Vom Pferd mitgeschleift

Hallo, zusammen!

In meinem Fantasy-Roman ist in der Vorgeschichte eine Figur zu Tode gekommen, weil sie von einem Pferd mitgeschleift wurde.
Ich würde gerne von den Reitersleuten hier erfahren, unter welchen Umständen das am realistischsten ist.
Als ich früher geritten bin, habe ich gelernt, dass man den Führstrick nie um die Hand wickeln sollte, weil man sich dann im Ernstfall nicht befreien könnte. Die Frage ist, ob reiterfahrene Leute das trotzdem tun würden? Oder wäre das so dumm, dass es einem Reiter nicht im Traum einfallen würde? Dumm soll meine Romanfigur natürlich nicht rüberkommen.

Ich bin im Internet auf einen Artikel gestoßen, in dem eine junge Frau von einem Pferd mitgeschleift wurde, weil sie sich den Führstrick zum Joggen um den Bauch gebunden hatte. Abgesehen davon, dass Joggen in meiner Fantasy-Welt eher nicht üblich ist, finde ich das extrem dumm. Auf diese Idee wäre ich als Nicht-mehr-Reiterin wirklich nicht gekommen. Aber es scheint zu belegen, dass auch erfahrene Reitersleute sich manchmal dumm verhalten, wenn es um den sicheren Umgang mit Pferden geht.

Ich hatte mich bei dem Szenario noch nicht festgelegt. Eigentlich schwebte mir eher ein Unfall beim alltäglichen Umgang mit dem Pferd (einem jungen, temperamentvollen Tier) vor, aber wenn ihr sagt, dass es besser wäre, wenn die Figur im Sattel gesessen hätte, könnte ich mir das auch vorstellen.

Was wäre eurer Meinung nach das wahrscheinlichste Szenario für ein Mitgeschleift-Werden durch ein Pferd?

LG

Pamina

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Was passieren kann: Reiter fällt aus dem Sattel, weil das Pferd bockt oder einen unerwarteten Sprung macht, und bleibt mit dem Fuss im Steigbügel hängen. Das Pferd gerät in Panik und rast davon. Gerade bei einem jungen Pferd gut möglich.
Heute gibt es Sicherheitssteigbügel, die das verhindern.

PS: Erfahrung schützt vor Dummheit nicht. Das Aua habe ich am eigenen Leib erfahren :frowning:

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Ich kann da aus eigener, schmerzlicher Erfahrung schreiben:
Pferd gesattelt, der Wallach - großrahmiger Lipizzaner-Mix - bläht sich auf, der Sattel, von mir unbemerkt, sitzt zu locker. Das machen Pferde öfter mal, wenn sie keinen Bock haben oder der Sattel nicht gut paßt (Sattelzwang). Normalerweise kontrolliert man das nach ein paar Minuten, und zieht dann ggf. nach. Das hab ich verpennt. Im Gelände erschrickt sich das Pferd vor einem Holzstapel, der gestern noch ganz anders gelegen hat (!), macht einen Bocksprung, dreht sich um 180 Grad in der Luft und geht durch. Ab nach Hause! Sattel verrutscht an die Seite, ich natürlich mit. Ich hing also an einer verschwitzten Flanke bei gut 40 km/h in wunderbarer Reichweite für die schwingenden Hufen.
Eine Option in so einer Situation ist, das Pferd anzuhalten, indem man einen Zügel stramm zieht, um wenigstens einen Kreis zu lenken oder gegen ein Hindernis und langsamer zu werden oder zu stoppen. Pferd reagiert aber nicht.
Zweite Option, nicht so witzig: Raus aus den Bügeln und fallen lassen. Das habe ich dann auch getan. Unsanft auf dem Rücken gelandet, aber okay bis auf ein paar Prellungen. Mein Pferd verschwindet im Nebel meiner Daunenjacke, die hintendrauf geschnallt war.
Im Nachhinein gruselte es mich, weil links und recht des Feldweges große Steine lagen. Ich hatte wohl gerade eine Lücke erwischt.
Andere Variante wäre, in einem Steigbügel hängenzubleiben und zu Tode geschleift zu werden, auch kein Problem.
Mit einem Pferd an der Hand mitgeschleift zu werden, halte ich für schweirig. Und noch dämlicher, als den Sattelgurt nicht zu kontrollieren. Dabei müßte man sich den Fürstrick oder die Longe - vielleicht möglicher, weil unendlich lang - endlos um das Handgelenk knoten. Aber nicht unmöglich. Mit einer ordentlichen Portion Pech ist auch das machbar.

