Ich habe grad ne arg dumme Situation. 80% des Romans sind fertig, und ich habe noch mindestens 4 Kapitel, die ich schreiben will. Jedoch stecke ich zur Zeit fest. Ich komme einfach nicht mehr in den Schreibfluss. Ist euch das auch schon geschehen, und wenn ja, wie gingt ihr damit um?
Andere Dinge tun.
Andere Geschichte schreiben.
Das bisherige noch einmal lesen.
Ich persönlich halte nichts von einem Fahrplan, den man erfüllen muss. Entweder es läuft - oder ich beschäftige mich mit anderen Dingen, die ich mag.
Erzwingen klappt nie.
Verzweifelt nicht erzwingen auch nicht.
Ja, das ist sicher ein guter Rat. Ich habe die Idee für weitere Romane, allerdings momentan keine Schreibmuse. Ich hoffe, das dauert nicht zu lange. Irgendwann will der Erstling fertig sein.
Meistens gibt es einen Grund, warum man nicht weiterkommt. Der Plot entwickelt sich nicht wie man will, ein Charakter tanzt aus der Reihe, die Szene, die jetzt eigentlich kommen sollte, liegt einem gerade nicht… Versuch herauszufinden was die Ursache ist, dann kannst du an der Lösung arbeiten.
Bist Du der “Drauflosschreiber” oder der “Planer”-Typ?
Typ 1: Das letzte Kapitel, die letzten paar Seiten nochmal schreiben, unter dem Aspekt, dass eben die letzten Worte einen in die Sackgasse geführt haben. Führt das in die gleiche Grube, noch weiter zurückgehen, nochmal.
Typ 2: Ins Denkbrett gehen. Die zentralen Punkte der bereits geschriebenen letzten Kapitel als Ausgangspunkt nehmen, ein paar Punkte vom Schluss, also dem, wo man hin will, dazu nehmen.
Dann weitere Ideenboxen dazuspinnen, versuchen, “Ist” und “Soll” zu verbinden, bis eine davon als “goldener Weg” aufleuchtet und einen aus der Misere herausführt und man weiterkommt.
Ich bin Typ 1, aber ich habe die Eigenschaft direkt am Rand der Grube die Vollbremsung reinzuhauen. Ich stehe dann am Rande der Kante, kann mir meine Misere in voller Breite ansehen, aber finde keinen Weg an der Grube vorbei.
Mir hilft dann das Was-wäre-wenn-Szenario. Ich mach mir ein neues Dokument auf und schreib einfach auf, was passieren könnte, wenn dies und das jetzt passiert. Schwachsinnig oder nicht, ist erstmal egal, je mehr Wenn-Dann-Fälle auf meinem Papier landen, desto eher finde ich den Weg um oder über die Grube.
Wenn ich dagegen feststelle, dass ich gerade völlig uninspiriert bin, diese eine Szene zu schreiben, dann überspringe ich sie einfach und schreibe die darauffolgende.
Ich kann mich keiner der beiden Typen wirklich zuordnen. Die Geschichte ist in meinem Kopf fertig, und Eidetisches Gedächtnis sei Dank werde ich sie auch nicht vergessen. Da ich jedoch viele Änderungen gemacht habe, fällt es mir nun schwer, den Faden nicht zu verlieren, trotz Eidetischem Gedächtnis. Ich glaube, der Hauptgrund ist die mangelnde Lust. Ich komme nicht mehr ins Schreibfieber, welches vor dem Urlaub manchmal nur noch durch Erschöpfung zu bremsen war.
Ich hab nicht mal die Muse, die anderen Geschichten niederzuschreiben. Naja, vielleicht ist es das hier graue Wetter. Kann durchaus sein. Ich hoffe, ich überwinde dies bald, denn der Roman wäre gern fertig, damit ich mein Gehirn von seiner “Last” befreien kann
Das klingt allerdings sehr nach einer Kollision von der Geschichte, die du in deinem Kopf hast, mit der Geschichte, die deine Charaktere erzeugt haben.
Tatsächlich steck ich bei der Hochzeit im Dilemma. Weil ich noch nicht weiss, ob das Buch nun HappyEnd hat, oder nicht, ist auch die Frage der Hochzeit entscheident, ob sie eben mitten drin oder am ende ist
Was bedeutet, dass du am Rande der Kante stehst und nicht weißt, wie du den Weg fortsetzen sollst.
Das was-wäre-wenn-Szenario hat bei mir wirklich geholfen. Einfach grob aufschreiben, was warum aus welchen Gründen passieren würde. Wenn du dich weniger mit den einzelnen Worten und Abläufen beschäftigen musst, ist es wahrscheinlich, dass du damit den Weg siehst, der dir aus welchen Gründen auch immer besser gefällt.
von der Arbeit her wärs einfacher, sie dort zu lassen, vom Effekt des schönen Endes her aber nicht. beide haben genau so viele gute wie schlechte Argumente. Ich nehm jetzt mein Laptop, und geh an einen anderen Ort (Caffe) und schaue mal, ob da der Flow besser geht, manchmal hilft mir das.
