Unschlüssig

Hallo liebes Forum,

ich hätte gerne mal von Euch gewußt, wie sich bei Euch das Thema Schreiben und Autor/in sein geäußert hat? Und zwar nachhaltig.
Obwohl ich mich seither für Sprache, Geschichten und das Schreiben interessiere, gab es bei mir nie DIE Erkenntnis, dass ich Autorin sein möchte. Und das verunsichert mich bis heute.
Bin an die 60 J. alt und mein erstes Werk habe ich mit ca. 8 J. geschrieben. Sehr einfach und kindlich. Und nur ein paar Seiten. Aber das war mein Grundstein. Begeisterung oder Förderung durch meine Eltern kam jedoch nicht.
Danach im Teeniealter hatte ich begonnen eine Geschichte per Schreibmaschine zu schreiben. Immer nur an den Wochenenden. Anlehnend an meinen damaligen Freundeskreis. Ich glaube, es waren an die 200 Seiten. Eines Tages waren die Seiten verschwunden. Ich denke, meine Mutter hat sich vernichtet, weil ihr mein Freundeskreis (und die Geschichte) nicht paßten.
Danach habe ich ein paar Gedichte geschrieben, die aber im Laufe der Jahre durch Umzüge usw. abhanden gekommen sind.
Mit Ende 40 habe ich dann eine Krimikomödie angefangen. Ganz ohne großes Hintergrundwissen, wie man Romane schreibt usw. Das dauerte 10 Jahre und es wurden 300 Seiten. Das Buch ist fertig, aber eben nur für mich, da es keinem Schema folgt, sondern rein aus dem Bauch geschrieben wurde.
Natürlich bin ich stolz, dass ich überhaupt schon eine Geschichte fertig geschrieben habe und eigentlich wollte ich die Sache nun „richtig“ angehen. Aber irgendwie fehlt mir der letzte Kick.
Wenn ich abends im Bett liege, dann habe ich meine Geschichte im Kopf und richtig Spaß daran. Aber tagsüber komme ich nicht in die Pötte. Fängt schon bei den Namen an. Und bis man die ganzen Orte, Charaktere, die Geschichte usw. festgelegt hat. Da bin ich gedanklich mit meiner Geschichte bereits am Ende. Und das jetzt alles aufzuschreiben - wie gesagt - erscheint mir so aufwendig und zeitraubend.

Frage mich schon seit Jahren - aber in den letzten Wochen besonders - ob ich mich überhaupt weiter mit diesen Thema „Autorin“ beschäftigen soll? Ich stelle mir vor, da müsste doch viel mehr Pep und Begeisterung kommen, oder? Irgendwie ist die da, aber auch wieder nicht. Stelle mir halt einen Autor leidenschaftlich vor, der nur an sein Buch und seine Figuren denkt und kaum von der Schreibmaschine wegzubekommen ist. Aber so ging es mir noch nie. Trotzdem kann ich es aber auch nicht ganz lassen.

Was meint Ihr? Was macht denn nun einen Autor aus? Wann weiß man, dass man ein Autor mit Haut und Haar sein möchte und nicht einfach nur ein Mensch mit viel Phantasie ?

Vielen Dank.

Grüsse. Julia123

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Hallo Julia123,

ich weiß ein bisschen, was du meinst.

Es heißt oft, dass Autoren und andere Schreiberlinge ihre Charaktere lieben, mit ihnen Gespräche führen, mit ihnen mitleiden etc. Das fehlt mir völlig. Ich schlüpf in ihren Kopf und schreibe dann die Szenen. Aber jetzt ein Teil von mir oder meinem Leben? Nein, sind sie nicht.

Muss es offenbar auch nicht. Mir wird attestiert, dass ich lebhaft schreiben kann, dass meine Geschichten spannend sind, und dass man meine Protagonisten liebgewinnt und mit ihnen mitfiebert. Auch, dass jeder wunderbare Eigenheiten hat. Das passt für mich, mehr brauche ich nicht.

