Testleser - Alles zum Thema!

Die Frage wäre ja nun, ob die Person einen unbekannten weiteren Witz von dir sofort versteht. Wenn ja, dann hat sie sich vermutlich auf deinen Schreibstiel eingestellt.

Ich muss dir ehrlich sagen (bitte nicht steinigen, mein subjektives Empfinden), dass ich (auch nach mehrmaligem, zeitversetzten Durchlesen) in der Passage auch nichts humorvolles oder witziges entdecken kann. Im Gegenteil empfinde ich eher Bedauern für diesen Mann. Er kann nicht ausleben, was er wirklich will oder fühlt, sondern beschränkt sich dauernd aufgrund eines eingebildeten oder anerzogenen Selbstbildes, wie sich ein verbeamteter Studienrat zu verhalten hat. Selbst als er wirklich mal aus sich herausgeht und Spaß hat, kommt sofort dieses schlechte Gewissen mit der Furcht „Was denken denn die Leute?“. Idealvorstellungen und role models können wunderbare Motivatoren sein, aber auch grausame Meister.

Vielleicht ging es deiner Testleserin ähnlich und du solltest sie zu bestimmten humorvollen Passagen, die sie nicht lustig/humorvoll fand, und dem Kontext, in dem sie präsentiert wurden noch einmal befragen.

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Monate später:
Ich bin gerade völlig durcheinander.
Nach einer extrem langen Testlesephase von 7 Monaten, in denen 3 von 5 Testlesern sich durch das Manuskript gekämpft hatten, habe ich an Silvester eine sechste Testleserin um ihr Feedback gebeten. Sie ist die belesenste Person, die ich kenne (allerdings liest sie weniger Romane, hauptsächlich Biographien und Sachbücher), und hat sogar mal bei einer Fernuni einen Kurs in kreativem Schreiben absolviert.
Sie hat jetzt kaum drei Wochen gebraucht - und ihr gefällt mein Buch!!
Sie hatte erstaunlich wenig Kritik am Inhalt, nur etwa 10 Baustellen, an die ich unbedingt nochmal ran muss, und überhaupt keine Kritik an der Grundstruktur.

Und das, nachdem die erste Testleserin (die nach zwei Monaten als erste durch gewesen war) die gesamte Struktur total ungeeignet fand.

Jetzt hatte ich über 4 Monate lang verzweifelt hin und her überlegt, wie ich das ganze Buch mit einer ganz anderen Struktur am besten neu schreiben soll - und dann gefällt einer Testleserin das Buch!

Ihr Fazit: „Unter Berücksichtigung meiner bisherigen Anmerkungen bin ich der Meinung, du kannst das Buch demnächst mal einem Verlag anbieten. Mir gefällts.
Boah, das hat mich jetzt umgehauen.

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Das freut mich für dich! Konstruktives Feedback dass auch noch so positiv ist tut der Seele und der eigenen Motivation gut- vor allem, wenn man sich so lange den Kopf über sein eigenes Werk zerbrochen hat :slight_smile:

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Deswegen habe ich nur noch eine einzige Testleserin. Und die liest ausschließlich mit der Massgabe: „Verstehe ich, was läuft, nachvollziehbar?“ Denn leider ist es so: 10 Testlesende = 10 unterschiedliche Rückmeldungen … weil 10 unterschiedliche Geschmäcker :smiling_face:

Trotzdem, Corinna, wäre ich an deiner Stelle vorsichtig. Deine 2. Testleserin liest hauptsächlich Stoff, bei dem es nicht auf Spannung und Unterhaltung ankommt.
Sie ist also daran gewöhnt. Ehrlich: Ich hätte diese Person gar nicht in die Auswahl genommen.

Deine erste Testleserin erschien mir eher deine Zielgruppe zu treffen. Ich würde daher ihr mehr Raum einräumen als Testleserin 2.

Wenn ich das nicht richtig analysiert habe, dann empfehle ich eine 3. testlesende Person, die klar zu deiner Zielgruppe gehört.

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Gerade das finde ich besonders wertvoll! Was ist schon eine einzige Meinung? Jede Meinung zählt, das ist klar. Jedoch nur dann, wenn ich Vergleichswerte habe.
Ich picke mir aus den 10 Meinungen heraus, was für mich passt. Bei meinem Neutralistenfundament hatte ich eine Testleserin, der die Geschichte überhaupt gar nicht und noch weniger gefallen hat. Die anderen fanden sie gut. Alle Meinungen zusammen haben erst das Gesamtbild ergeben.

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Und im Endeffekt? Den einen gefällt es, der anderen nicht. Erkenntnisgewinn beim Mitteln? Tendiert eher gegen null. Das ist zumindest meine Erkenntnis daraus. Habe früher auch mit mehr Testlesenden gearbeitet, aber es genau deswegen dann sein lassen.
Wichtig: Ich rate nicht dazu, meine Arbeitsweise zu übernehmen. Das muss jeder für sich entscheiden.

