Was wünscht ihr euch, wenn es um Vampire in Geschichten geht?
Was stört euch, was gefällt euch, was würdet ihr gerne anders sehen?
Ich könnte direkt meine Sichtweise teilen – aber diesmal interessiert mich zuerst eure Meinung.
Ich arbeite selbst an einem Projekt mit diesem Thema (wer hätte es gedacht) und bin gespannt, wie andere Autor*innen an das Thema herangehen.
Vielleicht finde ich hier ja Gleichgesinnte – und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja ein interessanter Austausch.
Jaaaaaa.
Ich spiele gern mit Mythen, mein Vampir ist älter als Vlad Tepec, er wurde von einem Sidhe verwandelt, schon im 8. Jh.
Aber ich liebe zum Beispiel auch die Vampire von Tina Filsack, den in Alyssa Days Atlantisreihe oder in Nora Roberts Buchreihe. Eigentlich ist mir egal, wie man sie erklärt, wichtig sind mir die Charaktere, die sollten nicht so ausgelutscht sein.
Ein Vampir, der ohne Erklärung bei Licht herumwandert, wäre seltsam, einer, der kein Blut trinkt, sollte auch erklärt werden.
Meiner ist zum Beispiel bettelarm und hockt in einer Bruchbude in einer Kleinstadt, meiner Heimatstadt. Und ein Hündchen bricht ihm das nicht schlagende Herz. Ich bin gespannt auf deine Idee.
Vampire generell finde ich sehr interessant. Genauer:
Interview mit einem Vampir: cool
Darcula: cool
TrueBlood: interessant
Vampire Dairies: interessant
Blade: Wesley Snipes ist ein klasse Actiondarsteller, die Story ist doof
Underworld: ähnlich wie blade zu überkandidelt
Die Biss zum … Reihe: grauenvoll, unter anderem, weil im Präsenz übersetzt
Die Anita Blake Reihe: langweilig
Das Vampire the Masquerade Rollenspiel: sehr interessanter Ansatz
Ich schreibe gerade an einer Urban Fantasy Reihe, in der es gegen Vampire geht. Hast du Interesse an näherem Austausch, vielleicht sogar an einem Schreibbuddy?
Hey Rose,
interessanter Austausch ist immer super, leider kann ich hier nur als Leserin mitreden - ich habe noch nie einen Vampirroman oder auch nur eine Kurzgeschichte über Vampire geschrieben. Ich mag Vampirromane sehr gern, als Grusel- und Schauergeschichte.
Am liebsten sind mir daher auch die altmodischen Vampire: traurig, einsam, blutrünstig und bildschön. Die, die im Sonnenlicht zu Staub zerfallen oder elendig verbrennen, Vampire, die man mit Silberkugeln erschießen oder mit einem Pflock ins Herz töten muss. Ich mag es, wenn sie sich mit anderen Geschöpfen der Nacht in Verbindung setzen können, oder sich in Wölfe oder Fledermäuse verwandeln. Mir gefällt es, wenn sie in alten Schlössern leben und in Särgen schlafen. Wenn sie ihre dunklen Wälder heimsuchen, einsame Wanderer überfallen und die Vampire schließlich, getrieben von Gier und Blutdurst, in Dörfer und Städte einfallen.
Mir gefällt die düstere Tragik dieser Geschichten. Die Ewigkeit muss einsam sein.
Edit: Abgesehen von Bram Stokers Dracula, den ich sehr gern und oft gelesen habe, gibt es von George R. R. Martin einen Vampirroman mit dem Titel „Fevre Dream“, den ich phänomenal finde. Ich glaube, das sind bisher meine liebsten Vampirbücher.
