ich habe von meinem vhs-Kurs eine neue Hausaufgabe zum „Magischen Realismus“ bekommen. Anbei mein Text.
Über Feedback würde ich mich sehr freuen!
Gruß
Super Girl
Die Bürste und die Flöte
Eine Haarbürste verliebte sich in eine Flöte. Jeden Abend wurde die Flöte von den geschickten Fingern des Musikers zum Leben erweckt und jeden Abend schwebten sanfte Melodien durch die Wohnung. Die Haarbürste war davon so verzückt, dass ihre Borsten ganz weich wurden.
Eines Abends war der Musiker krank, sodass er sich nach einer heißen Dusche sofort ins Bett legte. Die Flöte wurde an diesem Abend nicht angerührt. Das Fenster im Flötenzimmer hatte er vergessen zu schließen.
Mitten in der Nacht wehte ein Wind durch das Flötenzimmer und entlock-te der Flöte einige leise Töne. Dass die Flöte ohne menschliches Zutun zum Leben erweckt wurde, gefiel der Bürste so sehr, dass sich ihre Borsten spreizten. Die Töne wurden mal hoch, mal tief. Diese neue Melodie erklang die ganze Nacht hindurch. Der Musiker bekam davon nichts mit, er schlief tief und fest.
Am nächsten Morgen erlosch der nächtliche Zauber, den der Wind mit sich brachte. Die Flöte lag wieder stumm auf ihrem Platz. Der Musiker schloss alle Türen und Fenster, dann kuschelte er sich nach einem schnellen Frühstück wieder ins Bett, da er immer noch krank war. Das war zwar schade. Aber ihrer Liebe tat das keinen Abbruch.
Der erste und der letzte Satz ist vorgegeben … das wäre nichts für mich. Das klingt wirklich nach Hausaufgaben. Aber das nur am Rande.
Zu deiner Frage. Ich denke, dass das so nicht funktioniert. Meiner Meinung nach müsste der Musiker die Geschichte erleben. Also aus dem Realismus hinaus ins Magische. Ich würde ihn in den Vordergrund rücken und das " Liebesspiel" beobachten lassen oder was auch immer.
Den Begriff „Magischer Realismus“ kannte ich noch gar nicht, das musste ich erstmal im Internet suchen. Jetzt habe ich wieder etwas dazugelernt, danke.
So wie ich das verstanden habe, geht es um die Verschmelzung von Realem mit magischen Elementen. In deiner Hausaufgabe habe ich nicht so recht den Eindruck von Verschmelzung, irgendwie bleiben die Realität des kranken Musikers und die magische Welt von Bürste und Flöte voneinander getrennt, ohne Verschmelzung.
Ich habe dein Buch „Mein Leben ist anders“ nicht gelesen, aber was ich hier im Forum darüber erfahren habe, klang so, als wäre dir darin die Verschmelzung zwischen Fantasiewelt und realer Welt gelungen. Ich zitiere den Kommentar von Lyrikfan zu deinem Buch: „Es ist recht nett und unterhaltsam geschrieben aber auch ziemlich verwirrend… Ich hatte einige Male dabei Schwierigkeiten, Fantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden.“
Ich würde mal sagen, wer sich diese beiden (meiner Meinung nach ziemlich ungeeigneten) Sätze für Anfang und Ende ausgedacht hatte, dem liegt der Magische Realismus viel weniger als der Autorin von „Mein Leben ist anders“.
Danke fürs Feedback. Unsere Dozentin hat gesagt, dass zwei Gegenstände „zum Leben erweckt“ werden sollen. Allerdings ohne sie dabei zu vermenschlichen.
Zum Beispiel können sie nicht plötzlich blinzeln, weil sie keine Augen haben. Im Vordergrund sollen diese beiden Gegenstände stehen. Der Musiker ist nur eine Nebenfigur. Das ist so Absicht. Ich hoffe, ich konnte etwas verdeutlichen, wie die „Liebe“ zwischen den beiden Gegenständen doch möglich ist. Zum Beispiel, wenn der Musiker auf der Flöte spielt! Und wenn er wieder gesund ist, kann er dies ja wieder tun! Oder?
Ist ja auch alles kein Problem. Vielleicht schreibst du uns später, was deine Schreibgruppe/ Dozentin gesagt haben. Dann haben alle was gelernt. Dafür sind wir ja auch hier.
