Zunächst möchte ich dir gratulieren, Corinna. Was für ein Schinken! Respekt! Sehr schön.
Zur Frage: An verschiedenen Stellen hier im Forum hast du uns ein wenig Einblick mit deiner Arbeit mit deinen Testlesenden gegeben. Was ich rausgelesen habe: Wiederholungen … zu lang … zu viel Beschreibung.
Damit hast du zugleich deine Antwort auf diese Frage hier! Kürzen ist angeraten, und das heftig. Wie es so schön heißt -kennst du ja- Kill your Darlings Sei mutig! Es wird dem Text gut tun.
Und jetzt die gute Nachricht dazu: Weil du solch eine Mamut-Story geschrieben hast, kannst du richtig durchkehren. Dafür musst du keine Struktur ändern, keine Figuren umwerfen. Einfach nur Rotstift ansetzen. Es bleibt ja dann immer noch ein Megateil übrig. By the way: Es wird dir später auch erleichtern, einen Verlag zu finden. Denn soooo ganz dicke Dinger … da sind die schon mal vorsichtig, da die ja kosten (Druck, Lektorat etc …)
Ganz lieben Dank für die Ermutigung, so werde ich das erstmal machen.
Ich denke, ich habe mich von der einen Testleserin, die die Grundstruktur viel zu komplex fand, zu sehr aus der Bahn werfen und verunsichern lassen. Sie hatte mir dringend geraten, mich für entweder Liebesgeschichte, oder „Urlaubsort“-Setting oder christliche Inhalte zu entscheiden. Doch wenn man die beiden Testleser der Rohfassung mitzählt, war sie von 8 Leuten die Einzige mit dieser Meinung.
Jetzt habe ich gerade ein Buch ausgelesen, das neueste von Karen Witemeyer, „Ein Cowboy für die Ewigkeit“. Da sind christliche Inhalte und eine Liebesgeschichte und ein historisches Wildwest-Setting und ein Mord aufzuklären und am Ende noch ein Überfall und Folter durch die Banditen. Hat bei Amazon 4,6 Sterne, ist allerdings mit 350 Buchseiten auch deutlich kürzer als meins.
Dann werde ich mich in dieser Überarbeitungsrunde erstmal dranbegeben, Sätze und Beschreibungen rauszukürzen, ohne den Inhalt der erzählten Geschichte zu verändern.
Ich schreibe immer ein Kapitel. Überarbeite dies sofort mit der Stilanalyse. Dann Rechtschreibung und Zeitformen. Und so ist am Ende wenn alles fertig ist nicht mehr so viel zutun.
Das längste von meinen 8 Kapiteln hat knapp 21.000 Wörter…
Eine Überarbeitungsrunde für ein Kapitel, oder für das ganze Buch, würde sich bei mir in der Art und Weise kaum unterscheiden.
Die Wiederholungen, die die eine Testleserin, die tatsächlich in Lesefluss kam, mir angekreidet hatte, sind eher kapitelübergreifend. Beispielsweise hatte ich in jeder Szene, in der mein Held Probleme mit der Fremdsprache hat, erklärend dazugeschrieben, dass er die Fremdsprache nicht gut kann. (Das ist tatsächlich nur der einen Testleserin aufgefallen, aber die hat es als extrem störend empfunden.)
Finde ich echt spannend, wie sich die Arbeitsweisen unterscheiden. Ich habe die Rechtschreibprüfung immer eingeschaltet, schon beim Schreiben, aber sobald ich die Stilanalyse einschalte, fühle ich mich von den vielen Markierungen wie gelähmt, deshalb habe ich sie bisher noch nie genutzt und verschiebe die stilistische Überarbeitung immer auf später.
Vielleicht wäre das in deinem Spezialfall gar nicht schlecht gewesen. Dann hättest du möglicherweise mut etwas mehr Bedacht geschrieben. Vielleicht probierst du beim nächsten Mal eine andere Vorgehensweise einfach aus.
Bist du denn eigentlich sicher, dass du die Kapitel richtig eingeteilt, d. h. ausreichende Abgrenzungen geschaffen hast? Denn sonst bliebe wirklich nur der Schluss, dass deine einzelnen Kapitel unnötig überfrachtet sind.
Ich mit meinem Perfektionismus hätte überhaupt nichts geschrieben, wenn ich für mich nicht Wege gefunden hätte, den „inneren Kritiker“ abzuschalten und der Kreativität Raum zu geben. Sonst würde ich noch am perfekten ersten Satz auf einem leeren ersten Blatt Papier feilen, statt eine fertig ausgedachte Geschichte überarbeiten zu können.
Also ich bin ja auch der volle „Perfektionist“ und pingelig bis zum „geht nicht mehr“. Kann das also wirklich gut nachvollziehen!
Daher habe ich mich hingesetzt, einfach los geschrieben und als ich dann so an die 21 Seiten hatte ( das Chaos mit Recherche, Infos, Charakteren, usw. sei unerwähnt) suchte ich ein Programm, das genau das kann: Stylanalyse, Rechtschreibung und Grammatik Überprüfung - und als Bonus gibt’s dann noch die Lesbarkeitsprüfung!
Mir hilft’s auf jeden Fall, wenn ich es jetzt immer angeschaltet hab’ - und wenn es mich dann doch mal „nervt“? Naja, dann gibt es ja immer noch die Möglichkeit es auszuschalten und in den „Schreibfokus“ abzutauchen…