.
Sollten Kapitel gar keinen Namen haben, sondern nur Nummern?

Was meint ihr?

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Suse, das ist ein wichtiges Thema.
Ich denke heute, Kapitelüberschriften sollten neugierig machen und zum Weiterlesen animieren. Praktisch der Cliffhanger am Anfang. Ich habe versucht, mit nur einem Wort als Kapitelüberschrift Neugier zu erregen: "“Unfall”, “ein leeres Haus”, “Stefanies Tod”, “Mordpläne”, “Die Leiche im Pool”, “Lynchjustiz”, “Flucht” und so weiter.
Ursprünglich wollte ich den Kapiteln auch nur Nummern geben, habe mich dann aber doch für kurze Titel entschieden.
Da ich mir aber dabei auch nicht sicher bin, schließe ich mich Suses Frage gern an und bin interessiert an Meinungen und Erfahrungen.

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Mir waren sie früher wichtig, heute ist das nicht mehr der Fall. Meine Theorie dazu ist: Kapitelüberschriften sind womöglich für Autoren wichtiger als für Leser (entweder dienen sie Autoren zur Selbstmotivation bzw. auch -disziplinierung oder sie wollen den Rezeptionsgang beeinflussen). Jedenfalls schließe ich das aus meinen Selbst- und auch Rezipientenbeobachtungen und bin deshalb davon abgekommen, Überschriften zu setzen.

Letztlich kann das aber der Autor immer nur mit sich selbst ausmachen; oder anders formuliert: Eine generelle Antwort auf deine Frage würde auf eine wahrscheinlich kaum vertretbare Anmaßung hinauslaufen. Mein Lektürerepertoire suggeriert mir jedenfalls, daß Kapitelüberschriften – denn je moderner die Literatur ist, umso seltener treten sie darin auf! – gegenüber reinen Nummerierungen klar im Hintertreffen sind.

Viele Grüße von Palinurus

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Mich als Leser stören Kapitelüberschriften eher, als dass sie mir einen Mehrwert bringen (es sei denn, es handelt sich um Kinderbücher). Es gibt für mich aktuell kein vorstellbares Szenario, in dem eine Kapitelschrift ein Kapitel in irgendeiner Art besser/spannender/interessanter macht.

Ich will nicht sagen, dass es nicht eine Art von Geschichte geben kann, in der eine Kapitelüberschrift hilfreich sein könnte. Aber dann müsste das m.E. von Anfang an so konzipiert sein. Nach Fertigstellung eines Kapitels noch eine Überschrift “dazuerfinden”, ist zumindest aus meiner Lesersicht vergebene Liebesmüh.

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Was sind die Unterschiede zwischen den »dazuerfundenen« Kapitelüberschriften und den anderen?

Ich finde **normale **Kapitelüberschriften völlig witzlos. Man ist deretwegen kaum geneigt, irgendetwas zu empfinden. Ich gebe mir oft Mühe und mache ein Wortspiel, was zum Thema passt, daraus. Ich ändere Redewendungen und Sprichwörter, nehme Bezug zu bekannter Literatur, ich spiele mit der Sprache oder mache etwas Ausländisches. Je nach Gemütslage und Verfassung.

In Gernsbach essen sie Hunde
Der kleine Prinz
Streichelzoo
Tatsächlich Nutte
Hex vom Dasenstein
Le Petit Diable
Now I have seen everything

Der Sinn erschließt sich dann oft erst hinterher oder beim zweiten Lesen, oder falls man nach der Lektüre noch einmal das Inhaltsverzeichnis ansieht. Keine Ahnung, wie das dem Leser gefällt, habe ich mich noch nicht gefragt. Ist mir auch ehrlich gesagt, ziemlich egal. Ich schreibe das Buch. Ich mache die Regeln. So einfach ist das. Sollte je ein Verlag an mich herantreten (wird nicht passieren), kann sich ja der Lektor mit mir darüber streiten. Falls ein Leser abspringt, weil er sagt, ihm hätten die Überschriften nicht gefallen … so what?
Wenn man sie macht, sollte man sich aber Mühe geben! So kann man tatsächlich neugierig machen, aber sicher nicht mit langweilig beschreibenden Ein-Wort-Überschriften in einer Tour.

