Tägliche Zweifel

Hallo Leute, dachte ich frage mal in die Runde, ob hier Jemand täglich auch mit seinem inneren Ich kämpft, zweifelt, sich aufhängt und betrinkt und denkt alles ist scheisse. Mit dem Gedanken spielt aufzuhören, schreibt, dann wieder aus dem Haus rennt, um bloss nicht zu schreiben. Am nächsten Tag sich an die Maschine setzt und wieder schreibt, seine Schreibe gut findet, an einem anderen Tag nicht, am nächsten einfach alles hasst was auf Papier zu lesen ist. In einer Ambivalenz schwimmt und nicht weiss, ob alles einen Sinn hat, morgens aus der Traumwelt aufwacht und wieder das Schreiben liebt und abends in der depressiven Schriftellerscheisse versinkt. Sich mit der Zwiespältigkeit und dem inneren Kritiker auseinandersetzt, nach ein paar hundert Wörtern wieder denkt „eigentlich ganz ok“?

Oder schreibt ihr einfach und denkt "Alles ist Toll, mein Leben ist Toll und ich bin Toll und das was ich geschrieben habe ist Toll und jeder wird es lieben?

So mal ehrlich schmerzhafte Meinung würde ich gerne hören. PN wenn s weh tut.

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nein, niemand.

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Ich oute mich mal. Ich kann all das, was du durchmachst, unterschreiben. Im Moment sogar ganz extrem… . Gut ich besaufe mich nicht, aber alles andere 100 %. Ich denke, es gibt niemanden der sein Geschreibsel immer gut findet. Ganz im Gegenteil. Ich wundere mich eher, warum Leute mein Geseier durchaus positiv bewerten :sweat_smile:

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Nicht in so heftiger Form, aber dass man sein Geschreibsel heute grandios und morgen selbst für die Tonne noch zu schlecht befindet, kenne ich auch verdammt gut.

Ich besaufe mich zwar auch nicht, dafür kann ich verflucht gut prokrastinieren. Danach gehts meistens wieder und ich schreibe weiter, bis der innere Kritiker, dieser ver**ckte Perfektionist, wieder die Klappe aufreißt und alles zusenft.
Ich wünschte nur, ich würde endlich eine Methode finden, dem dauerhaft eine aufs Maul zu geben!!

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:+1: :rofl: :rofl: Ja, genauso

Beruhigt zu wissen, dass ich nicht alleine in einem dunkel und feuchten Keller mich befinde.

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Ohje, da bist Du echt nicht allein. Ich habe meinen ersten Versuch für einen Roman, der bereits aus etlichen Kapiteln bestand, sogar mal radikal und endgültig gelöscht. Aus reiner Wut und Frustration und weil man „sich den Rotz ja in tausend Jahren nicht durchlesen kann. Scheißdreck!“

Wie gehst Du damit um?

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ganz vergessen zu sagen: Wenn es wirklich heftig zuschlägt, ist es bei mir genau andersrum. Ich habe dann die schlimmsten Zweifel morgens, während es über den Tag meist besser wird und ich abends dann wieder soweit bin, ernsthaft weiter zu schreiben (und es gut zu finden).
Bis zum nächsten Tag, wenn ich mir das dann durchlese und denke, ach du Scheiße, wie konnte ich nur so einen Mist verzapfen …

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Solche Schwankungen kenne ich gar nicht, aber seit über einem Jahr befinde ich mich im stabil und konstant im Kreislauf von feststecken-verschlimmbessern-rückgängigmachen-feststecken. :roll_eyes:

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Ich kenne das nur allzu gut und ich bin froh, dass dafür jemand mal einen Thread dazu eröffnet. Schreiben kann schön und furchtbar zugleich sein und mich plagen ständig Selbstzweifel. Problem bei mir ist der ewige Perfektionismus, der mich ständig korrigieren lässt und teilweise Elemente ändern lässt, die eigentlich zu den Grundfesten des Romans gehören. Es könnte ja immer noch besser gehen, noch kreativer, noch einzigartiger, noch spannender.
Wenn ich mir ansehen, wie viel von dem, was ich schreibe, in der Tonne landet und wie viel Lebenszeit dabei verbrannt wird, kann ich auch manchmal verzweifeln.
Ganz ehrlich, manchmal hilft dann nur eine Schreiberpause bis die Lust von allein wiederkommt.
Oder sich geschaffte Erfolge vor Augen zu führen.
Wenn ich lese, dass es Menschen dort draußen gibt, die mögen, was ich schreibe, ist das eine unglaubliche Motivation.

