@Maxe: Endlich zum Anschauen des Videos gekommen. Danke für die Verlinkung. Ich fand die Scheibe Brot erhellend: So simpel und so effektiv.
Da sind viele wahre Sachen in diesem Video, natürlich unterhaltsam verpackt, aber man kann sich das alles nochmal vor Augen führen. Generell habe ich von diesem Channel schreiberisch einiges mitgenommen, man muss es sich nur auf seine persönlichen Belange ummünzen (viele Dinge sind beim Schreiben von Büchern und Drehbüchern aber gleich).
Danke für das Video, das werde ich mir bestimmt noch öfter anschauen, sehr interessant. Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit Robert McKees „Story“, ist eigentlich auch für Drehbuchautoren, aber ich konnte auch viel rausziehen. Gerne mehr von solchen Videos
Schlüsselszenen, die aufgrund ihrer Dramatik gleich ganz an den Anfang vorgezogen werden, und dann „beginnt“ die Geschichte weit dahinter, bis sie irgendwann an diesen Punkt gelangt und von dort aus weitergeht. Passiert auch in vielen Filmen. Diese Taktik ärgert mich, weil da hat sich jemand die mühevolle Arbeit an einem guten Anfang erspart, betrügt den Leser/Zuseher in Wahrheit um einen spannenden Einstieg.
Das stimme ich dir voll zu, vor allem ärgert mich daran, dass mich das Werk damit zwangsspoilert. Dabei hätte ich die Überaschung lieber an der entsprechenden Stelle erlebt. Wobei es manchmal eine gute Technik sein kann, wenn sie wohlüberlegt eingesetzt wird, und nicht, weil man Angst hat, Leser oder Zuschauer zu verlieren, wenn man nicht gleich mit dem Spannendsten beginnt.
Negativbeispiel:
In „The Walking Dead“ (ürsprünglich auf einem Comic basierend) wurde diese Technik öfters eingesetzt. So war es in Staffel 5 so, dass die Überlebenden, die einen ans Herz gewachsen waren, endlich einen intakten Ort finden namens Alexandria, der weitestgehend verschont geblieben ist von der Zombieapokalypse und über Mauern verfügt.
Dann beginnt plötzlich die neue Staffel 6 damit, ein riesiges Tal zu zeigen, das vollgestopft ist mit Zombies, was der Grund ist, warum sie verschont sind. Die Zombies bleiben dort alle hängen. (Das weiß man aber an dem Punkt noch nicht mal, weil es ja unbedingt zuerst gezeigt werden musste, grr. Deswegen erschreckt es auch nicht. Ich hätte sowieos weitergeguckt.) und die Überlebenden sind an der Stelle aktiv dabei, die Horde loszuwerden.
Und dann wird ständig vor und zurück gesprungen, bis wir auch mal zu dem Punkt kommen, an dem das Tal entdeckt worden ist. Was dann auch total uninteressant ist an der Stelle, weil ich ja weiß, was passiert.
Dabei haben sie mit dem Anfang die Chance vertan, mir einen dicken Schrecken einzujagen, indem sie erst das neue Leben dort zeigen und dann die plötzliche Entdeckung mit nem schönen Kameraschwenk über das Tal.
Absolut unnötig. Kein Vertrauen in die Charakterbindung. Ich ärger mich darüber, wenn mir jemand meinen Schockmoment und die Spannung klaut. Kein Wunder, dass die Serie ab da langsam den Bach runterging.
Die allererste Folge der ersten Staffel beginnt zwar auch mit einem vorweggenommenen Schocker, aber da war es passend, fand ich.
Leute, macht das bitte nicht, wenn ihr keinen absolut guten Grund habt, warum ihr zuerst mit der Schockstelle beginnen wollt. Arbeitet lieber an eurer Charakterbindung, dem Einstieg etc.
Etwas entfernt schon.
Was mich in einem Buch nervt, sind ultrakurze Kapitel von oft nur einer Seite
Dann wäre das Buch Tempo, Tempo! genau das Richtige für dich. Es ist grottenschlecht. Hinzu kommt, dass der Autor offenbar den Unterschied zwischen Szenen und Kapiteln nicht kennt. Ich glaube, das Ding hat 98 Kapitel gehabt oder waren es 89? Darunter waren Kapitel, die haben nicht einmal 1 Seite gefüllt.
… ich kann mich beherrschen
Warum genau stört dich das?
