Hört ihr euch eigentlich selbst manchmal noch zu? Beim Lamentieren, bei eurer bigotten Empörung und dem Mitschwimmen auf einer Welle, die ja so moralisch einwandfrei ist, dass aber auch nicht der kleinste Makel an einem haften bleiben kann, wenn man es nur laut genug herausposaunt? Da stehen sie mit ihren erhobenen Zeigefingern und schreien Kinderpronografie!
Eine Nummer kleiner habt ihr es nicht? Ihr kommt auf die Idee, diese (im erotischen Sinn) harmlosen Zeilen, die sowieso kaum jemand versteht, mit Lolita zu vergleichen? Ähm, Lolita war so … vielleicht zwölf. Jahre. Alt. Oder jung. Das war ein Kind! Und dieses Kind ist schriftlich missbraucht worden. Das ist verwerflich, wenn es auch möglicherweise damals nicht ganz so verwerflich war wie heute. Jerry Lee Lewis hat eine Dreizehnjährige geheiratet. Und das war echt und nicht nur ein Buch. Aber jetzt nochmal zum Mitschreiben. Wenn irgendein Perverser auf einem Ruhrpottcampingplatz ein fünfjähriges Kind missbraucht, ist das ein Straftatbestand. Schwerer Kindesmissbrauch. Aber ein paar von euch tun gerade so, als wäre das hier so ziemlich dasselbe. Ist es nicht. Und so zu tun, als hätte es etwas miteinander zu tun ist gröbste Verharmlosung widerlicher, krimineller Taten.
Wir sind **nicht **in Amerika! Hier in Deutschland ist Sex mit einer Siebjehnjährigen nicht per se strafbar. Mit einem Siebzehnjährigen übrigens auch nicht. Es kommt nämlich darauf an. Wenn ein Lehrer seine Macht und seine Fürsorgepflicht verletzt, Sex mit ihr hat, das ist strafbar. Nicht vergessen: Siebzehnjährige sind zwar nicht volljährig, aber sie haben bei ihrer Lebensgestaltung ein kleines Wörtchen mitzureden. Freie Persönlichkeitsentfaltung und so Zeuch. Nicht jeder Mann, der darauf einsteigt, ist automatisch kriminell. Ihr guckt eindeutig zu viele Serien aus dem angelsächsischen Raum. Nicht alles, was man sieht oder liest, kann man mit der Situation in Deutschland vergleichen, bei weitem nicht alles. Schon gar nicht, was Recht und Gesetz betrifft. Die werden dort nämlich völlig anders gehandhabt. Und man könnte an der Zahl belegter Häftlingsplätze davon ausgehen, dass das drüben nicht unbedingt besser oder erfolgreicher gehandhabt wird.
Klar muss im Text keine erotische Stimmung aufblitzen. Sie könnte. Man kann auch mal die Kirche im Dorf lassen und nicht gleich Zeter und Mordio schreien, nur weil sie ein Jahr(?), ein Monat(?), einen Tag(?) zu jung ist. Es kann allen heutzutage ja gar nicht queer genug sein. Jeder mit jedem und alle mit niemandem, drüber, drunter, Wechsel, hin und her, vor und zurück. Noch jede (vor dreißig Jahren hätte man Perversität gesagt) Neigung ist heutzutage geradezu ein Fanal gegen das Althergebrachte. Alle haben eine Lobby, nur die Pädophilen komischerweise nicht*. Dabei tut man so, als wäre schwul zu sein okay, pädophil hingegen nicht. Empfiehlt man dem Schwulen, eine Therapie zu machen, wird man gelyncht. Macht man das mit einem, der auf Jugendliche oder Kinder steht, ist es geradezu zwingend. Am besten kastriert man ihn vorher noch. Dabei ist das eine wie das andere eine Neigung, die sich schwer (weg)therapieren lässt.
Abschließend noch etwas Versöhnliches. Man kann ja heute die perversesten Dinge schreiben. Man kann so schreiben, dass es sich liest, als wären Jugendliche im Spiel. Versaut bis zum Gehtnichtmehr. Peinlichste Fantasien irgendwelcher gestörter Schreiberlinge, die ihr Zeug hochladen, bei Amazon (kauft nicht dort), bei BoD, sonstwo. Hauptsache, es steht vorne drin, dass alle Protagonisten 21 Jahre alt sind. Dann ist der Gerechtigkeit genüge getan, egal wie widerlich das ist, was man da geschrieben hat. Weiß der Geier, was sich diese Gestörten dabei denken. Als ob das bei uns eine Rolle spielen würde. Auch bei uns gibt es Recht und Gesetz, aber glücklicherweise geht es da nicht unbedingt um einen Stichtag, sondern immer noch um den gesunden Menschenverstand. Hauptsache es ist nicht so: »Pornografie … als grobe Darstellung des Sexuellen in drastischer Direktheit, die in einer den Sexualtrieb aufstachelnden oder die Geschlechtlichkeit in den Schmutz ziehenden oder lächerlich machenden Weise den Menschen zum bloßen (auswechselbaren) Objekt geschlechtlicher Begierde oder Betätigung jedweder Art degradiert.«
Jesus hätte heutzutage schlechte Karten, die Menschenmenge von einer Steinigung abzuhalten. Auf jeden Fall käme er nicht weit mit seinem Spruch: »Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.« Dass heute viele Leute überhaupt keine Skrupel hätten, Steine zu werfen, kann man in jeder Online-Zeitung mit Kommentarfunktion nachlesen. Jedenfalls täte es vielen Diskussionen gut, wenn man mit etwas mehr Augenmaß urteilen könnte.