Hallo zusammen,
die Frage ist zwar schon ein paar Tage her, aber da ich zufälliger Weise gerade letzte Woche eine Sami-Survival-Tour in Schwedisch Lappland gemacht habe, fühle ich mich berufen auch noch was zu schreiben
Unsere Sami-Führerin erklärte praktisch als allererstes, dass zum Überleben in der Kälte wichtig ist, viele Lagen Kleidung zu tragen. Idealerweise sollte was aus (echter) Wolle dabei sein.
Das nächste Punkt ist, dass man sich trocken halten muss. Die Samen binden sich (tolle handgfertigte) Bänder um den Hosensaum, damit beim Laufen durch den (im Zweifel dort auch mal hüfthohen) Schnee nichts eindringen kann, was dann schmelzen und Nässe verursachen würde.
Wir hatten lediglich Schnee bis zu den Knien und das war kein Spaß - es ist super antrengend auch, wenn man halbwegs fit ist. Außerdem sieht man den Untergrund nicht und sackt gerne mal ganz plötzlich irgendwo tief ein. Da ist schon Aufstehen ohne fremde Hilfe eine Herausforderung. Hinsetzen sollte man sich wenn möglich sparen - besser hinknien.
Man sollte den Tierpfaden folgen. Auch wenn das kleine, leichte Tiere sind, die selbst kaum einsinken, sind deren Wege in der Regel auch für unsereins besser geeignet als die anderen Stellen.
Die vermeintlich relativ hohe Temperatur ist eher ein Problem, weil im Grunde alles nass ist. Das erschwert auch das Feuermachen. Auch, wenn die Samen das interessanter Weise nicht unbedingt nutzen, weiß ich aus Survialkursen hierzulande, dass Birkenrinde als einzige Baumrinde auch nass noch brennbar ist. Und Birken gab es zumindest in Nordschweden viele, wird in Estland vielleich auch so sein. Ansonsten wäre ein Messerchen oder so nicht übel, damit kann man trockenes Holz/Äste - wenn man sie denn bei den Temperaturen findet - auffächern, damit es besser brennt.
Samen graben sich im Schnee bis zum Boden durch (ohne WASSERDICHTE Handschuhe ebenfalls nicht empfehlenswert) und stellen eine Metallschale auf, in der das Feuer entzündet wird. Vielleicht findet Talha wenigstens eine alte Konservendose… Unsere Sami-Dame sagte, es würden nach Möglichkeit keine Feuerzeuge, sondern wasserfeste Streichhölzer verwendet. Das ist wohl verlässlicher. Diese werden aber dennoch immer noch in einer Plastiktüte aufbewahrt. Früher wurde ein Stück glühende Kohle ständig mit sich getragen.
Das Sitzen/Liegen im Schnee ist unter allen Umständen zu vermeiden: Nässe und damit Kälte. Ein Rentierfell würde Abhilfe schaffen, aber die liegen eher nicht einfach so rum.
Nahrung ist ebenfalls eher schwierig. Kleine Knospen an Tannen (schmecken nicht so pralle) wären vorhanden, aber nicht in auch nur annähernd ausreichender Menge. Vielleicht sollte er sich vorher satt gegessen haben…
Man kann unter dem Schnee noch Blätter usw. ausgraben, aber das taugt bestenfalls für Tee.
Was hier auch bereits gesagt wurde: Schnee ist fast nur Luft, da kommt nicht viel Wasser bei herum, wenn man ihn schmelzen lässt und direkt essen wäre keine gute Idee. Schlittenhunde kühlen sich durchs Schneeessen ab, aber ein Mensch, der versucht Wärme zu halten, sollte sowas lassen.
Sami stellen kleine Fallen aus Draht auf, aber dafür sollte wohl keine Zeit sein. Mit Drahtschlingen lassen sich wohl auch Fische fangen, aber das ist sehr schwierig und es müsste schon irgendwie plausibel erläutert werden, warum Talha sowas kann - wenn er es denn kann.
Ich hoffe, ich habe jetzt soweit alles erwähnt, was ich beitragen kann. Falls Fragen sind, gerne melden. Noch ist die Erinnerung frisch
Viele Grüße
Sahanya