Seit einiger Zeit notiere ich Vergleiche, die mir gefallen. Mich fasziniert die Wirkung von überraschenden, ungewöhnlichen Vergleichen und Beschreibungen. Mir hilft das, meine eigenen Beschreibungen zu “dramatisieren”.
Wer hat Lust, seine eigenen oder gesammelten Vergleiche hier zu teilen?
Ich fange mal an:
“Die Worte sprudelten nur so aus ihr hervor, und ihre schmutzige Botschaft ergoss sich auf den leuchtenden Mosaikboden, befleckte die Schönheit unter ihren Füßen. Die Schande des Erzählers schmerzte sie im Hals.”
“Ich habe natürlich immer gewusst, dass du was Besonderes bist. Hatte allerdings keine Ahnung, dass es über ‘besonders nervig’ hinausgeht.”
Sorry, wenn ich da einhake. Grundsätzlich eine gute Idee, aber man kann das auch übertreiben.
Das hat mich bei Cornelia Funke immer gestört. Die lässt ihre Figuren fast nie etwas normal tun. Fast immer tun sie etwas “wie …”. Das ist mir total auf die Nerven gegangen. Am stärksten ist es mir in den Büchern der Tintenwelt aufgefallen, aber auch bei Reckless.
Und die gesammelten Vergleiche, sind das jetzt Deine eigenen, oder zitierst Du sie? Dann wäre es interessant zu erfahren, woher sie stammen.
Richtig. Aber: Eigene Vergleiche, nervig oder nicht, sind auf jeden Fall erwähnenswert. Selbst, wenn sie einem nicht gefallen, könnten sie als Inspiration dienen. Das bringt mich auf eine andere Fragestellung: Gibt es so etwas wie ein Negativbrainstorming? Ein “Ach du meine Güte! Was soll das denn?” verhilft vielleicht zu einer Ideenfindung für die Charakterisierung einer Figur, die ich negativ darstellen möchte. In diesem Sinne wäre ich für eigene Vergleiche, die man hier einstellt.
Hmmm… Aber bevor ich meine eigenen Metapher hier veröffentliche, möchte ich sie eigentlich erst einmal in meinen Büchern / Geschichten veröffentlichen…
Als Gewürz verwendet können Metapher ja durchaus reizvoll sein und dem Text den richtigen Geschmack geben. :) (soviel zu einer Metapher, die ich hier mal freiwillig spendiere ).
… welche Farbe hat die Nacht denn, wenn sie die einer Taube hat? Schwarz? Blau? Blau-gehämmert? Blau-getigert? Gelb? Blau-Fahl? Rot-weiß-gesprenkelt? Rot? Weiß?
Da man bei Vergleichen (und Metaphern) ziemlich danebengreifen kann und ich persönlich damit überladene Texte eher mit hochgezogenen Augenbrauen lese (ähnlich wie @Pamina22 ), nutze ich das eher selten, bin da auch sehr unkreativ und falle wohl in die Kategorie “seltsam”. Der Letzte, an den ich mich erinnere, war … wie Hendrix erstickt am eigenen Erbrochenen.
Mein Lebensgefährte hält und züchtet Tauben o_O
(der würde bei manchen von den Farben da oben vermutlich gleich wieder korrigieren oder sagen, was ich alles vergessen habe … )
Sehr cool. Dann kann ich Dir ja vielleicht bei Gelegenheit mal eine Frage stellen. Allerdings wird Dein Lebensgefährte wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil ich die Infos bei Bedarf fantasymäßig abwandeln werde …
Gut gefallen haben mir manche Vergleiche oder Metaphern oder auch nur “Querverweise” bei Harry Potter, wenn Rowling ihre eigenen Fantasyideen als Vergleiche herangezogen hat. Beispielsweise darf man möglichst nicht blinzeln, wenn man sich einem Hippogreifen nähert. Und später, als Harry Professor Snape gegenübersteht und dieser ihm eine Lüge nachzuweisen versucht, bemüht Harry sich ebenfalls, nicht zu blinzeln, als schaue er einen Hippogreifen an.
Solche Vergleiche und Querbezüge gefallen mir sehr gut, weil sie aus der Fantasywelt der Autorin selbst entstanden sind und man das Gefühl hat, sie seien wirklich in die erdachte Welt eingebunden und nicht nur ein dahingesagtes Detail, das ihr gerade irgendwie eingefallen ist.
Hier etwas aus einer meiner wenigen Fantasygeschichten, die ich geschrieben (und veröffentlicht) habe:
*Das Gesicht des alten Mannes war voller Falten und wenn er sprach, liefen sie um seinen Mund zusammen, als hätte jemand an einer unsichtbaren Schnur gezogen.
