Tiere als Charaktere schreiben

Aloha!

Gibt es unter Euch Menschen, die Tiere in ihren Büchern haben? Wie zeichnet Ihr sie so, daß sie zu Persönlichkeiten werden?

In meinem Buch gibt es eine Tierart, die intelligent ist. Allerdings beherrscht sie die menschliche Sprache nicht, auch keine Telepathie, so daß sie sich den Menschen nicht mitteilen kann. Sie denkt auch völlig anders als Menschen und sucht nicht gerade deren Nähe, eher im Gegenteil. Das heißt, ich bin bei der Beschreibung von Vertretern dieser Tierart (im Wesentlichen ein Vertreter) darauf angewiesen, sie zu charakterisieren über

  • ihre Körpersprache
  • Lautäußerungen
  • von außen sichtbares Verhalten
  • die Reaktion der Menschen auf sie
  • Mythen, die es in meiner Welt zu dieser Tierart gibt

Wie handhabt Ihr das? Gibt es noch weitere Kniffe, die Ihr anwendet?

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Hallo @Buchling ,

um die andere Denkart deiner Spezies und ggf. die Diskrepanz zu vorher vermittelten Eindrücken deutlich zu machen, könntest du sehr, sehr dosiert auch mal ein Kapitel aus Sicht deines Tieres schreiben.

Neben deinen aufgezählten Punkten könntest du ihnen weitere Eigenschaften/Fähigkeiten andichten, z. B. unwillkürlich wechselnde Fellfarbe je nach Stimmungszustand. Dazu noch ein paar Volksweisheiten (“She’bru rot, du bist tot, She’bru grün, geh zu ihm hin”) und als Ausnahme vielleicht wieder ein Exemplar, das gelernt hat, seine Fellfarbe bewusst zu steuern.
Ein weiterer Punkt wären Reaktionen der Umwelt allgemein, nicht nur Menschen. Wenn ein She’bru unterwegs ist, flüchten sofort alle anderen Tiere aus der Gegend oder spielen verrückt.
Du könntest ihnen einen Begleiter mitgeben, aus dessen Reaktion man die Stimmung und mittelbar den Charakter ablesen kann, bspw. so lange der She’bru einen Katrak auf dem Rücken sitzen hat, ist er friedlich und ehrlich, wenn der auf Distanz geht oder flüchtet, ist das Vieh schlecht drauf, etwas in der Art.

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Das habe ich in der Tat getan; es gibt bislang zwei Szenen aus der Sicht des Tiers, jeweils nur eine halbe bis knappe Seite lang. Weil sie eben so anders denken als Menschen, kann ich hier nicht in den POV des Tiers gehen, das fände ich unpassend, weil zu vermenschlichend. Das wiederum macht es nicht unbedingt einfacher.

Schöne Idee - ich hätte vielleicht erwähnen sollen, daß es sich bei meiner Tierart um eine ganz bestimmte Katze handelt… Ja, ich schreibe Fantasy, aber irgendwie fühlt sich eine wechselnde Fellfarbe nicht passend an. Ich denke aber nochmal darüber nach!

Jep, die hab ich. Wobei ich mich unheimlich schwer damit tue, mir Sprichworte o.Ä. auszudenken.

Danke auf jeden Fall für Deine Anregungen!

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Das Katzentier könnte ein Fell haben wie ein schwarzer Panther, bei dem man je nach Lichteinfall auch die Leoparden-Flecken sieht, aus dessen Familie das “Kätzchen” kommt.
Statt des Lichteinfalls könnte hier eben die entsprechende Stimmung deines Katzentieres ausschlaggebend sein, so ähnlich vielleicht, wie wenn wir vor Wut oder Aufregung rot werden im Gesicht. Bei Wut: Flecken, bei Gelassenheit: pechschwarz. Das könntest du ja beliebig erweitern.

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Hat mein Avatar das verraten? :wink:

Trotzdem: Ich tue mich schwer mit der Idee einer Art Chamäleon-Katze. Ich denke heute Nacht darüber nach.