Aber es ist riskant, sich bei nur 2 Testlesenden diejenige rauszuwinken, der mir in den Kram passt und einen lobt. Und das Empfinden hatte ich bei der Ausführung von Corinna.

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Ich mittele ja nicht. Die, der es nicht gefallen hat, hat mehr Fehler entdeckt als hätte es ihr gefallen, nehme ich an. Weil, wenn mir etwas gefällt, stolpere ich über weniger Dinge. Das ist jedenfalls meine Erfahrung, wenn ich auf der anderen Seite bin, also ein Testleser bin.

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Ich hatte bei meiner Testleserin den Eindruck, dass sie über andere Dinge stolpert.
Sie war im Lesefluss und hat sich vor allem an Wiederholungen gestört, die sie aus dem Lesefluss gerissen haben. („Ja, weiß ich doch längst! Aargh, schon wieder dieses Wort!“)
Den beiden Testlesern, die 6-7 Monate für einmal Durchlesen gebraucht haben, sind die Wiederholungen wohl genau so wenig aufgefallen wie mir selbst, wenn ich mal an dieser und mal an jener Szene arbeite.

Wenn man so lange braucht und nichts merkt, verwundert mich das.

Eher deswegen, oder? Wiederholungen fallen m.E. nur im Lesefluss auf.

Wer aber Monate benötigt, um den Text zu lesen, war wohl eher nicht gefesselt von der Story. Könnte ein wichtiger Indiz dafür sein, die Spannungsbögen zu erhöhen und die Konflikte zu schärfen.

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Ich hab auch schon 5 Testleser = 7 verschiedene Meinungen erlebt ;).

Deswegen meine ich, wenn man nur danach geht, ob es den Testlesern gefällt, wird man nie fertig, weil man es eh niemals allen recht machen kann.
Die wichtigsten Punkte sind für mich:

  • blickt man überall durch,
  • ist es spannend genug, dass man weiterlesen möchte,
  • hakt es irgendwo mit der Logik.

Alles andere kann man abfragen, muss aber nicht.
Mein Buch muss in erster Linie mir gefallen, die Testleser sollen mir sagen, ob die Umsetzung funktioniert und es so ankommt, wie ich mir das gedacht habe. Deswegen habe ich auch gerne Testleser, die das betreffende Genre mögen und sich, wenn ich Glück habe, damit auch gut auskennen.

Genau das denke ich auch. Wenn es jemandem gefällt, der eigentlich mit dem Genre gar nichts anfangen kann, während andere, die es gerne lesen, mehr kritisieren, würde ich ins Grübeln kommen.

Witzig, das geht mir genau andersrum. Wenn mir etwas gefällt und ich mich in einer Story ‚wohlfühle‘, fallen mir Ungereimtheiten viel eher auf, weil sie dann viel mehr stören.

Ganz vergessen zu sagen: Das finde ich ein sehr schlüssiges Argument. Wenn jemand Monate für mein Buch braucht, ist es wohl nicht so unbedingt ein Pageturner ;).

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Ich habe vor Kurzem einen Roman testgelesen in einem Genre, mit dem ich nichts anfangen kann. Ich traue mir dennoch zu, der Logik dieser Geschichte folgen zu können oder eben auch nicht. Desweiteren glaube ich, verlässlich sagen zu können, ob stilistisch gut und flüssig erzählt worden ist.

Stimmt, aber wenn du, wie hier in Corinnas Fall, einen Testleser hast, der fast nur Sachbücher liest, wirds schwierig, wenn der dann Belletristik beurteilen soll.

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Danke, das ist ein guter Denkansatz. Über die Genre-Vorlieben meiner Testleser werde ich nochmal nachdenken, vielleicht auch alle mal gezielt danach fragen.
Ich denke, von den 6 Testlesern dieser Testleserunde waren es die beiden, die gern Liebesromane lesen, die mein Buch nicht mochten bzw. (noch) nicht zuende gelesen haben, und viermal „Ich-lese-eigentlich-keine-Liebesromane“, die das Buch nicht zu umfangreich oder zu kompliziert fanden, deren Urteil okay (3x) bis gut (1x) lautete und die meine „glaubhaften Charaktere“ gelobt haben.

(Da die Liebesgeschichte eigentlich nur untergeordnet ist, muss ich die Genrebezeichnung meines Buches vielleicht einfach nur von „christlicher Liebesroman“ auf „christlicher Roman“ umbenennen. :upside_down_face: :wink:)

Jetzt kann ich mir gar nichts mehr darunter vorstellen. Christlicher Roman? Darf der nicht unterhaltsam im klassischem Sinne sein? Keine Heldenreise? Oder ähnliches, was Spannung erzeugt … eben so etwas wie eine Liebesgeschichte?

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Der letzte Satz von mir hatte einen Zwinkersmiley. Damit wollte ich ausdrücken, dass der Satz witzig gemeint war und nicht ganz ernst zu nehmen ist.

Das Genre „Christlicher Roman“ ist weit gefasst, das geht von Kinderbuch bis Krimi und Thriller.