Welche Schreibroutine, wenn keine Routine möglich ist?

Ja, Papyrus zerfasert auch so leicht beim Radieren.

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Doch. Aber wenn ich 160 Seiten geschrieben habe und beim Lesen später merke, dass das schlecht ist, frustriert das. Vor allem wenn ich weiß, dass viel davon dennSchreibbedingungen geschuldet ist und 22 Uhr nicht gut war.

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160 Seiten nach 22:00 geschrieben?
Boah! :astonished:
Ich war froh, wenn ich 500 Wörter an einem Tag geschafft hatte, also etwa 2 Seiten.
Und jetzt beim Überarbeiten geht es noch viel langsamer…

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Hallo Christiane,

eine Musterlösung gibt es wohl nicht. Ich kann aber die Autobiographie „Von Beruf Schriftsteller“ von Haruki Murakami empfehlen. Insbesondere das Kapitel 6 „Die Zeit als Verbündete oder: Wie schreibe ich einen umfangreichen Roman?“ kann ich dir ans Herz legen. Darin beschreibt der Schriftsteller seine Schreibroutine. Aber auch der Rest des Buches ist vielleicht interessant für dich. Da schreibt er z. B. von seinen Anfängen, als er jede Nacht, nach der Arbeit, sich an den Küchentisch gesetzt hat und schrieb. Zitat: „Die paar Stunden bis zum Morgengrauen waren meine einzige freie Zeit.“

LG
ThAchi

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Für das Schriftstellerhobby langfristig (womöglich als Routine) auf Schlaf zu verzichten, halte ich für eine sehr schlechte Idee.
Das wäre schon extremer Raubbau an der eigenen Gesundheit. Manche Menschen packen Überarbeitung und Schlafmangel ohne Langzeitschäden weg, aber andere rutschen ins Burnout oder eine Erschöpfungsdepression und kommen dann vielleicht jahrelang nicht mehr richtig auf die Beine.

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Tja, nicht immer stimmt das Sprichwort „wer billig kauft, kauft zweimal“ :sunglasses: :rofl:

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Natürlich nicht an einem Abend!!!

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Mir geht es auch so: Manchmal denke ich: „Was hast du denn da für einen Käse geschrieben?“ und überarbeite es dann. Die Überarbeitung ist dann meist besser und die Sätze sogar auch oft kürzer. Da wundere ich mich zum zweiten Mal und denke mir: „Warum nicht gleich so?“
Am Ende freut es mich aber, weil es dann besser ist. Ich kann aber jetzt nicht sagen, ob mein Käse dadurch entstanden ist, dass ich nach 22:00 Uhr geschrieben habe. Bei mir läuft es mal gut und mal weniger gut, habe aber darin bis jetzt kein Muster finden können.

Vielen Dank für den Tipp. Da werde ich ihm doch nochmal eine Chance geben.
Ich kenne von ihm die 1Q84-Trilogie. Obwohl ich sie gut fand, was es auch ziemlich anstrengend und habe seither kein Werk mehr von ihm angefasst. (Ich weiß, diese Haltung ist voreingenommen).
Tut mir leid, Murakami-sama, ich gelobe Besserung.

Gruß

Helmut

Hallo zusammen,
also ich habe auch keine Routine. Ich lebe da praktisch von gestohlener Zeit. Ein bisschen hier, ein bisschen da.
Und für mich persönlich gilt auch, dass Routine der Feind der Kreativität ist. Meine Zeitfenster nutze ich wie sie kommen. Und seien wir mal ehrlich: Die Welt wartet ja nicht auf meine Veröfentlichungen. Wenn es länger dauert, ist das eben so :wink: Alle werden damit leben können. Es tut nicht Not, sich da Stress zu machen oder zu denken, dass es so und so laufen muss. Jeder braucht ein anderes Drumherum und das ist auch in Ordnung so.

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Wenn man sich dafür entscheidet, jeden Morgen früher aufzustehen, um zu schreiben, wird man zwangsläufig auch früher ins Bett gehen. Das ist kein Raubbau, man verschiebt einfach seinen Tagesrhythmus um 1 oder 2 Stunden, je nachdem, wieviel man bereit und gewillt ist, zu tun.

Regelmäßig und so oft wie möglich zu schreiben und zu überarbeiten ist essentiell, um erstens nicht aus der Übung zu kommen und um zweitens vor allem besser zu werden. Und wenn man Ideen für Geschichten hat, sollte der Wunsch, sie umzusetzen, einem auch die Kraft geben, sich die notwendige Zeit dafür zu reservieren. Die Ideen haben ja nur wir selbst, und wenn wir sie nicht auf Papier bringen, macht’s niemand, und sie sind weg …

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Oder je nach Möglichkeit. Man hat da nicht immer die freie Wahl in der Zeiteinteilung.

