Ist meinem Mann ein Dorn im Auge, wenn ich anfange zu jammern. Allerdings habe ich das Problem in der Mitte, weil ich immer erst den Anfang und das Ende schreibe.
Ganz genau. So mach ich das auch. Mir hilft das sehr und ich brauch das auch, um reinzukommen.
Hmmmm . . . ja . . . so ein Manuskript zu beenden kann ein Prozess sein ähnlich einem Kind, das endlich das Elternhaus verlassen möchte. Und die Eltern wollen es (noch) nicht gehen lassen.
Kann ich gut nachvollziehen. Bei meinem ersten Roman war es ähnlich. Da bin ich, nachdem das Baby fertig war, in ein Motivationsloch gefallen. Hatte meine Figuren echt liebgewonnen (so verrückt sich das für Nicht-Schreibende anhört), auch die Bösewichter. In den Wochen danach hatte ich keine Lust mehr, mich mit dem nächsten Projekt zu beschäftigen. Was dann letztendlich den Ausschlag gegeben hat, mich wieder hinzusetzen, weiß ich nicht mal.
Der Autor und seine Figuren - das ist schon eine seltsame Beziehung.
Wenn ich mich dem Ende einer Geschichte nähere, werde ich meistens sogar zu schnell. Beim Schreiben des ersten Entwurfs fühle ich mich wie ein Marathonläufer, der den ersten Platz abkassieren will und deswegen nochmal extra beschleunigt. Da ist mir dann auch meistens recht egal was ich da für Worte hinschreibe, solange “das richtige” da steht. Ums Editieren komme ich ja eh nicht rum.
Zumeist habe ich zu dem Zeitpunkt schon eine weitere Geschichte im Kopf und die drängelt dann schon darum, aus meinem Kopf entfernt zu werden und solange ich an einem Manuskript schreibe, formuliere ich maximal die Grundidee einer neuen Geschichte.
Bevor ich mit der ersten Editierrunde anfange, schreibe ich dann erstmal die neue Geschichte aus meinem Kopf raus - vielleicht für eine Woche oder so - bis mein Kopf nicht mehr überläuft. Dann lasse ich mein Manuskript Revue passieren und editiere, bis die neue Geschichte wieder meinen Kopf verstopft. Dann editiere ich wieder, usw.
Wenn ich feststecke, liegt das in der Regel an meiner mangelnden Plotting-Phase vor dem eigentlichen Schreiben, so dass ich an bestimmten Punkten noch nicht weiß, wie ich von C nach D komme, obwohl ich schon weiß, dass ich C und D brauche. Ich habe mir angewöhnt, dann in einem separaten Dokument eine Art Selbstgespräch zu führen. “Was wäre die Konsequenz, wenn jetzt Person A das tun würde? Warum würde Person B nicht einfach dies und das tun? Person C könnte jetzt dies, das, jenes und dieses total dämliche tun, was wäre wohl seine Entscheidung? Wäre es wirklich schlimm, wenn er dieses total dämliche tun würde? …”
Ja, so ein Begleitbuch habe ich auch bei jeder Geschichte dabei. Schon bei meinen ersten Gehversuchen als Autorin waren sie mit im Gepäck. Ich nenne diese Texte immer „Schreib-Tagebuch“. Da kommen alle Gedanken rund um die Geschichte rein. Auch mal ganze Kapitelauszüge mit verschiedenen Gewichtungen, um sie anschließend zu kommentieren und zu bewerten. Hilft mir oft bei Entscheidungen Und man kann sich auch mal ansehen, wie sich die Gedanken im Laufe der Zeit ändern.
Ach, ich bin so faul, muss ich gestehen. Ich schreibe Kapitelentwürfe immer ins Manuskript, und ich denke sehr selten über die irgendwann folgenden Kapitel nach. Ich benutze diese Art Tagebuch (diese Bezeichnung finde ich sehr treffend) tatsächlich nur, wenn ich vor einer Schlucht stehe, um die ich keinen Weg finde.
In der Regel weiß ich auch nie so genau, wie meine Geschichten enden, das wird mir irgendwie erst so ab der Mitte der Geschichte klar. Wenn ich jedoch ein Ende gefunden habe, schreibe ich es auf. Meistens nicht sofort, aber es kommt immer der Punkt, an dem ich weiß: Jetzt ist der richtige Moment um das Ende zu schreiben.
Für meine jetzige Geschichte hatte ich überlegt, mit der Schneeflocken-Methode den Plot zu planen (auch weil die Geschichte an meine letzte Geschichte anschließt und ich damit gewissen selbstgemachten Vorgaben unterliege) aber das funktioniert für mich einfach nicht. Unter der Betrachtung, dass ich sonst als sehr strukturierter Typ „verrufen“ bin, ist das ein bisschen nervig.
Die einzige Geschichte, die ich komplett schon vorstrukturiert habe (ich würde es fast schon Exposé nennen), ist eine, die ich geträumt hatte. Die musste ich aufschreiben, damit ich sie nicht - wie bei Träumen üblich - vergesse.