Veröffentlichen 2023

Hallo zusammen,

Ich stehe momentan vor einer Frage für mein erstes Buch. Hoffe auf eure wertvollen Einsichten und Erfahrungen. Ich bin im Endspurt und überlege wie und wo ich mein Buch veröffentlichen soll. Was rechnet sich am Ende besser?

Ich habe drei Hauptoptionen in Betracht gezogen: Books on Demand (BoD), Selbstverlag oder die Veröffentlichung durch einen traditionellen Verlag. Jede dieser Möglichkeiten hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, und ich tue mich schwer damit, eine Entscheidung zu treffen.

Books on Demand (BoD): Diese Methode scheint eine gute Balance zwischen Selbstverlag und traditionellem Verlag zu bieten. Sie erfordert weniger Vorabinvestitionen und bietet eine gewisse Flexibilität. Allerdings mache ich mir Sorgen um die Vermarktung und Sichtbarkeit meines Buches.

Selbstverlag: Hier habe ich die volle Kontrolle und die höchsten Gewinnmargen. Aber die Herausforderungen in Bezug auf Marketing, Vertrieb und das Erreichen eines breiten Publikums sind nicht zu unterschätzen. Auch die Anfangsinvestitionen könnten beträchtlich sein.

Traditioneller Verlag: Die Veröffentlichung durch einen etablierten Verlag wäre natürlich ein Traum. Sie würde Professionalität, Vertrieb und Marketing umfassen. Aber ich bin mir der Schwierigkeiten bewusst, einen Verlagsvertrag zu bekommen, und der Tatsache, dass ich einen Teil meiner Rechte und Gewinne abgeben müsste.

Ich würde mich über eure Meinungen, Ratschläge und persönlichen Erfahrungen freuen. Was würdet ihr mir raten? Gibt es bestimmte Aspekte, die ich vielleicht nicht bedacht habe?

Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe! Luc

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Ich würde immer nach folgenden Prinzip arbeiten.

  1. Verlage das Manuskript anbieten. (Warten)
  2. Bei Zusage Freuen (Bei Absage vielleicht über einen Literaturagenten nachdenken)
  3. Selbstverlag
  4. Books on Demand

Ich bin ein großer Fan von den Lektoraten und Korrektoraten der Verlage. Die machen das Buch einfach nochmal besser! Alles was dir der Verlag bieten kann. Ist mehr wert als die paar Rechte und der minimale Gewinnverlust. Neben den Lesern, die der Verlag ebenso mitbringt hast du schnell die Möglichkeit viel Aufmerksamkeit zu bekommen.

klar geht das auch im Selbstverlag, aber die Chance ist genauso hoch eine Nadel im Heuhaufen zu finden. Genau, wie der einen Verlag zu finden.

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Vielen Dank für dein Feedback :pray:t3::sun_with_face:

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Books on Demand ist quasi Selbstverlag mit ein paar Add-ons. Die meisten haben überhaupt keine Wahl zwischen Selbstverlag und klassischem Verlag. Ich schreibe (=veröffentliche) seit 2005. Verlag? Da kann ich auch gleich darauf hoffen, von Hollywood entdeckt zu werden. Das mag sich negativ oder provokant anhören. Das meine ich aber gar nicht. Doch ich bin Realist. Für mich persönlich gibt es lediglich 2 Optionen:
a) Schublade
b) Selbstverlag

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:joy::joy::joy::+1:t2: Ich hab absolut keine Ahnung! Danke dir!:pray:t3::sun_with_face:

Selbstverlag:

Bedeutet: Du machst alles selbst. Layout, Cover, Buchsatz… Du musst dir selbst einen Lektor oder eine Lektorin suchen. Selbst wenn Papyrus schon viele Schnitzer entfernt, sollte ein Mensch die letzte Abnahme deines Textes machen. Gerade im semantischen Bereich gibt es oft Luft nach oben (was man als betriebsblinder Autor an manchen Stellen gar nicht sieht). Lektoren sind teuer (meist im 4stelligen Bereich). Auch ein Cover muss gefunden werden. Designer arbeiten auch nicht für lau. Aber vielleicht kennst du ja auch jemanden, der dir diesbezüglich helfen kann (wenn du es nicht sogar selbst bist).
BoD bietet viele Möglichkeiten der Unterstützung an, lässt sich aber auch alles bezahlen und ist in letzter Zeit recht teuer geworden. Ich selbst habe damit noch kein Buch veröffentlicht, habe es mir aber von bekannten Autoren erzählen lassen. Ein sicherer Weg ist es auf jeden Fall. Ich kenne aber auch Autoren, die zu Tredition übergegangen sind. Davon weiß ich aber noch weniger. (BoD habe ich mir zumindest mal angesehen).