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OMG, ans löschen habe ich nie gedacht, ich lasse es einfach liegen und lese nicht rein. Wie ich damit umgehe: versuche mich an die funktionierende Routine festzuhalten, aber die Gefühlswelt ist schwer zu kontrollieren, ja ich weiss Disziplin. PS ist ebenfalls mein Debüt, sollte zumindest werden.

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Wir verzapfen alle mal etwas. Meistens versuche ich in den frühen Stunden zu schreiben, denn je tiefer der Tag, desto tiefer die Gedanken.

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Manchmal mag ich das was ich schreibe, aber sehr oft denke ich „es ist zu einfach, ist zu banal, es muss anders klingen“ dann im nächsten Moment denke ich „du schreibst für dich, halt deine Fresse und schreib, geniesse den verfi***ten Ritt“ und mit dieser Schizophrenie muss ich mich täglich abgeben.

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@Corinna, ich denke, du hast so langsam den Punkt erreicht, an dem man sich nur noch um sich selber dreht, dass du deinen Text nicht loslassen kannst und deshalb einfach immer weiter dran herumverbesserst.
Ist bei Autoren auch eine weit verbreitete Macke, und leider ist man auf diese Weise bis zum Sankt Nimmerleinstag mit demselben Text beschäftigt.

Du merkst ja selber, dass das auf die Dauer nicht hinhaut, also musst du irgendwie aus diesem Teufelskreis raus (ja, ich rede mich leicht, dabei kenne ich dieses Problem auch ganz gut).

Du möchtest hier ja keine Leseprobe einstellen, dann biete ich dir mal an, dass du mir die ersten drei Seiten deines Romans per PN rüberschickst, ich mir das anschaue, dir meine (ehrliche und begründete!) Meinung sage und wenn möglich auch Änderungsvorschläge mache.
Meiner Erfahrung nach kann es unheimlich helfen, wenn mal jemand draufschaut, der nicht in das Projekt involviert ist.
Ist nur ein Angebot, ich bin auch nicht beleidigt, wenn du es nicht möchtest.

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Ich kann das alles nachvollziehen.

Nordling (s.o.) sagt: "Schreiben kann schön und furchtbar zugleich sein und mich plagen ständig Selbstzweifel. "

Das mit den ständigen Selbstzweifeln kenne ich, das mit dem „schön“ kenne ich so gut wie nicht. Aber ich WILL Schriftsteller sein, schon seit ich als Kind die ersten Bücher gelesen habe. Es hat mich (leider!) einige ziemlich unfruchtbare Jahrzehnte (!) gekostet, bis ich herausgefunden habe, wie man damit umgehen kann.

Die Lösung für das ganze Dilemma besteht aus einem Wort: TROTZDEM!

Seit ich TROTZDEM schreibe, erreiche ich Leser. Schreiben ist für mich Pflicht, genauso wie es Pflicht ist, in einem normalen Job jeden Morgen zur Arbeit zu erscheinen, auch wenn es einem nicht in den Kram passt.

Seit ich TROTZDEM schreibe, habe ich mehr als 20.000 Exemplare in wenigen Jahren verkauft und es wurden auf Kindle unlimited mehr als 30 Millionen Seiten gelesen, die ich geschrieben habe. Dreißig Millionen!

Es lohnt sich! Einfach weitermachen! Da draußen sind Leute, die deine Bücher lieben werden.

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Genau so mache ich es auch. Liegenlassen. Warten. Wenn es wirklich nichts taugt, kann man Teile daraus oder auch nur die Idee für zukünftige Projekte verwenden.

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Ja. Ich habe einen Persönlichkeitsanteil, der das Schreiben hasst, weil ich nichts von mir preisgeben will. Wenn dieser Anteil versucht, zu schreiben, wirkt alles oberflächlich und schal. Langweilig und schlecht.

Aber ein andere Persönlichkeitsanteil liebt es über alles. Dieser Teil träumt und schreibt ohne sich zu fragen, ob andere ihn dafür verurteilen werden. Dafür ist der sehr tollpatschig in der Außenwelt.

Ich beneide alle Menschen, die es schaffen, ein „Schriftsteller“ zu sein, und diese Persönlichkeit in allen anderen Lebensbereichen zu behalten, ohne dabei sich selbst zu verlieren …

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Ich denke, Schriftsteller haben es da deutlich einfacher als Schauspieler.

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denke nicht, hatte auch dies hinter mir. Die Schauspieler halten sich an das Drehbuch, naja im Staatstheater Karlsruhe mehr oder weniger. Wir Schriftsteller müssen etwas aus dem nichts erschaffen, das ist was ganz anderes.

Ich dachte daran, dass sie deutlich mehr von ihrer Persönlichkeit preisgeben müssen, um einen Charakter glaubwürdig rüberzubringen, ganz unabhängig vom Text.