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Ich spreche nur aus meiner eigenen Sicht als Leser. Und mir persönlich bringt eine Überschrift, die lediglich den Inhalt des Kapitels zusammenfasst, nichts. Egal ob offensichtlich (“Der Unfall”) oder versteckt (“Ein Tag wie kein anderer”). Für mich tragen diese Art von Überschriften nichts zur Geschichte bei. Entweder wird einfach das Offensichtliche präsentiert oder es wird irgendeine Erwartungshaltung aufgebaut, die im besten Fall irgendwie bestätigt und im schlechtesten Fall enttäuscht wird.

Eine nicht “dazu erfundene” Überschrift, wäre etwas, was das Kapitel irgendwie um eine wichtige Information oder Perspektive ergänzt oder wodurch es vielleicht sogar in einem ganz anderen Licht erscheinen würde. Aber das müsste dann vermutlich von vornherein mitgeplant werden.

Ein konstruiertes Beispiel könnte sein, dass man mit den Kapitelüberschriften einen Hinweis auf die Gemütsverfassung der Protagonisten gibt, die im Kapitel gar nicht ersichtlich ist. Z.B. das Kapitel heißt “Trauer”, geschildert wird eine Kindergeburtstag und durch die Überschrift hat man als Leser die Trauer des Protagonisten im Kopf, welcher vor langer Zeit sein Kind verloren hat.

Eine andere Möglichkeit wäre vielleicht, dass die Kapitelüberschriften so eine Art wiederkehrendes Element sind, die der Geschichte Struktur geben. Immer ein anderer Ort, eine andere Zeit, ein Zitat, ein Wortspiel. Es müsste eben etwas sein, wo ich als Leser denke: Ohne diese Überschrift, würde dem Kapitel etwas fehlen.

Aber wie gesagt, das ist wirklich nur meine ganz persönliche Meinung. Kein Anspruch auf Allgemeingültigkeit :wink:

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Mir gehts ähnlich, Kapitelüberschriften betrachte ich in den meisten Fällen als überflüssig, manchmal sogar richtig nervig.
Manchmal verraten sie, was im folgenden Kapitel passiert, ein Effekt, den ich nicht immer wünschenswert finde, das kann einer Story im schlimmsten Fall sogar ein paar Spannungsmomente nehmen.
Wortspiele machen sich da besser und können richtig gut sein, man muss da aber auch höllisch aufpassen, dass sie nicht zu gewollt rüberkommen. Dann wirkts nämlich lächerlich und → nervig.

Ein tolles Beispiel für eine gelungene Kapitelüberschrift mit Knalleffekt und doppeltem Boden habe ich bei Joe Abercrombie (Racheklingen) entdeckt. Da heißt das erste Kapitel:
‘Benna Murcatto rettet ein Leben’
Es stellt sich dann heraus, dass diese Rettung kein aktiver Vorgang ist, besagter Benna und seine Schwester werden vielmehr einen Abgrund hinuntergestoßen, wobei Benna halt das Pech hat, als erster unten zu landen. Er ist hinüber, seine Schwester, deren Aufprall er so unbewusst wie unbeabsichtigt abmildert, überlebt schwer verletzt.

P.S: Ganz vergessen zu sagen: Ich numeriere meine Kapitel lediglich durch und gut is.

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Nummerierte Kapitel zeigen mir beim Lesen nur an, dass jetzt ein neues Kapitel anfängt. Das ist auch völlig in Ordnung.
Kapitelüberschriften nehme ich meist nur flüchtig wahr. Wenn sie (zu) lang sind, bleibe ich hängen und versuche, einen Sinn zu finden - und ärgere mich dann, dass ich hängengeblieben bin, weil es vielleicht keinen Sinn gibt.

Beim Schreiben bin ich zu nummerierten Kapiteln übergegangen. Die kann man auch gut verschieben.

Aber - das ist meine persönliche Meinung. Vermutlich sieht jeder das etwas anders und macht es so, wie er es halt mag.

