Tanzen Sie?

Ich fand die Geschichte auch spitze und würde mir wünschen, dass es noch so viele mehr gibt. Damit sie vor allem die jüngeren Frauen zu lesen bekommen. Denn grade denen wird in der heutigen Gesellschaft ganz falsche Werte vermittelt. Auch ich kenne viele Frauen, die tagtäglich in die absurdesten Situationen von Männern geraten, weil die denken, dass das Recht auf ihrer Seite ist.
Das Schlimme ist aber, dass sie genauso viel Zuspruch von anderen Frauen erhalten.
Wo ich wieder Pütchen zustimmen muss, warum diese Stutenbissigkeit grade unter Frauen so intensiv ist.
Also vielen Dank für diesen wichtigen Text. :muscle:

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Ich danke, Pauli. Es ist und bleibt auch leider ein sehr wichtiges Thema.
Wie so viele Themen mehr, mit denen sich Menschen das Leben gegenseitig so schwer machen…

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Gut zugegeben, die Frage „tanzen Sie“ ist eher provokant zu verstehen. Oder eine sehr ungeschickte Anmache. Deshalb verstehe ich auch deine Gedanken dazu. Ich für meinen Teil, da ich sehr gerne tanze (eher die klassischen Tänze von Rumba, Tango, Samba bis Paso Doble usw.) würde eher fragen: „Darf ich um einen Tanz bitten, oder würden Sie mit mir tanzen?“ Vorausgesetzt sie legten gerade einen Slow-Walzer „Wath About Us“ auf. Auf die Frage: Tanzen Sie, würde ich entgegnen, nein ich kippe gerade den vierten Jim Beam runter und überlege weitere zwei gleichzeitig zu bestellen. Dann schaue ich etwas tief und benommen ins Glas und sage: „Das ist ja gar nicht Jim Beam“ :slight_smile:

Es war nicht mal eine Aufforderung zum Tanz. Er meinte offensichtlich, ob sie die Tanzeinlage sei, um das Programm aufzulockern. Da war nämlich keine Musik und sie stand neben der Bühne und wartete darauf, ihren Vortrag zu beginnen.

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Ja, habe es eh als Provokation verstanden…

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Hab Deinen Beitrag gerade erst gefunden, beim Herumtummeln hier. Habe ich richtig gerne, neugierig gelesen. Worum geht es, was passiert jetzt? Genau die Fragen provozierst Du, da treibst Du mich als Leserin vor Dir her- gekonnt! Und die Gedanken, die der Jumpsuit-Frau durch den Kopf schießen: das ist uns doch so vertraut. Gut formuliert, kurz und knackig auf den Punkt gebracht. Das Ende ist wunderbar, lässt die Geschichte ironisch leicht ausklingen, stellt den Fragesteller auf entlarvende Art ins rechte Licht. Ich liebe diese Kurzgeschichten, die es in sich haben! Danke!

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Wow! Vielen Dank für dieses tolle Lob :heart:

Sehr schön, der Schreibstil, die geschilderte Szene an sich, hat getragen und ich habe mir den Post zur Gänze durchgelesen. Jetzt sitze ich da auch noch und mache mir Gedanken.

Und welchen wählen von all den Gedanken? Hm, vielleicht folgendes:

Ist der folgende Satz wichtig? „Ich bin Unternehmerin. Ich bin Bestseller-Autorin. Ich besetze anerkannt Wirtschaftsthemen und halte Vorträge.“

Du bist, reicht das nicht?

Würde oder sollte die Protagonistin anders empfinden, wenn sie als Automechanikerin arbeiten würde und sie schlicht der Vortrag als Zuhörerin interessiert hätte?

Ich finde die Fallhöhe wichtig. Sie ist die Hauptrednerin und hat sich diese Position hart erarbeitet. Am Ende will sie die Lorbeeren einfahren und dann fragt sie jemand, ob sie das Unterhaltungsprogramm sei. Es ist aus meiner Sicht sehr wichtig, dass sie den Vortrag nicht besucht, sondern selber hält.

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Hm.

