EIN Wochenende? Ich fürchte, darüber könnten Kunsthistoriker, Psychologen und Kriminologen eine wochenlange Konferenz mit hunderten Vorträgen und Podiumsdiskussionen abhalten …
Das glaube ich nicht. Eine „Interaktion“ findet statt. Auch wenn sie bei jedem Menschen anders ausgestaltet ist.
Da schließe ich mich @donald313 voll inhaltlich an. Aber du musst ja nicht unbedingt in die Hohe Kunst oder in die Niederungen der Politik (wo mittlerweile schon die Kopie der Kopie der Kopie der Kopie als Original gilt) hingucken. Vergleiche mal die Fernsehserie Pippi Langstrumpf aus dem Jahr 1968 (bei der Astrid Lindgren sowohl am Drehbuch mitgearbeitet hat als auch die Hauptdarstellerin Inger Nielson persönlich gecoacht hat) mit der US-amerikanischen Version von 1988 oder gar dem unglaublichen Zeichentrickschwachsinn von 1997. Da sind Welten dazwischen.
Oder in der Musik: Hör dir „Hound Dog“ von Elvis an und vergleich das mal mit dem Original von Big Mama Thornton. Der Unterschied spricht für sich. (Abgesehen davon, dass der blasse Junge die Scheibe 10 Millionen mal verkauft hat und Mama Thornton grad mal 500 $ für die Rechte gab, geht es in dem Lied um eine Frau, die einem Stalker in die Schranken weist.)
oh yeah, baby. ist hard to be an original in a world of copies…
Au, das ist schwierig.
Ein guter Kopist versteht sein Handwerk ja auch, so ein Bild braucht genauso viel Zeit und niemand kann sagen, ob da nicht auch viel Herz und Seele drinnesteckt.
Wenn das dann beim Betrachter Gefühle auslöst, sind sie doch echt und nicht vorgegaukelt.
Ein Bild, was einem Monet im Stil täuschend ähnelt, aber keiner ist, kann einem doch genauso gut gefallen.
Hinkt etwas. In diesem Fall ist die Täuschung wohl aufgeflogen, weil sich der Herzallerliebste verändert hat und offenbar nicht mehr als Traummann agiert.
Ein Bild bleibt aber unverändert, in unserem Fall hat sich da lediglich das Wissen um die Urheberschaft verändert.
Dann nimm den Riesenerfolg von ‚die Tribute von Panem‘. Kaum jemand weiß, dass die eigentlich auf dem Roman ‚Battle Royale‘ von Koushun Takami basieren.
Oder ‚Eragon‘, seinerzeit ein Riesenerfolg, aber ziemlich schamlos aus diversen anderen Fantasywerken zusammengeklaut.
Danke!
@gschichtldrucker: Manmanmanmanman … gerade noch war ich bei Mozart und Wagner. Und jetzt haust Du ELVIS in die Pfanne. Einen der Größten für mich überhaupt. Tatsache. Das Original ist fantastisch. Aber Elvis … eben Elvis.
Sei’s drum: ich weiß schon, was Du meinst. Was die Politik betrifft, wäre ich schon froh, wenn wir irgendwo einen halbwegs begabten Imitator hätten … ein bisserl Helmut Schmidt zum Beispiel. Oder Wehner. Oder Strauß (nein, nicht den Johann mit Doppel-S, obwohl der auch grandios war).
Nebenbei: in der Disney-Welt z.B. ist Carl Barks der „godfather“, der Schöpfer legendärer Figuren und Geschichten (er hat Dagobert Duck, die Panzerknacker, Gustaf Gans, Daniel Düsentrieb, Gundel Gaukeley und viele andere erdacht und mit Charakter und Leben gefüllt, großartigste Fabeln erzählt) - neben und nach ihm dann: unzähliges an Massenproduktion, Mist und Schrott (wie bei Pippi Langstrumpf) - und plötzlich: erscheint ein Autodidakt, ein wohlhabender Diplomingenieur, der sich an Barks orientiert und dessen Geschichten imitiert (!) und weitererzählt (Keno Don Hugo Rosa, aka „Don Rosa“) - und dank seiner schöpferischen Genialität und Fähigkeit, Barks neu zu erfinden, selbst zur Disney-Legende wird.
PS: übrigens ein großartiger Roman über Elvis: „Heartbreak Hotel“ von Mark Childress.
Hinkt etwas. In diesem Fall ist die Täuschung wohl aufgeflogen, weil sich der Herzallerliebste verändert hat und offenbar nicht mehr als Traummann agiert.
Hinkt das wirklich?? Ein Kunstwerk ist immer statisch und abgeschlossen. Ein Mensch natürlich nicht - aber er kann die Illusion durchaus ein Leben lang aufrechterhalten. Schließlich auch ein beliebtes Sujet: erst nach dem Tod stellt sich plötzlich heraus, dass der Verstorbene „gar nicht der war, für den alle ihn hielten“.
Sorry wegen Elvis, @donald313. Er war wirklich The (White) King of Rock, aber eben auch ein Opfer der US-Pop-Industrie, die fast ausschließlich von Kopien lebt. Und die gleiche Kritik muss ich natürlich auch an meinen eigenen Rock-Göttern (den Rollling Stones) anbringen, die sich ebenfalls reichlich aus dem Fundus Schwarzer Musik bedient haben.
btw: Ein echt tolles (und überaus witziges) Sachbuch zu diesem Thema lieferte heuer Harriot Michael mit Black As F*** - Die wahre Geschichte der USA. Schwere Empfehlung!
hmmm … wenn er die Täuschung wirklich sein ganzes Leben lang aufrechterhalten konnte, es niemand gemerkt hat und alle damit glücklich gewesen sind - wo ist dann das Problem?
Das Thema ist echt faszinierend, ich hab jetzt noch ne ganze Weile drüber nachgedacht. Mein Fazit: Wenn eine Kopie so gut ist, dass ich sie nicht vom Original unterscheiden kann, hab ich kein Problem damit.
Wenn sie allerdings Mängel aufweist oder ohne Schwierigkeiten als Fälschung erkennbar ist, aber erst dann, tritt bei mir Dasselbe ein wie bei dir: Ich fühle mich betrogen (bzw. verarscht).
(Auch) deswegen fand ich ‚Eragon‘ so grottenschlecht, weil darin wirklich absolut offensichtlich von anderen Autoren geklaut worden ist.
Und ich wäre auch sauer, wenn sich mein Monet als Fälschung herausstellen würde und ich ihn deshalb nicht mehr verkaufen könnte .
Ich denke aber, ein bisschen besser kann ich deinen Standpunkt jetzt verstehen, wenn ichs auch nach wie vor völlig anders sehe. Danke für diese Einblicke.
Was die Politik betrifft, wäre ich schon froh, wenn wir irgendwo einen halbwegs begabten Imitator hätten … ein bisserl Helmut Schmidt zum Beispiel. Oder Wehner.
Dein Wort in Gottes Ohr!!
Oder ‚Eragon‘, seinerzeit ein Riesenerfolg, aber ziemlich schamlos aus diversen anderen Fantasywerken zusammengeklaut.
Nun ja, der Autor war damals ein Teenager, dessen Eltern alle Möglichkeiten nutzten, das Buch zu publizieren. Für mich fehlte da deutlich die Arbeit eines erfahrenen Lektors und mir hat es insgesamt nicht wirklich gefallen …