Auch als Kind hab ich mit kleinen Abenteuergeschichten begonnen, aber nichts davon je abgeschlossen. Da war viel Weltraum und Sci-Fi dabei. :sweat_smile: Dass ich jetzt 30 Jahre später dabei bin, mein zweites Buch zu beenden, freut mich. Bislang haben das so 15-20 Menschen gelesen, für mich müssen es nicht mehr werden.

Von daher würde ich mich jetzt auch nie als „Autor“ bezeichnen. Aber ich schreibe einfach nur Bücher. Frag mich nicht, wo ich da genau den Unterschied festmache - das ist für mich selbst nicht greifbar.

Aber wenn du so bis jetzt damit klarkommst, dann mach halt weiter so? Mach dir selbst keinen unnötigen Druck. Meiner Meinung nach gibt es dabei kein „so macht man das“ oder „das gehört auf jeden Fall dazu.“

Im Freundeskreis schüttelt man den Kopf, wenn ich auf die Frage nach einer Verlagssuche nur mit den Schultern zucke. Aber das ist mir momentan völlig egal, da mach ich mir gar keinen Kopf. Später vielleicht irgendwann, da rennt mir nix davon.

Mein Vater malt jedes Wochenende. Seltsamerweise akzeptiert man das, ohne dass man ihn nach Vernissagen fragt. Und einer meiner Brüder spielt E-Gitarre, und dass sie sich im Probenkeller mit ein paar Bier zusammensetzen, hinterfragt auch niemand. Haben sie halt keine Auftritte, na und?

Also ja, beschäftige dich damit weiter. Schau, was dir Spaß macht. Experimentiere herum, Kurzgeschichten, lange Szenen, unterschiedliche Genre usw … Du findest dann schon das „Richtige“ für dich. Egal ob Zeitaufwand, oder Thema, oder „Ernsthaftigkeit“.

Am Ende tust du es ja vorrangig für dich - denk ich halt mal.

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Hallo LazyBastard!

Vielen Dank. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habe viele Ideen, aber mein Problem ist sozusagen der „Entwurf“ und die Arbeit vor dem Schreiben. Da bin ich im Kopf schon voll im Geschehen und soll erst eine Figur bis ins Detail ausarbeiten?
Keine Frage, das macht natürlich Sinn. Bei meiner Krimikomödie lagen oft Wochen und Monate zwischen den einzelnen Schreibphasen und wenn ich mir nicht wenigstens ein paar Stichwörter zu den Namen etc. aufgeschrieben hätte, dann wäre es irgendwann schwierig geworden.
Ich weiß nicht, ob es wirklich bei einer Geschichte wichtig ist, dass eine Figur komplett durchgestylt sein muss? In meiner Geschichte spielte es z.B. keinerlei Rolle, ob der Hauptakteur Golf spielen kann oder gerne kocht, da sich die Geschichte an einem einzigen Wochenende abspielte.

Mein Buch hat noch niemand gelesen. Irgendwie wurde ich sehr genau und perfektionistisch erzogen. Das ist blöd, wenn man schreiben will, finde ich. Eigentlich könnte ich jeden Satz ständig umbauen, weil ich finde, man könnte ihn noch besser formulieren. Wie soll man da ans Ziel kommen? Gut. Ich habe ja die Geschichte fertig gebracht und das Korrekturlesen war noch viel schlimmer als das Schreiben zuvor.

Mehr Gedanken habe ich mir nicht gemacht.

Aber ich finde es toll, dass Du so ein schönes Feedback von Lesern Deiner Geschichten erhälst. Was will man mehr?

Wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und vor allem viel Spaß beim Schreiben.

