Unser Sprachstil ist von unserem Gegenüber abhängig, der Protagonist spricht in einem Roman also mit einem Bauern oder einem Adligen vielleicht auf ganz unterschiedliche Weise, dazu kommt Motivation, Stimmung, Alkohol, Müdigkeit… Es gab in der Antike bereits große Denker, warum sollen Figuren in einem Mittelalter-Setting nicht klug daherreden? Ob meine Figuren aber tatsächlich jeder ihren eigenen Stil haben, wage ich zu bezweifeln, im Grunde denke ich darüber kaum nach. Ein brauchbarer Trick wäre ihnen eine bestimmtes Lieblingswort anzuheften, dass sie wiederkehrend gebrauchen.
Was die Sprache des Erzählers anbelangt: ob nun flüssig und einfach oder gehoben und verschnörkelt, es muss sich einfach sympathisch anfühlen. Ab und an störe ich mich an einer bestimmten Formulierung oder mittlerweile auch Wörtern, die man wegkürzen könnte, aber ansonsten mache ich mir dazu wenig bis keine Gedanken. Entweder ich mag die Sprache des Autors Instinktiv oder eben nicht.
Persönlich nutze ich gerne aus der Mode gekommene Begriffe wie das berüchtigte Fräulein und verwende es auch für moderne Settings. Dieses Wort hatte einmal seine Berechtigung im Sprachgebrauch und ob es sinnvoll ist, es aus dem Wortschatz zu tilgen, darüber lässt sich streiten. So lange Rede- bzw. Meinungsfreiheit in diesem Land besteht, existiert auch Textfreiheit.
Um mein Unverständnis über die Abschaffung des Fräuleins zu veranschaulichen:
Deutsch ist keine Silbensprache, sondern eine Wortsprache. Das Wort als Informationseinheit genießt Priorität. Deshalb sprechen wir weniger Worte im selben Zeitraum als beispielsweise Spanier, weil unsere Wörter effizienter sind, sie transportieren **mehr **an Informationen.
“Fräulein” transportiert folgende Informationen: weibliche Person, unverheiratet, aber heiratsfähig, junge Erwachsene, kinderlos. Das sind gut fünf Informationen in nur einem Wort, der Leser ist sogleich im Bilde. Um das Fräulein hingegen von einer Ehefrau (mit oder ohne Kinder) abzugrenzen, wenn ich es nur als Frau betitel, müsste ich es so bennenen: Eine Frau, jung, unverheiratet und ohne Kinder. In Frau steckt nur eine Information, nämlich die weibliche Person, deshalb brauche ich drei Zusätze, die ich dem Wort “Frau” hinterherschieben muss, nämlich jung, unverheiratet, ohne Kinder. Ineffizient, selbst wenn ich mir das heiratsfähig schenke, da man heutzutage ja auch Witwen und Geschiedene problemlos heiraten kann.
So ein effizientes Wort entsteht nicht durch Sexismus, sondern durch die Notwendigkeit ein solches Wort im Alltag zu gebrauchen um all den peinlichen Fragen zu Beziehungs- und Familienstand vorzubeugen. Gerade am Arbeitsplatz, wo sich viele Paare kennenlernten, machte dies durchaus Sinn.
Show dont tell wird überbewertet. So lange ich mir das Erzählte oder Beschriebene bildlich vorstellen kann - und dass geht meiner Meinung auch durch tell - macht der Autor alles richtig. Das Kopfkino muss laufen, nicht mehr, nicht weniger.
Show ist zwar etwas bildreicher, dafür aber auch länger und damit irgendwie ermüdender - für Autor und Leser - als tell.