Was ist, wenn es gut wird?

Moin, ich bin Sebastian und habe vor kurzem auf Grundlage persönlicher Erfahrungen ein Buch über den Weg in die Depression und den Weg zurück ins Leben verfasst.
Es stecken viele eigene Erfahrungen und teile meines eigenen Weges darin. Im weiteren Verlauf mündet es dann in eine fiktive Geschickte. Ich habe eine kleine Leseprobe angehängt, und würde mich über Rückmeldungen und gerne auch (konstruktive) Kritik freuen.
Hier schon einmal eine kleine Zusammenfassung:
Stefan Berger durchlebt eine tiefe Lebenskrise nach der schmerzhaften Trennung von seiner
Partnerin Katja und dem Verlust des Kontakts zu deren Kindern. Diese Ereignisse führen zu
einer schweren Depression mit Panikattacken und Alkoholkonsum, die durch seine
chronische Erkrankung Morbus Crohn zusätzlich erschwert wird. Schließlich sucht er Hilfe in
der psychosomatischen Akut-Klinik Adlerhorst.
Die offene Atmosphäre und die Begegnungen mit Mitpatient:innen bieten ihm erste
emotionale Stabilität. Gruppentherapien und kreatives Schreiben helfen ihm, verdrängte
Emotionen wie Angst, Wut und Trauer zu verarbeiten.
In der Klinik entdeckt Stefan die Musik als kraftvolle Therapieform. Er beginnt, Songtexte zu
schreiben – ein Ventil für Schmerz, Sehnsucht und Hoffnung. Erste Auftritte im klinikinternen
Rahmen sowie bei offenen Bühnen ermutigen ihn, den Traum einer Musikkarriere
weiterzuverfolgen.
Nach dem Aufenthalt knüpft Stefan Kontakte zu Musiker:innen und Veranstaltern, gründet
eine Band und arbeitet an einer EP. Eine erste Clubtour durch Deutschland stärkt das
Selbstvertrauen der Gruppe. Ein viraler Auftritt am Maschsee, ein Radiobeitrag und
Talkshoweinladungen bringen mediale Aufmerksamkeit und bestärken Stefan darin, seinen
sicheren Beamtenjob gegen eine Karriere im Musikbusiness einzutauschen.

Trotz des Erfolgs kämpft Stefan weiterhin mit inneren Dämonen. Öffentliche
Zusammenbrüche und erneute Alkoholrückfälle gefährden seine Fortschritte und belasten
besonders die Beziehung zu Theresa – Mitpatientin und engste Vertraute. Doch ihre
Unterstützung sowie neue therapeutische Ansätze führen ihn zurück zur Stabilität und
Lebensfreude.
Stefan setzt sich intensiv mit seiner Vergangenheit und den Fehlern in früheren Beziehungen
auseinander. Die Musik bleibt sein Anker der Selbstheilung. Während er den Spagat
zwischen Karriere und einem möglichen Wiedereinstieg in den Beamtenberuf erwägt, findet
er nach und nach zu sich selbst – und auch zurück zu Theresa. All die Bemühungen und
auch glückliche Schicksalsfügungen münden in einem Plattenvertrag mit einem Major-Label.

Leseprobe:

I want to break free

Irish Pub Kiltrock in Kassel

„Jetzt kommen wir zur Abteilung Jugendsünden. Ich wette, da kann hier jeder mit singen. Spätestens beim Refrain krieg ich euch alle!“
Mit einem Grinsen steht Stefan auf der Bühne des Irish Pub. Eine kurze Anmoderation, während bereits die ersten Takte des Karaoke-Playbacks aus den Boxen tönen, und dann geht es auch los:

Wuhu …“. Binnen Sekunden singen alle lauthals mit.

Hätte ihm vor sechs Wochen jemand gesagt, dass er heute hier auf der Bühne stehen und ausgelassen singen würde, er hätte es nicht geglaubt. Zu tief erschien ihm das Loch, in dem er festsaß. Freiwillig vor eine große Menschenmenge treten, ohne den Drang sofort zu fliehen. Oder allein schon seine Fröhlichkeit.