Grüsse. Julia123

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Nimm dir auf jeden Fall den Druck raus und versuche Spaß dabei zu haben. Wie @LazyBastard schon schrieb, gibt es den Unterschied, macht man es, um seinen Lebensunterhalt damit zu beschreiten oder als Freizeitgestaltung vom stressigen Alltag.
Bei mir war es ähnlich, wie bei dir. Nur hat meine Mutter meine Werke nicht entsorgt.
Dann habe ich jahrelang im Kopf geschrieben. Also nichts aufs Papier gebracht, weil ich einfach keine Zeit hatte, als berufstätige Mutter. Und jetzt bin ich wieder mit Freude dabei. Ich beneide Menschen, die Tagebuch geschrieben haben. Mit Abstand betrachtet, ist jedes Leben spannend und lesenswert. Auch wenn man denkt, was habe ich heute schon erlebt?
Ich wünsche dir viel Spaß beim Schreiben.

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Als ich (70) sehr spät damit begann, etwas längere Texte zu schreiben und mich ähnliche Zweifel befielen, beschenkte ich mich mit einem Tee-/Kaffee-Becher mit dem Aufdruck:
Sei kein Schriftsteller – schreibe!
Daran halte ich mich seither. Er erinnert mich daran, nicht nach dem Ergebnis, nach einer Wirkung zu gieren, sondern einzig nach dem Prozess.

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Macht es das? Für den einen ja, für den anderen nicht. Ob es für dich Sinn macht, kannst nur du entscheiden.

Ich habe mit meinem ersten Roman angefangen, weil ich eine Geschichte im Kopf hatte, keine Figuren. Die Story steht bei mir im Vordergrund. Die Personen agieren so, wie ich es im Moment des Schreibens für sinnvoll halte, nicht wie es in der Personenbeschreibung festgeschrieben ist. Sie wachsen mit der Geschichte und immer, wenn ich etwas Neues über sie lerne, erweitere ich die Charakterkarten.

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Vielleicht meint Julia da auch eine dieser unzähligen Charakter-Templates, die man bei so vielen Schreib-Blogs findet. Manchmal lade ich mir sowas auch herunter, nur aus Interesse. Es wird Menschen geben, die damit umgehen können. Mir hingegen zieht sich alles zusammen, wenn ich da dann für jeden Charakter erst mal ein 6-8 seitenlanges Formular ausfüllen muss. Das ist kein Spaß mehr, sondern Arbeit.

Ja, so ähnlich ist es bei mir. Nur, dass sich die Story um meine Charaktere herum entspinnt. Und diese wachsen dann mit der Story, und dadurch wachsen dann wieder die Figuren … Ein Teufelskreis.

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Vielen lieben Dank! Das hat mich jetzt schon überrascht, wie locker Ihr mit dem Thema umgeht. Und ich mache mir so einen Kopf! :upside_down_face:

DAS ist ja super! Danke. Das male ich mir einfach selbst auf den Becher… :smiley:

Genau! Im Kopf geschrieben. Trifft es zu 100 %! So geht es mir ständig. Ich habe eine Idee und da geht es im Kopf voll ab. Nur zum Schreiben habe ich keine Lust, weil es im Kopf so viel schneller geht.

Danke. Das nimmt natürlich den Druck. Ich meinte nur, dass ich damals eben seeeeehr unregelmäßig geschrieben habe und das über 10 Jahre und da weiß man plötzlich nicht mehr so genau, wie z.B. die Figur auf Seite xy gekleidet war usw.
Da habe ich mir schon ein paar Stichpunkte gemacht.

Ich habe mir ja immer mal ein paar Schreibkurse angesehen, weil es ja heißt, dass man das kreative Schreiben lernen kann. Aber bei mir war es dann so, dass es mich eher abgeschreckt hat, wenn ich so gelesen habe, auf was man alles achten soll, muss, kann… :face_with_raised_eyebrow:
Danach war ich erst mal noch mehr gefrustet. Habe auch nie solch einen Kurs gemacht, weil ich mich das noch mehr verunsichert.

Kann man ohne „Handwerkslehre“ überhaupt gut schreiben`? Oder sollte man sich dann mit dem „Roman fürs eigene Nachtkästchen“ zufrieden geben?

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Also … ich habe (ich bin 41) irgendwann in meiner Jugend bemerkt, dass ich Leute gerne unterhalte. Ursprunglich wollte ich Computerspieledesigner werden, aber → Schreiben schien da viel erfolgreicher, da kein Team benötigt wird. Eigentlich versuche ich Bücher zu schreiben, wie ich sie selber in meiner Jugend verschlungen habe. Ich schreibe also Unterhaltung.