Selbst wenn eine Lösung die besseren Argumente hat, bedeutet es nicht zwingend, dass es auch die Lösung ist, die einem besser gefällt
Genau aus dem Grunde das Letztgeschriebene verwerfen (mit Backup ;-)), damit man möglichst an anderer Stelle des Randes herauskommt, dort, wo ein Weg zu sehen ist.
Noch 'ne Lösung: Hemingway Daiquiri, schön sauer gemixt. Aber nur einen (oder zwei, je nach Körpermasse). Wahlweise ein guter Malt.
Noch 'ne Lösung - Hollywood mit Probepublikum: Die drehen bei Filmen manchmal zwei Fassungen, eine mit Happy End, eine dramatisch endend.
Mach’ beides und entscheide, was Dir besser gefällt, oder lass’ Dein Probepublikum entscheiden.
Mja, das Geschriebene war gar nicht das Problem. Ich konnte mein “Plotloch” lösen, ohne das ich etwas geschriebenes ändern musste. Ich musste nur den Weg weiter finden, bzw. die Intention einer meiner Antagonisten klarer definieren.
Ich will nicht unterlassen, zu berichten, dass ich endlich wieder im Schreibflow bin. Ja, die Hochzeit wird richtig schön… So richtig schön. Ach, so wollte ich auch Heiraten! Ach ja, schon 10 Seiten. (zusätzlich!)
Ich wollte mich noch Bedanken. Ich glaub, jetzt fliesst es wieder. Auch wenn sich Katharina weigert, aus Berlin zu gehen. Immerhin ist sie jetzt schon über 11 Kapitel dort… Ich wollte sie doch bloss ein Paar Tage dort lassen. Aber es gefällt ihr zu gut. Ich glaub, die kommt nie wieder heim… (na, vielleicht mein sie das… ich sehe das dezidiert anders. )
Gerade Malt hilft mir extrem gut weiter beim schreiben. Ich hatte letztes Jahr im Sommer aufgehört an meinem Projekt zu schreiben, weil ich geschmollt habe. Eine Figur war gar nicht so wie ich das dachte und passte nicht. Also hätte ich das alles umschreiben müssen und wusste nicht recht wie. Also zog ich mich schmollend zurück und verwarf den Gedanken. Bis mich neulich ein Vertrauter drauf ansprach und das Glöckchen wieder anschlug. Und siehe da die Zahnräder laufen wieder! Und wenn ich auf Hindernisse stoße trineke ich halt noch einen Malt, wechsel die Musik und schreibe ein paar Zeilen für ein anderes KApitel von dem ich eine ungefähre Vorstellung habe.
Ich bin zwar mehr so ein Mischtyp aus Denker und Drauflosschreiber, trotzdem hat mir genau diese Methode schon öfters unheimlich geholfen.
Das letzte mal war es ein Kapitelanfang, auf den ich mich versteift hatte und der mir für sich alleine auch sehr gut gefallen hat. Das Blöde war halt, danach gings ums Verrecken nicht weiter, ich saß hilflos davor, kein Anknüpfungspunkt zu finden, Ideenflaute total und die Schreiblust irgendwo tief im zweiten Untergeschoß verbuddelt.
Bis ich aus lauter Verzweiflung eben diesen Kapitelanfang rausgeschmissen und in leicht veränderter Form neu geschrieben hatte - und mit einem Mal war alles wieder im Fluß und die Story ging wieder voran, und wenns dann wieder geht, hat man in den meisten Fällen auch wieder Lust zum Weitermachen.
Allerdings klingt diese Daiquiri-Idee auch nicht schlecht, ich mag Cocktails, die nicht so süß sind.
Ich kann mir gut vorstellen, wie das ist, wenn es nicht weitergeht. Ich bin auch einer, der zwischen den beiden genannten Typen von Schreibern gehört. Beim ersten Buch habe ich einfach gewartet, bis mir wieder neue Ideen kamen, aber da hatte ich auch keinen Plan, wie alles verlaufen soll.
Nun, beim jetzigen Projekt weiß ich genau wo es langgeht, und doch komme ich häufig, durch andere Dinge abgehalten, nicht wirklich dazu weiterzuschreiben. Dann gehe ich folgendermaßen vor: Ich lese das von mir zuletzt Geschriebene, wobei mir verbesserungswürdige Dinge auffallen, die ich dann verbessere, und so komme ich dann wieder in den Fluss. Ich lasse mich praktisch von meiner eigenen Geschichte mitziehen.
Auch das ist für mich eine gute Möglichkeit, wieder in den Fluss zu kommen. Es sind manchmal einfach nur Dinge, die einen mehr unbewusst blockieren, die aber im ersten Moment nicht richtig zu fassen sind. Das braucht dann einfach etwas mehr Zeit, um gelöst zu werden.
Manchmal stockt’s auch kurz vor dem Ende, einfach, weil es das Ende ist und danach eine Zeit ohne Schreiben droht. Man will nicht loslassen, also trödelt man … zögert … macht sich Probleme, wenn man keine hat …
Also, mir geht’s jedenfalls manchmal so.