Ihr Abgrundguten! Ich war fleißig. Nee, eigentlich bin ich es noch. In diesem Jahr konnte ich mich zwischen zwei verschiedenen Plots nicht entscheiden - ich fand sie zu gut, um auch nur einen davon aufzuschieben- und habe mich dann kurzerhand in beide gestürzt. Außerdem war es mal ganz interessant zu erfahren, was meine Synapsen dazu sagen. Bevor ihr fragt – es geht ihnen gut. Ich stelle Euch mal einen davon vor: „Rattenschwanz, ein Kriminalroman"
Hier eine Inhaltsangabe (Nicht der Klappentext) – exklusiv nur für Euch: Bobby Sörensen hat mit seinem Schwager vor Jahren sturzbetrunken einen Unfall versursacht, bei dem eine schwangere Frau ums Leben kam. Er hat dafür im Knast gesessen und leidet seitdem wie ein Hund. Er verlässt seine Wohnung nur noch selten und ist in Therapie. Dann zieht eine neue Nachbarin ein, frisch, jung, flippig und verständnisvoll – Isis. Die Dame macht u. a. Rückführungen und Hypnose und Bobby hilft ihr – nach langem Zögern und Zicken – bei der Bearbeitung. Mein Held hat einmal Geschichte studiert und es geht darum, die jeweilige Epoche, in der sich diese Leben abgespielt haben/sollen, festzulegen. Und so langsam kommen ihm Zweifel: Hat er wirklich den Unfall gebaut? Oder sein Schwager? Parallel dazu ist sein Schwager Arne von seinem Leben und seiner Ehe total gefrustet, er steht beruflich unter Druck, er kann seinen Sohn nicht leiden und es gibt keinen Sex mehr. Er jagt wie ein Irrer erfolglos den Frauen hinterher. Im Grunde genommen eine Geschichte, in der der Schniedel eines Mannes einen riesengroßen Schaden verursacht. Daher der Titel „Rattenschwanz“. Da das Thema nach Zensur schreit, habe ich mich bemüht, möglichst wenig Kraftausdrücke zu benutzen. Und ich denke, dass dieser Roman durchaus von Minderjährigen gelesen werden kann. Da ich jedoch weiß, dass Ullis moralischer Standard so hoch ist, wie ich kaum schauen kann, gebe ich hier nur die Szenen zum Besten, die man theoretisch auch seiner Omma vorlesen könnte. Wir alle wissen ja: Getötet werden darf – Leben erzeugen ist böse und unmoralisch. Whatever. Ich habe natürlich alle Register gezogen, um einen brusttrommelnden Macho-Man zu beschreiben, und ich bin sicher, jeder von uns kennt so eine Type. Von der Recherche her gab es einiges zu tun. Ich bin zwar in dieser Richtung angehaucht, von Rückführungen hatte ich bislang keine Ahnung. Jetzt fühlt sich das so an, als könne ich über dieses Thema Seminare abhalten. Wenn alles so klappt, wie ich mir das vorstelle, versuche ich mal ganz etwas Neues. Oder? Ist das neu? Jedenfalls wird die Story überraschend aber logisch gelöst. Alles ist klar, aus die Maus. Nach dem letzten Kapitel jedoch soll es noch ein allerallerletztes Kapitel geben, dass die ganze Geschichte in Memorial of E.A.P. ab absurdum führt. In meiner Vorstellung sollen das zwei nicht aufgeschnittene Seiten sein und der geneigte Leser soll selbst entscheiden, ob er mit dem Ende zufrieden ist oder nicht. Ob Bod oder wer auch immer das technisch umsetzen kann – ich weiss es nicht. Aber ich werde es erfahren. Ich gebe Euch hier ein paar kapitelauszüge aus dem Roman. Die Kapitel sind jeweils recht kurz, damit erzeuge ich eine gewisse Geschwindigkeit, die nicht einfach zu halten war. Redaktionelles Lektorat erfolgt. Genug gelabert. Leseprobe:
