Liebe Simona,
also zuerst mal, ich nehms dir nicht übel, denn auch wenn ich oft etwas heftig austeile, kann ich auch ganz gut einstecken. Und so schlimm fand ich deinen Kommentar nun wirklich nicht, ich hab mir halt gedacht, ok, sie hat ihre Meinung und das ist ihr gutes recht.
Jetzt zu deiner Frage:
Jede Figur schleppt Konflikte mit sich herum, jemand ganz ohne gibts praktisch nicht (und falls doch, wäre er/sie als Romanfigur denkbar ungeeignet). Da geht also eine ganze Menge.
Es muss nicht gleich am Anfang der allergrößte Knaller sein, wenn sich partout keiner ergibt. Etwas, was sich für den folgenden Roman fesselnd und vielversprechend anhört, tut es auch. Also mit Andeutungen und Suspense zu arbeiten ist schonmal nicht verkehrt.
In deinem Fall würde ich mit der Story ein paar Tage vor dem Start beginnen, deine Protagonistin ist - na klar - die Hauptperson, also lass sie sofort mit einer Show-Szene einsteigen. Das geht auch ganz sanft und ohne wilde Verfolgungsjagden ;):
Nur so als Beispiel, so in etwa würde ich an den Plot herangehen:
Aha, diese Schuhschachtel ist also mein Zuhause für die nächsten vier Monate. Ich schaute mich in der winzigen Kabine um und versuchte, nicht allzu enttäuscht zu sein. Als rangniedrigster Private stand man überall auf der untersten Stufe, aber bei den Quartieren merkte man es am deutlichsten.
Mit leisem Zischen schloss sich das Schott hinter mir, komisch, ich hatte den Sensor doch gar nicht berührt? Schon irgendwie seltsam … ach, egal, wahrscheinlich hatte ich es nur nicht gemerkt. Kein Wunder, in dieser Enge konnte man sich ja kaum umdrehen, ohne an sämtlichen Wänden entlang zu schrappen.
(es darf auch gerne etwas anderes, wichtigeres sein als das Schott, irgendwas Außergewöhnliches, was aus welchen Gründen auch immer da ist oder passiert, was so nicht sein dürfte, und was schon ein allererstes Echo auf einen künftigen Konflikt darstellt. Kann auch ruhig noch etwas mehr ausgebaut werden. Eine schwerwiegende Fehlfunktion? Eine KI, die aus dem Ruder läuft? Da musst du dir was ausdenken, was zu deinem Plot am besten passt.
- Auf diese Weise läuten beim Leser jedenfalls die ersten Alarmglocken: Hallo, da is irgendwas, das wird noch wichtig. Also weiterlesen!*
Trotz allem, diese Mission war eine unglaubliche Gelegenheit, da nahm man gerne auch mal die eine oder andere Unbequemlichkeit in Kauf.
Ich seufzte. Wenn es nur das gewesen wäre, aber ich hatte ein wesentlich schmerzhafteres Opfer bringen müssen.
Aus meinem Seesack (oder worin sie halt ihren Krempel transportiert) förderte ich als allererstes einen Stapel Magnetfotos hervor und verteilte sie an der Wand über meiner Koje. Holly, mein kleiner Schatz, meine Tochter, die für die Dauer unserer Reise bei meiner Mutter leben würde. Himmel, es fühlte sich noch immer an, als hätte man mir ein Stück aus der Seele gerissen …
Hier bringst du jetzt den ganzen Absatz mit ihrer Tochter und dem Abschied, den Telefonanrufen u.s.w., pack auch ein paar Dialoge mit dazu. Und es ist wirklich nicht wichtig ist, wann genau sie sie dort abgeliefert hat
Ein leiser Gong aus der Gegensprechanlage holte mich zurück ins Hier und Jetzt. Verdammt, schon so spät? In 10 Minuten war großer Mannschaftsappell auf der Brücke, da kam man besser nicht zu spät.
Ich warf in der Nasszelle noch einen kurzen Blick in den Spiegel und strich meine ewig widerspenstigen Haare glatt. Schließlich wollte ich nicht als rubinroter Wischmopp in die Bordgeschichte eingehen. Alles klar? Dann los. Beim Hinausgehen fiel mein Blick auf das Namensschild neben der Tür: PVT Emilie XXX (hab Namen vergessen). Es sah richtig gut aus, und auch auf die Gefahr hin, etwas chauvinistisch zu klingen: ich war verdammt stolz, dazu zu gehören!
J*etzt gehts weiter mit dem Appell, wo du wieder ein paar Infos über die Mission unterbringen kannst. *
*Damit hättest du einen brauchbaren Start deiner Story, auf den du in aller Ruhe weiter aufbauen kannst. *
Lass sie dann ihre näheren Kollegen kennenlernen, Sympathien Animositäten, erste vorsichtige Freundschaften schließen u.s.w., beschreibe, wie ihre Arbeitsschicht abläuft, dabei weitere Infos über das Schiff, und natürlich gibts auch jede Menge Reibungsfläche, wenn 50 Personen über einen längeren Zeitraum auf so engem Raum zusammenleben müssen. Auch die Lovestory kann sich da in aller Ruhe entwickeln.
*Lass auch immer wieder zwischdrinne etwas Unvorhergesehenes passieren, was sich niemand so recht erklären kann. Zuerst nur Kleinigkeiten, die niemandem auffallen, bis dann irgendwann ein schöner, großer Knall passiert. *
Vielleicht hilft dir das ja ein bisschen weiter, ich bin auch gerne bereit, dir die nächste Version wieder zu zerpflücken gg
Liebe Grüße zurück!