Ja, genau das ist auch mein Problem. Wobei man sich mittlerweile auch bei vielen Verlagen als Newcomer selbst um das Marketing kümmern muss.
Nehmen wir mal an, man hat etwas völlig Neues und Einzigartiges geschaffen, das suchen Verlage doch. Nach dem Trüffel unter den Manuskripten. Und es scheitert daran, dass man kein vergleichbares Buch benennen kann? Der Rohdiamant wird aussortiert ehe er glänzen konnte. Naja, mein Schreibtisch hat viele Schubladen.
Es mag so mancher Trüffel im Verborgenen wachsen und gedeihen. Auch gibt es noch Trüffelschweinchen (pardon, liebe Verlage!), aber immer weniger Feinschmecker. Die meisten bevorzugen Dosenpilze vom Discounter. (Ui, jetzt war ich aber ein böses altes Mädchen!)
Da hast du wohl recht.
Ich vertrete hier ja schon die ganze Zeit die Meinung, dass man an dieser Stelle das hinschreiben sollte, was das eigene Manuskript möglichst gut wirken lässt. Ich werde an dieser Stelle im Exposé versuchen, mein Alleinstellungsmerkmal möglichst gut zu verkaufen. Andere Autoren können vielleicht damit punkten, dass ihr Themenbereich sich bei anderen Büchern gerade als beliebt erweist.
Was ich nicht tun würde, wäre einfach nur andere Bücher aufzulisten, ohne eigene Erklärung bzw. Kommentar dazu.
Ich weiß. So habe ich dich auch verstanden. Es ist sowieso besser, wenn man im Leben bei sich bleibt.
Ich finde das ganze Gewese um LGBTQ+ in der Literatur durchwegs abstoßend, weil durch die Selbstermächtigung zumeist junger Autorinnen und Autoren über die Deutungshoheit der schwulen Literatur ebendiese vollkommen ausgehöhlt wurde. Aus dem durchaus nachvollziehbaren Wunsch, durch schwule Literatur schwule Belange sichtbar und literarisch erfassbar zu machen, wurde ein reines und vulgäres Marketinggetöse.
Natürlich gibt es noch schwule Literatur, wie sie sein sollte: Aufbegehrend, frech, literarisch und überraschend. Mit der Formalisierung des Genres und indem LGBTQ+ derart schamlos gekarpert wurde, hat man die in der schwulen Literatur gemeinten Aufarbeitungsversuche (Sichtbarkeit, toxisches Umfeld, Coming Out, Drogenkonsum, Prostitution …) marginalisiert und an den Rand gedrängt - beliebig gemacht.
Diese Beliebigkeit ist im Kern betrachtet auch nur eine Scheintoleranz. Eine Umpolung der Wahrnehmung von negativ auf positiv bleibt bedauerlicherweise noch die ungewollte Betonung einer Außergewöhnlichkeit. Echte Toleranz beginnt m.E. erst mit dem Annehmen der Normalität. So, wie auch „Ich liebe schwarze Frauen, Männer …“ trotz der positiven Aussage rassistisch bleibt.
Wie sagte mal eine meiner Studentinnen?
„Ich will keine besonderen Rechte, weil ich jung, schwarz und lesbisch bin. Nur die gleichen, wie alle anderen auch.“