einen Verlag finden:

Die Großverlage (alles, was man so rauf und runter im Handel in den Regalen sieht) kannst du vergessen. Die sitzen auf einem sehr hohen Ross und interessieren sich NULL für dein Exposé/Manuskript, wenn du es ihnen schickst. Gerade, wenn es dein erstes Buch ist. Großverlage nehmen ausschließlich von Agenturen Texte an. Sie lassen sozusagen die Agenturen eine Vorauswahl treffen. Wenn du also beim Großverlag landen willst, musst du dich bei einer Agenur bewerben. Aber auch wenn du eine gefunden hast, ist das keine Garantie. Es kommt auf das Verhandlungsgeschick und der Hartnäckigkeit der Agentur an, damit ein Vertrag spruchreif wird.

Vorsicht bei Druckkosten-Zuschuss-Verlagen! Sie leben von den Autoren, nicht von den Lesern. Egal, welches Manuskript du ihnen schickst, sie werden es wahnsinnig toll finden. Der Druck kann auch gleich loslegen, es fehlt lediglich ein „kleiner“ (meist sehr hoher) Betrag aus deinem Geldbeutel als Startkapital. Das ist kein Verlag, sondern ein Dienstleister! Verlage nehmen kein Geld von den Autoren.

Es bleiben die Kleinverlage. Hier hat man die Möglichkeit, auch ohne Agentur sein Exposé/Manuskript an den Verleger oder an die Verlegerin zu bringen. Meist sind diese Menschen selbst Autoren und haben sich zum Ziel gesetzt, mit ihrem Verlag sich und andere Autoren auf den Markt zu bringen. Es gibt hier viele faire Verlage, die wirklich nach ihren Idealen arbeiten. Allerdings ist ihre Reichweite und damit auch die Gewinnmarge ziemlich gering. Trotzdem ist das Buch im Handel erhältlich und es liegt hauptsächlich am Autor selbst, wie gut er sich vermarkten kann. Das Organisieren von Lesungen im regionalen Umkreis sowie das Bespielen der sozialen Medien (Instagram, Facebook und besonders TikTok) kann zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Auch die regionale Zeitung zu informieren kann hilfreich sein. Auf jeden Fall muss man selbst für das Marketing Sorge tragen. Dazu haben die Kleinverleger schlicht keine Zeit (weil sie meistens nur sehr wenig Personal haben).
Wie ein Großverlag wird dir auch ein Kleinverlag kein Geld für dein Buch abknöpfen, sondern Lektorat, Buchcover und Buchsatz komplett selbst finanzieren bzw. durchführen.
Es gibt sehr viele Kleinverlage. Ich kenne mich ganz gut im Fantasybereich aus. Aber es gibt natürlich auch noch Verlage von anderen Genres, von denen ich so gut wie gar nichts weiß.
Auf alle Fälle ist es auch hier harte Arbeit (am Exposé), um in den Verlagshimmel übernommen zu werden. Das Studieren der Internetseite ist hier hilfreich, weil dort oft geschrieben steht, was vom angebotenen Text erwartet wird. Klinkenputzen wird auch beim Kleinverlag dein täglich Brot werden. Es ist auch gut auf Buchmessen zu gehen, um die Kleinverlage zu treffen. Damit meine ich nicht mal die großen Messeriesen Frankfurter BM oder Leipziger BM, sondern die kleineren Buchmessen von nebenan, die in den Regionen laufen.
Falls du von einem Kleinverlag unter Vertrag genommen wirst, gleicht das einem kleinen Lottogewinn. Vielleicht (oder wahrscheinlich) ist dein (Arbeits-)Einsatz größer, als du wirklich mit dem Buch verdienen wirst (die meisten Kleinverlags-Autoren reden von „ach, einmal im Jahr Pizza essen ist doch auch schön“). Aber du bekommst einen Fuß in die Buchhimmelstür. Je mehr Bücher du veröffentlichst, desto sichtbarer wirst du. Und wenn dich jemand in der Buchbranche fragt, ob du schon was veröffentlicht hast, kannst du mit stolzer Brust „Ja!“ sagen.

eine Agentur finden:
Das ist auch nicht leicht. Denn es gibt viele Autoren. Und wenn eine Agentur mal einen ordentlichen Autorenstamm hat, nimmt sie kaum mehr neue Leute dazu, weil sie sich eben um ihre eigenen Schäfchen kümmern muss. Es kommt hinzu, dass man dann quasi sein Manuskript in andere Hände übergibt, die sich darum kümmern. Das heißt, in der Zeit, in der die Agentur für das Manuskript einen Verlag sucht, sind dir die Hände gebunden.

