Welche Schreibroutine, wenn keine Routine möglich ist?

Wer gut schreiben will, muss oft schreiben, regelmäßig, eine passende Routine entwickeln.
Was aber, wenn aufgrund von Arbeit u. Familie das nicht oder selten möglich ist?
Bzw. Wenn einem dann, wenn man endlich mal Zeit freigeschaufelt hat nichts einfällt? Die Müdigkeit zuschlägt? Oder oder oder?

Klar, Prioritäten sind wichtig.
Aber kleineren Kindern z.B. sind die egal.

Letztes Jahr habe ich mich eisern gezwungen, halt abends ab 22 h noch zu schreiben. Ergebnis war ein abartiges Geschreibsel ohne Hand und Fuß, das ich entnervt in die Ecke pfefferte.

Nun nahm ich mir vor, an einem freien Freitagvormittag zu schreiben und glotzte letztes mal eine Stunde lang in den leeren Bildschirm.

Jammerthread Ende.

Im Ernst, wie macht ihr es, regelmäßig zu schreiben??

1 „Gefällt mir“

Also ich schreibe absolut NICHT regelmäßig, da es zeitlich so gut wie nie hinhaut. Ich schreibe ab und zu und dann bin ich auch damit zufrieden. Würde natürlich lieber mehr und öfter schreiben, aber warum soll ich mich ärgern, wenn es sowieso nicht klappt.

Abends zu schreiben, fällt mir viel schwerer, als tagsüber, weil ich am Tag motivierter, als am Abend bin.
Was die Qualität angeht, habe ich festgestellt, dass ich Tage habe, an denen es mir leicht fällt zu schreiben und Tage, an denen ich nichts Vernünftiges zustande bringe.

Wenn du aber Wert auf Routine legst, dann vielleicht doch einen festen Zeitpunkt, vielleicht nicht täglich und nicht so lange? Beispielsweise jeden zweiten Tag eine halbe Stunde lang.
Ich nehme mir sowas auch vor, scheitert aber oft an der Motivation, weil ich nur Abends wirklich Zeit habe, wenn ich mal Zeit habe.

Ich hoffe, du findest deinen Rhythmus.

Schöne Grüße

Helmut

2 „Gefällt mir“

Also ich hätte zwar 24h Zeit am Tag, schreibe aber bei Weitem nicht regelmäßig. Manchmal fließt es aus mir heraus, dann schreibe ich einige Stunden am Stück, ein anderes Mal schreibe ich vielleicht zwei, drei Sätze. Das heißt aber nicht, dass ich nicht mehrfach gründlich überarbeite - und dabei fallen dann ganze Passagen weg und andere kommen dazu

2 „Gefällt mir“

Was (oder wer) spricht dagegen, einfach dann zu schreiben, wenn Muße und Muse küssen und die Gedanken aufs Papier fließen?

Mein Sachbuchprojekt steht bei ca. 110 Seiten seit Jahren mehr oder weniger still… als ich begonnen hatte, waren die Voraussetzungen bestens, meine Praxis war neu, somit wenig Patientenaufkommen, mein Sohn war gerade mal auf der Welt und wollte an meinem Papatag nur zwischen seinen Schläfchen gefüttert werden, daneben konnte ich entspannt arbeiten. Lockdown war dann auch noch zwischendurch, da fand sich jede Menge Zeit zum Arbeiten.
Mittlerweile ist mein Sohn bald 4, will 24/7 bespasst werden, meine Sprechstunde läuft über und an meinem offiziellen, freien Tag, den ich mir alle zwei Wochen gönne, erledige ich alles, was sonst liegen bleibt (Garten-/Hausarbeit, Admin aufarbeiten etc.) - auch kommt über so lange Zeitspannen bei mir kein Flow mehr auf. Wenn ich nach zwei Wochen wieder reinschaue, weiss ich nicht mehr, was ich zuletzt noch machen wollte und verliere mich in Redundanzen, weil ich mich nicht mehr erinnere, was ich an einer anderen Stelle bereits abgehandelt habe, muss dann wieder hin und her scrollen und nachlesen usw., was zunehmende Frustration in mir hervorrief.
Ich habe deshalb das Projekt mal mental für mich auf Eis gelegt, weil es begann, meinen Alltag negativ zu beeinflussen, dieses ständige Gefühl, noch Arbeit offen zu haben und nicht dazu zu kommen zermürbt und macht latent aggressiv, auch habe ich sonst noch Hobbies, die eigentlich zu wenig Pflege erhalten, auch die wollen ihre Aufmerksamkeit.

So, jetzt habe ich mir was von der Seele geredet, ohne dir weiterhelfen zu können - aber vielleicht reicht es schon zu wissen, dass du nicht alleine bist.

1 „Gefällt mir“

hat sie doch geschrieben…

???
Ich wollte @ChristianeM lediglich darin bestärken, sich keinen unnötigen Druck selbst aufzuerlegen, außer man schriebe hauptberuflich. Wenn andere Prioritäten den Alltag bestimmen, so muss man denen folgen. Alles geht nicht, es sei denn, man besäße einen Zeitdehner oder dergleichen. :wink:

Auch ich übe mich primär darin, mich nicht darüber zu grämen, wenn ich das eine oder andere nicht geschafft habe, sondern lieber das zu „feiern“, was ich erledigen konnte.

2 „Gefällt mir“

Kann ich den bei irgend jemandem erwerben?