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Wie kommst du denn darauf??? :slight_smile:
Meine Camilla (europäisch Kurzhaar, Grundfarbe weiß, der komplette Rücken mit Schwänzchen schwarz, das Gesicht schwarz-weiß, Ohren weiß, Nase blass-rosa) bekommt immer eine glutrote Nase, wenn sie beim Tierarzt sitzt und Angst hat. Die Nase könntest du damit sogar realistisch einbinden. Camilla ist der lebende Beweis im Hier und Jetzt.

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Katzen sind ausgeprägte Persönlichkeiten. Sie sind sehr gut darin, ihren Menschen ihre Stimmungen, Wünsche und Bedürfnisse zu vermitteln.
Deshalb würde ich zusätzlich zur Beschreibung der Körpersprache die Stimmungen, Gefühle und Wünsche deutlich benennen.
Die Katze fauchte ärgerlich.
Die Katze pinkelte nach dem Tierarztbesuch rachsüchtig auf das Kopfkissen.
Die Katze bearbeitete das Gesicht des Schläfers ungeduldig mit den Pfoten, damit er endlich aufstünde.
Die Katze drehte sich beleidigt weg, weil man ihr billiges Dosenfutter vorsetzte.
Die Katze stupste auffordernd, um gestreichelt zu werden.

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Katzen sind einfach einmalig :smiley:

Uhhh - ich bin gerade eher dabei, die Anzahl meiner Adjektive deutlich zu reduzieren :wink:

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Grammatik ist nicht mein Fachgebiet, aber ich hätte gedacht, das seien Adverbien, weil sie sich auf Verben beziehen.
Adjektive finde ich aber auch sehr wichtig und nützlich in Romanen.

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Darauf kommt es in diesem Fall nicht an, sondern darum, dass solche Wörter überflüssig sind und daher vermieden werden sollten. Katzen fauchen, weil sie ärgerlich sind oder Angst haben. Ob die Katze ärgerlich ist oder Angst hat, sollte aus der Handlung ersichtlich sein.

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Ich glaube, der Stil, den ihr beide gut findet, ist genau der Stil, den ich nicht gerne lese.
Ich nenne das für mich “drehbuchartig”, wenn nur die Handlung beschrieben wird, nur das, was man als Außenstehender sieht und hört.
“Drehbuchartig” ist für mich ein Grund, ein Buch nicht zu lesen.
Ich erwarte von einem Roman, mich in die Beweggründe und Gefühle hineinzunehmen.
Dass der Leser nicht selbst erraten soll, ob ein Charakter ärgerlich oder ängstlich ist, und warum er wohl etwas tut.

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Genau das ist die Kunst, es so zu schreiben, dass der Leser es weiß, ohne Adjektive und ohne Raten. Überall darauf zu verzichten, ist sicherlich Unfug.

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Ich habe offenbar einen anderen Buchgeschmack als ihr.
Ich lese gerade Georgette Heyer in einer deutschen Übersetzung, die ich sprachlich wunderschön finde.
Zitat: “John erbarmte sich Bens, erlöste ihn von seinen Pflichten und empfahl ihm nur, sein Mittagessen einzunehmen, bevor er davonsprang, um einen Nachmittag voll aufregender Abenteuer mit einigen seiner Kumpane zu verbringen. Da Mrs. Skeffling einen kräftig nach Zwiebeln duftenden Eintopf am Herdrand brodelnd zurückgelassen hatte, hielt Ben es für gut, diesem Rat zu folgen. Er versuchte, den Captain in ein Gespräch zu ziehen, fand ihn aber in geistesabwesender Stimmung. Da sein Vater durch das einfache Mittel energischer Kopfnüsse ihn dazu dressiert hatte, sein Geschwätz keinen unwilligen Ohren aufzudrängen, hörte er sofort zu reden auf, verschlang mit erschreckender Schnelligkeit einen ungeheuren Teller voll Fleisch und entschlüpfte dem Mauthaus, bevor es sich sein Beschützer - wie das die Erwachsenen so tun - anders überlegen und ihn zu irgendeiner lästigen Arbeit heranziehen konnte.”
Es lebe das Adjektiv! :wink:

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Sind es, my mistake, sorry, liege gerade krank im Bett und bin offenbar noch unfitter, als ich dachte.