Gerade ging die Sonne auf. Ihr Licht erhellte die morgendlichen Nebelfetzen, wie seidige Schleier schwebten sie zwischen den Bäumen und Sträuchern der Waldwiese.
Die Mondsichel warf fahles Licht herab, wie Segelschiffe zogen kleine Wolken über den nächtlichen Sternenhimmel.
*
Ein Vergleich, den ich in Jonathan Strouds (mir tut es echt weh, hier auf das englische Genitiv-Apostroph zu verzichten) Lockwood-Reihe gelesen habe, besagte, das Gesicht einer Figur sehe aus “wie ein ausgelatschter Schuh”. Den fand ich sehr schön.
Herman van Veen. Ich weiß leider nicht mehr den genauen Wortlaut, aber er hat das Aussehen von jemandem mit einer Jaffa Orange verglichen und sein eigenes mit einem ausgekochten Teebeutel.
Edit: So, hab’s jetzt gegoogelt. Es ist “Die Narbe” von Herman van Veen, 1979.
“… Wie kommt es dann, dass ich ausseh wie ein gebrauchter Teebeutel und du wie eine Jaffa? Das ist eine Apfelsine aus Israel …”
Mir fällt da der Drache Kokosnuss von Ingo Siegner ein: Ich bin so harmlos wie ein Glas Buttermilch.
Ich hatte mal geschrieben: Sein Lächeln erhellte den Raum wie die Abendsonne, kurz bevor sie hinter den Bergen verschwand.
Ich habe den Satz wieder raus genommen, weil ich ihn im Nachhinein kitschig fand.
Ich bin jemand, der die Dinge gern beim Namen nennt, statt sie kunstvoll zu umschreiben.
Ich muss @Scherbengericht da zustimmen. Wenn ich so was lese, reißt es mich aus dem Lesefluss, weil ich unwillkürlich sofort darüber nachdenke, ob Buttermilch wirklich so harmlos ist.
Ich mag Buttermilch nicht und assoziiere sie gar nicht mit harmlos.
Die Dosis macht es, wie eigentlich immer.
Zu viel oder zu schräg stört mich auch und reißt mich raus, zu wenig ist - zumindest manchmal - aber auch nicht das Wahre, kann langweilig sein.
Es kommt für mich auch auf die Art der Geschichte an: mal passt es, mal nicht so.
Ich liebe diesen Scheiß. Die ganzen Krimiautoren aus den 30er und 40er Jahren, in denen der Held immer der trostlose Privatdetektiv mit der obligatorischen Büroflasche die Hauptrolle spielt, würden ohne diese oft kruden Vergleiche gar nicht existieren.
Legendär: “Er war so bervös wie eine langschwänzige Katze in einem Zimmer voller Schaukelstühle.” Oft zitiert, ergibt ein Bild für mich. In meiner No. 3 glaubt mein Held, er könne einen Bestseller schreiben und bedient sich oft des gleichen Jargons:
“Sie schmolz dahin wie Scheiblettenkäse in der Mikrowelle.”
“Melanie war empört. Sie legte beide Hände auf ihre Brüste, was den Eindruck erscheinen ließ, sie hätte zwei Herzen.”
“Manni verdrückte gerade absolut unästhetisch eine Currywurst mit Pommes und benutzte dabei weitgehend nicht den Pommespiekser. Sein echt schlimmer Fusselbart war durchzogen mit Fetttropfen und Ketchup und sah aus wie das perverse Mobile eines kranken Barbiers.”
“Wenn Aesop sprach, sprang sein Mund auf wie ein Tiger aus dem hohen Savannengras und Freddi war jedes Mal total überrascht, weil er ihn völlig woanders vermutet hatte.”
Ich habe mich da echt ausgetobt, aber ich gebe Alex unumwunden recht: Die Dosis macht, naja, wenn nicht das Gift, so doch den Effekt. Man nimmt dabei natürlich die Bilder, die sich der geneigte Leser bitte auch selbst ersinnen kann, immer vorweg; manchmal passt es, manchmal nicht. Die Krimiserie “Die nackte Kanone” mit Lesley Nielsen treibt es z. B. absolut auf die Spitze, und es ist ganz lustig, aber als zu lesendes Buch?
Und ein Eigener, gerade geschrieben: Das Haus kauerte sich an den Rand des Waldes, als wollte es in seinen Armen Schutz suchen. Mizú ging darauf zu wie auf ein scheues Tier, das eine einzige falsche Bewegung davonjagen würde.