„Du trägst keine Liebe in dir!“, schmettert er die ersten Zeilen des Refrains ins Mikro und animiert das Publikum zum Mitsingen, was dieses auch bereitwillig macht. Lauthals und textsicher grölt der ganze Saal mit.
Den Titel hat er nicht ohne Hintergedanken gewählt. Trifft er doch genau den wunden Punkt, wenn er an seine schmerzliche Trennung vor vier Monaten denkt. Obwohl, es war nicht erst die endgültige Trennung, sondern bereits die Wochen und Monate zuvor, die ihn zweifeln ließen. Als Katja ihn an Neujahr plötzlich komplett weggestoßen hatte, sie von einem Moment auf den nächsten keinen Kontakt mehr wollte und er auch ihre Kinder, die er so sehr ins Herz geschlossen hatte, nicht mehr sehen durfte. Das war zu viel für ihn. Es fühlte sich an, als habe ihm jemand komplett den Boden unter den Füßen weggezogen. Die Depressionen, die in den Monaten davor immer schon mal um die Ecke geguckt hatten, überrollte ihn in dem Moment mit voller Wucht.

„Dich zu vergessen war nicht sehr schwer. Denn du trägst keine Liebe in dir!“

So treffend der Songtitel an sich ist, entsprach diese Zeile des Refrains dann doch nicht der Realität. Wie gern hätte er einfach vergessen und weiter gemacht. Aber daran war nicht zu denken. Kurz musste er daran denken, wie es ihm die Kehle zugeschnürt und die Panikattacke ihn getroffen hatte, als ihm alles zu engleiten schien, und er glaubte, Katja und die Kinder nun verloren zu haben. Wie ein Häufchen Elend hockte er da in der Ecke ihres Balkons. Versteckt vor den Blicken der Nachbarn und unentdeckt von den Kindern. Keiner sollte es mitbekommen. All die Sorgen und Ängste, die er über Wochen und Monate geschluckt und versucht hatte, in sich zu begraben, traten mit voller Wucht an die Oberfläche, als sie ihn von jetzt auf gleich wegschickte.

„Ich muss mich erstmal von deiner Nähe erholen!“

Dieser Satz von ihr hatte ihn tief getroffen. So, als sei er eine Krankheit, die sie nur mit Glück überstanden hatte. Bei dem Gedanken an diesen Morgen merkt er sofort wieder, wie seine Stimme brüchig wird und sich die Tränen ankündigen.
Schnell versucht er, sich wieder auf den Auftritt zu konzentrieren.

Was ist, wenn es gut wird - Leseprobe 2.pdf (263,1 KB)

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Hey erstmal Respekt, dass du über deine Depression offen sprechen kannst und dass viel davon in deine Geschichte fließt. Ich habe auch den „Schlag“ der Depression voll abbekommen, auch mit Klinik, Medikamenten etc. Und der Umgang mit Depression kann, wie mein Dozent sagt, eine sehr reiche Quelle für Kreativität sein. Dein Schreiben finde ich gut, werde noch mal genauer lesen weil ich auf dem Sprung bin.

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Hallo Sebastian, zunächst mein Mitgefühl. Ich selbst kenne diese Dämonen und finde es beachtlich, wie schnell du dich aus dieser Spirale hinausbewegt hast. (scheint so) Das zeigt mir wieder, Musik kann vieles heilen. Und Zu Deinem Text: Als hättest du schon immer geschrieben. Die Zeilen aus dem Song zu nehmen und dich entlang schrieben, … ich hätte Interesse weiterzulesen. Tue mich aber auch schwer mit Rückmeldungen zu Texten. LG und alles Gute!

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Vielen Dank für die lieben Worte. Jetzt konnte ich auch noch eine kleine Leseprobe anhängen, falls du Interesse hast.

Erstmal vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Freue mich über eine weitere Rückmeldung. Hoffe immer was neues zu lernen.