Ich wollte keine Agentur und habe Kleinverlagsklinken geputzt. Mein Debutroman ist dieses Jahr im Weltenbaumverlag erschienen. Das hat mir sehr viel Freude bereitet und Selbstvertrauen gegeben. Das Lektorat war sehr engagiert und hilfreich. Das Cover und der Buchtrailer waren auch klasse. Die hat die Verlegerin selbst gemacht, da sie von Beruf Designerin ist. Und ich muss sagen, dass die Verlegerin und die anderen Autoren supernett sind und wir schon eine kleine Gemeinschaft geworden sind, die sich oft auf Kleinmessen zusammenfindet. :slight_smile: Aber reich wird man davon wahrlich nicht. Es ist der Anfang eines langen Weges.

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Dem „semantischen Bereich“ stimme ich zu - dem Lektorat als Selbstverleger nicht. Ein (vllt. oder auch nicht professionelles) Lektorat schlägt bie 500 Seiten mit rund 4.000 Euronen zu Buche. Dem gegenübersteht steht das Einkommen, das ich mit diesem Buch erziele(n) kann/sollte. Konservativ geschätzt verdiene ich bei eben jenem Buch vllt. 3 Euro (Ebook) oder 1 Euro (TB) - wieviele Exemplare ich verkaufen müsste, kann sich jeder selbst ausrechnen. Käme ich als Selfpublisher in diese Bereiche wäre ich sicher auch für einen Verlag interessant …

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Wow, danke Zauberfrau für deine ausführliche Antwort! :pray:t3:Deine Erklärungen klingen ganz nach meinen Erfahrungen im Musikbereich. Dort habe ich mich ebenfalls mit Plattenfirmen und Selbstvermarktung beschäftigt und letztendlich alles eigenständig gemacht. Mein Debüt-Album lief sogar in verschiedenen Schweizer Radios, und auch nach 20 Jahren erhalte ich immer noch ein bisschen davon – dafür ein riesiges Dankeschön an die grossartigen Musikgeister! :pray:t3: Was mein Buch angeht, sieht es ähnlich aus: Bis auf das Lektorat und den Druck werde ich wohl alles selbst in die Hand nehmen. Als Hobby arbeite ich schon lange an verschiedenen Designprojekten, deshalb mache ich mir darum keine Sorgen. Grossverlage waren nie meine Absicht, ich bin da ziemlich realistisch. Ich hatte eher kleinere Verlage im Sinn. Ich bin total gespannt, wohin mich diese Reise noch führen wird! :sun_with_face:

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Hi Luce!

Zauberfrau hat Dir ja bereits alles genau aufgelistet. Dem kann ich nur zustimmen. Ergänzend vielleicht noch einen kleinen Hinweis: Es gibt eine junge Autorin, die ziemlich regelmäßig über ihre Erfahrungen mit Verlage, Selbstverlage, Amazon usw. berichtet. Für Deine Entscheidungsfindung könnte das vielleicht eine zusätzliche Stütze sein. Zumindest erhält man einen guten Einblick in den Buchmarkt.
Ich fand die Beiträge für mich persönlich interessant.
Hier die Adresse:

Viel Erfolg! Schöne Grüße

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Vielen lieben Dank! :pray:t3: :sun_with_face:

Vielen lieben Dank! :pray:t3: :sun_with_face:

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Bei der Entscheidung kommt es vor allem auf dein finanzielles Polster an. Wenn du dir kein Lektorat/ Korrektorat/ Cover/ Buchsatz leisten kannst oder willst, ist ein Verlag die richtige Wahl. Bei Kleinverlagen ist die Chance, genommen zu werden, höher als bei Publikumsverlagen, bei deren Imprints sieht es einfacher aus.
Hier gibt es zwei Ratschläge: Niemals einen Druckkostenzuschussverlag wählen, wann immer du einen Cent bezahlen musst, Finger weg.
Und 2.: Die Verträge sehr genau prüfen! (Es gibt Klauseln, die mögen ungültig sein, aber im Nachhinein ist es kostspielig, diese anzufechten.)