Okay, ich bin schon älter, ein gutes halbes Jahrhundert darf ich hier schon auf der Erde herumspazieren.
Man könnte mir vorwerfen, ich wäre noch vom alten Schlag. Trotzdem möchte ich doch meinen Senf zum Text geben.

Ehrlich? Ich finde die Reaktion der Protagonistin zu überzogen.

Der Herr hat sich vertan, das ist keine Frage. Aber ihm dann sämtliche Bosheiten des Patriarchats anzuhängen finde ich extrem unangemessen. Ich habe auch schon solche Situationen erlebt, habe den entsprechenden Gesprächspartner freundlich und durch die Blume darauf hingewiesen, dass er gerade völlig falsch liegt. Aber solche Dinge, die dann in den Gedanken der Protagonistin herumgeistern, sind mir nie durch den Kopf gegangen. Warum? Was macht es besser, wenn ich eine derart beleidigte Art an den Tag lege? Es hilft mir gar nichts, es schadet nur meinem Inneren.

Ich habe an Rhetorikkursen teilgenommen und dort gelernt, dass man verschiedener Meinung sein kann und sich trotzdem auf Augenhöhe begegnen kann. Man sollte dabei immer darauf achten, dann der andere sein Gesicht wahren kann. Und wenn man angegriffen wird, nicht auf die gleiche Weise reagieren (nur weil einer einen Fehler macht, heißt das nicht, dass man den Fehler auch machen sollte).

Nach meinem Dafürhalten sollte man über diesen Dingen stehen, als beleidigt zurückzufeuern.

Aber gut. Das ist nur meine Sicht, mit der ich mich wahrscheinlich in die Nesseln setze. Aber ich mag einfach lieber ein gutes Miteinander. Und ich kann mich in einer Männerwelt auch ohne diese Gegensprüche behaupten. Hab in einer technischen Uni studiert und habe beruflich mehr männliche als weibliche Arbeitskollegen. Auf Augenhöhe. Und wenn mir einer blöd kommt, prallt das an mir ab oder ich kläre ihn auf. Kommt drauf an, wie wichtig mir der Mensch noch sein wird. Allerdings sind solche Situationen die absoluten Ausnahmen.

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Ich sehe es ganz genau so wie du und habe mich diesmal zurückgehalten, damit ich nicht schon wieder anecke. Vielen Dank für deine Ausführungen.

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Sie hat ihm mit einem Lächeln eine Antwort auf seinem Niveau gegeben. Finde das nicht beleidigt, sondern verständlich.
Ich laufe jedenfalls nicht auf Vorträgen rum und frage Männer, ob sie später noch tanzen werden. Das machen Männer mit Frauen. Also irgendwas mit Patriarchat ist da wohl doch bei. Immer schweigen und höflich aufklären und freundlich über allem stehen hat nix gebracht. 2024 passiert das weiterhin. Da mag ich es sehr, wenn jemand mit Humor schlagfertig kontert.

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Sehe ich ganz genauso…

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Warum hat sie es nötig, auf sein Niveau herunterzugehen?

Es ist weder humorvoll, noch schlagfertig, auch wenn dabei gelächelt wird. Hier greift eher das Sprichwort „Lächeln ist auch eine Art, dem anderen die Zähne zu zeigen.“

Ganz ehrlich kommt es mir eher vor, als ob die zwei Worte des Mannes die Protagonistin dazu veranlasst haben, sich selbst auf eine tiefere Stufe zu stellen, als sie sich fühlt. Er hat das nämlich gar nicht gemacht, ihr nur eine Frage gestellt. Heruntergestuft hat sie sich selbst durch ihre Gedanken und durch die Annahme, dass er sie mit der Frage herunterstufen wollte.
Das ist aber ihre eigene Sicht auf die Situation, seine Absicht kann sie nicht wissen. Hierzu ist vielleicht das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun interessant.

Was für mich hier ankommt, ist nur eine beleidigte, zickige Gegenantwort. Ohne Humor. Und ohne Verve. Vielleicht ist es anders gewollt. Aber durch die vorangestellten Gedanken glaube ich das nicht.