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Ich finde beim Lesen von Erwachesenen Lektüre die Überschriften nutzlos. Mich stören sie, außerdem behindern sie den Lesefluss erheblich. Absätze reichen oftmals schon aus, um dem Leser zu signalisieren: Achtung - Themenwechsel. In Kinderbüchern sind Überschriften sehr gut und auch gewollt.
Doch ganz ehrlich, wer will als Überschrift lesen, was als nächstes passiert? Das hat mit Chliffhanger gar nichts zu tun. Hier wird der Leser im Vorfeld der Spannung beraubt.
Wenn ihr euch persönlich Kapitelnamen setzt, um die Strukturierung des Werks voranzutreiben, kann das ein gutes Hilfmittel sein. Doch spätestens bei der Veröffentlichung haben sie dort nichts mehr zu suchen.
Wie das allerdings für Fantasy ist, kann ich nicht beurteilen, da ich dieses genre nicht lese und auch nicht schreibe. Könnte mir vorstellen, dass es da ähnlich wie bei Kinderbüchern Sinn machen könnte.

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Ohne Überschrift kann ein Kapitel lieblos, beliebig und austauschbar erscheinen. Mit Überschrift kann es allerdings auch ablenkend sein. Letztendlich ist es ein Stilelement. Ein guter Titel kann die Atmosphäre steigern, Spannung erzeugen, Lust auf mehr machen. Da gibt es kein Richtig oder Falsch. In meinem aktuellen Romanprojekt nutze ich Textzeilen aus Songs als Titel.
Das sieht dann so aus:

LOVING YOU
ISN’T THE RIGHT THING TO DO
(Go Your Own Way, Fleetwood Mac)

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Das habe ich jetzt schon mehrfach gelesen und ich verstehe den Sinn dahinter nicht. Gerade nummerierte Kapitel kann man nicht verschieben, ohne das ganze Gefüge der Nummerierung durcheinanderzubringen. Heißt mein Kapitel hingegen »Hexenkessel«, ist das Verschieben oder Umstellen doch leichter. Oder verstehe ich da was falsch? Was meint also verschieben?

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In Papyrus verschiebst du die nummerierten Kapitel im Navigator.
Die Kapitelzahl ändert sich dann automatisch.

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Verstehe, ich nutze in Papyrus nur das Schreiben und Überarbeiten. Alles andere ist mir zu mühsam und ich erkenne nicht, wie es mir Zeit sparen könnte. Ich würde auch nach wie vor in Google Docs schreiben, wenn das einem anständigen Export als PDF und EPUB erlauben würde. Das, was andere so toll finden, Navigator, Personendatenbank und all jene Sachen, mache ich ganz altmodisch im Kopf. Ich schreib aber auch keinen tausendseitigen Fantasyroman mit zwei Dutzend Personen.

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Nur weil eine Checkbox danach ruft ausgefüllt zu werden, muss man das nicht machen. Ich nutze auch nur die Funktionen dir mir dienlich und nützlich sind und ignoriere den Rest.

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Blöde Frage, aber ist man da rechtlich auf der sicheren Seite?
Gerade bei Songtexten ist die Regelung ja total scharf (um nicht zu sagen, oft auch hirnrissig), nicht dass man sich da Ärger einhandelt.

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Interessante Frage. Im letzten Roman den ich von Sebastian Fitzek gelesen habe, gab es gute drei Seiten mit Zitaten zu Beginn. Die wären ja dann auch rechtlich in der Grauzone.

Wenn ich mein drittes Kapitel “Sein oder Nichtsein” taufe, gibt es dann Ärger mit Lizenzinhabern von William Shakespeare?

Das dürfte kein Problem sein, soweit ich weiß, erlischt 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers der Schutz eines Werkes. Der Urheber muss aber trotzdem genannt werden.

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Ich werde mich auf jeden fall nochmal schlau machen. Es wäre furchtbar, wegen so einer Kleinigkeit mit einem Anwalt aneinander zu geraten.

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Bezüglich von Grundsatz her (noch) unters Urheberrecht fallender Titel (70 Jahre nach Tod des Autoren, danach ist alles gemeinfrei): Du gehst ganz sicher, wenn du keine Kapitelüberschrift wählst, also bspw. nur 'ne Nummer schreibst und danach drunter – am Besten “klassisch” (rechts eingerückt) – zitierst, also genau so, wie du es gemacht hast (mit Quellenangabe) bei den Songversen, nur eben als Zitat gekennzeichnet.

Das ist immer erlaubt!

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