Tiere als Charaktere schreiben

Ja, dann gehört da auch ein Adjektiv hin - als Ausnahme und dadurch mit zusätzlichem Effekt. Hier ist das Korn Salz richtig platziert. Es würde aber untergehen, wenn du überall salzt.

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Zu @Buchling ursprünglichem Problem ist mir noch was eingefallen: Deine Fantasykatze könnte je nach Stimmung Pheromone absondern, die für Menschen unterschiedlich riechen (“Hör sofort auf Kitty zu ärgern! Das ganze Haus riecht schon wie Opas Socken nach acht Stunden Feldarbeit!”)

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Das wäre auch eine interessante Kommunikationsmöglichkeit, die wohl in dieser Art noch nicht so oft in der Literatur zu finden ist.
“Mieze riecht nach <Kohlrabi/Schokolade/Pfeffer/anderer Duftstoff>, da schleicht jemand ums Haus!”

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Das ist eine interessante Idee! Könnte sein, daß ich damit mal herumexperimentiere - Gerüche spielen in meinem Buch ohnehin eine wichtige Rolle. Danke dafür!

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Wobei man sich bei diesem Beispiel durchaus die Frage stellen kann, in welcher Situation eine schnell zuschlagende Schlange nicht erschreckend sein sollte? Eine Schlange, die zuschlägt, ist vermutlich per se schon erschreckend. Und wenn sie das auch noch schnell macht…

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Ist das eine Art Modetrend unter modernen Autoren, möglichst jede Erwähnung eines Gefühls (Beispiel: Katze ärgerlich oder ängstlich, Beispiel: Schlange erschreckend) rauszustreichen?

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Nein, durchaus nicht, glaube ich. Es ist Mode, das nicht “platt” hinzuschreiben" sondern es anderweitig darzustellen. Wie, das ist ja nun hinreichend erläutert worden. Und eine komplette Streichung dessen, was dir so gut gefällt, ist sowieso doof (um es ebenfalls platt auszudrücken). Man sollte lediglich darüber nachdenken, wo es Sinn macht, Streichungen vorzunehmen und wo es sinnvoll ist, Erwähnungen von Gefühlen absichtlich und somit bewusst einzubauen. Darüber nachzudenken, kann nicht jedenfalls nicht schaden.
In einem Liebesroman ist es meiner Ansicht nach tödlich, solche Dinge wegzustreichen. Der Liebesroman soll hier nur als Beispiel dienen. Das lässt sich meiner Ansicht nach sogar auf einzelne Szenen herunterbrechen.

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Das Stichwort ist doch auch hier wieder das gewohnte Schriftsteller-Mantra: *Show, don’t tell *- auch wenn man es fast nicht mehr hören kann.

Aber vieles, was man durch ein Adjektiv sagt (tell), sollte man eben stattdessen lieber zeigen (show). Um das klassische Beispiel hervorzuholen: Natürlich kann mann schreiben “Luisa ist müde.” Ist dann aber eben auch langweilig. Stattdessen schreibt man lieber “Luisa rieb sich die Augen und gähnte.” Der Leser kann das Geschriebene dann schon richtig deuten.

Das heißt selbstverständlich nicht, dass man alle Adjektive streichen muss, und es heißt tatsächlich auch nicht, dass man generell auf *tell *verzichten sollte. Die “Kunst” besteht darin, zu erkennen, wann Show, don’t tell angebracht ist - und wann eben doch mal tell das richtige Mittel ist.

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Du meinst, eine Szene kann mehr Adjektive verlangen, eine andere weniger? Interessanter Ansatz! Hältst Du das auch mit anderen sprachlichen Mitteln so?

Mir wurde neulich an anderer Stelle :wink: völlig zurecht gesagt, ich hätte eine Szene mit Metaphern ein wenig überladen :kissing: Da muß ich auf jeden Fall noch einige rausstreichen, dennoch: Meine Sprache wird umso bildlastiger - ob Vergleich oder Metapher - je beeindruckter und gleichzeitig emotional überwältigter meine Protagonistin ist (bei den anderen POV-Charakteren passiert das nicht in dem Maße, die sind eher - anders emotional :D). So etwas würde Dich also nicht als Stilbruch stören?

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Das finde ich spannend. Für gewöhnlich würde es mich vermutlich stören, wenn ein Buch größtenteils “normal” geschrieben ist und dann zwischendurch einige Szenen total aus der Reihe tanzen. Wenn es aber eindeutig als Teil des Charakters zu erkennen ist und zur dessen emotionaler Wahrnehmung von Dingen gehört, dann könnte das vielleicht gut funktionieren. Aber ich denke, es muss dann wirklich klar werden, dass der POV-Charakter jetzt das sprichwörtliche Zepter in der Hand hat.

Das erinnert mich an ein Beispiel von Dan Wells von Writing Excuses. Es ist schon länger her, daher kriege ich leider nicht mehr alles zusammen. Aber ich glaube, er nannte ein Buch von Cormac McCarthy, der ja eher bekannt ist für sein kurze, schlichte und hauptsatzlastige Sprache. Nur in einer Szene beschreibt er dann Wildpferde auf einer Wiese oder so besonders ausschweifend und blumig, weil eben der Charakter nur in der Nähe von Pferden so emotional wird. Also ganz bekomme ich das wie gesagt nicht mehr zusammen, und ich weiß leider auch nicht mehr, von welchem Buch er sprach. Aber deine Aussage erinnerte mich gerade daran.

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Das ist genau der Punkt.

Ja. Sicher. Das macht die Sache doch lebendig. Es muss doch nicht alles gleichmäßig vor sich hin plätschern. Damit kann man doch prima Akzente setzen.