Frau muss sich nicht jede Socke anziehen, die ihr vermeintlich hingehalten wird.

Worte sind wie Geschenke. Ich kann sie annehmen, ich kann sie aber auch beim Gebenden belassen. Und ich muss kein Gegengeschenk machen, wenn ich das andere nicht annehme.

Mehr muss und mehr werde ich auch hier nicht mehr dazu schreiben.

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Fragen zu stellen ist den Männern in der heutigen Zeit offenbar verboten.

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Ob es „nur eine Frage“ ist, ist ja genau der Knackpunkt hier. Das kann man durchaus differenziert sehen. Da bleibt mir nur @Anachronica zu gratulieren, dass sie eine typische Situation, die zu vielen Kontroversen führen kann, hier eingefangen hat.

Tatsächlich provoziert sie auch hier zwischen uns die absolute Standard Diskussion: sollte Frau wissend lächeln und höflich überspielen? Sollte sie mit Humor zurück schießen, scharf und mit Zielfernrohr? Sollte sie zur Rede stellen und fragen, wen er glaubt, vor sich zu haben? Wie sollte frau reagieren? Da bekommt man natürlich je nach Alter, Sozialisation und Erfahrung sehr unterschiedliche Antworten.

Apropos unterschiedlich:

Das ist der Versuch einer humorvollen Antwort TROTZ der wütenden Gedanken. Was lustig ist, mag frau unterschiedlich sehen. Ich habe gelacht, du nicht. Sie hat ihm nicht zickig die Meinung gegeigt und trotzdem wird sie hier zickig genannt. Ich persönlich finde sowas immer schade. Frau kann wirklich außer überlegenem Schweigen - was vielleicht Männer auch kaum beeindruckt - nichts richtig machen. Am Ende ist sie trotzdem zickig.

Ich denke aber nicht, dass wir da aus einer Richtung kommen, deshalb ist das alles auch ok. Wie gesagt, finde ich es besonders gut, dass @Anachronica genau dieses typische Gespräch provoziert hat.

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Danke @Nycon. Du hast es gut zusammengefasst. Und solange sich niemand im Ton vergreift, bin ich sehr froh, dass hier so gegensätzlichen Meinungen Ausdruck gegeben wird. Sie spiegeln ja letztendlich unsere Gesellschaft wider.

Um es noch einmal zuzuspitzen: es geht hier um das gleiche Problem, das leider auch in dieser Bemerkung immer wieder zum Ausdruck gebracht wird: „Selber schuld, was zieht sie sich auch so aufreizend an“, wenn eine Frau vergewaltigt wurde. Das Schlimme daran ist, dass das auch von Frauen so gesagt wird. Es ist aber immer die Schuld des Mannes. Lediglich seine Gründe mögen unterschiedlich sein. Selbstverständlich gibt es Situationen, wo eine Frau einen Mann provoziert und der sich nicht anders als mit Gewalt zu helfen weiß. Das macht es aber weder richtig noch entschuldbar. Höchstens nachvollziehbar. In Grenzen.

Es ist immer noch ein systemisches Problem und eins darf man nicht vergessen: Bis 1992 war die Vergewaltigung auf den erzwungenen Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe beschränkt, eine Vergewaltigung in der Ehe gab es schon rein begrifflich nicht.
Nicht für Jeden sind alle Probleme wichtig, nicht Alle müssen sich mit jedem Problem beschäftigen. Aber Probleme, die uns alle betreffen, müssen in der Öffentlichkeit vorhanden sein.

Darum ist es so wichtig, den Finger auf solche verinnerlichten Abläufe zu legen, sie in Worte zu fassen, zur Diskussion zu stellen. Es sich bewusst zu machen.

Danke euch allen für eure Beiträge.

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Warum fndest du ihre Frage nach seiner Profession beleidigend, seine aber nicht? Es könnte doch, so gesehen, dann eine nette Antwort unter zwei Angestellten sein, oder?

Oh, die sollten noch viel mehr Fragen stellen. Aber andere.

Eine Fragenpolizei etablieren? Du bringst mich da gerade wie auf eine neue Idee für einen Roman.

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