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Was mir mal passiert ist:
Ich habe ein Pferd durch ein Tor geführt. Aus unerklärlichem Grund ist es irgendwie hängen geblieben und hat vor Schreck einen Satz nach
vorn gemacht. Ich konnte mich gerade noch so halten. Das Pferd ist auch gleich wieder stehen geblieben. Ich hatte Glück. Das hätte auch ganz anders ablaufen können, wennn ich z.B. hingefallen wäre und/oder das Pferd durchgegangen wäre.

Eine andere Möglichkeit: Deine Figur sitzt auf dem Kutschbock, die Deichsel bricht, die Tiere gehen durch und die Figur wird vom Bock gezogen und mitgeschleift.

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Ich bin auf der Weide so oft umgerannt worden, besonders auf der Junghengstkoppel. Wenn man so in der Meute von 30 pubertierenden Pferden steht, kann auch das schon schief gehen, da reicht schon ein Beutel frischer Möhren.
Was der Reiter oft vergißt: Von der Kraft her kann dich das Pferd locker über eine Scheune werfen. Die Sache mit den Zügeln und den Gewichtshilfen ist eigentlich nur eine Art Einigung.
So Original-Ton von meiner Stute.

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Danke, da sind ja schon schaurig-schöne Vorschläge dabei!
Ich stelle halt fest, dass “Dummheit” oder “Unvorsichtigkeit” doch häufiger ein Problem zu sein scheint, als man denkt.
Und dabei wird einem immer wieder gesagt, man solle seine Helden nicht dumm handeln lassen, denn dann würden sie schwach wirken und das sei für die Geschichte und dafür, wie sie beim Leser ankommt, nicht gut.

In meinem Fall handelt es sich um eine Frau. Ihr neunjähriger Sohn wird Zeuge ihres Unfalltodes. Und er wird auch Zeuge, wie eine unbedachte Handlung einer weiteren Figur, die zu einer anderen Spezies gehört, den Schrecken bei dem Pferd ausgelöst hat. Von da an wird der Sohn dieser Figur immer einen Groll gegen die gesamte Spezies haben, zu der der Vertreter gehört, der das Erschrecken beim Pferd seiner Mutter ausgelöst hat.

Die Sache mit dem Tor gefällt mir schon mal ganz gut. @Pferdefrau, was hätte denn passieren können, wenn du kein Glück gehabt hättest? (Verzeih mir, aber ich brauche hier wirklich die schlimmsten Szenarien …) Und wie wäre es, wenn sie zwei Pferde gleichzeitig geführt hätte? Könnte man da was draus machen?

Glücklicherweise gibt es die in meiner Fantasywelt nicht …

Aber nicht unmöglich. Die oben zitierte Frau, über die ich im Internet gelesen habe, hatte sich den Führstrick um den Bauch gebunden …
Wahrscheinlich rühren solche “Dummheiten” eher von einem übertriebenen/ unrealistischen Vertrauen zum Pferd her.

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Deine Stute kann Deutsch?

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Ein Bekannter von mir hat einmal viel zu früh ein Fohlen von seiner Stute getrennt. Ein Drama! Danach hat er dann die Box der Stute betreten. Sie hat ihn gnadenlos und sehr nachhaltig zusammengetreten, der Mann hat knapp überlebt. Aber nur, weil Jemand den Vorfall bemerkte. Er hat bis heute ein schiefes Gesicht und mit Pferden nichts mehr zu tun. Also: Zossen agro machen, aufstacheln, Opfer hineinschicken - ZACK!

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Nein, natürlich nicht, das wäre doch absurd?! Samiha ist eine Araberstute, wir haben ausschließlich in ihrer Muttersprache kommuniziert.
Und natürlich nonverbal.

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Es kommt sogar vor, dass Menschen Fremdsprachen lernen, warum nicht auch Pferde …

Nette Idee, aber das passt nicht so gut zu meiner Figur. Sie liebt Pferde. Und ihr Sohn soll ja jemanden verantwortlich machen, der eigentlich nichts dafür kann. Ungerecht halt …

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Ich dachte ja daran, dass Jemand anders, der Böse, Stute und Fohlen trennt oder sich etwas anderes Fieses ausdenkt, um das Pferd sauer zu machen, und dann das anhnungslose, Pferde liebende Opfer hinterhältig unter einem Vorwand in die Box lotst.
Aber Du machst das schon.