Einen Choleriker, der sich über irgendwas aufregt, beachtet niemand weiter. Der regt sich ja eh immer auf und wird laut.
Ein stilles Mäuschen tobt. Wird laut. Benutzt Ausdrücke, die es sonst nie benutzt. Wirkung: Oh! Was ist mit der denn plötzlich los?
Ich nenne das Spannung. Dennoch muss es in den Gesamtzusammenhang und den Stil des Buches passen. Ich kann in einem Mittelalterroman nicht mit Ausdrücken wie: “Ey Alter, echt krass.” aufwarten.

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Aber ja, das sehe ich genau so wie Suse.
Eine Szene, die eine bestimmte Atmosphäre aufbauen soll – da können wir ruhig bei der Liebesszene als Beispiel bleiben; aber auch z.B. ein düsteres/bedrohliches Szenario –, verträgt m.E. mehr Adjektive als eine Szene mit hohem Tempo, also bspw. eine Verfolgungsjagd. Bei letzterer gehen einem sowieso spätestens im dritten Absatz die Synonyme für »schnell« aus. :wink:

Darüber hinaus könnte ich mir das, wie oben schon genannt, auch gut vorstellen bei Texten mit unterschiedlichen POV-Charakteren.

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Die Texte, die bei mir die stärksten emotionalen Reaktionen hervorrufen, kommen völlig ohne Adjektive aus: Rechnungen und Steuerbescheide.
Ob das nun der Maßstab für Unterhaltungsliteratur ist, ich weiß nicht recht…

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Ich liebe ja das Synonymwörterbuch von Papyrus. Aber ich habe schon länger überlegt, ob ich nicht für einen Absatz in meinem Fantasy-Roman mal für alle Wörter die unpassendsten Alternativen nehmen sollte. Das Ergebnis wäre schon fast Comedy!

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Leute, wir sind hier arg off topic.
Die Frage war, wie man Tiere als Charaktere beschreiben kann. :wink:

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Das stimmt, das bin ich aber zu großen Teilen selber schuld :bowing_man:

Ich lese gerade ein Buch, das mich wieder an diese „Adjektive sind böse“-Diskussion erinnert hat.
In den Buch hat man sich die Adjektivvermeidung so sehr auf die Fahnen geschrieben, dass bei der Beschreibung eines formellen Botschaftsempfangs folgende Stilblüten herausgekommen sind:
„im Geiste die Stirn runzelnd“
„innerlich das Gesicht verziehend“
Ich habe mich gerade schlappgelacht! :rofl:

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#PaminaklopftCorinnabesorgtaufdenRückendamitsiesichbeimSchlapplachennichtverschluckt#
Dann hat der Autor wohl nicht verstanden, dass Partizipien im Präsens (runzelnd, verziehend) auch nicht besser sind als Adjektive.
Wichtig ist, dass man sich immer fragt, ob man die Bedeutung des Adjektivs auch durch eine Beschreibung der Situation bzw. der Handlung der Figur hätte ausdrücken können. Und ob das Adjektiv deshalb überflüssig ist, weil es das Verb nur noch bestätigt, anstatt eine Spannung aufzubauen.
In “Killing me brutally” ist das Adjektiv überflüssig, weil jeder Töten mit Brutalität verbindet.
In “Killing me softly” ist es sehr gut eingesetzt, weil es neugierig macht, denn Töten und Sanftheit widersprechen einander auf den ersten Blick.

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Dem muss ich leider widersprechen. Wenn jemandem Schlafmittel verabreicht werden, mit der Absicht, ihn zu töten, dann ist das falsch, unmoralisch, ungesetzlich und was weiß ich nicht noch alles, aber nicht brutal. Wird jemand durch Messerstiche getötet, nachdem man ihn zuvor zusammengeschlagen hat, dann ist das brutal.
Mein Schlaftablettenmord ist also softly und widerspricht nicht dem Töten an sich.
Lasse ich jemanden absichtlich verhungern, ist das brutal. Töte ich ihn mit einem direkten Herzschuss, dann nicht.
Zumindest sehe ich das so und das Strafrecht kennt ja auch die Abstufungen, ob jemand “einfach” tötet oder eben mit besonders ausgeprägter Brutalität.

Dabei denkst du aber nur ans Töten im eigentlichen Sinne.
Wie ist es, wenn man jemanden durch ein Lied tötet, wie es in dem Song von Roberta Flack gesagt wird, aus dem dieses Zitat stammt?
Wie ist es, wenn man jemanden durch Liebe tötet?
Natürlich gibt es beim echten Töten Abstufungen, aber das meinte ich hier gar nicht. Ich finde auch einen Gift- oder Schlaftablettenmord nicht unbedingt sanft, aber davon abgesehen, wird der Einsatz eines solchen Adjektivs erst richtig interessant, wenn man über die eigentliche Bedeutung hinausgeht.
Wie ist es, wenn man jemanden mit einem Kuss tötet? Nicht, indem man ihn erstickt, sondern indem man sein Herz bricht?
Das scheint übrigens ein Motiv in Colleen McCulloughs Dornenvögel zu sein. Durch Liebe töten …
Aber, um zu deinem Beispiel zurückzukehren: Egal, ob du jemanden mit Messerstichen oder mit Schlaftabletten tötest, wäre in dem Fall das Adjektiv wahrscheinlich nicht unbedingt nötig, weil es ja den Kontext gibt und jeder Leser selbst herauslesen kann, wie brutal oder nicht brutal das Töten ist.
Bei “Killing me softly” könnte allein das Adjektiv den Leser auf die Fährte bringen, dass es hier nicht um einen Tod im eigentlichen Sinn geht.

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