Aaaaalso
Ich sehe den Vampir als starkes Symbol der kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Kontraste. Insgesamt differnziere ich zwischen verschiedenen Darstellungen:
Der Byron`sche Vampire, The Satanic Lord (Polidori, The Vampyre)
Die Femme Fatale (Joseph Sheridan LeFanu, Carmilla; Goethe, The Bride of Corinth)
Folklorische Vampire (Montague Summers, The Vampire in Europe)
Die unsichtbare Kraft (Poe, The Prematural Burial)
Das Opfer der Unsterblichkeit/ Suche nach Frieden, Wissen (Rice, Interview with the vampire))
Moderne ruhelose Vampire (Film: near dark, lost boys))
Zombieartige Vampire (Mathewson, I am legend))
Die Nähe von Tod und Sexualität hat Kleist gut beschrieben, wenn er sagt „Kiss and Bite are as one . . . and one who loves with the whole heart might easily mistake the one for the other.“ (ich finde die englische Übersetzung schöner - und da ich angeben will, habe ich sie statt des Orginaltextes zitiert)
Thematisch sehe verschiedene Subebenen neben der Hauptebene der Geschichte.
Die klare Trennung der Lebenden von den (Un)toten: allein, dass er nachts erwacht, wenn die Lebendigen schlafen - es ist quasi das Spiegelbild des menschlichen Lebens in der dämonischen Existenz
Die Umkehr der christlichen Symbolik: Christen trinken beim Abendmahl das Blut Christi, der Vampir invertiert dies quasi als Perversion auf „thou shalt not eat the blood“. Diese Gegenpole finden sich auch in der Angst vor dem Kreuz und dem Weihwasser. Ebenso die Seelenlosigkeit, da die Seele im fehlenden Spiegelbild symbolisiert wird.
Kurz: der Vampir ist ein Gegenpol zu unseren Werten, obwohl er auch ein Teil unseres Begehrens ist. Er kann hier nach den jeweiligen Archetypen verschiedene Ausprägungen haben: nur in der Sonne glitzern kann er nicht. Dafür kommen Autoren in die Hölle.
(Ich hab mich ein wenig mit dem Thema beschäftigt. Wenn Du magst und es aushälst, kann ich gerne noch weiter dozieren. )
Es gibt wohl auch Theorien, die die Entstehung des Vampirmythos’ mit Porphyrien in Verbindung bringen. Das sind Stoffwechselerkrankungen, die je nach Form und Ausprägung bestimmte Symptome hervorrufen. Wer das interessant findet, der kann ja mal googeln. Ich möchte hier nichts fachlich Falsches erzählen und gehe deshalb lieber nicht ins Detail.
So sachlich humorvoll differenziert wie @michel kann ich es nicht beschreiben. Aber auch mir sind sofort unterschiedliche Verarbeitungen des Themas in den Sinn gekommen:
Der kleine Vampir → Kindgerecht
Blade → Action (es ist übrigens eine Comic-Verfilmung und wirkt deshalb auf manche überzogen @CmdrGud)
5 Zimmer Küche Sarg → Satire über eine Vampir WG (allerdings auch ein Film)
Interview mit einem Vampir → Da hat Anne Rice die Latte sehr hoch gelegt
Begierde → Film mit David Bowie, düster mit dem Spiel um Macht und Sex
Wie würde ich Vampire verarbeiten? Hmm, gute Frage. Spontan denke ich, da die Viecher sehr alt werden können, würde ich zwei Zeitlinien wählen. Weniger Historie, mehr Spannung. Vielleicht ein Ermittler, der auf einen Zusammenhang zwischen neuen und während seiner Recherchen immer älteren mysteriösen Todesfälle stößt. Ermittler muss dabei kein Polizist sein. Es könnte auch eine Journalistin oder ein Hobby-Detektiv sein, der zufällig auf erste Zusammenhänge stößt. Ein Bibliothekar wäre auch super. Vielleicht ein Vampir oder eine Art Familie, die ihre Jagdgewohnheiten nicht großartig verändert haben, weshalb der Modus Operandi auffällig ist.