Ich kann dir sagen, dass es unterschiedliche Arten von Schriftstellern gibt. Einige Planen alles sehr ausführlich. Protagonisten, Szenen, Wendepunkte. Das macht ihnen Spaß und füllt ihre Welt mit Kreativität… und später füllen dann nur noch die Kapitel mit Text auf. Papyrus ist auf diese Art von Arbeit vorbereitet.

Ich habe eher wie du geschrieben. Einfach mal drauf los … das erste Buch, war daher direkt unlesbar :wink:
Inzwischen habe ich das für mich stark optimiert. Ich plane „lose Meilensteine“ und „Hintergründe“ d.h die Welt, bestimmte Szenen und Protagonisten. Dann schreibe ich drauf los … wie früher, aber ich weiß, dass ich bestimmte Punkte erreichen möchte. Manchmal verändern sich die Meilensteine auch leicht, wenn ich bemerke, dass die Planung so nicht passt. Manchmal füge ich komplette Handungsstränge erst später im Buch ein - und setze dann bei der Überarbeitung bereits am Anfang Hinweise → so bemerkt der Leser das nicht.

Was dich trainieren könnte sind Anthologie (Kurzgeschichten) Wettbewerbe. Es gibt da jedes Jahr welche, und dann kann man dort Geschichten einreichen. Kommt man unter die besten 30, wird man mit veröffentlicht. So habe ich „Feedback“ gehabt, dass meine Texte durchaus Leute interessieren. Kurzgeschichten schreiben ist aber im gewissen Sinne anstregend, denn sie brauchen „eine Wendung“, um den Leser irgendwie in Erinnerung zu bleiben. Ich habe irgendwann aufgehört Kurzgeschichten zu schreiben und investiere alle Zeit in Romane.

Es dauert ein bisschen den langen Atem zu entwickeln, dran zu bleiben. Kleine, regelmäßige Ziele, sowas wie 500 Wörter am Tag, sind oft hilfreicher, als „Aktionswochenenden mit 10.000 Wörtern“. Meist braucht man den Alltag, um ein bisschen über die Geschichte nachzudenken. Gerade wenn man „organisch“ d.h ohne feste Planung schreibt.

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Vielen Dank.

Für mich ist es erst mal eine Überwindung bei sowas mitzumachen, weil ich mich nicht für besonders gut halte. Habe in den letzten Jahren ab und zu mal was eingeschickt, aber da kam nie was rum.
Und ich habe (leider) den Hang aus einem Thema am Ende immer etwas „Ums Eck“-Gedachtes zu machen.

Manchmal denke ich , ob ich einfach zu sehr „Kopfmensch“ bin und deshalb zu wenig Farbe und Leben in meine Geschichten bekomme? Auch das waren schon Gedanken. Ich beneide Autoren/ Schriftsteller, die so richtig Gefühl, Leben und auch knallige Wörter verwenden. Ich denke, das mag der Leser lieber. Ich mag das Tüffteln, Hintergedanken oder Wortspiele usw…

Ja. Die Sache mit den Wendepunkten und Co. kannte ich früher nicht. Habe mich dann mal eingelesen und schon gibt es in meinem Kopf eine Schranke und meine Geschichte zerbröselt in 1000 Teile. Dann geht es nur noch drum, wie mache ich das und worauf muss ich achten.

Genau. Jetzt wo ich das schreibe, fällt es mir auf, dass dies wohl alles Punkte sind, die mich (zusätzlich) am Schreiben hindern.

Lass dich deswegen nicht verunsichern. Es sind erstaunlicherweise gar nicht so viele Dinge, auf die du wirklich achten musst. Wenn du dich traust, kannst du auch mal ein kleines Kapitel, hier ins Forum packen und die Leute sagen, was sie davon halten.

