Nur sprechenden Autoren kann geholfen werden.
Hast du einfach mal direkt danach gefragt? Vielleicht wollte sich keine der beiden aufdrängen?
Ja. Ich hatte zum Manuskript schon ein kleines Begleitschreiben beigelegt, dass ich für jede zusätzliche Idee, vor allem für meine weibliche Hauptfigur, sehr dankbar wäre. Und habe am Ende auch ganz klar gefragt: „Möchtest du nicht bitte, bitte, Co-Autorin werden und meiner Protagonistin Leben und Persönlichkeit einhauchen?“ Die Antwort war ein Nein.
Vielleicht könntest du in dich gehen und eine Person, die dir besonders am Herzen liegt, analysieren, ihre Charaktereigenschaften aufschreiben und daraus selbst eine Idee entwickeln. Denk an die bezaubernde Jeanny. Was macht sie so liebenswert? Warum ist sie dennoch eine unerträgliche Nervensäge und warum verzeiht Tony Nelson ihr immer und immer wieder die Scherereien, die sie verursacht? Suche nach ihren Eigenschaften, finde sie und schmücke sie aus.
Und die Moral von der Geschicht’:
Brauchst du einen Co-Autor,
hilft der Testleser dir nicht.
Aber die lieben Forianer helfen dir. Ich verstehe sowieso nicht, wieso du ausgerechnet Testleser als Co-Autoren „verhaften“ wolltest. Die Aufgabe hättest du anders bewerben müssen. Testleser sind Testleser, nicht mehr und nicht weniger. Eine Küchenhilfe ist ja auch kein Sous-Chef.
Es ist schon Jahre her, mein erster Versuch. Heute würde ich es als ein gutes Manuskript bezeichnen. Es war natürlich nicht der Bestseller, zumal ich es nicht an die große Glocke hing. Dennoch, nur im engsten Kreis verliehen, zog meine autobiographische Geschichte ihre Kreis, und manchmal erzählten mir kaum bekannte Menschen ihre Kindheitsgeschichte. Leute die vielleicht zuvor noch nie darüber gesprochen hatten. Meine Erzählung hatte ihnen Mut gemacht. Das ist vielleicht auch eine Bewertung!
Ich würde das Angebot dahingehend erweitern, uns untereinander Klappentexte und Exposees zu schreiben. Mein eigenes zu schreiben, finde ich total schwierig!
Nach 2 Monaten und einer Woche völliger Funkstille habe ich gestern von der ersten meiner fünf Testleser (zweite Testleserunde - erste voll ausgearbeitete Romanfassung nach der Rohfassung) das Manuskript mit Anmerkungen und einen lieben 5-seitigen Begleitbrief bekommen.
Ihr Fazit: Meinen - meiner Zielsetzung und ursprünglichen Ansicht nach - leichten heiteren Roman fand sie total überfordernd und meinen Humor fand sie erst beim dritten und vierten Lesen lustig. (Hut ab, dass sie mein Manuskript viermal durchgelesen hat; sie hat auch geschrieben, dass sie mein Buch ohne ihre Aufgabe als Testleserin gar nicht bis zum Ende durchgelesen hätte.) Immerhin fand sie meine Sprache leicht zu lesen, „nur“ den Inhalt mit meinen 3-4 Handlungssträngen und 120.000 Wörtern viel zu viel und viel zu unübersichtlich.
Ich warte jetzt mal die anderen 4 Testleserurteile ab, bevor ich so richtig weine, aber über zwei Monate Funkstille lassen leider vermuten, dass auch die anderen ihre Aufgabe nicht so leicht finden.
120.000 Wörter sind natürlich schon ein „Brett“. Lass mal den Kopf nicht hängen @_Corinna … geh aber auch nicht damit durch die Wand.
Ich kenne dein Manuskript natürlich nicht, aber ich würde in so einem Fall darüber nachdenken, ob du das Ganze nicht etwas portionierst; auf mehrere Bände aufteilst und damit leichter konsumierbar machst. Deine Geschichte scheint das herzugeben und genug Substanz zu besitzen. Drei bis vier Handlungsstränge können meine Vermutung stützen.
Was meinst du?
