Was machen eure Vorbilder so gut?

Einmal habe ich Kaffee über ein Buch geprustet, und Schuld daran war Douglas Adams. :earth_africa: :boom: :rocket: Dafür hat mich Bernadine Evaristo unlängst zum Weinen gebracht. Und manchmal lese ich irgendwo einen Satz, der so schön ist, dass ich mich kurz erholen muss.

Denk an die Bücher, die dich bewegt oder deine Sicht auf die Welt verändert haben. Um schreiben zu lernen, heißt es, soll man diese Bücher noch einmal lesen. Und ganz genau darauf achten, wie der Autor diese Wirkung hervorruft.

Was macht deine Lieblingsbücher so unglaublich gut? Und von welchem Autor kann man was besonders gut lernen?

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Bezüglich moderner Literatur fällt mir als erstes Andreas Eschbach ein. Wieso? Weil ich lange Wälzer nicht nur nicht gut finde (oh, oh, schlecht formuliert :slight_smile: ) sondern regelrecht hasse. Korrektur: gehasst habe. Seit ich das erste Buch von Andreas Eschbach gelesen habe, hat sich das gewandelt, zumindest zum Teil.
Was macht unseren lieben Mit-Forianer so gut? Er kann „jahrhundertelang“ erzählen, ohne zu langweilen. Warum das so ist, habe ich leider noch nicht herausfinden können.

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Lange Zeit war „Die kleine Raupe Nimmersatt“ mein Lieblingsbuch. Dann kam ich in die Schule und las andere Sachen. Viele Jahre später - da war die Raupe längst vergessen - fand ich mich am Bett meiner Tochter sitzend wieder und las vor aus (Du ahnst es schon) „Der kleinen Raupe Nimmersatt“. Das ging vorüber, und wieder vergaß ich die Raupe. Aber Jahre später hielt ich sie erneut in der Hand und las meinem ersten Enkel daraus vor.
Was das mit Deinem Thema zu tun hat? Die kurze, bebilderte Geschichte von Eric Carle hat keinen besonderen literarischen Anspruch, besteht zur Hälfte aus Bildern und ist „nur“ ein Kinderbuch. Aber sie hat es geschafft, mir im Leben immer wieder zu begegnen und mich - auf verschiedene Art - zu bewegen. Vielleicht macht das die Bücher aus, die für einen Menschen besonders sind: dass sie ihn gerade zur richtigen Zeit berührt haben und man deshalb mehr mit ihnen verbindet als nur eine gut erzählte Geschichte.

Gruß,
misc

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Dem kann ich mich nur anschließen. Bei mir begann das Fan-Dasein eher zufällig mit „Quest“ und „Jesus Video“, letzteres zunächst als Film und erst später dann als Buch.

Allerdings war vielleicht mein nachhaltigster Einflussfaktor in meiner Jugend eine Heftserie, die meine Mutter damals abwertend „Schundliteratur“ genannt hat: Perry Rhodan. Warum das so war (oder ist), habe ich in meiner Rezension beschrieben.

Die Menschen “da drin” bildeten ein Team, und so unterschiedlich sie auch waren, sie arbeiteten gemeinsam auf ein Ziel hin. Kein Gedanke schien daran verschwendet zu werden, dass Telepathen und Telekineten doch aufgrund ihrer Macht eigentlich die Menschheit beherrschen sollten. Das hätten sie ohne Zweifel tun können, keine Frage, aber sie taten es nicht. Statt dessen setzten sie ihre Fähigkeiten (und nicht selten ihr Leben) ein, um mal wieder einen bösen Schurken zu überlisten. Und oft waren sie nur in der Gemeinsamkeit stark genug, um dies zu schaffen.

Und genau da schlägt sich der Bogen zu @AndreasE, der mit „Das größte Abenteuer“ die Vor-(Lebens-)Geschichte von Perry Rhodan erzählt.

Abgesehen davon lieferten auch die Robotergeschichten von Issac Asimov ein Motiv, über das Menschsein nachzudenken, und dessen Foundation-Trilogie führte zu der Frage, wie viel ein Mensch bereit sein kann aufzugeben, um ein höheres Ziel zu erreichen.

Frank Schätzings „Schwarm“ wiederum hat mich dazu gebracht, mich näher mit der Klimakrise zu beschäftigen, und Dan Brown, die Welt zu hinterfragen und Verschwörungstheorien zwar nicht sofort zu glauben, sie aber auch nicht gleich in Bausch und Bogen zu verurteilen.