Normalerweise schreibe ich längere Kapitel mit mehreren Szenen, die auch schon mal an verschiedenen Orten spielen. In einem meiner Romane gibt es aber ein Kapitel, das gerade eine halbe Seite füllt. Ich empfinde das an dieser Stelle als sehr passend. Ich hätte die Szene natürlich an das vorige Kapitel anhängen können, aber dann hätte sie an Gewicht verloren. Da war mir der Erzählrhythmus wichtiger als irgendwelche Vorstellungen, wie lang ein Kapitel zu sein hat.
Wenn es den Erzählrhythmus unterstützt, dann ist doch alles gut.
Wenn die vielen Kapitel die Erzählung zerhacken, dann ist es nicht gut.
Ich hatte letztens ein Buch gelesen, in dem jeder Satz als einzelner Absatz gesetzt war, das war grausam. Als würde man beim Lesen stottern.
Du hast Recht. Allerdings sollte das nicht so enden wie in dem von mir oben beschriebenen Buch. Der Typ wusste offenbar wirklich nicht, was eine Szene ist. Es kam mir vor als hätte er am liebsten nach jedem Satz ein neues Kapitel begonnen.
Etwas genauer ausgedrückt stört es mich, wenn nicht nur die Kapitel extrem kurz sind, sondern zugleich mit jedem neuen Kapitel auch ein Wechsel zwischen den Handlungsorten stattfindet.
Natürlich kann es Kapitel geben, die wegen der Dramatik und dem Rhythmus kurz sein müssen, aber wenn ein ganzes Buch mit vllt. 230 Seiten nur aus Kurzkapiteln besteht (und davon dann mehr als 100) wird es mir zu hektisch.
Während in einem anderen Thread gerade stolz von Zeitsprüngen berichtet wird, die die „Magie“ der Erzählung ausmachen, oute ich mich mal als jemand, für den es unliebsame Erzähltechniken sind, wenn die Geschichte nicht chronologisch erzählt wird. Nichts gegen gelegentliche Rückblenden in der Erzählung, die den Leser besser verstehen lassen, warum die Hauptperson jetzt so handelt, wie sie handelt. Aber wenn eine Geschichte (die ich persönlich vielleicht überhaupt nicht spannend finde) dadurch Rätselhaftigkeit und Spannung erhalten soll, dass man sie in der falschen Reihenfolge erzählt, das mag ich gar nicht. Im Schulunterricht hatte ich „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ gehasst.
Ich mag eigentlich jede Erzähltechnik, die funktioniert. Was ich nicht mag, ist, wenn ein Schriftsteller versucht, manieristisch einer bestimmten Erzähltechnik zu huldigen, ohne sie zu beherrschen.
Das passiert meistens, wenn sich der Schriftsteller wichtiger nimmt als sein eigenes Werk. Man spürt das Posieren in jedem Satz, in jeder Szene - und das nervt.
lg/Peter
Hast du ein Beispiel?
Dieses Werk von Heinrich Böll mag ich seit der Schulzeit nicht…
Was mir auf die Nerven geht, ist dieser Rückbezug „… dass er, Peter, nichts mit dem Mord …“
Ich verstehe, dass man so erklären will, welcher „er“ gemeint ist. In den meisten Fällen erklärt sich dieser Umstand jedoch aus der Situation.
Während ich an meinem eigenen Buch schreibe, frage ich mich in solchen Situationen, ob ich, Füchsli , jetzt wirklich auch so einen dämlichen „… dass sie, Gebba, …“ anwenden muss. Ich habe es bisher nicht getan.
Fast alles von Lovecraft. Kenne kaum einen anderen Schriftsteller, der sich so oft ins „Unbeschreibliche“ verdrückt hat, wie der arrogante Schnösel.
Der Großteil der Leseproben, die ich mir aus Selfpublisherkreisen zu Gemüte geführt habe, strotzen vor selbstgefälligen Posen, Trödeln, Quasten und Girlanden, Verrat an den eigenen Figuren, sklavische Hörigkeit bezüglich show don´t tell, dafür wild wuchernde Adjektive, breitärschig ausgewalzte Unfähigkeit, eine Geschichte zu erzählen. Das ist ermüdend und frustrierend.
Bei fast allen dieser Texte schmeckt man die Selbstgefälligkeit des Verfassers, der schreibt, um als Schriftsteller zu gelten und nicht, weil er wirklich etwas zu erzählen hat.
lg/Peter