Die Vampire selbst würde ich insgesamt schon so lassen, wie man sie kennt. Lichtscheu ist gesetzt, weil das wohl einer der „realen“ Zusammenhänge ist, der mit der Erfindung der Vampire als Kreaturen der Nacht einhergeht. Ebenso die spitzen und verlängerten Eckzähne. Den Knoblauch würde ich weglassen glaube ich. Obwohl ich auch die Umsetzung des Themas von Roman Polanski gut finde.
In Begierde habe ich seinerzeit eine meiner absoluten Lieblingsbands gefunden. Bauhaus hatte dort einen Gastauftritt. Passend zum Genre natürlich
Ja, das fällt mir auch sehr oft auf. Dann sind die Charaktere so „nichtssagend“ und man vergisst sie beinahe.
Ja, aber dann könnte man andere Mythen/Aberglaube nutzen. Da gibt es ja unglaublich viel.
Gerne. Ich bin leider jemand, der nicht oft schreibt (neben Design-Uni, Minijob, schneidern, modellieren und mal was mit Freunden machen, weil man mal aus dem Haus gehen sollte, gestaltet sich das manchmal etwas „schwierig“. Aber ich komme irgendwie voran XD)
So Bücher/Filme/Serien technisch, empfand ich Dracula ebenfalls gut. Es hatte so seinen ganz persönlichen Stil, fand ich sehr interessant. Meine persönliche Lieblingsserie bleibt Dracula aus 2013. Es hat natürlich hier und da so Fehler oder man hätte es besser machen können, aber die Darstellung, die Atmosphäre und auch die Story liebe ich sehr. Es ist was anderes. Nicht immer die selbe Story.
Dann kommen noch The Strain (1&2 Staffel), Blood & Sinners, Dracula (Netflix), Post Mortem, Day Shift, Blood Red Sky etc.
Bücher sind es weniger (weil ich nicht viele finde): ich mag die Reihe von Deborah Harkness: Die Seelen der Nacht (Band 1 ), von Rio Youers: everdead, von Wolfgang Hohlbein: Dunkel, von Richard Laymon: Die Show und von Dan Wells: Sarg niemals nie
Und Spiele wäre bei mir Vampyr von den Machern von Life is Strange.
Den wollte ich lesen, aber finde ihn nur auf englisch (meine Englischkenntnisse sind zu schlecht dafür )
Aber ich könnte dir „Sarg niemals nie“ empfehlen. Es geht mehr in Richtung Horrorkomödie, aber ich fands echt gut, hat mich aufgeheitert. ^^
Danke! Mal nicht ständig die „Bösen“
Da bist du nicht allein XD. Ich wurde irgendwie zum Lexikon, welches manches vergessen hat, weil es zu lange her ist, aber ja. Ich habe mich auch viel mit dem Aberglaube beschäftigt. Leider komme ich auch nicht mehr davon los ._.
So, was ich problematisch finde, ist dieses „Vampire als Sexobjekt“. Wenn man bei Amazon nach Vampirgeschichten sucht, dann kommen so viele mit Stockholm-Syndromen oder ich-kann-ihn-ändern.
Was mir auch oft auffällt, dass viele aus der Sicht eines Jägers schreiben, der sie hasst oder sich in einen verliebt oder dass sich irgendwelche Clans batteln.
Ich liebe es eher, wenn es psychologischer Horror wird, Eskalationen entstehen, kein typisches Gut und Böse, auch wenn man zurück zu den Wurzeln geht.
Mein Projekt handelt von einer langsam wachsenden Apokalypse, die Menschen gemacht ist. (inspiriert von I am Legend) Es gibt in meiner Story Unterschiede zwischen Strigoi und Vampir. Mein Hauptfokus beim Schreiben liegt auch in „Wie fühlt es sich an verwandelt zu werden?“ oder „Wie fühlt sich der Blutdurst an?“ „Was macht das alles mit einem?“
Ich versuche auch vieles aufzugreifen und sie so realistisch, wie möglich zu gestalten. Es gibt manche Dinge, die lasse ich etwas mystisch/beim Aberglaube (mit einem kleinen modernen Touch) oder andere Sachen, wie das biologische, nah an der Realität.