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Oh ja … vierte Auflage, Nr. 15, „Die Spur durch Zeit und Raum“. Hat ein Klassenkamerad in der Pause durchgeschmökert. Das Titelbild hat mich angesprochen: Zwei Männer, in einen Schwertkampf verwickelt (die beiden sehr im Stil von Hal Fosters „Prinz Eisenherz“ gezeichnet, den ich damals sehr mochte - bin immer noch überzeugt, dass Johnny Bruck sich bei den Kämpfern davon hat inspirieren lassen), im Vordergrund ein Raumfahrer hinter einem Felsblock versteckt. Hab’s mir ausgeliehen, danach war ich lange Jahre „am Haken“.
Schöne Erinnerung. Danke für den Reminder!

Gruß,
misc

3 „Gefällt mir“

Wie Elisabeth schon sagte, manchmal ist es ein Satz, der bewegt und berührt. Vorbilder finde ich schwierig. Als ich jung war, habe ich „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ verschlungen und immer wieder gelesen. Heute habe ich keinen Zugang mehr zu der Geschichte. Mit Musik ist es ähnlich, was mich früher direkt im Herzen getroffen hat, ist heute nur noch Hintergrundmusik für mich. Dafür bewegen mich heute andere Musiktexte und Melodien. Ich denke, es hängt stark von der Lebensphase ab. Im passendem Moment fällt einem der genau dazu passende Satz ins Auge. Vielleicht der Satz, den man gerade braucht um seine eigenen Gefühle zu verstehen.Nur "Die lyrische Hausapotheke " von Erich Kästner begleitet mich schon über 30 Jahre, dabei kann ich mit Gedichten ansonsten nur wenig anfangen. Vielleicht liegt es an der Schlichtheit und Zeitlosigkeit.

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Bücher, die mir gefallen, lese ich mehrmals.

Wenn der Autor oder die Autorin es in kurzer Zeit schafft, mich in die Geschichte zu ziehen, beim Lesen ein Film in meinem Kopf abläuft und er/sie mich über die ganze länge der Geschichte packen kann.
Geschafft haben das in letzter Zeit Bernd Stöhr und Tobias Pohlmann.

Eine meiner Lieblingsautorinnen ist Susanna Kearsley. Ihre Bücher packen mich immer wieder.

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Genau so ist es :heart:

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Mensch, Elisabeth,
Du kannst ja Fragen stellen…
Weil hier der Name Andreas Eschbach fiel (Suse): Von Herrn Eschbach habe ich mir die Genehmigung eingeholt, dass meine Protagonisten Ronja und Bernd (Tochter und Schwiegersohn von Selma und Kurt Sträuber) die Hauptfigur aus Eschbachs Roman „Eine Billion Dollar“ kennen dürfen. Das ist John Fontanelli. Er ist Alleinerbe des gigantischen Vermögens von eintausend Milliarden Dollar. Meine Protagonisten haben nur von ihm gehört, kennen seine Geschichte. Fontanelli wird kein eigenes Leben in meinem Werk eingehaucht.
Herr Eschbach war total entspannt, was meine Anfrage anging.
Und ein Träger meines aktuellen Werkes (kritische Gesellschaftsliteratur) Kurt im Spiegel ist das Essay Der Verrat der Intellektuellen von Julien Benda. Lange Zeit war mir mein eigenes Manuskript zu gesellschaftskritisch (zu ernst). Dabei ist mein Ziel doch, im Stile von Politeia (Platon) zu schreiben. Ein Merkmal ist, dass sowohl Rede als auch Gegenrede plausibel erscheinen. Als mein Dieter (als Antagonist zu Kurt) ins Spiel kam, wurde alles lockerer…

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Das ist wirklich eine gute Frage! Was machen die so gut?

Für mich ist die Geschichte das Wichtigste, die Handlung. Vor allem die unerwartete Entwicklung, mit der der Autor den Leser überrascht (aber ohne ihn zu überfordern). Oft liest man Bücher und denkt sich beim Lesen schon den weiteren Verlauf der Geschichte aus. Wenn dann der Autor hier unerwartet einen Haken schlägt, gefällt mir das meistens sehr gut! (Kann aber auch in die Hose gehen…)

Da Andreas Eschbach erwähnt wurde, den ich auch zu „meinen“ Autoren zähle, möchte ich etwa sein Erstlingswerk „Haarteppichknüpfer“ als Beispiel nehmen. Eine gute Geschichte, in der man sich ständig frägt, was den hinter alle dem steckt. In den letzten Kapiteln kommt dann die Auflösung und macht knüpft sich selbst einen Teppich, nämlich von all den Knoten die sich im Gehirn des Lesers bilden ob der phantastischen und gigantischen Auflösung. Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber mich hat das enorm beeindruckt. Ähnlich wie in Quest.