Das Schwierige hierbei ist, wie du mit Kritik und Meinungen umgehst. Wenn sie dich hemmt, dann lieber nicht teilen. :slight_smile: Kritik ist aber hilfreich, um zu erkennen, dass einige Sachen bei bestimmten Lesern nicht ankommen. Als Beispiel: Du schreibst eine Szene zwischen zwei Soldaten, die sich im Eifer ihres Einsatzes etwas zurufen. Dein Dialog, sehr umfangreich und ausschweifend. Die Kritik: „Die haben doch gar nicht Zeit einen so langen Dialog zu führen! Die rennen doch gerade! Außerdem klingen sie wie zwei Friseure!“ Aber Kritik kann auch unberechtigt sein. Jeder hier schreibt mit seiner eigenen Stimme und würde einen Text „sowieso anders schreiben als du“.

Am Besten wäre, du hättest eine beste Freundin, die gerne liest , oder einen Schreibzirkel, bei dem ihr ehrlich miteinander in Kritik geht.

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Habe mal gelesen, man sollte Kritik nicht persönlich nehmen. Ein Teil der Geschichte oder des Ablaufs oder eine Figur werden kritisiert. Und nicht der Schriftsteller als Person.

Aber geht das so einfach?

Wie gehst Du mit Kritik um?

Ok. Das macht natürlich Sinn. Aber ich habe derzeit noch das Problem mich überhaupt für die Schreiberei zu begeistern, weil ich mir einbilde, ich habe zwar Phantasie, aber mit der Umsetzung aufs Blatt hapert es.

Wie viel Begeisterung bedarf es, damit man Erfüllung in der Schriftstellerei findet? Das hatten wir ja weiter oben schon. Sitzen „wahre“ Schriftsteller nicht permanent an ihrer Geschichte, kritzeln überall Notizen hin und „leben“ regelrecht mit ihren Figuren?

Ich bin zwar nicht Tapio, aber ich antworte mal trotzdem, wenn ich darf. :sweat_smile:
Mein Hauptkritiker ist mein Bruder. Das heißt, wir kennen uns recht gut. Er war auch der Erste, der überhaupt was von mir lesen durfte.
Die Kritik war NIEDERSCHMETTERND. Allerdings hat er mir auch aufgezeigt, was gut funktioniert. Und das, was nicht funktioniert, hat er dargelegt. Auf eine übertriebene Art, die das Ganz ins Lächerliche gezogen hat. So dass mir dann ganz von selbst bewusst geworden ist, wie absurd da und dort meine Herangehensweise war. Es war halt eine humorvolle Art, danach sind da sehr, sehr, sehr viele negative Punkte gestanden. Aber auch: die Grundidee ist gut.

Dann dachte ich mir: Damit kann ich arbeiten. Auf jeden Fall besser als mit einem allgemeinen „Ja, war ganz gut.“

Aber was ist ein „wahrer“ Schriftsteller? Ja, es gibt welche wie Steven King, Fitzek und wie sie nicht alle heißen, die am Fließband regelrecht produzieren. Dann gibt es welche, die in ihrem ganzen Leben nur eine Handvoll Bücher herausgebracht haben, und trotzdem Weltruhm erlangten (jaja, ich weiß, um Ruhm geht es nicht).

Ich lese auch „Schund“ manchmal, um ehrlich zu sein. So wie ich gelegentlich einen richtig miesen B-Movie genieße, wo der Unterhaltungswert schon oft allein davon kommt, weil sie so schlecht sind. :sweat_smile:

Ich hab dann eben viele günstige Ebooks gelesen. Es gibt sicherlich viele, die gut sind. Aber das meiste ist es nicht. Ich kann mich da an eine Sci-Fi Serie erinnern. Holpriger Schreibstil. Einfarbige, klischeehafte Charaktere. Platte Dialoge. Eine alles andere als originelle Handlung! Und was war? Es war so unterhaltsam zu lesen, dass ich mir einen Band nach dem anderen gekauft hab.