Ja, so ähnlich sieht meine Schreibroutine auch aus: jeden Morgen als erstes an den PC setzen, noch vor dem Frühstück.

Mit „Raubbau an der Gesundheit“ hatte ich mich bezogen auf:

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Ich unterscheide zwischen Schreiben und an meiner Geschichte schreiben oder Geschichten überarbeiten.

Für das Schreiben habe ich eine Routine entwickelt, die mich nicht einfängt: Ich schreibe überall – in einem Wartezimmer, wenn ich auf den Bus warte, in der Mittagspause, wenn ich zu ausgelaugt bin, um an meinen Geschichten zu arbeiten, in einem Café … Ich habe immer einen Block bei mir, den fülle ich mit Gedanken, Empfindungen, Eindrücken – vollkommen unstrukturiert. Ich suche mir morgens einen Begriff, eine Farbe oder was auch immer und dann sammle ich den Tag über. Z.B. Licht: Wie ändert sich das Licht, wie verändert es mein Umfeld und meine Stimmung etc.pp.

Mir fällt auch nicht immer auf Fingerzeig etwas (zu meiner Geschichte) ein, aber mir fällt viel auf. Und das schreibe ich sprichwörtlich ohne Punkt und Komma, ohne auf Rechtschreibung zu achten und Seiteränder, ohne durchstreichen und verbessern. Und was ich da gesammelt habe, kann ich manchmal sogar für Geschichten verwenden – ab und an ganze Sätze oder Szenen; oft Empfindungen.
Darum geht es meiner Meinung nach bei regelmäßig schreiben – schreiben, schreiben, schreiben – egal was, egal wie.
Vergleiche ich mein Sammelsurium vergangener Jahre mit den Neueren, selbst was ich einfach drauf losgeschrieben habe, ist besser geworden.
Für das Schreiben / Gedankensammeln hat sich für mich wirklich die Hand als produktiv erwiesen, da es eine gefühlte unendliche Freiheit gibt. PC ist Arbeit.

Ich nehme auch Block und Stift für meine Geschichten, wenn sie mir einfallen, wenn ich sie entwickle, wenn ich bei ihnen hängen bleibe; und arbeite wie beim Sammeln.
Dann ist da kein »weißes Blatterl Papier« mehr und ich kann mich daran machen, zu korrigieren, umzubauen und und und bis die Geschichte so erscheint, dann auf dem Bildschirm, wie ich sie wollte.
Um an der aktuellen Geschichte intensiv zu arbeiten, setze ich mir Termine. So wollte ich meine Erzählung zum 14. Juli an den Empfänger versandt haben. Derzeit schreibe ich, was ein Geburtstagsgeschenk werden soll – ich habe noch bis September. Das ist der einzige Druck, dem ich mich aussetze. Diese Freiheit kann ich mir nehmen, da mir bislang kein Agent oder Verleger im Nacken sitzt.

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Ich halte es ähnlich wie Schleifi. Ich schreibe täglich, egal was. Irgendetwas fällt einem immer ein und wenn es nur eine Abhandlung darüber ist, wie kreativlos man gerade ist. Das schreibe ich alles runter, wenn ich für meine Projekte keine Zeit oder keine Nerven habe.

Und ebenfalls nicht immer am Laptop, sondern derzeit gern am Tablet, aber mit Stift.

Dafür nehme ich mir täglich mindestens 5 Minuten. Die findet man immer irgendwo.

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Ich denke, das Universalrezept für die eigene Schreibroutine gibt es nicht. Das muss jeder und jede für sich selbst entwickeln.
Wovon ich abraten würde: Schreiben und zugleich überarbeiten. Das ist eine sichere Methode, um jeglichen Flow im Keim zu ersticken. Also: Schreiben bis zum ENDE. Und dann nach einer angemessenen Pause mit dem Überarbeiten beginnnen. Sonst wird das nichts bzw. eines dieser unzähligen angefangenen Projekte.

LG aus dem Taunus
Roland aka Orlando aka @rm.eirausch

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Ähm, nein. Ich mache das immer so und bin deswegen noch nie langfristig steckengeblieben. Ganz im Gegenteil. So vermeide ich, mich zu verzetteln und im schlimmsten Fall die Geschichte neu schreiben zu müssen.
Das finale Überarbeiten erledige ich nach einer gewissen Pause, vor sowie nach dem Testleserfeedback.
Das permanente Überarbeiten beim Schreiben hat für mich darüberhinaus nur Vorteile. Jeder macht das anders. Worauf ich hinaus will, ist auf die sichere Methode zur Keimabtötung. Es ist keine sichere Methode für Misserfolg.