Die Figuren der Geschichte habe ich schon längst vergessen, die Handlung und die unglaubliche Auflösung dagegen wird mir für immer im Gedächtnis bleiben! Und noch lange, nachdem ich das Buch ausgelesen hatte, dachte ich immer wieder darüber nach. Was kann ein Autor mehr erreichen, als den Leser auch „nach dem Buch“ noch zu beschäftigen?

Noch ein Beispiel: Dan Brown, „Meteor“. Also bevor er sich mit Skrileg und Co auf eine Schiene begab, die nichts mehr für mich ist. Auch in „Meteor“ ist die Auflösung zum Schluß das, was mir stets im Gedächtnis bleibt. Wenn man sich beim zuklappen des Buches frägt, wie einem Autor nur sowas ausgefallenes aber in sich logisches einfallen kann - dann ist es für mich ein gutes Buch. Und das ist das Wichtige daran: es muss logisch sein! Nachverfolgbar. So dass man das Buch mit dieser Erkenntnis am liebsten nochmal lesen will, um die Zusammenhänge besser zu verstehen.
Schädlich wäre hier eine unlogische, unsinnige Wendung. Das würde jedes Buch zerstören.

Faszinierend finde ich noch einen weiteren Aspekt, auch wenn dieser von mir als Leser oft etwas viel Geduld erfordert. Besondern in Eschbachs „Eines Menschen Flügel“ ist mir das aufgefallen. Da erzählt er sehr lange und ausführlich von dieser Welt. Es liest sich gut, aber irgendwann frägt man sich „Na, Andreas, wann gehts denn endlich los!?“. Und wenn es dann los geht und richtig spannend wird, dann merkt man plötzlich, wie zuhause man schon in dieser neuen Welt ist, wie gut man die komplexe Welt und die (Haupt)-Figuren kennt. Quasi „wie von selbst“ hat man in der vermeintlich langatmigen Anfangsphase eine komplette Welt kennengelernt und verinnerlicht!

Das finde ich persönlich faszinierend, auch wenn es vermutlich in der schnellebigen Welt nicht jedermanns Sache ist, erst einige Tage lang eine Geschichte fließen zu lassen, ohne gleich in eine nervenzerfetzende Handlung geworfen zu werden.
Und die Irreführung der Welt - und damit des Lesers - durch den Protagnonisten in der Mitte der Geschichte und die damit verbundene unerwartete Entwicklung ist auch drin, in diesem wirklich guten Buch! Da sind die 1.300 Seiten fast schon wieder zu wenig.

Das sind also die zwei Aspekte, die für mich fesselnd sind. Die Handlung und das Entwickeln einer komplexen Welt in die man sich hineinlebt/hineinliest, ohne es zu merken.

Was mir persönlich nicht wichtig ist, ja fast als unnötiges Beiwerk erscheint, sind bis ins Detail ausgefeilten Figuren. Das scheint mir in letzter Zeit bei neueren Werken bzw. jüngeren Autoren oft wichtiger zu sein als die Handlung selbst. Natürlich braucht es Figuren, die die Geschichte tragen. Aber das Zwischenmenschliche-Krims-Krams-Zeugs ist mir persönlich nicht so wichtig und stört manchmal sogar.

Da ist wohl jeder Leser anders und es dürfte für Autoren schwer sein, hier das richtige Mittelmaß zu finden…

Servus,
Alex

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Beitrag entfernt.

Lieber @Bronzerücken ,
deine Begeisterung für dein eigenes Buch sei dir gegönnt. Doch hier ging es doch um Vorbilder und nicht um die eigene Kreativität. Es ist nicht böse gemeint.

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Das verstehe ich auch nicht so…
Platon ist für mich Vorbild für mein neues Manuskript geworden. Du ahnst nicht, wie ich mich gefühlt habe, als ich „Politeia“ las und mich - als Mensch - gespiegelt fühlte. Daher kommt die Motivation, ein eigenes Werk in Dialogform zu schreiben. Der Anspruch ist entsprechend…

Das mit Platon - super und mit der Motivation auch. Dass du aber bei nahezu jedem Thema hier im Forum (ist natürlich nicht so, fühlt sich für mich aber so an) deinen Bronzerücken bewirbst, fällt halt auf.