Ich hab das auf jeden Fall mit Begeisterung gelesen. Deine Vorstellung von Schriftsteller hat er gewiss nicht erfüllt, aber er hat sicherlich gar nicht so wenig Bücher verkauft. Mach dir also keinen Kopf drüber!

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Ich glaube es gibt eine romantische Vorstellung vom Schriftstellerdasein - aber die Wahrheit zeigt sich ganz unterschiedlich. So ähnlich wie es eine Vorstellung von Motorradfahrern gib, aber beschäftigt man sich mit diesen - sind diese ganz unterschiedlich.

Was sich bei mir als Schriftsteller zeigt ist, dass ich ein bisschen mein Leben um das Schreiben herumkonstruiert habe. Durch die miese Bilanz der Frage „Kann man vom Schriftstellerdasein leben?“ → habe ich entschieden, einen normalen Job zu haben, der mir durchaus Spaß macht, aber ich habe ihn so gewählt, dass ich keine Wochenendarbeit und auch keine Firmenreisen habe. (d.h ich habe auf Karriere und Gehalt verzichtet)

Ziel sollte sein, dass dir das Schreiben selbst Spaß macht. Ich glaube, dass kommt mit Training. Ähnlich wie Klavierspielen in den ersten 10 Stunden (oder Geige?) kaum Freude macht, wird es dann einfach besser. Kein Schreibkurs kann dir das beibringen, sondern es ist einfach Training: Das heißt. Schreiben.

Schreiben ist ein bisschen wie „gezieltes Tagträumen“. Das Spielen mit der Frage, was wäre … wenn? Wenn ich eine Geschichte schreibe, amüsiere oder fiebere ich mit den Protagonisten mit. Es ist ein bisschen, als würde ich einen Film in Slow Motion sehen, deren Ausgang ich nicht kenne.
Manchmal hat man Mitleid, manchmal ärgert man sich. Letztens habe ich entschlossen einen Nebendarsteller nicht zu töten, obwohl das eigentlich kurz vorher eingeplant war. (er war bereits tot, ich schrieb die Szene dann um) Das gab es auch schon anders herum. (Oops)
Sitze ich manchmal sinnlos rum, und gucke in die Luft?
Auf jeden Fall.
Dadurch das ich sehr regelmäßig an den Texten arbeite, beschäftigen mich die Texte auch immer mal im Unterbewusstsein. Aber wenn du dich hier im Forum umschaust, händeln das Leute ganz unterschiedlich. Einige haben Papierjournale und notieren jede Idee. Ich merke mir das eigentlich immer (für den Tag) und wenn nicht, schicke ich mir selbst kurz Notizen. Trotzdem habe ich auch einen Alltag, der so aussieht, als würde ich gar nicht schreiben. Mit anderen Hobbies, mit Familie, mit dem Job.

Kritik von meinen Testlesern kann ich sehr gut wegstecken. Sie nörgeln nicht einfach, sondern schreiben sehr gezielt zurück, warum sie was stört, oder an welcher Stelle ihnen etwas fehlt.

Es gibt auch Hinweise, wenn Leser irgendwo hängen „und gerade keine Zeit/Lust haben“ weiterzulesen. Das ist dann spannend, denn dort ist das meist ein Problem im Text :stuck_out_tongue:

Kritik von Unbekannten fällt mir schwerer, ich versuche dann den Subtext zu verstehen im Sinne „Warum ist er an dieser Stelle gescheitert, hätte ich das anders lösen können? Kann ich das in Zukunft beachten?“

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Bevor ich jetzt wieder zu weit aushole, schreib ich mein Fazit mal zu Beginn: setz dir ein Ziel. Und damit meine ich jetzt nicht unbedingt zeitlich („Bis Weihnachten muss meine Geschichte fertig sein!“) oder sachlich („Ich will unbedingt eine Krimiromanserie schreiben!“). Sondern ein Ziel, was du mit dem Schreiben eigentlich bezwecken möchtest.