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Mir ist mal in jungen Jahren, kurz vor einem Gewitter, ein Haflinger durchgegangen. Ich saß entspannt auf seinem Rücken und blickte prüfend in die Wolken, als unter Donnerschlag ein Blitz ganz in der Nähe einschlug. Mein Ross machte einen Sprung vorwärts und galoppierte los wie wild, ich fiel fast aus dem Sattel, verlor die Steigbügel und klammerte mich nur noch an Hals und Mähne fest. Leider versuchen diese durchgegangenen Mähren häufig auch den Reiter loszuwerden und streifen absichtlich an Bäumen und Strauchwerk. Ich wurde an Armen und im Gesicht zerkratzt, ließ aber nicht los, irgendwann blieb Hansi von selbst stehen. Ich hatte den Sattel erfolgreich verteidigt, zitterte aber am ganzen Körper. Wenn man aus dem Sattel fällt, aber mit einem Bein im Steigbügel hängen bleibt, kann man sicher zu Tode geschleift werden. Abgesehen davon ist Reiten eine der gefährlichsten Sportarten. Auch der erste filmische Superman musste diese bittere Erfahrung machen.

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Vielleicht noch eine andere Idee: Dieser Vertreter einer fremden Spezies kennt sich mit Pferden nicht aus. Er möchte eigentlich was Gutes tun und das Pferd füttern, aber bietet ihm versehentlich Giftpflanzen an (vgl. Oleander bspw.).
Aufgrund der Schmerzen und Krämpfe dreht das ansonsten lammfromme Tier durch und trampelt die Mutter zu Tode. Damit wäre deine fremde Spezies nicht unbedingt böse, aber der Junge würde ihm natürlich trotzdem die Schuld geben.

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Das Pferd hätte mich über die Weide schleifen können. Ich hätte einen Huf an den Kopf bekommen können, hätte mit dem Kopf auf einen Stein fallen können. Ich wills mir lieber nicht mehr vorstellen.:scream:

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Wie weiland Sherlock Holmes schon sagte: “Sie sind gefährlich an beiden Enden und durchtrieben in der Mitte.” :smiley:

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Genau das ist mein Punkt: Hättest du wirklich nicht loslassen können? Ist man dann so in Panik, dass man einfach festhält - quasi aus Reflex?
Oder ist das Loslassen schon noch möglich, wenn man sich nur in dem Moment daran erinnern würde?

Wenn ich lesen würde, dass ein pferdeerfahrener Mensch sich den Führstrick um die Hand wickelt, würde ich die Pferdeerfahrung des Autors oder der Figur stark in Zweifel ziehen. Ich finde, es gibt ein paar grundsätzliche Dinge, die einem in Fleisch und Blut übergehen, dass man gar nicht mehr drüber nachdenkt; und dazu gehört eben die Haltung des Führstrickes.

Unfälle mit sich erschreckenden Pferden sind dagegen sehr häufig, auch bei Profis, weil Pferde Fluchttiere sind. Meiner Erfahrung nach muss ein Pferd schon sehr sehr gut trainiert sein und riesiges Vertrauen zu seinem Menschen haben, um bei einem plötzlichen lauten Geräusch oder einer unbekannten Bewegung nicht erst mal durchzugehen, siehe z.B. Polizeipferde, die jahrelang trainiert werden, bevor sie bei Demos etc eingesetzt werden können. Und selbst dann gibt es keine 100% ige Garantie, dass das Pferd nicht durchgeht.
Also wäre es sehr realistisch, dass jemand einen lauten Knall in der Nähe des Pferdes (platzender Ballon, Reifen, Gewehrschuß, Peitsche) oder eine plötzliche Bewegung macht (mit einer Gerte, einer Fahne, einem Tuch wedeln, einen Ball werfen). Das Pferd bricht zur Seite aus, stößt die Frau dabei um und tritt sie unglücklich z.B. auf die HWS (Genickbruch, Schädelhirntraum mit Todesfolge).

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Der ist für mich echt kein Maßstab. Als ich eine Folge von ihm gelesen hatte, in der er sagte, er müsse schnell vergessen, dass die Erde rund sei (was er vorher nicht wusste), um mehr Platz in seinem Kopf für wichtige kriminalistische Details zu haben, war Sherlock Holmes für mich untendurch.
Man kann gar nicht genug Allgemein- und Spezialwissen haben, wenn man Kriminalfälle lösen will. Und wenn er wirklich schlau wäre, wüsste er das.
Genau dieses Wissen um die runde Erde hätte vielleicht einen seiner Fälle lösen können …

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Irgendwann vielleicht schon. Aber ich neige dazu, mich festzuklammern. Das passiert unbeabsichtig. Keine Ahnung wieso.

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Ja, dafür habe ich schon eine Idee. Sie hängt mit der speziellen Eigenschaft dieser Spezies zusammen und passt daher ganz gut.

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