Meine persönliche Erfahrung: Ich habe mein Debüt im Verlag veröffentlicht.
Das Lektorat war klasse, wenn man bereit ist, seinen Roman quasi neu zu schreiben. Marketing habe ich viel selbst gemacht, das Cover ist heute noch ein Kompromiss.
Der dritte Verlagsroman erscheint vermutlich 2024.
Inzwischen veröffentliche ich auch selbst, schon wegen der Freiheit, alles selbst zu entscheiden. Und auch wegen der Planbarkeit, die ich bei den Verlagsbüchern nicht habe.

Beim Selbstverlag müsstest du m.M.n. ein Gewerbe anmelden, als Autor bist du ansonsten Freiberufler.
Du kaufst eine Auflage und versuchst, sie an den Leser zu bringen, damit fallen die höchsten Kosten und das höchste Risiko an. Du kümmerst dich allein um den Vertrieb, übernimmst die Eintragung ins VLB etc.
Books on Demand ist einfacher zu händeln, bei einigen Anbietern wird dir selbst die Abgabe bei der Nationalbibliothek abgenommen.

Marketing musst du bei allen Varianten machen, auch beim Verlag. Aber nur bei einer eigenen Veröffentlichung siehst du direkt, welche Aktionen etwas bringen und kannst entsprechend nachbessern.

Es gibt nicht den einen richtigen Weg, der ist für jeden anders.

Viel Erfolg für dich.

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Die Selfpublisher Bibel sagt eindeutig etwas Anderes.

Mein Wissen ist kein Fachwissen sondern basiert auf einer Internetrecherche sowie persönlichen Erfahrungen. Ich melde meine Einnahmen beim Finanzamt an so wie auch die Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit, also ganz normal mit der jährlichen Steuererklärung.

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@Suse
So, wie ich die drei Möglichkeiten im ersten Beitrag verstanden habe, meinte Luce mit Möglichkeit 1 Selfpublishing, mit Möglichkeit 2 die Gründung eines eigenen Kleinverlags und mit Möglichkeit 3 die Veröffentlichung bei einem etablierten Verlag.

Wenn du dich auf Selfpublishing beziehst und Sabine_R auf die Gründung eines eigenen Verlags, dann redet ihr aneinander vorbei.

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Hallo Luce,

du hast ja hier schon viele Infos bekommen. Ich möchte nur ergänzen, dass auch Inhalt, Form und Genre deines Buches hier eine Rolle spielen. Leser* innen haben ja eine Erwartung an ihr Genre und das sollte man bedienen, wenn man bei einem Verlag unterkommen möchte. Das ist eine Grundlage für den kommerziellen Erfolg bei Debüts. Verlage gehen da quasi mit neuen Autor* innen kein Risiko ein.
Ein Krimi mit einem Kommisar, der zu dumm ist den Fall zu lösen, klingt irgendwie lustig - das sehen dann aber die Leser* innen vielleicht nicht so. Liebesromane brauchen ein Happy End, Held* innen müssen mit dem Elixier nach Hause kommen etc. Wenn du also dein Genre brechen willst, besonders künstlerisch schreiben möchtest, der Inhalt sehr provokant ist oder oder oder, dann könnte der Selbstverlag deine Lösung sein. Genres wie Romantik oder Krimi werden wirklich in Massen konsumiert, da kann man auch als Anfänger was loswerden - wenn man die Erwartungen erfüllt und nicht extra schlau mit allem bricht und die Leser* innen enttäuscht.

viel Erfolg!

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Hallo,
keine Ahnung, was die Selfpublisher Bibel da noch so ausführt. Aber dieser Ausschnitt greift sehr kurz. Der Grat zwischen freiberuflichem Autor (im steuerlichen Sinne wohlgemerkt) und Gewerbetreibendem ist sehr schmal. Das kann man hier in so einem Chat nicht pauschal klären.
Seid da bitte achtsam.

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Stimmt. Das Beste ist, man fragt (s)einen Steuerberater.

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Ich habe „mein“ Finanzamt gefragt. Da hat man mir geraten, die Kleinunternehmerregelung zu wählen und damit bis zu einem unteren fünfstelligen Betrag steuerfrei zu bleiben.

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Meine Laienmeinung dazu:
Das betrifft die Umsatzsteuer, also umsatzsteuerfrei. Für die Einkommensteuer gilt die Kleinunternehmerregelung nicht, da könnte höchstens die Liebhaberei-Regelung gelten.

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Stimmt natürlich, die Einnahmen werden als Einnahmen aus nichtselbstständiger Abreit gesehen und dem restlichen Jahreseinkommen zugeschlagen