Da ich mich gerade damit befasse, ein physisches Buch an den großen Druck-on-demand Platzhirschen vorbei in den Buchhandel zu bekommen, hier mal mein momentaner Stand der Erkenntnisse.
So wie ich die Sache sehe (bin aber kein Experte im Buchmarkt) reicht es erst einmal eine ISBN zu haben, um sein Buch anbieten zu können. Ist sie von einem Dienstleister, entscheiden dessen AGB (oder dem konkreten Vertrag), ob man sie selbst benutzen darf. Die ISBN kann man natürlich auch kaufen. Ab 10 St. sinkt der Preis auf 22,- Eu/St. Vielleicht könnte man sich mit mehreren zusammentun.
Die Eintragung im VLB kann man selber machen. Kostet mindestens 68,- Euro/Jahr. Wenn die Angaben zum Titel irgendwie unvollständig sind, kostet es 98,- Euro/Jahr. Dafür kann man bis zu 16 Titel anmelden. Auch hier: Vielleicht kann man sich zusammentun.
Dann bleibt aber für physische Bücher immer noch das Problem, den oder die Titel in die sog. Barsortimente zu bekommen. Der Buchhandel möchte üblicherweise nicht bei vielen verschiedenen Verlagen und schon gar nicht bei Kleinverlagen oder Selfpublishern bestellen. Das ist zu viel Aufwand. Er bestellt daher beim Großhandel, der in der Buchbranche Barsortiment genannt wird. Da gibt es drei Platzhirsche: Zeitfracht, Libri und Umbreit.
Die übernehmen alles, von der Bestellannahme bis zur Auslieferung der physischen Bücher. Dafür bekommen sie einen höheren Rabatt, als der Buchhandel. Die Sätze weiß ich jetzt nicht, ich schätze aber so um die 45-50 % auf den Verkaufspreis. (Letztendlich sind solche Margen aber immer Verhandlungssache, soll heißen, die Buchpreisbindung gilt nur für den Endpreis, nicht für die Konditionen des Großhandels und der Buchhändler.)
Der Vorteil für den Buchhandel ist, dass er die dort verfügbaren Bücher direkt, und wahrscheinlich online, aus seiner eigenen Software heraus bestellen kann. Die Lieferung erfolgt dann am nächsten Tag durch den Großhändler und die Abrechnung auf einer Rechnung, zusammen mit allen anderen Büchern, die er bei diesem Großhändler bestellt hat. Also: minimaler Aufwand.
Demgegenüber muss bei Bestellung beim SP eine E-Mail von Hand geschrieben werden, man muss darauf hoffen, dass diese Mail zeitnah abgearbeitet wird (vielleicht ist der Autor ja gerade im Urlaub), dann muss der SP das Buch per Post schicken (Warensendung zu 2,55 Euro) und am Ende eine Rechnung schreiben, die der Buchhändler noch gesondert in seiner Software verbuchen und einzeln bezahlen muss. Uff. Das Gegenteil von minimalem Aufwand plus Risiko, dass der SP nicht liefert, die Rechnung falsch ist usw. usf.
Also über den Großhandel. Der Haken dabei: Der listet den SP (und auch den Kleinverlag) wahrscheinlich gar nicht. Zumindest nicht, bevor er nicht wenigstens eine 4-stellige Anzahl seines Buches verkauft hat. Das wäre nämlich viel zu viel Aufwand für den Großhandel. Außerdem muss der SP sein Buch anderweitig in einer für den Großhandel sinnvollen Auflage (ich schätze so um die 100 St. mindestens) drucken lassen (und natürlich bezahlen). Diese Auflage muss der Großhandel ins Lager nehmen, um bei Bestellung ausliefen zu können. Lohnt sich natürlich nicht für Ladenhüter, von denen im Jahr vielleicht 5 oder 10 St. geliefert werden.
Wenn das physische Buch im Buchhandel auftauchen und kaufbar sein soll, bleiben dem SP am Ende doch nur die Wege über epubli, BoD oder Amazon. Wobei das große A wohl Exklusivität möchte. (oder irgendwie herbeiführt).
Für den Eigenverkauf (also die Autorenexemplare) gäbe es natürlich einen Umweg, um die günstiger zu bekommen: Man fügt seinem Buch zusätzlichen Inhalt hinzu (Bonuskapitel, Kommentare, zusätzliche Karten, so was halt), nennt es „Directors Cut“ oder „Sonderdruck“, besorgt sich eine eigene ISBN (eine aus US sollte es tun), gestaltet die PDFs für Innenteil und Umschlag selbst und lässt es drucken. Selbst bei nur 20 Exemplaren bekommt man ein Softcover mit 200 Seiten für 2,50 Euro inkl. Versand in D. (Geht bis auf rund 2,- Euro runter bei einer Auflage von 200 St.)
Da man auch im Verkauf einen anderen Preis nehmen kann (ist ja ein anderes Buch), könnte man es teuer anbieten, als das „Normale“. Ist vielleicht ganz lukrativ, auch wenn man nur 100 St. verkauft.
Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass man dann das komplette Risiko trägt und alles selber machen muss. Wenn am Ende 40 unverkaufte Exemplare überbleiben, hat man das Geld dafür in den Sand gesetzt. Und es bleiben noch eine Menge Details, die es zu klären gibt: Z. B. woher den Barcode mit der ISBN nehmen? Muss ich diese Version gesondert bei der Nationalbibliothek einreichen? Wie schreibe ich meine Rechnungen (Software, gesetzliche Bestandteile, MwSt.)? Und so weiter. Muss man schon Lust drauf haben.
Zum Schluss noch einmal: Wie ich schrieb, bin ich kein Experte auf diesem Gebiet. Alle Angaben sind daher meine eigene Meinung und absolut unverbindlich. Erst recht stellen sie keine Rechts- oder Steuerberatung dar. (
@Ulli)