Ich schreibe hauptsächlich aus der Sicht eines einzelnen Protagonisten. Als Leser weiß man soviel wie dieser und erlebt die Geschichte durch die Augen dieser Person. Manchmal schwenke ich auch auf die Szene eines Anderen, um Hintergründe oder innere Gedankengänge dieser Person näher zu bringen.
Trotzdem geht es immer ganz gut, mehrere wichtige Protagonisten nebeneinander zu behandeln. Wenn eine deiner drei Frauen wichtiger ist, als die anderen beiden, könnte diese z.B „einzelne“ Erlebnisse mit einer der anderen Frauen erleben. Das kann auch ein einzelner Dialog in der Küche sein, während sich Frau 3 im Wohnzimmer verweilt. (z.B)
Dadurch kannst du zwischen verschiedenen Nebenprotagonisten hin und her schwenken. In meinen letzten zwei Büchern hatte ich eine kleine Gruppe, die zusammen reisten. Dadurch das Dialoge schwierig werden können, wenn alle wild durcheinander reden, gab es oft „zweierdialoge“ - als ob man sich kurz abgesetzt hat, oder es gab tatsächlich eine konkrete räumliche Trennung. Bei meinen wichtigen Protagonisten achte ich schon darauf, immer mal wieder zu ihnen zu schwenken. Es gibt aber auch Nebenschauplätze, wo ein Charakter ein einzelnes Mal auftaucht, auch wenn er herausgearbeitet ist z.B wenn der Ort einmalig besucht wird. (Händler, Tankstelle, Schmiede, Hafenanlage).
Ich achte da sehr darauf. Generell lasse ich viel Personal herumlaufen, und man könnte einzelne Figuren leicht aus den Augen verlieren, wenn sie nicht immer wieder in Beziehung gesetzt werden zu den anderen Figuren. Auch eine Figur, die nur wenig Scheinwerferlicht bekommt, sollte meiner Meinung nach in anderen Szenen irgendwie spürbar sein. Und wenn es nur ist, dass eine andere Figur sie in ihre Überlegungen mit einbezieht.
Das sollte man tatsächlich auch tunlichst vermeiden. Ich habe mal einen Roman eines amerikanischen Autors gelesen, da tauchte am Ende jemand auf und war wichtig, und ich wusste gar nicht mehr, wer war denn das? Der Name kam mir vage bekannt vor, also habe ich zurückgeblättert und zurückgeblättert und die Figur dann in Kapitel 4 oder so mal erwähnt gefunden und danach nicht mehr. So eine Unterbrechung kann einen total raushauen.
Schmerzhafte Frage
ich habe in meinem Manuskript am Ende der ersten Überarbeitung festgestellt, dass sich die Verteilung „nicht gut anfühlt“ und dann mit einer sehr wilden, sehr aufwändigen „Excel-Tapete“ angefangen das Auftreten der einzelnen Figuren in den einzelnen Szenen zu dokumentieren. Inkl. der Stelle „Erstauftritt“ und „Charakterisierungsvermittlung“ und auch des „Ausscheidens“ aus dem Text. Das war für das Gesamtverständnis sehr gut - aber eben unfassbar aufwändig im Nachhinein. Würde ich künftig anders machen UND vor allem gleich von Beginn an … (und eben künftig auch mit Papyrus-Unterstützung, denn der Text von dem ich hier spreche entstand noch ohne - im Nachhinein war auch das ein Fehler )
Man kann sich im Navigator das Vorkommen der Figuren (und bei Wunsch auch die Anzahl der Vorkommen) anzeigen lassen. Natürlich werden da auch Erwähnungen einer Figur gezählt und nicht nur, wenn die Figur handelt. Papyrus zählt dafür die gefundenen Figuren-Autolinks im Text.
Ob das hilfreich ist oder nicht, liegt dann auch daran, wie vielen Figuren man eine Figurenkarte angelegt hat und wie man den Text strukturiert hat. Das kann man ja selbst schnell testen.
In den Navigator-Einstellungen hier schauen:
PS: Im Organizer geht das ähnlich und ist ggf. besser geeignet dafür. Nutze ich selbst aber nicht.
Mir persönlich nützen deine Vorschläge nichts für einen Überblick. Ich habe mir daher ein Denkbrett erstellt, auf dem ich die Kapitelnummern platziert habe und daran „angetackert“ die Namen der Figuren. Das ist sehr übersichtlich.
Hm, das klingt dann aber so, als könnte der Organizer was für dich sein.
Aber vermutlich willst du nur dann „tracken“, wenn die Figuren einen echten Handlungsganteil im Kapitel hat?
Ich lade nachher mal einen Screenshot hoch.