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Hallo Suse,
danke, ist angekommen.
Für die Antwort wollte ich mir etwas Zeit nehmen.
Die Fragestellung liegt aus meiner Sicht aber tiefer. Ist es nur bewerben (das Forum wäre wohl der falsche Ort), oder lasse ich die Community in mein Leben schauen? Das gerade macht doch den Unterschied zwischen Roman und Biografie.
Wenn es nur als Werbung rüberkommt, dann fallen so oder so Hausaufgaben an - zur Selbstreflexion. Wiegt das Ego schwerer, oder passe ich nicht ins Forum bzw. das Forum nicht zu mir?
Es hat seinen Grund, dass ich in sozialen Netzwerken bislang nicht vertreten war. Damit bin ich gut gefahren.
Ich folgte einfach meiner Inspiration. Wenn es nicht passt, dann passt es nicht. Natürlich darf mir jeder sagen, wenn es zu viel wird. So ein Forum kann auch zur Bühne werden. Eigentlich liegt mir das fern…
Trotzdem danke, Suse! Ohne gespiegelt zu werden, würde sich mancher für unfehlbar halten…
Gruß, Udo

Ich spreche es deshalb an, weil es mir auffällt und nicht, weil du nicht ins Forum passt.

Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden.

Jeder von uns erwähnt die eigenen Buchtitel hin und wieder. Das ist gut. Bei dir wirkt es auf mich penetrant. Ich meine es nicht persönlich und möchte dich weder verärgern noch verschrecken.

Liebe Elisabeth, Ihr habt meine Bücher, habe aber noch nicht gehört ob sie Euch gefallen. Ich verstehe aber, dass Ihr unmöglich Hunderte Bücher lesen könnt.
Ich gebe mir jedenfalls sehr viel Mühe, mein neues Buch so zu schreiben, dass es für den Leser auch interessant ist. Meine früheren 3 Bücher, sowie meine Gedichte, werden sehr gelobt von den Lesern.
Du könntest mir vielleicht, etwas Glück dazu wünschen.
Mit herzlichen Grüßen, Irene

Suse, ich danke Dir wirklich für Deine Rückmeldung!
Im letzten Jahr meinte eine Therapeutin, Offenheit könne überfordern. Wenn ich als erwachsener Mann und Familienvater (und fast 3 Jahre NVA als junger Mann) das halbe Wochenende daran „kure“, wieder meine Mitte zu finden, dann frage ich mich, was sich die jungen Leute in den sozialen Medien nur antun?
Vereinsamen die Alten auch deshalb, weil wir uns (im gesellschaftlichen Spiel um Erfolg) es überhaupt nicht leisten können, zu viel von uns zu zeigen?
Nun ist Philosophie ja sowieso nicht jedermanns Sache. Ich bin ja auch kein Philosoph, nur philosophisch interessiert. Für mich ist aber interessant, dass Platon wohl richtig lag mit seiner Erkenntnis, Philosophen wären mit dem, was sie umtreibt, einsame Leute.
Die Zitronen, die ich hier im Forum geschenkt bekomme, wollen im neuen Manuskript natürlich zu Limonade verarbeitet werden.
In diesem Sinne: Alles gut!
(Ich lege mich jetzt wieder hin.)

Für mich war und ist noch immer der Roman Pedro Páramo von Juan Rulfo ein nahezu vollkommenes Meisterwerk und steht für mich gleichberechtigt neben Chronik eines angekündigten Todes von Gabriel Garcia Marquez. Beiden Romanen ist gemein, dass sie ihren literarischen Glanz durch die Kargheit der Sprache gewinnen, durch die Absolutheit der sprachlichen Präzision. Da stehen die Worte mit absoluter Berechtigung an ihrem Platz, unverrückbar.

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Liebe Irene, ich wünsche dir alles Glück der Welt, aber Glück beim Schreiben am allermeisten. Im Papyrus-Hauptquartier in Berlin stehen nicht Hunderte, sondern tatsächlich Tausende von Büchern, und wir halten sie alle in Ehren. Aber sie alle mit der Aufmerksamkeit zu lesen, die ihnen gebührt, würde mehrere Leben dauern.