Und jetzt hol ich aus:
Wie ich schon einige Male anderswo erwähnt hab, hat mich das Schreiben immer irgendwo gejuckt, aber umgesetzt hab ich es nie. Dann hab ich vor 2-3 Jahren angefangen, und das schlagartig ziemlich konsequent. Neben Haushalt und Pendelberuf und Familie, investiere ich noch knapp 2 Stunden am Tag ins Schreiben. Das hat mit meinem Beruf zu tun.
Bei uns in der Arbeit ist Mobbing ein riesiges Thema. Ich selbst werde nicht gemobbt, aber 3-4 Mädels in unserem Betrieb. Die sind alle im Alter von 18-20 und ich hab eine vage Vorstellung, was es mit einem jungen Menschen macht, wenn er tagtäglich von ca 75 % der Belegschaft zu spüren und auch zu hören bekommt, dass man nichts wert ist. Es ist auch systematisches Mobbing, in dem Sinn, dass den Mädels „Fallen“ gestellt werden.

Ich habe versucht, etwas dagegen zu unternehmen. Psychosoziale Beratungsstelle bei pro mente, Arbeiterkammer, so jemanden, der sich so auf Teambuilding-Coaching spezialisiert (keine Ahnung wie man das jetzt nennt).
Nur leider hat sich das Thema in die Richtung gedreht, dass nun der Firmenbesitzer selbst nicht nur die offensichtlichen Lügen der Anschuldigungen ignoriert - er könnte das mit 1-2 Mausklicks kontrollieren. Stattdessen befeuert er das regelrecht. Ganz so als würde ihm dieser „Zickenkrieg“, wie er das nennt, Spaß machen. Leider ist Zickenkrieg allerdings ein mehr als unpassendes Wort. Hier kommen neben Altersunterschieden auch Hierarchien und unterschiedliche Kompetenzen ins Spiel. Eine jährliche Fluktuation von 70 % in einer Abteilung in einem Bürojob spricht für sich. Und ja, das geht sich mathematisch nur aus, wenn die „alten Hasen“ die Neueinsteiger gezielt gegeneinander aufhetzen. Zum Kotzen.

Für mich habe ich nun nach 21 Jahren den Schlussstrich gezogen und verlasse Ende Februar den Betrieb. Tut mir für die Mädels leid, ich für mich kann mir das aber nicht mehr länger mit ansehen.

Mich hat das belastet, weil ich schlecht damit umgehen kann und mich das psychisch aufgefressen hat. Sport hat nicht funktioniert - das hat bei mir überhaupt nicht den Kopf freigemacht, sondern ich hatte erst recht Zeit, dass sich meine Gedanken drehen. Und bei Feierabendbiere das ganze ersäufen? Nein, auch eher nicht.
Aber durch einen Zufall bin ich wieder zum Schreiben gekommen. Und schnell hab ich gemerkt, dass da dann der ganze Ärger schlagartig weg ist. Ich muss mich ja in meine Geschichte, in meine Charaktere vertiefen. Da hab ich gar keine Zeit mehr dazu. Das Schreiben quasi als „Therapie“, laienhaft gesagt.

Mir gings bei der Geschichte da jetzt gar nicht so um mich, um meine Umstände, sondern ich wollte dir nur darlegen, dass es vielleicht sehr viele und vielleicht auch vielschichtige Gründe fürs Schreiben gibt. Vielleicht findest du ja da was für dich, einen Punkt, der dich packt und dich dann auch bei der Stange hält?

Es ist auf jeden Fall ein sehr schönes Hobby und man lernt sich dabei auch selbst etwas mehr kennen.