Ach ja, ich schreibe gerne brutal, hinterlistig und umgehe gerne Happy-Ends. XD Ich liebe Drama.
@Zwenn dass Blade eine Comic-Verfilmung ist, weiß ich natürlich.
Das mit dem Sonnenlicht finde ich auch essenziell wichtig für die Vampire. In meiner Urban Fantasy Welt haben die aber unterschiedliche Stärken und Schwächen. Mache haben das Spiegelbildproblem, andere können Sterbliche beherrschen, manche brauchen eine Einladung, bevor sie ein fremdes Haus betreten können, alle sind stärker und schneller als Menschen, manche können sich in Nebel oder Tiere verwandeln oder durch deren Augen sehen. Es gibt also die volle Bandbreite an überlieferten Fähigkeiten und Einschränkungen, aber keine Daywalker. Und Sonnencreme oder Motorradhelme helfen auch nicht.
Oder, wer es mutig ambitioniert mag, bricht mit dem Genre. Deine Polanski Erwähnung (der jüdische Vampir ist der Kracher) hat mich getriggert: Vampire sind in nahezu jedem Kulturkreis in jeder Epoche zu finden.
Von Adze (Afrika / Ghana) bis Vrykolacos (Griechenland). Unsere Vorstellung ist klar an das Byronsche Bild gebunden/entwickelt. Spannend vielleicht einen Succubus oder Strix (altes Rom) aus dem Grabe zu holen. Übrigens ist in älteren Vorstellungen oftmals keine klare Abtrennung zum Werwolf vorliegend. Mythen entwickeln sich. Beim Vampir ist es mittlerweile ja quasi eine Sozialisierung bin in die Plattenbausiedlung („Let the right on in“).
Interessant, denn das trifft den Kern: es geht oftmals gar nicht um den Vampir, es geht um die Menschen. Hier ebenso: Hauptebene ist die Jugendgeschichte. Bei Dracula übrigens hat der gute alte Graf selber recht wenig Screentime… es wird mehr über ihn, als mit ihm geredet. Wieder geht es um die Charaktere…
(Wow, da hast du ein tolles Thema aufgemacht)
Interessanter Einwurf @michel, mit den anderen Kulturen. Sukkubis wäre auch cool, weil die Kreatur sowohl männlich, wie auch weiblich auftreten kann. Ist aber nix für @Rose, weil das wäre ja das pure Sexding oder zumindest der Einsatz von Verführung.
Hach, was für ein Trigger-Thread. Da habe ich jetzt doch glatt seit langem mal wieder das Lexikon der Monster, Geister und Dämonen, von Norbert Borrmann aus dem Regal geholt
Da bist Du mit der losen Grundanlehnung an Matheson in bester Gesellschaft. Als ich das Buch (I am legend) das erste Mal las hat es mich umgehauen, wie der Titel gleichzeitig die letzte eiskalte Pointe ist.
ja genau. Deswegen die Neuverfilmungen drehen sich mehr um ihn.
Anderes Beispiel: Nosferatu (Neuverfilmung). Da fand ich den Horror sehr interessant. Mal endlich, was anderes. Ich habe leider den Originalen nicht gesehen, aber man sagte, es sei sehr nah dran.
An sich habe ich nichts gegen so Erotik oder Romantik, wenn er gut platziert und nicht das Hauptding ist. Bei Succubus würde das gehen, aber nicht aus der Sicht des Menschen. Man kann es schreiben, aber das sexuelle muss nicht der Fokus sein. Warum nicht die Gier danach? Es benötigt Menschen, um zu überleben. Das wäre doch interessanter… oder nicht?
Ich hatte dabei immer den Film als Vergleich im Kopf.
Und ich finde beide haben eine Daseinsberechtigung.
Ich fand, durch das Buch kam die immer mehr zerfallende Psyche besser zum Hervorscheinen.
jjaaa, es tut mir leid. Ich habe meine Chance verpasst, es im Kino anzuschauen.