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Das kann ich nachvollziehen, obwohl zu Beginn sehr interessiert, musste 1Q84 nach der Hälfte abbrechen (Hörbuch) weil ich die ständigen Wiederholungen und diese Pseudoerotik nicht mehr ertragen konnte, ganz abgesehen von diesem Unsinn mit den little people. Murakami ist so gar nicht meins, k.A. ob ich einem anderen Werk von ihm nochmal eine Chance geben soll.

Das mit den ‚little people‘ weiß ich schon gar nicht mehr, ist auch Jahre her, als ich das (ebenfalls) Hörbuch gehört habe.
Habe mir jetzt seine Biografie als Hörbuch zugelegt. Weiß nur nicht, wann ich dieses hören werde.

Gruß

Helmut

Nicht mehr ganz frisch der Thread, aber noch mein Senf:

Ich schreibe „als semiprofisioneller Hobbyschriftsteller“ recht regelmäßig, neben meinem Hauptberuf. Was ich empfehlen kann:
Organisiert euch einen Schreibort, an dem ihr schnell Zugang zu eurem Schreiben habt. Es ist möglich einen Roman in 20min Abschnitten zu schreiben, aber dazu muss der Schreibort vorbereitet sein. D.h wenn ich erst den Laptop herauskramen, Strom legen und den Tisch freiräumen muss - ist das zuviel Aufwand! Alles muss einsatzbereit warten.
Ich habe einen Privat PC zum Spielen, daran kann ich unmöglich schreiben, weil er mich zum Zocken verführt. Daher habe ich noch einen schwachen, lautlosen Schreib PC. Da ist nur Papyrus, Ohm Writer und mein Office drauf. Ich schreibe Rohschriften mit Ohm Writer (das ist sowas wie der Schreibfokus unter Papyrus) und kopiere dann alles in Papyrus. An 6 Tagen die Woche schreibe ich nur „vorwärts“. Manchmal korrigiere ich die letzten Zeilen, um reinzukommen, aber zumeist geht es direkt voran. Am Tag 7 (bzw. am Tag 1) Überarbeite ich nur den Text der letzten Woche, und plane lose die nächste Woche. D.g Ein, zwei, drei Szenen in die Zukunft.
Ich bin Anhänger des organischen „Aus der Hüfte“ Schreibens. D.h mein Roman ist nicht durchgeplant. Nur einzelne Fakten, Charaktere oder Szenen sind bekannt.
Ich füge manchmal spontan Charaktere hinzu, und lasse Wendungen passieren, die eigentlich gar nicht geplant waren. Das lässt meine Texte frisch und überraschend wirken. (hoffentlich :stuck_out_tongue: ) Beim letzten Überarbeiten muss ich die Übergänge dann glätten und z.B Hinweise rückwirkend streuen.

Wenn ich mal nicht vorwärts komme, dann nutze ich ein System über eine Mindmap. Ich frage die Sinne ab. „Was sieht, riecht, fühlt und hört man“ „Was ist der Konflikt der Szene?“ „Was soll die Szene aussagen?“ „Wer ist beteiligt?“ „Was könnte jetzt passieren, dass glaubwürdig, aber total überraschend wäre?“
Indem ich diese Fragen kläre, kommen meist die Ideen zum Weiterschreiben meist ganz spontan und sei es der nervende tropfende Abfluss aus einem rostigen Rohr.

Nur Mut auch kurze Texte zu schreiben. 20 Minuten, oder 700 Wörter/Tag sind Ziele, die man sich einfach setzen sollte.

Ansonsten - probiert verschiedene Methoden aus. Ich versuche aktuell nach dem Plan „12 Weeks Year“ (ein Buch, dass beschreibt, wie man Jahrespläne auf 3 Monate schrumpfen könnte) besonders viel zu schaffen. Ob das klappt? Ich sehe es entspannt - ich habe auch schon mal 3 Jahre für ein Buch gebraucht :wink:

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Es wurde ja schon alles gesagt. Wie immer im Leben muss jeder seinen eigenen Weg finden.
Im Urlaub handhabe ich es so, dass ich nicht an meinem Roman schreibe, dafür ist einfach kein Raum. Das würde mich nur frusten und belasten, weil ich nicht alle Helferlein zu Hand habe und mich nicht ausbreiten kann. Wir fahren mit dem Wohnwagen, da ist Platz Mangelware. Und schließlich bin ich ja dort nicht allein. :wink: Ich schreibe dann an Kurzgeschichten, die ich zum Teil schon grob handschriftlich fertig habe und übertrage sie dann in Papyrus. Auf einem Zettel habe ich Überschriften die mich an meine grobe Idee erinnern. In einem Notizbuch werden sie grob vorgeschrieben und dann später in den PC übertragen. Das mache ich dann in ruhigen Momenten ( z.b. Der Mann schläft und schnarcht :joy: ) oder wann immer Zeit ist. Das macht mich zufrieden und ich habe etwas geschafft.

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