Nicht weinen. Freu dich, dass deine Testleserinnen ehrlich und mit Ehrgeiz dabei sind. Dazu sind sie da.
Ich selbst habe neulich zum ersten Mal beim Testlesen aufgegeben. Also nicht ganz. Ich habe das erste Drittel der Probe Buchstabe für Buchstabe umgewälzt und den Rest nur noch überflogen.
Kluge Idee, danke für den Denkanstoß, aber in meinem Fall schwierig bis unmöglich, das aufzuteilen. Der erste Handlungsstrang ist eine 0815-Liebesgeschichte zwischen meinen nur zwei Charakteren. Der zweite Handlungsstrang ist der exotische Urlaubsort, an dem sie sich befinden, der für viele kleine humorvolle Erlebnisse sorgt. Der dritte Handlungsstrang ist die innere Entwicklung meines - etwas exzentrischen - Protagonisten, der vierte Handlungsstrang die innere Entwicklung meiner Protagonistin.
Für den real existierenden, sehr exotischen Urlaubsort musste ich fast ähnlich vorgehen wie ein Autor im Fantasy-Genre, der Weltenbau betreibt, weil ich den Leser in eine ihm völlig fremde Welt einführe.
Das wäre doch ideal für einen Extra-Band.
Okay … dann hat dein Roman auf jeden Fall schon mal eine epische Dimension - das hat natürlich Konsepuenzen; für dich als Autorin ebenso wie für deine Testleser und -leserinnen.
Bleib tapfer!
Ich fürchte, damit muss man leben, wenn man etwas Heiteres schreibt. Humor unterscheidet sich von Person zu Person. Was der eine wahnsinnig witzig findet, erscheint dem anderen albern oder abgedroschen. Ich finde es unglaublich schwierig, etwas wirklich Amüsantes zu schreiben …
Humor ist eine sehr ernste Sache.
Das, was du schilderst, ist nicht zum Weinen, Corinna. Ganz im Gegenteil! Du hast eine erstklassige Testleserin gefunden!!! Eine, die sich wirklich mit deinem Roman auseinandersetzt und handfestes Feedback geben kann. Ein Glücksfall!
Hinsichtlich ihrer Kritik: Dafür sind Testleser und -leserinnen ja da, um dir auf die Sprünge zu helfen. Bei 120.000 Wörter hast du doch ausreichend Raum zum Kürzen. Tolle Situation.
Also: Nicht verzagen und loslegen. Gutes Gelingen!
noch ein Tipp @_Corinna : Was sagt denn die Papyrus-Analyse der Lesbarkeit deines Textes?
Das hat gerade dann, wenn es lustig werden soll, eine enorme Bedeutung.
Ich liege bei Geschichten für erwachsene Leserinnen und Leser so knapp über einen Wert von 70. Wenn ich humorvoll schreibe, muss der Text am Ende mindestens um die 80 pendeln. Das ist mir sehr wichtig.
Um die sprachliche Überarbeitung wollte ich mich erst viel später bei der über-übernächsten Überarbeitungsrunde kümmern.
Wenn ich schon eine halbe Stunde lang an der Sprache und Lesbarkeit einer bestimmten Szene gefeilt hätte, würde es mir jetzt ja nur um so schwerer fallen, diese Szene rauszustreichen. (… und einiges vom Inhalt rausstreichen werde ich ja wohl müssen … )
Momentan bin ich im ersten Kapitel bei roten bis grünen Abschnitten, in den späteren Kapiteln bei gelb bis blau. Sowohl die beiden Testleser der ersten Runde als auch die erste Testleserin der zweiten Runde hatten mir die Rückmeldung gegeben, dass zwar der Inhalt teilweise schwierig sei, die Sprache aber gut zu lesen.
Mein Humor ist vielleicht eher von der sprachlich komplizierteren Art. Beispielsweise, dass mein Protagonist, ein Lehrer, endlich mal etwas aus sich herausgeht und Spaß hat, und dann mittendrin plötzlich denkt: „Gut, dass hier niemand weiß, dass ich ein verbeamteter Studienrat bin; eigentlich hätte ich die Pflicht zu würdigem Verhalten auch außerhalb der Dienstzeit.“
ja, das scheint mir auch so.
Beim vierten Lesen fand die Testleserin meine Witze lustig.