**Isis ** Bobbys Woche plätscherte so dahin. Aber nicht wie ein sprudelnder Bergbach, der sich munter vitalisierend durch uralte Gesteinsschichten geschlängelt hatte, eher wie eine geborstene Rohrleitung in Tschernobyl. Eine graubraune Masse schien sich auf ihn und alles andere in seiner Wohnung zu legen. Um diese Negativstimmung zu verstärken, lief den ganzen Tag der Verkaufssender im Fernseher, auf dem 24 Stunden lang wohlgetunte Damen und Herren alles von der Erwachsenenwindel bis zum brasilianischen Mehrkaräter fröhlich feilboten. Bobby wühlte sich Tag für Tag und Stunde für Stunde in die uralten Bilder dieser einen, gottverdammten Nacht. Er rieb sich die winzigen Glassplitter der geborstenen Frontscheibe unter die Haut, er malte sich mit dem Blut des Opfers breite Streifen ins Gesicht, er saß teilnahmslos auf einem Küchenstuhl und ließ das alles leidend auf sich einwirken. Das war seine persönliche Auffassung von Buße. Gleich zwei Leben hatte er ausgelöscht – eine Frau und ihr ungeborenes Kind in ihrem Leib. Was hätte aus diesem Kind werden können? Ein Kanzler, eine erfolgreiche Aktivistin, die Retterin der Erde, der Verhinderer des nächsten oder übernächsten Weltkrieges? Vielleicht hatte er aber auch einen neuen Hitler oder Stalin gekillt oder einfach nur ein großes, blödes Arschloch, dass nach der Arbeit Frau und Kinder verprügelt. Diese Gedanken kamen ihm jedoch überhaupt nicht in den Sinn. Mit düsterer Miene fütterte er weiterhin den Wolf, der ihn von innen zerfleischte und sich langsam, aber stetig durch die Käfigstäbe seines Brustkorbes fraß. Die von Frau Doktor verschriebenen Pillen hatte er zwei Tage liegen lassen, aber er sehnte sich nach Schlaf und nahm dann doch zwei Stück. Dann klingelte es abends an seiner Tür. Niemand, niemand, der ihn kannte, klingelte bei ihm. Bobby hatte die wenigen Menschen in seiner unvermeidbaren Umgebung intensiv geimpft, Klopfzeichen zu geben. Warum, war ihm selbst nicht ganz klar, auf jeden Fall empfand er die wenig melodische Türklingel als bedrohlich. Es konnte sich also nur um einen nicht Eingeweihten handeln, dem er natürlich nicht öffnen würde. Durch den Türspion erblickte Bobby eine junge Frau, die zu wissen schien, dass er sie anstarrte. Unvermittelt drückte sie noch einmal auf den Klingelknopf, so dass Bobby zusammenzuckte und sich das Knie am Türrahmen stieß. Die Frau wartete ungeduldig ein paar lange Sekunden, schaute dabei zweimal auf die Uhr, zuckte dann mit den Schultern und lief den langen Flur zurück, um dessen Ende sie nach links abbog. Wohnte sie hier im Haus? Bobby kannte hier kaum jemanden, nur die alte Frau Braun aus dem Parterre und den Späthippie aus dem dritten Stock. Die Unbekannte kehrte jedoch einen Abend später zurück vor seine Tür und Bobby verharrte wieder in orthopädisch unverantwortlicher Körperhaltung am Spion. Und öffnete nicht. Irgendetwas steckte die Unbekannte zwischen Tür und Türrahmen und verschwand ein weiteres Mal den Flur entlang. Nach einer geschlagenen halben Stunde öffnete Bobby die Tür. Eine kleine Visitenkarte flatterte auf den Boden. „Isis Fechner Rückführung und Hypnose“
Testikel
Im Leben eines beinahe jeden Mannes kommt der Zeitpunkt, an dem er seinem primären Geschlechtsmerkmal einen Namen geben muss. Meist etwa dann, wenn die ersten Haare sprießen. Die Entscheidung war für Arne nicht leicht gewesen. Die Auswahl war so groß! Tigerpython, Hammer, Fleischpeitsche, Freudenspender, Boa Confictor, Kalle Blomquist – das hatte Arne nie verstanden -, der Cäptn, der Commander. Aber das gab es ja alles schon. Arne nannte seinen Penis schließlich Klein-Arnie. Ja, das klang ein wenig niedlich, eher nach einem Cornichon, und niedlich war ganz klar eine Beleidigung. Aber der Hinweis auf Arnold Schwarzenegger machte das alles wieder wett. Annika nannte ihn schlicht „das Ding“. Nicht einmal „dein Ding“, sondern das, als wäre es kein wichtiger Teil von Arne. „Nimm das Ding da weg!“ Wie oft hatte er das gehört? Arne war ein Mann in den besten Jahren. Okay, den zweitbesten Jahren, und er stand auf dem Höhepunkt seiner Potenz. Und wenn Annika nicht wollte – bitteschön! Er war doch auch nur ein Mann.