Das ist es, was ich versuche.

Genau so.

Ob unser Geschmack so unterschiedlich ist, weiß ich gar nicht. Ich bin kein Hardliner; Adjektive und Adverben haben durchaus ihre Berechtigung. Allerdings neigen viele Autoren - auch ich, mea culpa - dazu, zu viele davon zu nutzen, um mit einem einfachen Mittel eine Stimmung zu evozieren, die man vielleicht eleganter hätte heraufbeschwören können.

Ich habe in Deinem Auszug mal unterstrichen, was ich überflüssig finde, und fett markiert, was ich für nötig halte:

  • aufregende Abenteuer: Abenteuer sind an sich schon aufregend
  • kräftig duftenden: Im Prinzip spricht hier nichts gegen die Konstruktion, aber: Entweder etwas riecht kräftig, oder es duftet. Duften ist, jedenfalls nach meinem Sprachverständnis, eine unaufdringliche Angelegenheit, also nicht kräftig.
  • brodelnd: schönes Wort, es trägt für mich hier zur Stimmung bei und schafft ein Bild (von Blubberblasen auf einer Suppenoberfläche), das ich als Leserin bis dahin nicht hatte
  • geistesabwesende Stimmung: Hier aufgrund des Stils nötig und sinnvoll, da es sonst (show, don’t tell) einen weiteren Nebensatz gebraucht hätte, der den Stil brechen würde; etwas wie “doch der sah nicht von seinem Buch auf und wedelte ihn mit einer Handbewegung weg wie eine lästige Fliege” (oha, schon wieder ein Adjektiv), da wäre meines Erachtens der Preis höher als der Gewinn
  • unwillig: Muß hier stehen, Ohren alleine verstehe ich natürlich nicht
  • erschreckende Schnelligkeit, ungeheurer Teller: Die Schnelligkeit steckt schon im “schlang”, also ist das eigentlich überflüssig. Den ungeheuren Teller finde ich persönlich überflüssig; mir hätte hier gereicht: “verschlang einen Teller voll Fleisch”.
  • lästigen: Ich kenne viele, die das streichen würden, finde aber, es charakterisiert Ben und dessen Einstellung zu Arbeit.

Du siehst also, so viel würde ich hier gar nicht streichen (und ich maße mir auch gar nicht an, den Text dadurch zu verbessern), obwohl mir beim Lesen die Adjektive förmlich ins Gesicht springen.
Anders sieht es aus mit fauchenden Katzen, da finde ich “ärgerlich” eine störende Ergänzung: Wenn eine Katze faucht, ist sie eindeutig nicht gut gelaunt, daher unnötig.

Jeder Stilratgeber, der mir bisher irgendwo begegnet ist, sagt: weniger Adjektive! Wenn ich über meine vor zehn Jahren geschriebenen Seiten schaue, sehe ich sofort, warum. Überflüssige Adjektive und Adverbien bereichern einen Text nicht, sie blähen ihn auf. Gerade die intensifying adverbs (“duftete kräftig”) sind für mich da ein gutes, abschreckendes Beispiel. Da halte ich es mit Menschen, die sagen: Bevor ich “langsam gehen” schreibe, lasse ich lieber “schlendern”. Das ist für mich die Suche nach einem treffenden Wort.

Ich will es auch gar nicht umbringen. Ich plädiere nur für einen gezielten, überlegten Gebrauch. In meinen Texten prüfe ich jedes Adjektiv daraufhin, ob es nötig ist, ob es dem Text etwas gibt, das ihm ohne das Adjektiv fehlen würde. Ist das der Fall, bleibt es stehen - wenn nicht, fliegt es raus.

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Ja, mich würde auch nicht im geringsten interessieren, ob die Katze sich schnell oder langsam wegdrehte, laut oder leise fauchte, fest oder zart mit der Pfote schlug. Mich interessieren aber sehr das Gefühl und die Intention, die dahinterstecken.
Wenn mir das hartnäckig vorenthalten wird, ist das Buch für mich “drehbuchartig”, also bei mir unten durch.