2 „Gefällt mir“

Bei www.zeittutenundblasen.ulk, vielleicht auch noch bei den verbliebenen Kaufhof-Filialen auf dem Grabbeltisch? Ich habe leider keinen mehr bekommen. :sweat_smile:

2 „Gefällt mir“

Also ich versuche jeden Abend wenigstens ein bisschen was zu schaffen.
Und wenn es nur ein paar Zeilen sind. Das ist meine Abendroutine!

Gruß

Super Girl

3 „Gefällt mir“

Eine Routine dafür, mir etwas auszudenken, habe ich auch nicht. Mich vor einen leeren Bildschirm setzen und mir auf Kommando etwas einfallen zu lassen, das würde bei mir niemals funktionieren.

Ideen nehme ich so, wie sie kommen, tippe sie entweder sofort in den PC ein oder - wenn ich gerade zu weit vom PC entfernt bin - spreche sie sofort ins Diktiergerät.
Wenn keine neuen Ideen kommen, dann muss ich das akzeptieren, ändern kann ich es nicht.

Mein Buchprojekt ist aber so umfangreich, dass ich immer irgendwo weitermachen kann. In den letzten Wochen reichte meine Konzentration aus Krankheitsgründen nicht dafür, mir die Szene vorzunehmen, die ich eigentlich umarbeiten wollte - also hatte ich eben Sprachnotizen aus dem Diktiergerät in den PC eingetippt, dafür braucht man nicht viel Konzentration.

Was mich eigentlich immer weiterbringt, ist, eine Passage auf Papier auszudrucken, einen Kuli in die Hand zu nehmen und mir den Text laut vorzulesen. Schon fange ich an zu kritzeln…

3 „Gefällt mir“

Vielleicht solltest du überlegen, ob Schreiben dir überhaupt Spaß macht.

Dafür gibt es - glaube ich - keine echte Routine.
Ich schrub es früher schon mal, wenn mir etwas in den Kopf kommt, von dem ich glaube, dass es für mein aktuelles Projekt verwendbar sein könnte, mache ich sofort eine Notiz mit Memorix, schicke eine Mail an mich selbst oder erzähle es meiner Frau. So geht nichts verloren, auch wenn ich nicht alles davon jemals verwende.

Ergänzung: Manchmal, wenn ich anfange eine Szene zu schreiben, stelle ich mir vor, wie ich selbst in der entsprechenden Situation reagieren, was ich sagen würde und schreibe es erstmal auf. Erst danach prüfe ich, ob mein eigenes Verhalten zu meinem Prota passen könnte.

2 „Gefällt mir“

Meine Kunstlehrerin hat gesagt, man dürfte niemals etwas ausradieren.

… es radiert sich ja auch schlecht in Papyrus :rofl:

3 „Gefällt mir“

Und ich hab schon die ganzen Menüs abgesucht.

1 „Gefällt mir“

Ich pinsele einfach Tipp-Ex auf den Bildschirm - man darf dann nur nicht weiterscrollen.

5 „Gefällt mir“

Ich denke, eine feste Routine ist nicht für jedermensch geeignet. Da sind wir alle unterschiedlich. Manche brauchen sie, manche fühlen sich davon eingezwängt, und manche haben, so wie @ChristianeM schlicht keine Möglichkeit dafür.

Allerdings gibt es ein paar Tricks, mit denen man zumindest vermeiden kann, hilflos vorm leeren Blatt zu sitzen, wenn man dann doch mal Zeit hat.
Dazu kann zum Beispiel gehören, dass man sich inhaltlich „nebenbei“ mit dem eigenen Text beschäftigt. Es gibt ja viele Tätigkeiten oder Zeitfenster, die es erlauben, sich zumindest gedanklich mit der nächsten Szene oder einem Plotproblem etc. zu befassen.

Bei mir gern, wenn ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre. Aber auch Hausarbeiten aller Art bieten sich z. B. an.
Wenn man diese Zeit nutzt, um die nächste Szene schon mal durchzugehen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man weiß, was man schreiben möchte, sehr viel größer, sobald man wieder am Platz sitzt.

Und dann gibt es, wie andere schon geschrieben haben, natürlich auch die Möglichkeit, sich erstmal dafür zu entscheiden, ein Projekt ruhen zu lassen. Das habe ich auch schon mehrfach gemacht, und es hat mir immer gut getan, weil es den Druck raus nimmt.
Manchmal sollte man sich selbst auch erlauben können, dass es gerade okay ist, nicht kreativ zu sein, weil man seine Energie für andere Dinge braucht.

Mein persönlicher Trick, um regelmäßig zu schreiben: Ich nutze die Mittagspause in der Arbeit. Da schaffe ich meist ein paar hundert Wörter, weil ich mir eben vorher schon Gedanken mache, womit ich als nächstes weiter schreibe und welche Szene als nächstes dran ist.
Abends und am Wochenende habe ich dann frei und kann machen, worauf ich Lust habe. Nur wann ich die Überarbeitung machen soll, weiß ich noch nicht. :stuck_out_tongue_closed_eyes:

4 „Gefällt mir“

Quick-and-dirty-Umgehungslösung:
10.000er-Pack Schutzfolie kaufen, nach jeder korrigierten (radierten/getippexten) Bildschirm-Seite abziehen und eine neue anbringen :rofl: :rofl: :rofl:

4 „Gefällt mir“

Oh Mann und ich habe mir jedes Mal einen neuen Bildschirm aufgebaut. Das hätte ich auch günstiger haben können. :rofl: :rofl:

Helmut

2 „Gefällt mir“