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Bei mir ist es umgekehrt. Ich habe (2023) Tassen machen lassen, mit meinem Foto darauf und einer winzigen Schrift: „Bestsellerautorin 2025“ …
Das wäre dann praktisch jetzt :joy::hatching_chick::sparkles:

Von den Tassen habe ich sogar ein paar verschenkt. Nun ja, ich habe ja noch 11 Monate Zeit :rofl::joy::sweat_smile::innocent:

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Am Besten ist es nicht aufzugeben und immer weiterzumachen. Ich persönlich schreibe ja gerne nach Bauchgefühl und plane nur in groben Zügen Anfang und Ende. Aber wo unterwegs die Reise hingeht, das überlass ich meinen „Helden“. Ich (fast 37 J.) schreibe schon seit meiner Jugend und sehe mich „nur“ als Hobby-Autorin. Bunt gemixt in allen Genres bin ich unterwegs und schreibe aus dem Bauch heraus, was mir spontan einfällt. Habe insgesamt sicher mehr als 20 Projekte auf dem Computer. Um den Überblick nicht zu verlieren, mache ich mir innerhalb der Projekte viele Notizen, die ich später zu (Kurz-)Geschichten ausarbeite. So entstehen nach und nach meine Bücher. Aber auch hier gilt, jeder kann für sich den passenden Weg finden. Keiner muss sich in irgendeine Schublade zwängen. Das geht bei mir sowieso nicht. Und dir rate ich @Julia123, einfach „am Ball zu bleiben“. Es lohnt sich auf jeden Fall seine Ideen, wenn auch nur als Hobby-Autor(in) aufzuschreiben!

Gruß

Super Girl

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Das schaffst Du! Immer positiv denken. Ich drücke Däumchen! :grinning:

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kann ich relativ unterschreiben. Habe auch eine Story im Kopf und natürlich auch ein paar Personen, die dort agieren. Ich lasse auch gerne meine Fantasie dann gestalten in dem Moment wo ich schreibe, erschaffe ich mir eigentlich einen Film und für mich ist es dann manchmal fast spannend, was da passiert :smiling_face:

Kann zwar sein, dass das dann nochmal an anderen Stellen Nacharbeit bedeutet, aber dann ist das halt so.

Manchen Schreibern hilft der sehr technische und strukturierte Ansatz, um zu schreiben - andere behindert es eher. @Julia123 Du scheinst zur letzten Kategorie zu gehören, also lass es doch einfach weg und schreib deine Geschichte auf.

Ist das wichtig? Warum muss immer alles ein Label kriegen, am besten mit einer konkreten Checkliste, was erfüllt sein muss, um dieses Label zu erreichen?
Du schreibst ab und an gerne, es scheint nicht so zu sein, dass er dir ein existenzielles Bedürfnis ist, ohne dessen Erfüllung du platzen würdest. Das ist doch ok.

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Autor zu sein heisst für mich in erster Linie zu schreiben. Das schliesst nicht per se aus, dass das jemand auch liest, setzt es aber auch nicht zwingend voraus.
Ich persönlich bin froh, nicht davon leben zu müssen und mich dem Diktat von Verlagsinteressen unterwerfen zu müssen. Gelegenheit, meine Profilierungsneurose auszuleben, hatte ich ja schon anderswo zur Genüge.
Meine ersten Schreibversuche machte ich mit 15 oder 16. Schwülstige Liebesgedichte und klassenkämpferische Songs zur schlecht gestimmten Gitarre. Das machte ordentlich Eindruck auf die Mädels mit den Blumenkränzen im Haar. Später dann nur mehr wissenschaftliches Zeug und Management-Ergüsse. Seit meinem 60er werden die narrativen Stimmen in meinem Kopf aber immer fordernder und da ich nach vier Jahrzehnten Psychiatrie gelernt habe, dass Schreiben ein guter, nicht-pathologischer Weg ist, dem nachzugehen, tu ich es jetzt eben.
Manchmal lass ich es jemand lesen und freu mich, wenns gefällt. Oder sogar konstruktive Kritik erregt. Aber geschrieben wurde es, weil es raus musste. Eigentlich hätte ich diese Woche unsere alte Wohnung renovieren sollen. Aber dann setzte sich am Dienstag Nathalie in meinen Kopf und zwang mich in zwei Tagen „First Love, second Life“ niederzuschreiben. Erst das Feedback der Papyristas hier, zeigte mir, wie wichtig das zum einen war, es zu schreiben, zum anderen aber auch, es genau dabei zu belassen. Schön in einer solchen Community zu sein.
Willkommen @Julia123!

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