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Nö, das war gar nicht so falsch, denn es sind Adjektive – allerdings adverbial verwendet. :smiley:
Siehe zum Beispiel hier: https://deutschegrammatik20.de/2020/02/26/adjektiv-adverb-attribut-was-ist-der-unterschied/

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Genau, die gibt’s ja im Deutschen auch :smiley: Die meinte ich mit den intensifiying adverbs an späterer Stelle - kenne solche Begriffe nur auf Englisch, aus dem Studium. Aus dem Schulunterricht ist bei mir Grammatik-technisch nichts hängengeblieben - “Wie heißt diese Konstruktion?” - “Keine Ahnung, aber sie muß so aussehen.”

Adjektive und Adverbien sind für mich wie Zucker im Kuchen.
Ohne schmeckt’s nicht, aber mit zu viel wird’s ungenießbar.
Da Geschmäcker ja bekanntermaßen verschieden sind, gibt es hier eine große Bandbreite an Gefallen und Nicht-Gefallen.

Ich persönlich reduziere auch den Zucker, so weit ich kann*. Sowohl im Text, als auch im Kuchen. :slight_smile:

Gruß,
Vroni

  • Das heißt nicht, dass ich keinen verwende, aber was für mich zuviel ist, ist zuviel und fliegt raus. Und ich mag keine zuckerübergossenen Teilchen…
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So, mal noch zum eigentlichen Thema:

Meine Drachen sind zwar sehr intelligent, können aber mit den Menschen nicht verbal kommunizieren. Viele ihrer Gesten werden leider von den (noch dummen) Menschen missverstanden. Damit räumt dann mein Held auf, der endlich mal die Birne anschaltet, um die „Tiere“ zu verstehen. Er hat aber auch noch einen Hund, aber der hat nur eine kleine Nebenrolle.

Die Katze ist auch ein sehr beliebtes Tier. Besonders bei AutorInnen. :wink: Leider habe ich eine extreme Katzenallergie und bin deshalb auf den Hund gekommen (und seitdem eine große Hundenärrin).
Bislang habe ich noch keine:thumbsdown: Hund/Katze/Maus als Protagonist in meinen Text eingebaut. Vielleicht weil ich das Thema im Wohlfühl-Filmgenre schon überstrapaziert finde. In den meisten Filmen, in denen Tiere Protagonisten sind, finde ich sie zu sehr vermenschlicht. Aber gut, es kommt natürlich im Wesentlichen darauf an, wie man das Thema umsetzt.

Als Jugendliche habe ich sehr gerne „Wolfsblut“ oder „Der Ruf der Wildnis“ gelesen. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist „Frei wie ein Wolf“ von Avi. Eigentlich wollte ich damit meine Büchermuffel-Jungs zum Lesen bringen. Gelesen hab nur ich es. Aber es ist wirklich schön. Aus der Sicht eines Alaska Malamute. Gibt es noch gebraucht beim Medimops oder ähnlichen Anbietern.

Dragonheart fand ich eigentlich einen tollen Film. Allerdings hat es mich extrem gestört, dass der Drache reden kann, wie ein Mensch. Da hätte mir eine geistige Verbindung oder Ähnliches besser gefallen.

Viele Grüße,
Vroni

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In einem Text habe ich Tiere, die sich untereinander verständigen, miteinander reden können. Die Menschen sprechen miteinander (verstehen tun sich Menschen ja eh oft nicht, unabhängig von der Sprache… ;)).
Keine der beiden Gruppen versteht die andere.
Soll ein Kinderbuch werden, da sieht das wohl anders aus.

PS: Ich mag Adjektive. So ist für mich “erschreckende Schnelligkeit” etwas ganz anderes als “Schnelligkeit”. Ein Schlange schlägt mit erschreckender Schnelligkeit zu. Die Emotion, die mitgeliefert wird, ist intensiver.
Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden.
Gehört in Zukunft ein Warnhinweis auf das Buch “Vorsicht: enthält sehr viele Adjektive!”? :smiley:

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