Mit diesen beiden Sätzen als Vorgabe würde ich vielleicht versuchen, eine Fabel zu schreiben. Wenn da eine Lehre bei herumkäme, die man auf das real-menschliche Miteinander übertragen kann (zum Beispiel, wie Liebe irgendein Problem überwindet), würde die Fabel ja auch irgendwie das Reale und das Magische verschmelzen, oder?
Das ist aber nicht die Aufgabenstellung, liebe @_Corinna . @Supergirl hat ja ganz klar beschrieben, was die Hausaufgabe ist. Ich hatte mal an einer Bio-Klausur stehen: „Ja, das stimmt alles. Ist aber keine Antwort auf die Frage.“ Ich habe ein mangelhaft kassiert. Zur Recht, wie ich heute finde.
Am Montag ist unser nächster Kurs mit Vorlesen der Hausaufgabe.
Ich kann euch ja hinterher sagen, wie die anderen Kursteilnehmer meinen Text finden. Euch noch einen schönen Rest-Samstag. Vielleicht melde ich mich morgen noch mal!
Nachdem ich mich damals vor die Aufgabe gestellt sah, für mein Kinder-/Jugendbuch bei BoD ein Genre festzulegen, wurde ich erstmals mit dem Begriff „Magischer Realismus“ konfrontiert und sortierte mein Buch darunter ein. Ein magisches Erlebnis/Ereignis, das inmitten der Realität oder parallel zu ihr geschieht.
Deine als Hausaufgabe vorgegebene Liebesgeschichte zwischen einer Flöte und einer Haarbürste scheint mir unter der Prämisse, die Gegenstände dabei nicht zu vermenschlichen, nahezu unlösbar, denn allein, sich zu verlieben, ist schon eine Vermenschlichung, oder? War denn die Nebenfigur des Musikers auch Bestandteil der Aufgabe? Ansonsten hätte ich vielleicht sogar gänzlich auf ihn verzichtet und der Rolle des Windes dafür mehr Raum gegeben. Auch ich bin auf das Feedback der Dozentin gespannt. Viel Erfolg!
Weißt du zufällig, wie man das zum Genre „Fantasy“ abgrenzt?
Wenn es um Halluzinationen, Fieberträume und Fantasievorstellungen geht, die sich für den Protagonisten mit der Realität mischen, wäre ich auf jeden Fall beim „Magischen Realismus“, so wie ich ihn verstanden habe.
Aber magische Erlebnisse parallel zur Realität hätte ich eigentlich im Genre „Fantasy“ eingeordnet.
Nehmen wir mal an, es handelt sich um Vampire und Werwölfe in einer Schulklasse, dann ist das Genre Urban Fantasy.
Ich schreibe gern im Realismus mit einem Touch Magie/Fantasy. Was anderes kann ich gar nicht. Das kommt einfach so raus. Ich tue mich aber schwer, meine Texte einzuordnen. Ich schreibe an zwei Romanen, einer ist Urban Fantasy und den anderen ordne ich eher im magischen Realismus ein.
Reine Fantasy zu schreiben ist schon wirklich schwer. Da ziehe ich meinen Hut vor Autoren die sich so komplexe Welten ausdenken können.
Ach ja, ich schreibe nicht über Vampire und Werwölfe.
„Realismus“ ist ja auch so eine Definitionssache. Mit literarischem „Realismus“ verbinde ich „Woyzeck“, der für mich überhaupt nichts mit Realität zu tun hatte.
Verwirrend…
Unter dem Genre Fantasy sehe ich Storys, die in einer in sich geschlossenen fiktiv konstruierten Welt spielen, die von unrealistischen oder unnatürlichen (nach allgemeinem Verständnis, denn sicher gibt es Menschen, die an die Existenz mythischer Wesen glauben) Wesen und Dingen bevölkert wird etc…, ähnlich wie in den berühmten Geschichten Tolkiens.
Basis des Magischen Realismus’ ist die eine existierende Realität, in der sich Handlungen o.ä. abspielen, die unnatürlich, übernatürlich, magisch anmuten. Die Grenze von Fantasie und Wirklichkeit weicht sozusagen auf. Bezogen auf mein Buch: Die Geschichte beginnt und endet in der bekannten Realität und auch der Protagonist ist real. Doch ihm widerfährt etwas, das sich real anfühlt – aber ist es wirklich so?
Ich liebe solche Sujets, besonders dann, wenn ich bis zum Ende nicht genau weiß, wie die Lösung aussieht. Da ich gerne Thriller lese, habe ich bspw. die Charlie-Parker-Serie von John Connolly geliebt, der es perfekt verstand unglaublich spannend Mystik und knallharte Realität zu verbinden.