Ich habe sehr wenige Stellen, an denen mir nicht auf Anhieb klar ist, wer in einer Szene vorhanden ist. Ich habe ganz gute Erfahrungen damit gemacht, an diesen Stellen, eine Liste in die Szenenüberschrift einzubauen. Gerade bei solchen Stellen bemühe ich mich, dass die dann auch alle irgendwie spürbar sind.
Wie machst du das denn?
So sehe ich auf Anhieb, welche Figur in welchem Kapitel wie oft und in welcher Reihenfolge vorkommt.
Nein. Wenn die Figur bloß erwähnt wird, ist sie auch auf meinem Brettchen vorhanden. Denn nur so weiß ich ja auch, wann der Leser zuletzt mit dieser Figur in Berührung gekommen ist.
Hmm, aber könntest du dafür nicht auch den Organizer nutzen? Da werden doch automatisch alle Figuren erfasst und wenn du dann bspw. „Oma“ in die Suchmaske eingibst, auch jedes Kapitel markierst, wo „Oma“ auftaucht.
Wenn du nicht differenzierst, ob Oma nur erwähnt wurde („Omas Knödel sind die Besten!“) oder eine tragende Rolle in dem Kapitel hat (Oma plant mit ihrer Seniorengang die Weltrevolution), sehe ich den Mehrwert der Liste nicht.
Die Liste hat im Vergleich zum Organizer keinen Mehrwert. Aber sie ist übersichtlicher. Im Organizer sehe ich immer nur einen Ausschnitt. Die Figuren werden pro Kapitel angezeigt. Da habe ich keinen Überblick über ALLE Kapitel und die Verteilung der Figuren. Da muss ich mich durchklicken. Oder nicht?
In Stolpervogels Screenshot ist ja auch zu sehen „Zeige Anzahl des Vorkommens im Kapitel“. Das hilft mir ja nicht für eine Gesamtsicht auf alle Kapitel gleichzeitig.
Ist die Reihenfolge innerhalb der Kapitel wirklich wichtig?
Was ist der Mehrwert zum …
… Navigator (anhand deines Beispiels für Kapitel 1 und 2):
… Organizer:
?
Da sehe ich ja immer noch nicht alles auf einmal. Wenn ich 30 Kapitel habe, passen die unmöglich alle auf den Bildschirm. Für den Roman, an dem ich gerade arbeite, ist die Reihenfolge wichtig, weil die Figuren zum Teil in Rückblicken vorkommen.
Ok, jetzt versteh ich es. Es gibt also zusätzlich auch die Einschränkung „kleiner Monitor“ und die Anforderung „Reihenfolge des Vorkommens“.
Du könntest in Erwägung ziehen dir Timelines daraufhin umzubauen. Ob der Zeitstrahl in Papyrus das könnte, weiß ich gar nicht, weil Mr. Zeitstrahl und ich uns vor langer Zeit zerstritten haben …
Vermutlich ist für deinen Anwendungsfall das Denkbrett wirklich das Mittel der Wahl, wenn du innerhalb Papyrus bleiben willst.
Also bei mir sieht es im Organizer so aus.
Im rechten Bereich habe ich die Figuren für die blau unterlegte Szene.
Im Navigator kann ich unmöglich einen Überblick über ALLES bekommen. In Kapitel 1 habe ich momentan z. B. 17 Szenen. Bei 30 Kapiteln brauche ich ja einen megamäßigen Bildschirm.
Das lasse ich mir anzeigen:
Wenn ich dann auch noch die Figuren anzeigen lasse, scrolle ich mir einen Wolf. Scrollen und Übersicht passen für mich nicht zusammen.
Der Zeitstrahl und ich ist wie ein gewisser Staatsmann und der Überfall auf einen anderen Staat. Keine Aussicht auf Einigung. Seit Jahren versuche ich mich immer wieder am Zeitstrahl. Geht für mich nicht.
Ja, auf jeden Fall.
Ich fürchte, wir haben sehr unterschiedliche Vorgehensweisen. Ich finde deine Übersicht sehr hübsch, aber ich bräuchte sowas jetzt gar nicht. Das mag aber auch daran liegen, dass meine Kapitel gleichzeitig Handlungsorte sind.
An der von mir beschriebenen Stelle vereinen sich drei Handlungsstränge und dadurch ist die Szene sehr „crowded“.Ich habe nur sehr wenige Szenen, an denen ich die Namen mitführen muss, damit niemand auf der Strecke bleibt.
Ah, ok! Verstanden. Deine Vorgehensweise klappt bei mir tatsächlich nicht. Zumindest nicht für mein aktuelles Projekt.