Ja! Die nächste Frage ist dann natürlich: Wie bekommt man das hin?
Üben. Üben. Üben.
Ich fürchte, dafür muss ich mindestens 105 Jahre alt werden.
Manche schaffen’s schneller, andere brauchen länger.
Aber dann hast du doch eine schöne Motivation, alt zu werden.
Ja. Das ist wahr.
Hm, wie lautete nochmal die Frage: „Was machen eure Vorbilder so gut?“
Die ungewöhnliche Erzählperspektive in Italo Calvinos „Wenn ein Reisender in einer Winternacht …“
Das kunstvolle Abschweifen in Laurence Sterns „Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman“
Das geniale Ende in IanMcEwans „Honig“
Das meisterhafte Erzählen eines grandiosen Scheiterns in T.C. Boyles „Drop City“
Und viele, viele mehr, die mich beim Lesen animiert haben, selbst zu schreiben – in der fast sicheren Gewissheit, das Niveau ihrer Erzählkunst niemals erreichen zu können.
LG aus dem Taunus
Roland aka Orlando
Ich glaube, dass man mit jedem Buch etwas gewinnen kann. Wie es bei einem Theaterstück möglich ist, von den Momenten zu lernen, in denen das Publikum begeistert klatscht oder nach einer Pointe keine Reaktion zeigt, so ist das bei Büchern, die uns gefallen und missfallen, ebenfalls möglich.
Stephen King ist ein Meister der Dialoge. Er versteht es, seinen Figuren Slangs und Sprechweisen zuzuweisen, sodass man sie oft alleine durch die Art, wie sie sich ausdrücken, unterscheiden kann. Das können andere Autoren auch, aber ich habe den Eindruck, dass King ein Van Gogh der Dialoge ist.
Stephen King hatte zu dem Thema in »Das Leben und das Schreiben« auch etwas zu sagen und er riet dazu, nicht nur gute, sondern auch schlechte Bücher zu lesen, weil man aus ihnen mehr lernen könne als von so manchem Seminar übers Kreative Schreiben.
Stephen King kritisierte in »Das Leben und das Schreiben« John Katzenbachs Art, Dialoge zu schreiben, die in seinen Augen eintönig und schlecht seien. Das untermauerte er mit seinen Leseerfahrungen von »Das Tribunal.«
Zurzeit lese ich »Das Opfer« von John Katzenbach und ich glaube, dass Stephen King definitiv der bessere Dialogschreiber ist, allerdings finde ich Katzenbachs Buch bislang sehr fesselnd und mir gefällt, wie geschickt Katzenbach die Charaktere Zwiebelschicht um Zwiebelschicht vielschichtig und tiefgründig in eine Handlung einbettet. Auch mag ich den Schreibstil, in dem es ihm gelingt, zugleich ästethisch und spannend zu schreiben.
Eines meiner Lieblingsbücher ist Haruki Murakamis 1Q84 (Die Bücher 1 – 3) und ich mag es, wie Murakami es schafft, alltäglichen Dingen eine Tiefe zu verleihen, die mich jedes Mal staunen lässt. Das schafft er oftmals mit einfallsreichen Metaphern und Vergleichen. Zudem hat er eine überbordende Fantasie wie z. B. in dem Buch »Kafka am Strand«, das für mich einem Traumfeuerwerk gleichkam.
Du beschreibst dein Erlebnis so gut, als hätte ich es beschrieben.
Nur, dass mein „Schlüssel-Buch“ die kleine Hexe von Ottfried Preußler war.
Eine gute Hexe, die einfach nicht verstehen kann, warum sie bei den anderen Hexen nur dann eine gute Hexe sein wird, wenn sie böses hext.
Dieser literarische Kniff, und die Story mit dem Raben Abraxas als klugen Helfer, begeistert mich noch heute.