Der Beitrag ist zwar schon etwas älter, aber ich möchte gern aus meiner Praktikumszeit erzählen. Auch schon 17 Jahre her.
Damals habe ich in einem Krankenhaus ein Praktikum gemacht und ja in den 8 Wochen gab es leider den ein oder anderen Verstorbenen. Wenn ein Patient gestorben ist, waren es bei uns die Bettenschubser, die den Verstorbenen über Kellergänge in die Leichenhalle brachten plus eine oder auch zwei Person/en. Von da aus ging es dann weiter, entweder die Verwandten haben sich gekümmert oder ein Vertragsbestatter wurde bestellt. Die Preise des Vertragsbestatters waren recht günstig, darauf wurde extrem geachtet. Ebenso wurde auf einen würdevollen Umgang mit den Verstorbenen geachtet. Es waren immer 2 bis 3 Personen an dem Transport beteiligt. Leider ist das bis heute, nicht überall so.
Aus Interesse und Neugierde habe ich zwei solcher Transporte mitgemacht. Bei der Letzten, war es mir auch ein Anliegen, diesen letzten Weg im Krankenhaus mit ihr zu gehen. Ich gehe hier nicht auf das Krankheitsbild ein. Sie war ein Jahr jünger als ich. Ich war für die Pflege eingeteilt und auch für Gespräche, über Gott und die Welt. Sie wusste bereits, dass sie die Station nicht mehr lebend verlassen würde. Sie bat darum das, wenn ich im Dienst wäre, zusammen mit ihrer Mutter den letzten Weg gehen würde. Das war der zweite und letzte Transport, den ich mitgemacht habe. Das war einer der Schlüsselelemente, wo ich merkte, dass dieser Beruf nichts für mich ist.
Falls jemand aktuelle Informationen zu diesem Thema haben möchte, dem empfehle ich den Podcast „Radieschen von unten“ mit Trauerrednerin und Moderation Sissy Metzschke und Bestatter Jan Edler. Die beiden bieten unterhaltsamen und nachdenklichen Content, wenn es um den Umgang mit dem Tod in allen Facetten geht. U.a. kostenlos in der ARD-Audiothek.
Die Leichen bleiben in den Leichenfächern, bis sie ein von den Angehörigen beauftragter Bestatter abholt.
Wenn es keine Angehörigen gibt, kümmert sich das Sterbebüro, das sowieso auch die Meldung ans Standesamt macht, dass eine Sozialbestattung eingeleitet wird, damit der Bestattungspflicht genüge getan wird.
Das Sterbebüro wird entweder vom Krankenhaus besetzt oder von Mitarbeitern der Pathologie, die ebenfalls Teil des Krankenhauses oder outgesourct sein kann. Wenn eine Autopsie gewünscht wird, wird ebenfalls über den Sterbebüromitarbeiter die Pathologie informiert. In Fällen, in denen eine Abklärung zur Todesart notwendig wird (Todesart „unklar“) oder Todesart „nicht-natürlich“ auf der Todesbescheinigung angekreuzt wird, leitet er auch hier zeitnah die Meldung an die StA weiter, damit eine rechtsmedizinische Untersuchung stattfinden kann. Dann erfolgt der Transport in die Rechtsmedizin durch ein von der StA beauftragtes Unternehmen. Kann aber auch sein, dass die StA kein Interesse hat, dann wird die Leiche so zur Autopsie durch Pathologen oder zur Bestattung freigegeben.
Todesarten (nicht: Todesursachen) gibt es übrigens nur drei: natürlich, nicht-natürlich und unklar.
Hi,
aus welchem Bundesland kommst du bzw. in welchem Bundesland ist es so, wie du es beschrieben hast? Ich komme aus NRW und habe noch nie etwas von einem Sterbebüro gehört.
StA=Staatsanwaltschaft?
Das ist wohl eine bayrische Einrichtung.
Funfact: Bei jährlich ca. 1 Mio. Toten in D hat man (mit etwas Geschick) i.d.R. gute Chancen, als Mörder davonzukommen.